Freitag, Juni 09, 2006

Thinker To Thinker


Montag, Juni 05, 2006

Die Internationale

In Ayn Rands erstem Roman We the Living (Vom Leben unbesiegt), der in der jungen Sowjetunion kurz nach der Machtergreifung der Kommunisten spielt, kommt der Musik eine große Rolle zu. Rand setzt die Musik ein, um die Emotion einer Szene oder die Emotion der Ereignisse im Leben der Charaktere zu unterstreichen. Häufiger als jedes andere Musikstück wird "Die Internationale" erwähnt, ein Lied, das die Kommunisten nach dem erfolgreichen Umsturz zur offiziellen Hymne der Revolution erklärten, bis Stalin 1941 den Internationalismus auch auf der symbolischen Ebene zu Grabe trug. Ursprünglich kam "Die Internationale" aus Frankreich, wo sie 1871 geschrieben wurde, um die kommunistische Pariser Kommune zu feiern. Die Musik ist von Pierre Degeyter und der Text von Eugene Potlier, einem Mitglied der 1. Internationale. Anläßlich einer Versammlung von Studenten zur Wahl des Studentenrates am Technologischen Institut, wo die kommunistischen Studenten dieses Lied anstimmen, gibt Rand eine längere Beschreibung der Melodie der Internationalen (zitiert nach der deutschen Ausgabe, S. 77):

Zum ersten Mal in Petrograd hörte Kira die Internationale. Sie achtete nicht auf den Text. Der Text sprach von den Verdammten, den Hungrigen, den Sklaven, jenen, die nichts gewesen waren und alles sein würden. Aber in dem wunderbaren Pokal der Musik waren die Worte kein berauschender Wein, kein Entsetzen erregendes Blut, sondern nur graues Spülwasser.
Die Melodie jedoch war wie das Hallen Tausender entschlossen marschierender Füsse, wie Trommeln, die von festen Händen geschlagen wurden, war wie der Marsch der Soldaten, die in der Dämmerung der Schlacht und dem Sieg entgegenziehen. Es war eine Hymne mit der Wucht eines Marsches, ein Marsch mit der Majestät einer Hymne. Es war der Gesang der Soldaten, die geweihte Banner und von Priestern gesegnete Schwerter tragen. Es war ein Lied von der Heiligkeit der Kraft.
Alle hatten sich erhoben, als die Internationale gespielt wurde.
Kira lauschte lächelnd der Musik.
"Das ist das erste Schöne, das ich an der Revolution bemerkt habe", sagte sie zu ihrer Nachbarin.
"Seien sie vorsichtig", flüsterte das junge Mädchen und blickte dabei nervös um sich. "Es könnte Sie jemand hören."
"Wenn all dies vorüber ist", sagte Kira, "wenn die Spuren ihrer Republik von der Geschichte ausgelöscht sind - was für ein herrlicher Trauermarsch wird das dann sein."

Freitag, Juni 02, 2006

Karl Poppers Angriff auf die Wissenschaft

Wer etwas über Karl Popper aus objektivistischer Sicht erfahren möchte, muss beim Ayn Rand Bookstore für sieben CDs zum Thema (Bo Dragsdahl: Karl Popper's Assault on Science) immerhin 76,95 $ bezahlen.
Karl Popper war ein unbedeutender Philosoph, aber ein bedeutender Verbreiter des kantianischen Skeptizismus innerhalb unserer Kultur. In der Pose eines Vertreters der wissenschaftlichen Methode propagierte er eine Philososphie, die im Wesentlichen daraus bestand, dass Induktion ein Mythos ist, dass wissenschaftliche Theorien im Grunde willkürliche Konstrukte sind und dass die Abwesenheit einer Falsifizierung -statt positiver Beweise - der Standard für die Akzeptierung von wissenschaftlichen Schlussfolgerungen ist. Diese Ideen haben einen Ansturm auf die Wissenschaft in der heutigen akdademischen Welt inspiriert, mit Philosophen, die behaupten, dass wissenschaftliche Fakten Produkte einer Interaktion unter Wissenschaftlern ist und dass die wissenschaftliche Erkenntnis ein westliches Vorurteil repräsentiert. In diesem Kursus behandelt Bo Dragsdahl Poppers wesentliche Ideen und und identifiziert ihre Wurzeln bei Kant.

Lesenswert auch der Aufsatz Prüfen Sie Popper von Hardy Bouillon im CNE-Magazin. Bouillon schreibt über Poppers Kapitalismuskritik: "Popper teilte Marxens Missbilligung der sozialen Zustände - nicht aber dessen Vorschlag zu deren Behebung. Popper teilt auch die Auffassung, dass die individuellen Freiheit - die er in Anlehnung an Hegel formale Freiheit nennt-, nicht ausreiche, um ein menschenwürdiges System zu ermöglichen."

Donnerstag, Mai 25, 2006

Egoismus erklärt

Egoismus ist die Art von Moralität, wo Ihre Ziele "das Gute" sind. Das Gegenteil von Egoismus ist Altruismus, wo das Opfer "das Gute" ist. Der Egoismus an sich spezifiziert noch nicht, welche Art von Zielen die Moralität erstreben sollte, nur dass Sie der Nutznießer sein sollten. Zwei Varianten von Egoismus lassen sich unterscheiden: der Hedonismus, wo das sofortige Vergnügen das Ziel ist, und der rationale Egoismus, wo die Förderung Ihres ganzes Lebens das Ziel ist.
Nietzsches Philosophie war auch eine Art Egoismus. Er sagte, dass der Starke den Schwachen unterwerfen sollte. Dies ist kein rationaler Egoismus, denn -wie Ayn Rand darlegte- es gibt keinen Interessenkonflikt zwischen rationalen Menschen. Deshalb ist es nicht wirklich im Interesse des Starken, den Schwachen zu unterwerfen.

Quelle: Importance of Philosophy

Dienstag, Mai 23, 2006

Die zehn besten Filme für Objektivisten

Robert James Bidinotto machte im Jahr 2003 in der Zeitschrift Navigator (später The New Individualist) den Versuch, die zehn, aus objektivistischer Sicht, besten Filme auszuwählen. Aus der Fülle der in Frage kommenden Filme nimmt Bidinotto allerdings SF-, Kriegs-, und Fantasyfilme, ebenso wie Action-Thriller und Sportfilme aus, denn diese Filme zeigen Helden in einem extremen oder künstlichen Kontext. Für den Rest gelten folgende Maßstäbe: "Um es dann auf meine Top-Ten-Liste zu schaffen, muss ein technisch gekonnter Film einen heroische Sichtweise des menschlichen Potentials unmissverständlich befördern und eine oder mehrere der charakteristischen objektivistischen Prämissen zeigen: Rationalität, Produktivität, intellektuelle Unabhängigkeit, Eigeninteresse und Stolz. Ich gab außerdem Bonuspunkte für pro-kapitalistische Filme, weil die in Hollywood sogar noch seltener auftauchen als verständliche Äußerungen bei Ozzy Osbourne."

Folgende Filme setzte Bidinotto dann auf seine Liste (im Klammern die jeweiligen englischen Originaltitel):

1. Eine Frau für zwei Millionen (Cash McCall - 1960)
Mir fällt kein anderer Film ein, in dem Eigeninteresse, "money-making" und das
kapitalistische System so anziehend und unapologetisch präsentiert werden. Und man findet keine bessere Verkörperung des randianischen heroischen Geschäftsmannes als den jungen James Garner in der Titelrolle. Es gibt dort eine verblüffende moralische Reinheit und Unschuld an Cash McCall, und für zwei Stunden können Sie erfahren, wie man in einer objektivistischen Welt leben würde.


2. Ein Mann für jede Jahreszeit (A Man for All Seasons - 1966)
Dieser Film ist die unvergessliche Geschichte eines brillianten, unabhängigen Mannes mit Prinzipien, der nicht von der Stelle weicht, trotz eines enormen sozialen und politischen Drucks.

3. Apollo 13 (Apollo 13 - 1995)
Der eigentliche Held des Films, der jede Szene erhellt, ist die Rationalität. Es ist eine Tugend, die jedes Besatzungsmitglied der Apollo 13 und jedes Mitglied des NASA-Teams zeigt, das verzweifelt versucht, die Männer im Weltraum zu retten. Die Produktion ist makellos, das Drehbuch und das Tempo sind fesselnd, und das Ende ist ein heroischer Triumph des menschlichen Ideenreichtums über das Unglück.

4. October Sky - Eine wahre Geschichte (October Sky - 1999)
Jedes Kind sollte diesen Film gesehen haben. October Sky ist eine wahre Geschichte über den jungen Homer Hickam, einen intelligenten und empfindsamen Jungen, der in Armut und Hoffnungslosigkeit in einer Kohlestadt in West-Virginia lebt, und über sein heroisches Streben, Raketenwissenschaftler zu werden, gegen alle Widerstände.

5. Ninotschka (Ninotchka - 1939)
Ninotschka ist eine entzückende romantische Komödie mit Greta Garbo, die eine verbissene Sowjetagentin spielt, die drei russische Handelsbeauftragte überprüfen soll, die in Paris vom guten Leben verführt wurden.

6. Licht im Dunkel (The Miracle Worker - 1962)
Dies war einer der Lieblingsfilme von Rand, und es ist leicht zu sehen warum. Rand lobte ihn als epistemologischen Film, der den menschlichen Prozess der Aufstiegs über das tierische Niveau durch die Bildung von Begriffen und das eigenständige Denken dramatisiert.

7. Wer den Wind sät (Inherit the Wind - 1960)
Spencer Tracy spielt einen berühmten Strafverteidiger, der einen Lehrer vor Gericht vertritt, der Darwins Theorie der Evolution in einer kleinen Stadt gelehrt hatte, die vom religiösen Fundamentalismus beherrscht wird. Tracy argumentiert deutlich und eloquent für Vernunft und Wissenschaft, gegen die Mächte des blinden Glaubens und Aberglaubens. Es ist eine anschauliche Dramatisierung des Zusammenpralls von grundlegenden Prämissen, außer dass in Tracys Charakter Agnostizismus und Skeptizismus seine ansonsten leidenschaftliche Verteidigung der Vernunft unterhöhlen, besonders am Schluss.

8. Der Flug des Phönix (The Flight of the Phoenix - 1965)
Weniger explizit philosophisch, aber eine mitreißende Konkretisierung der Macht der Rationalität.

9. Menschenraub (Ransom! - 1956)
Ein beinahe unerträglich spannendes Drama über einen erfolgreichen Geschäftsmann, dessen unnachgiebige Unabhängigkeit brutal auf die Probe gestellt wird.

10. 12 Uhr mittags (High Noon - 1952)
High Noon ist der klassische Gary-Cooper-Western über einen Sheriff, der zurückkehrt, um vier bösartigen Killern entgegenzutreten, während seine Braut, seine besten Freunde und die Bürger der Stadt in Furcht erstarren und ihn im Stich lassen.

Sonntag, Mai 21, 2006

Ayn Rand und "das Kollektiv"

Nun ist es sicherlich sehr erfreulich, wenn in einem Buch auf Deutsch ein ganzes Kapitel der Philosophin und Schriftstellerin Ayn Rand gewidmet ist, wie dies in Justin Martins "Alan Greenspan - Eine Biographie" der Fall ist. Das Problem ist allerdings, dass sich Martin in seinem Kapitel "Ayn Rand und das Kollektiv" vorwiegend auf die beiden Bücher "My Years with Ayn Rand" von Nathaniel Branden und Barbara Brandens "The Passion of Ayn Rand" stützt. Er verschlimmert die Tendenz beider Bücher noch dadurch, dass er sich einseitig auf die besonders negativen Äußerungen der beiden Brandens gegenüber Rand und anderen Personen konzentriert und diese für sein Buch ausschlachtet. So schreibt er etwa über Rands musikalischen Vorlieben: "Rand hatte einen ausgesprochen idiosynkratischen Musikgeschmack. Sie liebte die Komponisten Rachmaninoff und Lehar und begeisterte sich besonders für das Volkslied 'My Irish Milly-O'. Beethoven, Wagner und Elvis Presley konnte sie nicht ausstehen." Über Beethoven hat Rand sich durchaus auch öffentlich geäußert, nämlich 1981 im Ford Hall Forum. Dort sagte sie: "Er ist ein großartiger Komponist, aber ich kann ihn nicht ausstehen. Beethoven ist großartig, weil er seine Botschaft so klar macht durch das Mittel der Musik; aber seine Botschaft ist ein übelwollendes Universum: der heroische Kampf des Menschen gegen das Schicksal, und die Niederlage des Menschen." Hier wird sehr deutlich, dass Rand Beethoven aus philosophischen Gründen ablehnte, an seinen technischen Fähigkeiten als Komponist aber keineswegs zweifelte. Und was die Behauptung angeht, dass Rand "selbst in ihren besten Zeiten nicht sonderlich umgänglich" gewesen sein soll, wie Martin schreibt, kann Beethoven durchaus als Maßstab herangezogen werden: "Im Vergleich zu Beethovens sozialem Verhalten war Rand eine Schmusekatze." Dieses Zitat stammt aus dem Buch "The Passion of Ayn Rand Critics" von James V. Valliant, der durch seine Veröffentlichung erheblich an dem Ruf der Bücher der Brandens gekratzt hat, die Martin als Quelle für sein Buch so ausgiebig heranzieht. Hier die Eröffnungspassagen aus dem Kapitel "Ayn Rand und das Kollektiv" von Justin Martin:

"Es hat etwas durchaus Ironisches, dass Greenspan während seiner Ehe mit Joan Mitchell die Objektivisten eher verachtete, und dann, kaum hatten die beiden ihre Ehe gelöst, eine vollkommene Kehrtwendung machte. Nun ließ er diese philosophische Richtung an sich heran. Er begann, Ayn Rand zu bewundern, die Frau hinter dieser Philosophie. Für die nächsten fünfzehn Jahre - von Greenspans Endzwanzigern bis er Anfang vierzig war - spielte der Objektivismus eine große Rolle in seinem Leben. Unzählige Stunden verbrachte er in der Gesellschaft von Ayn Rand und ihrem Kreis. Die viel diskutierte Autorin sollte großen Einfluss auf Greenspan ausüben, in ihrer Bedeutung für sein Leben lag sie irgendwo zwischen Arthur Burns und Greenspans Mutter.
Ayn Rand war eine Frau, an der man nicht vorbeikam. Brilliant, charismatisch, bilderstürmerisch - sie war logisch bis zur Unerbittlichkeit, konnte aber auch verblüffende Temperamentsausbrüche an den Tag legen. Mit großen Werken, die wie Der ewige Quell (The Fountainhead) und Wer ist John Galt? (Atlas Shrugged) zu Klassikern wurden, schuf sich die Schriftstellerin und Philosophin einen weiten Raum für ihre ehrgeizigen Ideen. Sie hatte sich eine der größten Fragen der Geschichte zum Thema gemacht - ob die Autorität letztendlich bei der Gesellschaft oder beim Individuum liegt."

Dienstag, Mai 09, 2006

Die Unmöglichkeit eines Gottesbeweis

Der zentrale Denkfehler sämtlicher "Gottesbeweise" liegt in dem
religiösen Unvermögen, Wissen als hierarchisch und kontextuell zu begreifen. Fast alle Gottesbeweise bedienen sich für ihren Beweis der Logik und der Naturgesetze, um auf die Existenz von Gott zu schließen, lehnen sie jedoch letztendlich wieder ab. Betrachten wir den wohl populärsten Gottesbeweis:
Dem kausalen Gottesbeweis zufolge kann nichts unverursacht existieren (womit man die Geltung des Naturgesetzes von Ursache und Wirkung akzeptiert). Daher müsse es eine "letzte Ursache" - Gott - geben. Auf die Frage nach der Verursachung dieser "letzten Ursache" antworten die Beweisführer jedoch, dass die "letzte Ursache" denknotwendig "unverursacht" sein müsse. Damit erliegen sie einem klassischen Denkfehler, der als "Fallacy of the Stolen Concept" bezeichnet wird; sie missachten den Kontext und betreiben "context dropping". Das Konzept "Verursachung" ist vom übergeordneten Konzept "Logik und Geltung des Naturgesetzes von Ursache und Wirkung" abhängig - es kann nicht davon unabhängig existieren und angewandt werden. Eine Entfremdung des Begriffes aus diesem Kontext ("context dropping") ist methodisch unzulässig. Die Apologeten des Kausal-Beweises benutzen also die Logik, um auf die Existenz Gottes zu schließen und lehnen sie dort angekommen ab. Diese Vorgehensweise macht aber alle zuvor getroffenen Schlussfolgerungen automatisch zunichte, weil diese von der Richtigkeit ihrer Prämissen abhängen. Da Logik die "Kunst der nicht-widersprüchlichen Identifikation" (Ayn Rand) darstellt, kann die Logik nicht einmal bejaht und dann wieder verneint werden, nur weil wir gerade lustig sind oder weil es uns in das Konzept passt.

Leider befassen sich Gläubige nicht mit Logik bzw. stehen notwendigerweise mit ihr auf Kriegsfuß. So behaupten sie einerseits, nicht alles sei mit Logik erklärbar, um andererseits mit der Logik in ihrem Gottesbeweis zu argumentieren - um sie dann wieder abzulehnen, wenn es um die Frage nach der Ursache von "Gott" geht.

Quelle: Freiheit, Isonomie, Privatrechtsgesellschaft

Sonntag, Mai 07, 2006

Kostenkontrolle oder Gerechtigkeit - der Weg des Strafrechts

In der Präambel der amerikanischen Verfassung wird der zentrale Zweck des Staates mit den Worten beschrieben, dass "die Gerechtigkeit zu verwirklichen" und "die Ruhe im Innern zu sichern" sei. Dabei ist die Reihenfolge natürlich nicht beliebig, denn dass "Ruhe im Innern" die Folge der Verwirklichung von Gerechtigkeit ist, liegt auf der Hand, aber "Ruhe im Innern" allein verwirklicht noch keine Gerechtigkeit.

Gerechtigkeit in Bezug auf die Bekämpfung der Kriminalität erfordert als Basis der Strafjustiz das Prinzip der Retribution, d. h. der proportionalen Bestrafung des Übeltäters. Dies ist etwas völlig anderes als eine Rachejustiz, denn in diesem System ist es gerade nicht zulässig, dass private Rache, die unangemessen sein kann, gegen Täter verübt werden kann. Proportial ist eine Strafe dann, wenn das Gesetz den Grad der Schädigung anerkennt und entsprechend reagiert wird. Ein Vorgehen im Sinne eines "Auge um Auge, Zahn um Zahn" muss natürlich nicht vorliegen, d. h. eine Orientierung an der Art des Verbrechens.

Als ungerecht müssen hingegen System verworfen werden, die auf utilitaristischen Überlegungen beruhen, d.h. die allgemein eine niedrigere Kriminalitätsrate für die gesamte Gesellschaft anstreben oder andere Zielvorstellungen haben, die einer möglichst großen Zahl an Menschen einen möglichst großen Nutzen bringen sollen. Derartige Gedankensystem verbergen sich hinter Schlagworten wie "Prävention", "Rehabilitierung" oder auch "Restitution". Ein Strafrecht, welches auf dem Gedanken der Restitution basiert, findet besondere Unterstützung in anarchistischen (anarcho-kapitalistischen, markt-anarchistischen) Kreisen. Dass das Ziel eines solchen Systems nicht Gerechtigkeit ist, macht der Aufsatz "Criminals owe debt to victims, not society" von Wendy McElroy, deutlich. Sehr bezeichnend an diesem Aufsatz ist die Tatsache, dass in diesem Aufsatz das Wort "Gerechtigkeit" (justice) als Ziel ihres Rechtssystems nur ein einziges Mal vorkommt, häufig aber Begriffe wie "Steuerzahler" oder "Kosten". Und sie sagt nie, dass sie erwartet, dass ihr System zu einer Verminderung der Kriminalität beitragen könnte.

Bereits in den ersten Sätze macht die Autorin deutlich, dass es ihr in erster Linie um "Kostenkontrolle" geht, wenn sie auf die Zahl von 2 033 331 Strafgefangenen hinweist (Stand: 31.12.2002) und auf die damit verbundene, und weiter wachsende, Belastung der Steuerzahler.
Ihre Lösung fasst sie in dem Wort "Restitution" zusammen, oder in zwei zusammengesetzten Wörtern: "Opferrechte." Bedauerlicherweise hat das eine recht wenig mit dem anderen zu tun, was im folgenden Gegenstand der Untersuchung sein soll. Denn wie wäre es zum Beispiel, wenn der Ehepartner eines Mordopfers keine "Restitution" von dem Täter fordert, d. h. eine finanzielle Entschädigung, sondern den Kopf des Mörders - also seine Exekution, und damit seinem "Opferrecht" genüge getan sieht? McElroy unterstellt, dass Opfer ausschließlich oder primär daran interessiert sind, eine finanzielle Entschädigung zu erhalten, während der Staat (= die Gesellschaft) ein Interesse an Bestrafung, Unschädlichmachung und Abschreckung habe. Tatsächlich stellen aber reale Opfer von Straftaten fast immer die Forderung, dass der Täter angemessen bestraft wird, und besonders die Opfer schwerer Straftaten befürchten weitere Opfer, wenn die Täter nicht unschädlich gemacht wird. Wer auf die Opfer von Verbrechen hört, weiß, wie Ilana Mercer schreibt, dass die Formulierungen, die die Anarcho-Kapitalisten vorbringen, "zu den Anforderungen der Theorie passen, nicht der Menschlichkeit."

Gerade bei besonders schwerwiegenden Verbrechen ist eine "Wiedergutmachung" oder ein "Ersatz" schier unmöglich, denn ein Opfer könnte einen Angriff nicht überlebt haben und somit als Nutznießer einer Restitution gar nicht mehr zur Verfügung stehen oder völlig traumatisiert sein, was ein normales Leben für die Zukunft ausschließt. Zweitens tritt das Problem auf, dass das Ausmaß der Restitution strittig sein könnte, was die Befürworter eines solchen Systems auch offen einräumen. Durch Mediatoren sollen solche Streitfälle geschlichtet werden, wobei diese Institutionen sich allerdings nicht von dem von den Anarchisten verabscheuten staatlichen Justizsystem unterscheiden, da sie durch Zwang Regelungen verbindlich machen sollen.

Die Kosten, die die Täter zu tragen haben, umfassen nicht nur die direkten Zahlungen an das Opfer oder seine Hinterbliebenen, sondern auch die Gerichtskosten und die Kosten für eine mögliche zwangsweise Eintreibung der Entschädigungen. Dies listet Wendy McElroy auch auf. Nicht vergessen werden sollten allerdings auch die Kosten für die Ergreifung des Täters, die im Einzelfall in die Millionen gehen könnten. Welcher Straftäter, bei deren bekanntermaßen geringen Neigung zu einer normalen, produktiven Tätigkeit , wäre in der Lage , diese Kosten im Laufe seines Lebens zu bezahlen? Wie Robert James Bidinotto feststellt, ist die Vorstellung, dass dies ausgerechnet die unproduktivsten Mitglieder der Gesellschaft leisten können und wollen, jenseits jeder Realität: "Kriminelle sind notorisch unproduktiv, während sie einen horrenden Schaden anrichten. Von ihnen zu erwarten, dass sie in der Lage wären, die Opfer zu entschädigen, ist einfach absurd."

Am besten könnte ein Täter die Restitution natürlich erarbeiten, wenn er sich in Freiheit befände, und damit die Kosten für die Inhaftierung entfallen würden und die Organisation der Erwerbstätigkeit erleichert würde. Dass dies für die meisten Opfer schwerer Straftaten eine provozierende Ungerechtigkeit darstellen dürfte, scheint McElroy nicht ins Kalkül zu ziehen, denn trotz ihrer betont individualistischen Argumentation ("Die realen Opfer verdienen es, im Fokus des Rechts zu stehen."), ist ihr zentrales Ziel die geringstmögliche Belastung des Steuerzahlers. Bei den direkten Zahlungen an die Hinterbliebenen eines Mordopfers nennt McElroy Zahlungen für Lebensmittel, die Hypothek oder das Schuldgeld, die vom Täter zu tragen wären. Sollten derartigen Kosten aufgrund des sozialen Milieus, in dem das Opfer lebt -bei Obdachlosen besonders auffällig-, gar nicht anfallen, wäre der Täter entsprechend entlastet. Es könnte sich allerdings auch ganz einfach um eine entsprechend vermögende Person handeln, für die derartigen Kompensationen keine schwerwiegende Bürde darstellen würden. Oder umgekehrt: Welch eine Gerechtigkeit könnte eine millionenschweres Ehepaar darin erblicken, wenn ihm ein Gericht eine Entschädigung für ihr ermordetes Kind zuspricht, die ein Mann erarbeiten soll, der bisher durch die Abstinenz von jedweder produktiven Tätigkeit auffiel.

Nur in extrem seltenen Fällen, bei gewaltätigen Wiederholungstätern, befürwortet McElroy eine dauerhafte Inhaftierung. Aber auch hier ist ihre Wortwahl verräterisch. Sie spricht von einer "präventiven Inhaftierung", d. h. eine Haft, die weitere Straftaten in der Zukunft verhindern soll, aber nicht eine, die eine gerechte, verdiente Strafe für bereits begangene Taten darstellt. Die Verhängung einer Restitution setzt natürlich voraus, dass der Täter überhaupt gefaßt wird und abgeurteilt werden kann. Die Frage ist allerdings, wer dies in einem durch private Unternehmen gestalteten Rechtssystem leisten soll. Gerade das Beispiel einer Mordserie an Obdachlosen macht das Problem eines profitorientierten Rechtssystemes schlaglichartig deutlich. Welches profitorientierte Unternehmen sollte ein Interesse daran haben, Millionen für die Ergreifung und Verurteilung und spätere Überwachung eines Täters auszugeben, der mittellose Personen ermordet hat? Dies wäre ökonomisch sinnlos, weil Retribution kein ökonomisches Gut ist. Dafür ist eine Institution erforderlich, die nicht dadurch begrenzt ist, dass ein Profit realisiert werden muss. In anderen Worten, ein Staat.

Ilana Mercers Resümee über das alternative System der Restitution läßt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig: "Dadurch, dass sie eine proportionale Bestrafung verwerfen zugunsten einer üblicherweise unverhältnismäßig armseligen 'Restitution', befürworten Liberal-Anarchisten eine systematische Ungerechtigkeit."

Literatur:
Robert James Bidinotto: The goal of law: justice or "utility"?
Ilana Mercer: The criminal's theoretical enables
Wendy McElroy: Criminals owe debt to victims, not society

Sonntag, April 30, 2006

Roy Childs anarchistische Illusionen

Der 1992 verstorbene Roy A. Childs schrieb 1969 einen offenen Brief an Ayn Rand, durch den er sie zum Anarcho-Kapitalismus bekehren wollte. Rand reagierte wenig amüsiert und kündigte Childs dessen Abonnement der von ihr herausgegebenen Zeitschrift The Objectivist. Der offenen Brief von Childs ist sehr bekannt geworden und findet sich heute auch noch auf vielen Seiten im Internet, so zum Beispiel bei lewrockwell.com. Weniger bekannt ist, dass sich Childs im Laufe der achtziger Jahre vom Anarchismus löste. Wann und warum genau, ist nicht bekannt. Capitalism forever macht in einer Diskussion auf objevtivismonline.com auf die Prämisse der Anarcho-Kapitalisten aufmerksam: Alle Menschen könnten in "Harmonie" leben, wenn nur nicht der schädliche Einfluss des Staates wäre. Sie ersetzen einfach die Vorstellung des schädlichen Geldes, welches auf der Linken vorherrscht, durch die Vorstellung des schädlichen Staates, der für alle Übel der Welt verantwortlich sein soll.

Mittwoch, April 26, 2006

Platten für die Insel

Der amerikanische Maler Michael Newberry hat für RebirthofReason.com seine Lieblingsplatten für eine einsame Insel zusammengestellt (Interview mit Michael Newberry). Sein absoluter Favorit wäre Giacomo Puccinis (Foto) Turandot, dirigiert von Mehta, mit den Solisten Sutherland, Caballe und Pavarotti. Eine nette Geschichte dazu hat Newberry von Michael Berliner gehört. Als Freunde Ayn Rand in die New Yorker MET zu Puccinis La Boheme einluden, fürchten sie Rands Gewohnheit, hörbare Kritik, meistens nicht wohlwollend, zu äußern. Aber Rand zeigte sich begeistert: "Wer die Musik von Puccini nicht fühlt, muss tot sein."

Dienstag, April 25, 2006

Kultur und Politik

Matt Ballin weist auf seinem Blog Minority of One (wird mittlerweile nicht mehr akualisiert) die Vorstellung zurück, dass die Politik ein primärer Faktor sei. Die Politik erwachse aus der Kultur und Philosophie, nicht die Kultur aus der Politik. Die Kultur sei immer der primäre Faktor: "Die Freiheit kann sich nicht erheben aus einem Sumpf von Irrationalität. Es gibt keine Abkürzung." Aber Ballin hält es auch für falsch, die gegenteilige Auffassung dogmatisch zu vertreten, dass die Politik die Kultur überhaupt nicht beeinflussen könne. Der Autor nimmt Bezug auf das Beispiel des vom Saddam-Regime befreiten Irak, wo durch die neue Meinungsfreiheit die Möglichkeit bestehe, andere ohne Angst vor Verfolgung zu überzeugen: "Bestenfalls könnte dies langfristig zu einer massiven Verbesserung der irakischen Kultur führen, wie es in Japan nach der Okkupation nach dem Ende des 2. Weltkrieges passiert ist." Solch ein Einfluss der Politik auf die Kultur sei aber nur möglich, wenn eine Nation zur "Freiheit gezwungen" werde durch eine freiere und mächtigere Nation als sie selbst sei. In einer relativ freien Nation wie den USA lasse sich dieses Prinzip aber nicht anwenden: "Die Voraussetzungen für einen rationalen Diskurs existieren hier bereits. Ferner gibt es keine externe Macht, die in der Lage ist, Verbesserungen unseres politischen Systems durchzusetzen. Diese müssen aus einer internen Veränderung resultieren - besonders durch eine Veränderung der philosophischen Ideen, die unsere Kultur dominieren."

Montag, April 24, 2006

Kant kann es nicht

Lindsay Perigo (Foto) sieht in dem Konflikt zwischen Platon und Aristoteles den realen Konflikt in der Geschichte der Philosophie. Im Objektivismus sieht Perigo "Aristoteles ohne den Makel von Platon." Die philosophische Position von Aristotels beschreibt Perigo folgendermaßen: "Aristoteles lehrte, dass die wahre Realität diejenige ist, die wir wahrnehmen, dass die Vernunft das Mittel ist, mit dem wir sie begreifen, und dass jeder von uns die Vernunft nutzen sollte im Streben nach seinem eigenen Leben und seinem Glück." Obwohl Perigo im Objektivismus einen neuen, verbesserten Aristoteles sieht, gebe es keine Garantie, dass Aristoteles dieses Mal in dieser neuen Verkörperung obsiegen werde. Aber wenigstens gebe es durch den Objektivismus eine sichere Grundlage für Freiheit und Vernunft, die Kant nicht liefern könne. Zwar schreibt Perigo, dass Kant durch seine Philosophie signifikant zu dem Kollaps der gegenwärtigen Philosophie in einen "rücksichtslosen Subjektivismus und Nihilismus" beigetragen habe, aber andererseits sieht er auch einen "verschlungenen Hokuspokus" bei Kant, dem schwer überhaupt Sinn abzuringen sei. Außerdem sieht Perigo bei Kant zumindest eine "schwache Begründung" für politische Freiheit. Es ist sicherlich unbestreitbar, dass mit Kant keine Gegenposition zu Platon aufgebaut werden kann, aber Perigos Verdammung von Kant ist durchaus schwächer als bei Rand selbst.

Sonntag, April 23, 2006

Ideen haben Konsequenzen

Es dürfte bekannt sein, dass Ayn Rand eine ausgesprochen negative Meinung über Immanuel Kant hatte, ja man könnte sogar sagen, eine unvergleichlich negative Meinung: "Immanuel Kant ist der böseste Mensch in der Geschichte der Menschheit." Und an anderer Stelle: "Es ist kein Zufall, dass Eichmann Kantianer war." Aber Kant war kein Hitler oder Stalin, sondern nur ein friedlicher Philosoph in der friedlichen Stadt Königsberg. Wie konnte er einen so schlimmen Einfluss haben? David Biddle beschäftigt sich in seinem Buch "Loving Life - The Morality of Self-Interest and the Facts that Support It" auch mit Kant, den er als den Vater des gesellschaftlichen Subjektivismus bezeichnet, aber eine vergleichbar negative Äußerung macht er nur über den schottischen Philosophen David Hume. Hume äußerte explizit seinen Hass auf die Vernunft, wie er explizit seine Liebe für die Gefühle äußerte: "Vernunft ist, und sollte nur der Sklave der Leidenschaften sein, (...)."

Hume, schreibt Biddle, war aber kein manischer Massenmörder, sondern ein friedlicher Philosoph, der Legionen von anderen Philosophen lehrte, dass moralische Prinzipien nicht aus den Fakten der Realität abgeleitet werden können. Welchen Schaden konnte er anrichten? Biddle:
"Nun, Ideen haben Konsequenzen. Und Humes Ideen haben ihren Weg gefunden aus den Köpfen der Elfenbein-Philosophen in die Köpfe der gewöhnlichen Leute. Sie haben sogar ihren Weg gefunden in die Köpfe der Kinder. Erinnern Sie sich, wer dies sagte: "Das Gesetz bin ich, wenn dir das nicht gefällt, dann stirbst du. Wenn ich dich nicht mag oder ich nicht tun möchte, was du mir sagst, dann stirbst du." Es war Eric Harris vom Columbine-Massaker. Ist es ein Wunder, welche Ideen in seinen Kopf kamen? Wie weit ist seine Philosophie von dieser entfernt: "Es widerspricht der Vernunft nicht, wenn ich die Zerstörung der ganzen Welt einem Kratzer an meinem Finger vorziehe."

Donnerstag, April 20, 2006

Der Oberste Gerichtshof verteidigt den Amerikanismus

Der Oberste Gerichtshof der USA hatte im Jahr 2003 in einer 6:3 Entscheidung das Sodomie-Gesetz des Bundesstaates Texas, welches homosexuellen Sex unter Strafe stellt, für verfassungswidrig erklärt. Richter Antonin Scalia, der die Minderheitsmeinung vertrat, sprach seinerzeit von einem "kulturellen Krieg", in dem sich die Mehrheit des Gerichts auf die Seite der Homosexualität geschlagen habe. Die konservativen Gegner dieses Urteils argumentierten unter anderem auch mit den Rechten der Bundesstaaten, die derartige Gesetze durch Mehrheitsbeschlüsse verabschiedet hätten.
Der objektivistische Wissenschaftler Dr. Harry Binswanger erklärte in einem Leserbrief an The New York Sun, warum dieses Argument falsch ist:
"Scalia schreibt in seiner abweichenden Stellungnahme in der Sodomie-Entscheidung: 'Es ist eine Prämisse unseres Systems, dass diese Urteile vom Volk gemacht werden und nicht von einer Regierungskaste auferlegt werden.'
"Klingt so, als wolle er einen aufdringlichen Staat aus dem Leben der Menschen heraushalten,
nicht wahr? Aber sehen wir uns an welchen Schalter er gedrückt hat: die 'Urteile', die er schützen möchte sind die Gesetze, die im Parlament des Staates Texas verabschiedet wurden -Gesetze, die Menschen für ein Verhalten verhaften lassen, dass -was immer man darüber denkt- eindeutig im Rahmen ihrer Rechte liegt. Die 'aufdringliche Regierungskaste' ist das Parlament von Texas, welchem der Oberste Gerichtshof zu Recht gesagt hat: Hört auf, Leute zu verhaften für private, friedliche, einvernehmliche Aktivitäten."
"Ja, ich bin sicher, dass das texanische Gesetz den Willen der Mehrheit der Texaner wiederspiegelt. Na und? Die Sklaverei präsentierte den Willen der Mehrheit im Süden vor dem Bürgerkrieg. Hitlers Reich reflektierte den Willen der Mehrheit der Deutschen in der Nazi-Ära."
"Unbegrenzte Mehrheitsherrschaft ist eine Form des Etatismus, nicht Amerikanismus. (...) Ein Recht ist ein individueller Schutz gegen den Willen jedes Kollektivs, egal ob dieses Kollektiv 'the State', 'the people' oder 'Das Volk' (Anmerkung: Deutsch im Original) genannt wird."

Mittwoch, April 19, 2006

Mit dem Wettbewerbsrecht gegen den Kapitalismus

Die Vorstellung -Ayn Rand sprach von einem "sozialistischem Denkfehler"-, dass eine freie Marktwirtschaft unvermeidlich zu Monopolen führt und nur das staatliche Wettbewerbsrecht dies verhindern könne, ist weit verbreitet, aber gleichwohl einer der schlimmsten Irrtümer auf dem Gebiet der Ökonomie. Tatsächlich ist das direkte Gegenteil richtig. Nicht freie Märkte produzieren Monopole oder richtiger Zwangsmonopole, sondern die staatliche Gesetzgebung. Dies ist die einzige Möglichkeit, wie der Zugang zu einem bestimmten Markt verhindert werden kann, wie Nathaniel Branden im Jahr 1962 in der Zeitschrift The Objectivist Newsletter schrieb: "Ein Zwangsmonopol ist nicht das Resultat von Laisser-faire. Es ist das Resultat einer Aufhebung von Laisser-faire und der Einführung des gegenteiligen Prinzips - des Prinzips des Etatismus." Bis zur Zulassung von privaten Fernsehsendern in Deutschland vor 20 Jahren gab es ein Monopol für das öffentlich-rechtliche Fernsehen aufgrund von staatlichen Gesetzen und nicht aufgrund von Marktentwicklungen. Auch heute noch sind die öffentlich-rechtlichen Anstalten dem Gesetz von Angebot und Nachfrage entzogen, weil jeder Besitz eines Fernsehgerätes eine Zahlungspflicht an diese Anstalten begründet, der Konsument somit nur durch den Verzicht auf ein Fernsehgerät legalerweise seiner Gebührenpflicht entgehen könnte, was auch die privaten Sender, die er möglicherweise präferiert, in den Ruin treiben würde, denn sie könnten sich nicht mehr durch Werbung refinanzieren. Ein Zwangsmonopol ist nicht nur durch eine Abwesenheit von Konkurrenz gekennzeichnet, sondern auch eine Unmöglichkeit von Konkurrenz. Ein derartiges Monopol auf freien Märkten ist unmöglich. Möglich wäre im Kapitalismus ausschließlich ein unerzwungenes Monopol. Ein Unternehmen allerdings, dass in der Lage wäre, durch überragende Leistungen, und nicht durch staatliche Protektion, alle Kunden an sich zu binden, gäbe keinen Anlass zur Kritik, sondern sollte Gegenstand höchster Wertschätzung sein.

Dienstag, April 18, 2006

Die große Abtreibungsdebatte

Unter dem Titel "An Objectivist Condemnation of Abortion" hat G. Stolyarov II im Jahr 2003 eine heftige Abtreibungsdebatte auf der Site RebirthofReason.com ausgelöst. Stolyravov vertritt die für einen Objektivisten (wenn man ihn denn als solchen bezeichnen will) sicherlich sehr untypische Auffassung, dass es sich bei einem Fötus nicht um einen potenziellen Menschen handelt, sondern um eine "futuristische Gewissheit" wie dies auch bei einem schlafenden Menschen und einem Kind der Fall wäre. Zwar habe ein Fötus kein volitionales Bewusstsein, dies habe ein schlafender Mensch aber auch nicht. Für Stolyarov sind potenzielle Menschen nur solche, die noch gar nicht gezeugt wurden, d. h. deren spezfisches Genom noch nicht feststeht. Da auch der Tod eine "futuristische Gewissheit" für alle Menschen ist und Stolyarov sicherlich lebende Menschen nicht wie Tote behandelt sehen möchte, sieht es sich zu dem Einwurf veranlasst, dass das menschliche Leben der höchste Wert in der objektivistischen Ethik sei und der Tod einen Nicht-Wert darstellt, und dass eben deshalb diese Differenzierung zulässig sei. Er sieht eine Abtreibung als eine Initierung von Gewalt gegen ein "futuristisch gewisses menschliches Wesen" an, was die Person, die diese Gewalt ausübt, zu einem Kriminellen macht. Diese Position hat heftige Gegenstimmen provoziert. Mittlerweile gibt es im Diskussionsforum 127 Stellungnahmen, wobei allerdings Stolyarow mit seiner Argumentation recht allein auf weiter Flur steht.

Tatsächlich lassen sich zum Thema Abtreibung in den späteren Phasen der Schwangerschaft auch durchaus ambivalente Äußerungen bei Ayn Rand oder Leonard Peikoff finden, obwohl das Ayn Rand Institute Frauen die unbeschränkte Möglichkeit der Abtreibung einräumen möchte. In A Last Survey schreibt Rand, dass man über die späteren Phasen der Abtreibung diskutieren könne, aber die wesentliche Frage nur die ersten drei Monate betreffe. Leonard Peikoff schreibt im Juni 1986 in der Zeitschrift The Objectivist Forum, dass die Neuen Rechten "sogar" die Abtreibung in der ersten drei Monaten der Schwangerschaft verbieten lassen wollen.

Entscheidendes Kriterium bei der Frage der Verleihung von Rechten an Föten ist in der Tat die Frage, welchen Status diese einnehmen, denn wie Rand feststellte, gehören Rechte nur Menschen. In OPAR beantwortet Leonard Peikoff diese Frage recht eindeutig: "Ein Potenzial ist keine Aktualität, und ein befruchtetes Ei, ein Embryo oder ein Fötus sind keine menschlichen Wesen." Ein befruchtetes Ei oder ein Embryo sind biologisch gesehen zwar menschlich, aber sie sind keine Personen, ebenso wie ein hirntoter Mensch keine Person mehr ist. Sie sind deshalb keine Personen, weil sie noch nicht oder nicht mehr über ein volitionales Bewusstsein verfügen. Ein schlafender Mensch verfügt über ein solches, auch wenn er es zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht benutzt. Er bleibt somit auch während seiner Schlafphase ein rationales Wesen, ebenso wie ein Mensch, der die Luft anhält, weil er sich unter Wasser befindet, ein atmendes Wesen bleibt.

Donnerstag, April 13, 2006

Sucht und freier Wille

Bei der Diskussion um das Problem Alkoholismus wird mit großer Selbstverständlichkeit davon ausgegangen, dass es sich hierbei um eine Krankheit handelt. Dabei wird diese Sichtweise als besonders human und fortschrittlich gepriesen. Krankheit bedeutet, dass wie bei einer Krebs- oder Alzheimer-Erkrankung ein vom Willen des Betroffenen unabhängiger schädlicher Prozess abläuft. Dies soll auch bei Alkoholismus der Fall sein.
So betont der Arzt Dr. Hubert C. Buschmann ausdrücklich: "Es ist ganz wichtig zu wissen, dass Alkoholismus eine Krankheit ist. Sie ist kein dem freien Willen des Kranken unterliegendes Fehlverhalten, das durch gute Vorsätze allein oder vielleicht durch Strafen oder Androhungen von Konsequenzen eingestellt werden kann." Nie wird auch vergessen zu erwähnen, dass in Deutschland Alkoholismus seit 1968 als Krankheit anerkannt ist, als wäre dies ein göttlicher Entscheid, der jede weitere Diskussion ausschließen würde. Die Debatte, ob Alkoholismus eine Krankheit ist oder nicht, ist allerdings keineswegs rein akademischer Natur. Alkoholismus als Krankheit bedeutet, dass die Krankenkassen für entsprechende Entziehungsmaßnahmen und die Rentenversicherungsträger für den vorzeitigen Ausstieg aus dem Berufsleben bezahlen müssen. Alkoholmissbrauch ist bei Männern mittlerweile die häufigste Ursache für einen vorzeitiges Ausscheiden aus dem Berufsleben.

Kurioserweise wird allerdings gleichzeitig darauf hingewiesen, dass bei der Heilung des Patienten der unbedingte Wille zur Abstinenz Voraussetzung des Heilungerfolges ist. Dies ist natürlich widersprüchlich, denn wenn die Krankheit dem eigenen Willen entzogen ist, müßte dies auch für die Heilung gelten. Der Psychologe Michael Hurd sieht einen grundsätzlichen Unterschied zwischen Krankheiten wie MS oder Krebs und Alkoholismus: "Das Suchtproblem dauert an oder hört auf entsprechend der Entscheidungen der süchtigen Person. Krebs oder MS sind physiologische Erkrankungen, die, einmal gegenwärtig, weiterhin andauern, ob der Patient wünscht, dass sie andauern oder nicht."

In philosophischen Kategorien ausgedrückt geht um die Frage Determinismus oder freier Wille. Auf der einen Seite stehen die, die sagen, dass Sucht etwas ist, das den freien Willen ausschaltet, das jemanden zwingt, etwas zu tun - Drogen, Sex, Spielen usw. Auf der anderen Seite sind diejenigen, die sagen, dass eine Person immer eine Entscheidungsmöglichkeit hat, dass sie selbst für ihre Handlungen verantwortlich ist. Wenn sie aufhören will, sollte sie es einfach tun. Der Objektivismus stellt sich uneingeschränkt auf die Seite der Vertreter des freien Willens. Diese Seite sieht im Determinismus eine selbsterfüllende Prophetie, wo ein moralisches Urteil unmöglich ist, wo die Entscheidungsfreiheit eine Illusion ist, und jedermann eine Entschuldigung für jede Art von Verhalten bekommt.
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Anmerkung: Zu dem Thema siehe auch Don Watkins, der zu der These, dass Alkoholismus keine Krankeit sei, schreibt: "Tatsächlich ist es nicht so einfach. Sucht ist eine Krankheit: eine psycho-epistemologische Krankheit." Dies entbinde den Süchtigen aber nicht von der Verantwortung für seine Sucht, denn seine Pycho-Espistemologie sei seine freie Entscheidung und sie determiniere nicht seine Entscheidungen. Das Problem bei der Aussage von Watkins ist sicherlich der Begriff "psycho-epistemologische Krankheit", denn, wie er selbst schreibt, ist ein Mensch selbst für seine Psycho-Epistemlogie verantwortlich und auch in der Lage, in die fehlerhaften Mechanismen einzugreifen, wenn dies sicherlich auch im Einzelfall schwierig zu bewältigen sein dürfte. "Psycho-Epistemologie" definierte Rand als "das Studium des kognitiven Prozesses des Menschen unter dem Aspekt der Interaktion zwischen dem bewussten Geist und den automatischen Funktionen des Unterbewussten."

Mittwoch, April 12, 2006

Gegen eine Politisierung des Strafrechts

Der Publizist Robert W. Tracinski hat sich in einem Beitrag für das capitalismmagazine.com energisch gegen die Schaffung eines US-Bundesgesetzes gegen sog. "Hate Crimes" ausgesprochen. Ein solches Gesetz würde Verbrechen, die auf einer Feindschaft gegenüber Schwarzen, Homosexuellen und anderen geschützten Gruppen beruhen, zu einem besonderen Bundesvergehen machen. Dies würde zur einer Politisierung des Strafrechts führen, da nicht mehr die kriminelle Handlung entscheidend sei, sondern das kriminelle Denken des Täters, schreibt Tracinski. Wohin dies führen kann, beschreibt Tracinski folgendermaßen: "Wenn ein Mann, der aufgrund einer tatsächlichen kriminellen Handlung verurteilt wurde, zu zusätzlichen Jahren im Gefängnis verurteilt werden kann, einfach für seine Ideen, warum kann er dann -dieser Logik nach- nicht einfach nur für seine Ideen bestraft werden." Tracinski sieht diese Politisierung des Rechts bereits seit den sechziger Jahren in Gang, wo gewaltätige Gegner des Vietnam-Krieges mit besonderer Nachsicht bestraft wurden. Auf der anderen Seite gebe es aber auch konservative Richter, die rabiaten Abtreibungsgegnern "ernsthafte religiöse Überzeugungen" zuschreiben und deren Strafen aufheben würden. Trancinski propagiert stattdessen das Prinzip, Kriminelle dafür zu bestrafen, dass sie Gewalt gegen andere initiert haben, und nicht dafür, dass sie schlechte Ideen haben.

Freitag, April 07, 2006

"Batman Begins" als Kultfilm für Individualisten

Einer der besten Filme des Jahres 2005 war Batman Begins, der auch unter Objektivisten viel Zuspruch gefunden hat, verdientermaßen möchte ich anfügen. Die Washington Post schreibt, dass Batman Begins inzwischen ein Kulthit von Fans eines freien Marktes, des Individualismus und von Ayn Rand geworden ist. Der Artikel zitiert auch David Boaz von liberalen Cato Institute, der den Film aufgrund einer Empfehlung eines Freundes vom TOC (The Objectivist Center) gesehen hat und ihn lobt aufgrund seiner festen Haltung zum Problem der Kriminalität. Kriminelle müßten bestraft und nicht verstanden werden, so Boaz. Auf der linken Seite des politischen Spektrums ist man weniger euphorisch: Der linke Filmkritiker Jason Pramas nörgelt an dem amerikanischen Erfolgsstreifen herum, weil er nicht altruistisch und kollektivistisch genug wäre. Und er kann seine Leser so richtig schön in Stimmung bringen: "Was wäre, wenn Ayn Rand und Mussolini sich treffen würden, um einen Hollywood-Film zu schreiben? Das Resultat wäre so etwas wie Batman Begins ..."

Donnerstag, April 06, 2006

Kollektivismus, Klimawandel und wirtschaftliche Freiheit

Es gibt sicherlich gute Gründe dafür, daran zu zweifeln, dass es überhaupt eine globale Erwärmung gibt oder zumindest daran zu zweifeln, dass diese Erwärmung auf die Aktivitäten von Menschen zurückgeht - es könnte einfach die Folge von gesteigerten Sonnenaktivitäten sein. Aber was wäre, wenn sich die Behauptung einer menschengemachten Erwärmung des Erdklimas als richtig herausstellen würden? Wären wir dann alle schuldig eines Verbrechens? Wäre staatliche Zwang unter diesen Umständen legitim? Nein, sagt der Ökonom George Reisman:

"Gemäß dem Individualismus existieren nur Individuen; Kollektive bestehen aus nichts anderem als Individuen. Nur das Individuum denkt; nur das Individuum handelt; nur das Leben des Individuums hat Wert und ist von Bedeutung. Alle Rechte sind Rechte von Indiviuduen. Auf der Basis des Individualismus ist das Leben, das von einem Mörder genommen wird, der größtmögliche Verlust für das Opfer und ein enormer Verlust für alle, die es liebten. Außerdem ist dieser Verlust eines Leben das Resultat des Handelns des Mörders, die sich dafür entschieden hat, es zu tun, obwohl er es nicht mußte. Er ist deshalb verantwortlich für einen schrecklichen Verlust und verdient es, schwer bestraft zu werden, sogar bis zu dem Punkt des Verlustes seines eigenen Lebens. Im Kontrast dazu ist kein Individuum oder ein freiwilliger Zusammenschluss von Individuen, der für einen gemeinsamen Zweck handelt -wie zum Beispiel ein Unternehmen-, verantwortlich für irgendeinen wahrnehmbaren Anstieg der Oberflächentemperatur der Erde oder für irgendeinen Schaden, der aus solch einem Anstieg resultieren könnte. Wenn es um die globale Erwärmung geht, ist das menschliche Individuum unschuldig! Ebenso ist es die menschliche 'Rasse'. Es gibt keine menschliche Rasse außerhalb der Individuen, die diese ausmachen. Jeder Versuch, eine angeblich schuldige menschliche Rasse zu bestrafen, kommt einem Versuch gleich, unschuldige Individuen zu verurteilen. Ein Phänomen, für das kein menschliches Wesen verantwortlich ist, ist ein Akt der Natur. Zu dieser Kategorie gehört jede globale Erwärmung. Es ist ein Akt der Natur. Es ist ein Akt der Natur, ob es passiert -wie es mehr als einmal geschah-, in der Abwesenheit von Menschen auf der Erde oder in der Anwesenheit von Menschen. Um es zu wiederholen: Es ist ein Akt der Natur, sogar wenn es das unbeabsichtigte kumulative Nebenprodukt von Milliarden von menschlichen Wesen ist. Keiner von diesen Menschen ist verantwortlich als Individuum und es gibt keine menschliche 'Rasse', die verantwortlich ist."

Dienstag, April 04, 2006

Fehlende Vorstellungskraft?

David Holcberg vom Ayn Rand Institute sieht einen "Mangel an Kognition" als die Ursache für das Versagen der amerikanischen Regierung vor den Terroranschlägen vom 11. September an:

"Vor dem 11. September wurden jahrzehntelang Attacken gegen Amerikaner verübt, ohne irgendeine wahrnehmbare Reaktion durch die amerikanische Regierung. Die erste Attacke auf das World Trade Center, zum Beispiel, geschah 1993, und wurde als reiner Kriminalfall behandelt. Erst 1998 erklärte Osama bin Laden den Vereinigten Staaten den Krieg und verkündete öffentlich die wahllose Ermordung von Amerikanern als religiöse Pflicht. Ein paar Monate später zerstörte Al Kaida die amerikanischen Botschaften in Kenia und Tansania. Die Vereinigten Staaten reagierten nicht auf irgendeine von diesen Drohungen und Attacken. Der Grund dafür, dass die USA überrascht wurden, war nicht ein Mangel an Vorstellungskraft, sondern ein Mangel an Aufrichtigkeit beim Betrachten der Fakten, und ein Mangel an Mut gegen diese offensichtlichen Bedrohungen vorzugehen."

Montag, April 03, 2006

Werte erhalten

(T.O.) Im Wertesystem des Menschen ist es notwendig, dass Werte in einer Hierarchie geordnet sind, um Prioritäten bei Maßnahmen zu haben, die zum Erreichen oder der Erhaltung dieser Werte notwendig sind.

Falls einer dieser Werte gefährdet ist, sind Maßnahmen zu deren Erhalt zu ergreifen. Das liegt im persönlichen Eigeninteresse! Dabei muß man berücksichtigen, dass kein höherstehender Wert für den Erhalt eines tieferstehenden Wertes verloren geht. Das wäre ein Opfer und gerade das lehnt der Objektivismus ab.

So wie materielle Werte im Leben eines Menschen einen Wert darstellen können, so können auch Personen einen Wert darstellen: Freunde. Ein Freund ist eine Person, die eine Anzahl derselben Wertvorstellungen hat, wie man selbst. Auch Freunde sollten in dieser Wertehierarchie in eine bestimmte Position eingeordnet werden.

Und wenn das Wohl des Freundes gefährdet ist, dann gebietet es das persönliche Eigeninteresse, dem Freund zu helfen: die Hilfe besteht aus der Hergabe tieferstehender Werte für den Erhalt eines höherstehenden Wertes, den Freund.

Samstag, April 01, 2006

Das Zeitalter des Neids

(T.O.) Unter dieser Überschrift schreibt Ayn Rand über unser Zeitalter: "Heute leben wir im Zeitalter des Neides. ... Das Gefühl [dazu] ist: Hass auf das Gute, weil es gut ist. ... [Es ist] die Reaktion mit Hass, nicht auf menschliche Schlechtigkeit, sondern auf menschliche Tugenden. ... Deren Vertreter spüren [aber] keine Liebe für böse Menschen: ihr emotionales Spektrum ist auf Hass oder Gleichgültigkeit beschränkt. Es ist unmöglich, Liebe zu empfinden, was eine Reaktion auf Werte ist, wenn Hass die automatische Reaktion auf Werte ist. ... Die klarste Ausprägung ist die Einstellung einer Person, die anderen keinen Erfolg, Glück, Errungenschaften oder Vermögen gönnt - und Vergnügen am Versagen, Leid oder Unglück anderer empfindet."

Weiter schildert sie, daß es bessere und schlechtere Formen von Neid gibt und dass der Neider schlimmstenfalls nicht danach strebt, sich zu verbessern, um dem Beneideten gleichzukommen: "Er will den Wert nicht: er will die Zerstörung des Wertes. ... Was ist die Natur einer Kreatur, die bei der Ansicht eines Wertes mit Haß reagiert, mit dem Wunsch der Zerstörung? Im grundlegendsten Sinn dieses Ausdrucks ist solch eine Kreatur ein Killer, kein physischer, sondern ein metaphysischer - er ist kein Feind Deiner Werte, sondern aller Werte; er ist ein Feind von allem, was es Menschen ermöglicht zu überleben; er ist ein Feind des Lebens als solches und von allem Lebenden."

(Ayn Rand: The Age of Envy, in: "The New Left: The Anti-Industrial Revolution")

Freitag, März 31, 2006

Ein Kommentar zum "Krieg gegen die Drogen"

Robert James Bidinotto hat sich in einem Kommentar auf seinem Blog gegen die Inhaftierung von Menschen ausgesprochen, die ausschließlich Drogendelikte begangen haben. Ein "Verbrechen" sollte in einer engen Definition nur Handlungen einbeziehen, die Betrug oder Gewalt gegen andere oder ihr Eigentum bedeuten. Was Erwachsene -nicht Kinder!- mit ihrem Geist oder Körper tun würden, sei ihre Sache. Bidinotto schreibt zusammenfassend: "Wir sollten unserer Ressourcen der Kriminalitätsbekämpfung, und unsere Gefängniszellen, auf diejenigen konzentrieren, die Verbrechen gegen Menschen und deren Eigentum begehen, und nicht auf jene, deren persönliches Verhalten vor allem selbstzerstörerisch ist. Wenn Personen Verbrechen gegen Leib und Leben oder Eigentumsdelikte begehen 'unter dem Einfluss', dann verdienen sie höhere Strafen, weil sie sich selbst unverantwortlich gefährlich gemacht haben. Aber wir sollten sie bestrafen für den Schaden gegenüber anderen, nicht für den Schaden gegenüber sich selbst."

Donnerstag, März 30, 2006

Privatheit ist kein Recht

Don Watkins hat ein "Recht auf Privatheit" auf seinem Blog als "Nonsens" bezeichnet, da Privatheit nur ein Wert sei. Das sog. "Recht auf Privatheit" sei ein Anti-Begriff, mit der Absicht, das Recht auf Eigentum zu zerstören. Watkins schreibt dann über die objektivistische Theorie der Rechte: "Die objektivistische Theorie der Rechte ist keine Naturrrechtstheorie. Rechte sind weder etwas, was der Mensch hat, noch etwas, was er sich schafft. Sie sind weder intrinsisch noch subjektiv." Rechte seien moralische Prinzipien und wie alle moralischen Prinzipien seien sie objektiv. Rechte sollen die Möglichkeit eines Menschen schützen und sanktionieren, in einem sozialen Kontext moralisch handeln zu können. Das Festhalten an moralischen Prinzipien garantiere aber keinen Erfolg beim Streben nach Werten.

Siehe auch den Bericht zu Amy Peikoffs Vortrag über Privatheit ("Privatheit ist ein Gut - wie Essen, Musik oder Liebe.") und den Eintrag "Thoughts on Privacy" von Paul Hsieh.

Samstag, März 18, 2006

Ayn Rand über die Größe von Victor Hugo

Ayn Rand liebte die Arbeiten des französischen Schriftstellers Victor Hugo (1802 - 1885), den sie in ihren Jugendtagen entdeckte und den sie auch später immer wieder las. Für sie war er der "größte Romanautor der Weltliteratur". Diese Bewunderung wurde auch nicht dadurch geschmälert, dass sie Hugos explizite Philosophie nicht teilte. Während der Vorbereitungen zu Atlas Shrugged las Rand Les Miserables erneut, um zu sehen wie Hugo die lange Erzählung strukturiert hatte. In dem 1972 erschienen Aufsatz The Stimulus and the Response (in: Philosophy: Who Needs It) zitiert sie Hugo: "... und er pries Gott dafür, dass er ihm zwei Reichtümer gegeben hatte, an denen es sogar viele Reichen mangelt: Arbeit, die ihm die Freiheit gab, und Gedanken, die ihm die Würde gaben." Und sie fügte hinzu: "Victor Hugo kannte diese beiden Essentials, die das menschliche Leben erfordert."

Freitag, März 17, 2006

Individuelle Rechte haben keinen Platz in der Republikanischen Partei

Scott Holleran erinnert in einem Beitrag für das CapitalismMagazine.com vom 29. Juli 2003 an den republikanischen Präsidentschaftskandidaten von 1964, Barry Goldwater, der das Sozialprogramm "Medicare" (Staatliche Gesundheitsversorgung für Senioren) abgelehnt hatte, aber eine starke Landesverteidigung und das Recht einer Frau auf Abtreibung befürwortet hatte. Im Vergleich dazu sieht Holleran die heutige Grand Old Party in einem traurigen Zustand: "Entgegen der Behauptung von Jefferson, dass die Regierung am besten ist, die am wenigsten regiert, erhöhen die heutigen Republikaner die Subventionen für öffentliche Schulen und die Tabaksteuer. Während Goldwater Medicare ablehnte, erweitern die heutigen Republikaner es. Die einzig kohärente Vorstellung der Republikaner, Familienwerte, ist ein Euphemismus für Kollektivismus. Individuelle Rechte haben keinen Platz in der Republikanischen Partei."
Goldwater hatte seinerzeit in seiner Acceptance Speech auf dem Konvent der Republikaner den später häufig zitierten Satz gesagt: "Extremismus in der Verteidigung der Freiheit ist kein Laster, Mäßigung im Streben nach Gerechtigkeit ist keine Tugend." Auch Ayn Rand hatte damals Goldwaters Kandiatur für die Präsidentschaft unterstützt. Was Holleran nicht erwähnt: Trotz aller Prinzipienfestigkeit verlor Goldwater das Rennen um die Präsidentschaft gegen den amtierenden Präsidenten Lyndon B. Johnson deutlich. Goldwaters Niederlage bestätigte Rands Überzeugung, dass Amerika sich in die falsche Richtung bewege.

Donnerstag, März 16, 2006

Linke College-Professoren erreichen einen neuen Gipfel intellektueller Absurdität

Das Ayn Rand Institute veröffentlichte am 28. 7. 2003 einen Leserbrief von Edwin Locke, wo dieser sich mit einer Studie linker College-Professoren zum Thema "Konservativismus" beschäftigte (Titel: Political Conservatism as Motivated Social Cognition siehe auch hier):

"Linke College-Professoren haben einen neuen Gipfel an intellektueller Absurdität erreicht. In einer neuen Studie, die in der Zeitschrift Psychological Bulletin veröffentlicht wurde, wollen sie entdeckt haben, dass Reagan, Hitler, Mussolini und Rush Limbaugh bedeutende Persönlichkeitsmerkmale gemein hätten. Sie wären alle rechte 'Konservative', was für die Autoren bedeutet, dass sie sich dem 'Wandel widersetzen'.

Ob solch ein Widersetzen sich gegen die Freiheit oder gegen eine Diktatur richtet, wird nicht erwähnt. Um nicht allzu offensichtlich links zu klingen, fügen die Professoren hinzu, dass sich linke Diktatoren wie Stalin, Castro und Chrutschow (die von der Linken konsequent unterstützt und entschuldigt wurden) auch dem 'Wandel widersetzen', und somit könnten sie auch als rechte 'Konservative' tituliert werden.

Was könnte das Motiv dafür sein, einen amerikanischen Präsidenten, einen Talkshow-Gastgeber und verschiedene Massenmörder in einen Topf zu werfen? Offensichtlich ein Versuch, jeden, der mit den Linken nicht übereinstimmt, 'wegzupsychologisieren', und zwar durch das Verschweigen der fundamentalen Unterschiede
bei den Inhalten ihrer Ideen, zum Beispiel die Tatsache, dass die Konservativen, jedenfalls die besseren von ihnen, Amerikas -entschieden radikale- Gründungsprinzipien von Freiheit und individuellen Rechten unterstützen, wohingegen es das einzige Ziel der Massenmörder war -in ihrer wahnsinnigen Raserei, die Macht es sich zu reißen und all jene zu versklaven oder auszurotten, die gegen sie waren oder die sie zufällig nicht mochten-, alle Rechte auszulöschen.

Wenn Unsinn wie dieser als objektive wissenschaftliche Untersuchung durchgeht, ist es dann ein Wunder, wenn die amerikanische Öffentlichkeit immer verächtlicher gegenüber seinen Intellektuellen wird?"

Mittwoch, März 15, 2006

Kant gegen den "Trugschluss der Aufklärung"

Der Konservative Dinesh d'Souza hat sich im OpionionJournal.com eine Gruppe atheistischer Materialisten, die sich The Brights nennen, argumentativ vorgenommen und greift dazu auf den Philosophen Immanuel Kant zurück. D'Souza sieht die Brights und andere, wie er es nennt, im "Trugschluss der Aufklärung" gefangen, auf den zuerst Kant hingewiesen haben soll. "Der Aufklärungstrugschluss geht davon aus, dass die menschliche Vernunft und die Wissenschaft, im Prinzip, die gesamte Realität demaskieren können", schreibt d'Souza. Kant habe in seinem Werk "Kritik der reinen Vernunft" aber gezeigt, dass diese Prämisse falsch sei. Kants Argumentation bestreitet zwar nicht die Möglichkeit der Wahrnehmung, zeige aber ihre bedeutsamen Grenzen auf. Die Grenzen für die Wahrnehmung der Realität ist nach Kant inhärent in der menschlichen Natur verankert. Kant öffne, nach seinen eigenen Worten, "die Tür des Glaubens" dadurch, dass er die Grenzen der Vernunft aufzeige.

Dienstag, März 14, 2006

Helmut Schmidts Lieblingsphilosoph

Im Vorwort zu Leonard Peikoffs Buch Ominous Parallels erwähnt Ayn Rand den ehemaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt. Dieser war in einem Fernsehinterview nach seinem Lieblingsphilosophen gefragt worden und antwortete: "Marcus Aurelius. Er lehrte, dass wir vor allem unsere Pflicht tun müssen." Rand kommentiert dies folgendermaßen: "Wenn er typisch ist für sein Land (und ich glaube, er ist es), dann hat Deutschland nichts gelernt." Es verwundert nicht, dass Schmidt sich zu einer pflichtorientierten Ethik bekennt, sondern dass er nicht Kant als seinen Lieblingsphilosophen benennt.