Hans-Werner Sinn ist der Prototyp eines schlechten Verteidigers des Kapitalismus wie er für Deutschland so typisch ist. Üblicherweise handelt es sich um Ökonomen, die die praktische Seite von marktwirtschaftlichen Systemen betonen, aber gleichzeitig eine moralische Verteidigung des Kapitalismus vermissen lassen oder sogar Argumente vorbringen, die den Kapitalismus in ein moralisches Zwielicht tauchen. In einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung bringt Sinn ein fundamentales Argument vor, dass selbst ökonomische Laien verstehen würden: Die Weltgemeinschaft wird lernen müssen, dass Marktwirtschaft nicht Anarchie bedeutet - in der jeder tun und lassen kann, was er will. Man braucht strikte Spielregeln - auch für den Finanzsektor. Dies ist Kollektivismus, weil im Kapitalismus tatsächlich jeder tun und lassen kann, was er will, solange er davon Abstand nimmt, die Rechte von anderen zu beeinträchtigen. Unternehmen und Banken schließt diese Aussage nicht aus. Sie können mit ihrem Geld und auf ihr Risiko tun und lassen, was sie wollen, solange sie davon Abstand nehmen, die Rechte von anderen zu beeinträchtigen. Im Fall von Banken bedeutet dies, dass sie ihre Kunden nicht betrügen dürfen. Sollte dies der Fall sein, dann müßte der Staat einschreiten und die Justiz diesen Fall untersuchen lassen und gegegebenfalls Anklage vor einem Gericht erheben. Dies hat nichts mit Anarchie zu tun, sondern ist einfach die Anerkennung der Rechte des Individuums. Im Kapitalismus hat man die Freiheit, mit einem Fallschirm aus einem Flugzeug zu springen, aber auch die Freiheit, dies ohne ein solches Gerät zu tun. Im zweiten Beispiel würde man den selbstmörderischen Charakter einer solchen Aktion allerdings sehr schnell bemerken. Sinn will "Spielregeln", durch den Staat versteht sich, die Individuen oder Institutionen vorschreiben sollen, was sie zu tun oder zu unterlassen haben. Welcher Marxist könnte dies nicht unterschreiben? |
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Donnerstag, Oktober 16, 2008
Die schlechten Verteidiger des Kapitalismus
Posted by Wolfgang at 16.10.08 5 comments
Labels: Hans-Werner Sinn, Kapitalismus
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