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Donnerstag, April 13, 2006

Sucht und freier Wille

Bei der Diskussion um das Problem Alkoholismus wird mit großer Selbstverständlichkeit davon ausgegangen, dass es sich hierbei um eine Krankheit handelt. Dabei wird diese Sichtweise als besonders human und fortschrittlich gepriesen. Krankheit bedeutet, dass wie bei einer Krebs- oder Alzheimer-Erkrankung ein vom Willen des Betroffenen unabhängiger schädlicher Prozess abläuft. Dies soll auch bei Alkoholismus der Fall sein.
So betont der Arzt Dr. Hubert C. Buschmann ausdrücklich: "Es ist ganz wichtig zu wissen, dass Alkoholismus eine Krankheit ist. Sie ist kein dem freien Willen des Kranken unterliegendes Fehlverhalten, das durch gute Vorsätze allein oder vielleicht durch Strafen oder Androhungen von Konsequenzen eingestellt werden kann." Nie wird auch vergessen zu erwähnen, dass in Deutschland Alkoholismus seit 1968 als Krankheit anerkannt ist, als wäre dies ein göttlicher Entscheid, der jede weitere Diskussion ausschließen würde. Die Debatte, ob Alkoholismus eine Krankheit ist oder nicht, ist allerdings keineswegs rein akademischer Natur. Alkoholismus als Krankheit bedeutet, dass die Krankenkassen für entsprechende Entziehungsmaßnahmen und die Rentenversicherungsträger für den vorzeitigen Ausstieg aus dem Berufsleben bezahlen müssen. Alkoholmissbrauch ist bei Männern mittlerweile die häufigste Ursache für einen vorzeitiges Ausscheiden aus dem Berufsleben.

Kurioserweise wird allerdings gleichzeitig darauf hingewiesen, dass bei der Heilung des Patienten der unbedingte Wille zur Abstinenz Voraussetzung des Heilungerfolges ist. Dies ist natürlich widersprüchlich, denn wenn die Krankheit dem eigenen Willen entzogen ist, müßte dies auch für die Heilung gelten. Der Psychologe Michael Hurd sieht einen grundsätzlichen Unterschied zwischen Krankheiten wie MS oder Krebs und Alkoholismus: "Das Suchtproblem dauert an oder hört auf entsprechend der Entscheidungen der süchtigen Person. Krebs oder MS sind physiologische Erkrankungen, die, einmal gegenwärtig, weiterhin andauern, ob der Patient wünscht, dass sie andauern oder nicht."

In philosophischen Kategorien ausgedrückt geht um die Frage Determinismus oder freier Wille. Auf der einen Seite stehen die, die sagen, dass Sucht etwas ist, das den freien Willen ausschaltet, das jemanden zwingt, etwas zu tun - Drogen, Sex, Spielen usw. Auf der anderen Seite sind diejenigen, die sagen, dass eine Person immer eine Entscheidungsmöglichkeit hat, dass sie selbst für ihre Handlungen verantwortlich ist. Wenn sie aufhören will, sollte sie es einfach tun. Der Objektivismus stellt sich uneingeschränkt auf die Seite der Vertreter des freien Willens. Diese Seite sieht im Determinismus eine selbsterfüllende Prophetie, wo ein moralisches Urteil unmöglich ist, wo die Entscheidungsfreiheit eine Illusion ist, und jedermann eine Entschuldigung für jede Art von Verhalten bekommt.
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Anmerkung: Zu dem Thema siehe auch Don Watkins, der zu der These, dass Alkoholismus keine Krankeit sei, schreibt: "Tatsächlich ist es nicht so einfach. Sucht ist eine Krankheit: eine psycho-epistemologische Krankheit." Dies entbinde den Süchtigen aber nicht von der Verantwortung für seine Sucht, denn seine Pycho-Espistemologie sei seine freie Entscheidung und sie determiniere nicht seine Entscheidungen. Das Problem bei der Aussage von Watkins ist sicherlich der Begriff "psycho-epistemologische Krankheit", denn, wie er selbst schreibt, ist ein Mensch selbst für seine Psycho-Epistemlogie verantwortlich und auch in der Lage, in die fehlerhaften Mechanismen einzugreifen, wenn dies sicherlich auch im Einzelfall schwierig zu bewältigen sein dürfte. "Psycho-Epistemologie" definierte Rand als "das Studium des kognitiven Prozesses des Menschen unter dem Aspekt der Interaktion zwischen dem bewussten Geist und den automatischen Funktionen des Unterbewussten."

Freitag, März 31, 2006

Ein Kommentar zum "Krieg gegen die Drogen"

Robert James Bidinotto hat sich in einem Kommentar auf seinem Blog gegen die Inhaftierung von Menschen ausgesprochen, die ausschließlich Drogendelikte begangen haben. Ein "Verbrechen" sollte in einer engen Definition nur Handlungen einbeziehen, die Betrug oder Gewalt gegen andere oder ihr Eigentum bedeuten. Was Erwachsene -nicht Kinder!- mit ihrem Geist oder Körper tun würden, sei ihre Sache. Bidinotto schreibt zusammenfassend: "Wir sollten unserer Ressourcen der Kriminalitätsbekämpfung, und unsere Gefängniszellen, auf diejenigen konzentrieren, die Verbrechen gegen Menschen und deren Eigentum begehen, und nicht auf jene, deren persönliches Verhalten vor allem selbstzerstörerisch ist. Wenn Personen Verbrechen gegen Leib und Leben oder Eigentumsdelikte begehen 'unter dem Einfluss', dann verdienen sie höhere Strafen, weil sie sich selbst unverantwortlich gefährlich gemacht haben. Aber wir sollten sie bestrafen für den Schaden gegenüber anderen, nicht für den Schaden gegenüber sich selbst."