Sonntag, April 30, 2006

Roy Childs anarchistische Illusionen

Der 1992 verstorbene Roy A. Childs schrieb 1969 einen offenen Brief an Ayn Rand, durch den er sie zum Anarcho-Kapitalismus bekehren wollte. Rand reagierte wenig amüsiert und kündigte Childs dessen Abonnement der von ihr herausgegebenen Zeitschrift The Objectivist. Der offenen Brief von Childs ist sehr bekannt geworden und findet sich heute auch noch auf vielen Seiten im Internet, so zum Beispiel bei lewrockwell.com. Weniger bekannt ist, dass sich Childs im Laufe der achtziger Jahre vom Anarchismus löste. Wann und warum genau, ist nicht bekannt. Capitalism forever macht in einer Diskussion auf objevtivismonline.com auf die Prämisse der Anarcho-Kapitalisten aufmerksam: Alle Menschen könnten in "Harmonie" leben, wenn nur nicht der schädliche Einfluss des Staates wäre. Sie ersetzen einfach die Vorstellung des schädlichen Geldes, welches auf der Linken vorherrscht, durch die Vorstellung des schädlichen Staates, der für alle Übel der Welt verantwortlich sein soll.

Mittwoch, April 26, 2006

Platten für die Insel

Der amerikanische Maler Michael Newberry hat für RebirthofReason.com seine Lieblingsplatten für eine einsame Insel zusammengestellt (Interview mit Michael Newberry). Sein absoluter Favorit wäre Giacomo Puccinis (Foto) Turandot, dirigiert von Mehta, mit den Solisten Sutherland, Caballe und Pavarotti. Eine nette Geschichte dazu hat Newberry von Michael Berliner gehört. Als Freunde Ayn Rand in die New Yorker MET zu Puccinis La Boheme einluden, fürchten sie Rands Gewohnheit, hörbare Kritik, meistens nicht wohlwollend, zu äußern. Aber Rand zeigte sich begeistert: "Wer die Musik von Puccini nicht fühlt, muss tot sein."

Dienstag, April 25, 2006

Kultur und Politik

Matt Ballin weist auf seinem Blog Minority of One (wird mittlerweile nicht mehr akualisiert) die Vorstellung zurück, dass die Politik ein primärer Faktor sei. Die Politik erwachse aus der Kultur und Philosophie, nicht die Kultur aus der Politik. Die Kultur sei immer der primäre Faktor: "Die Freiheit kann sich nicht erheben aus einem Sumpf von Irrationalität. Es gibt keine Abkürzung." Aber Ballin hält es auch für falsch, die gegenteilige Auffassung dogmatisch zu vertreten, dass die Politik die Kultur überhaupt nicht beeinflussen könne. Der Autor nimmt Bezug auf das Beispiel des vom Saddam-Regime befreiten Irak, wo durch die neue Meinungsfreiheit die Möglichkeit bestehe, andere ohne Angst vor Verfolgung zu überzeugen: "Bestenfalls könnte dies langfristig zu einer massiven Verbesserung der irakischen Kultur führen, wie es in Japan nach der Okkupation nach dem Ende des 2. Weltkrieges passiert ist." Solch ein Einfluss der Politik auf die Kultur sei aber nur möglich, wenn eine Nation zur "Freiheit gezwungen" werde durch eine freiere und mächtigere Nation als sie selbst sei. In einer relativ freien Nation wie den USA lasse sich dieses Prinzip aber nicht anwenden: "Die Voraussetzungen für einen rationalen Diskurs existieren hier bereits. Ferner gibt es keine externe Macht, die in der Lage ist, Verbesserungen unseres politischen Systems durchzusetzen. Diese müssen aus einer internen Veränderung resultieren - besonders durch eine Veränderung der philosophischen Ideen, die unsere Kultur dominieren."

Montag, April 24, 2006

Kant kann es nicht

Lindsay Perigo (Foto) sieht in dem Konflikt zwischen Platon und Aristoteles den realen Konflikt in der Geschichte der Philosophie. Im Objektivismus sieht Perigo "Aristoteles ohne den Makel von Platon." Die philosophische Position von Aristotels beschreibt Perigo folgendermaßen: "Aristoteles lehrte, dass die wahre Realität diejenige ist, die wir wahrnehmen, dass die Vernunft das Mittel ist, mit dem wir sie begreifen, und dass jeder von uns die Vernunft nutzen sollte im Streben nach seinem eigenen Leben und seinem Glück." Obwohl Perigo im Objektivismus einen neuen, verbesserten Aristoteles sieht, gebe es keine Garantie, dass Aristoteles dieses Mal in dieser neuen Verkörperung obsiegen werde. Aber wenigstens gebe es durch den Objektivismus eine sichere Grundlage für Freiheit und Vernunft, die Kant nicht liefern könne. Zwar schreibt Perigo, dass Kant durch seine Philosophie signifikant zu dem Kollaps der gegenwärtigen Philosophie in einen "rücksichtslosen Subjektivismus und Nihilismus" beigetragen habe, aber andererseits sieht er auch einen "verschlungenen Hokuspokus" bei Kant, dem schwer überhaupt Sinn abzuringen sei. Außerdem sieht Perigo bei Kant zumindest eine "schwache Begründung" für politische Freiheit. Es ist sicherlich unbestreitbar, dass mit Kant keine Gegenposition zu Platon aufgebaut werden kann, aber Perigos Verdammung von Kant ist durchaus schwächer als bei Rand selbst.

Sonntag, April 23, 2006

Ideen haben Konsequenzen

Es dürfte bekannt sein, dass Ayn Rand eine ausgesprochen negative Meinung über Immanuel Kant hatte, ja man könnte sogar sagen, eine unvergleichlich negative Meinung: "Immanuel Kant ist der böseste Mensch in der Geschichte der Menschheit." Und an anderer Stelle: "Es ist kein Zufall, dass Eichmann Kantianer war." Aber Kant war kein Hitler oder Stalin, sondern nur ein friedlicher Philosoph in der friedlichen Stadt Königsberg. Wie konnte er einen so schlimmen Einfluss haben? David Biddle beschäftigt sich in seinem Buch "Loving Life - The Morality of Self-Interest and the Facts that Support It" auch mit Kant, den er als den Vater des gesellschaftlichen Subjektivismus bezeichnet, aber eine vergleichbar negative Äußerung macht er nur über den schottischen Philosophen David Hume. Hume äußerte explizit seinen Hass auf die Vernunft, wie er explizit seine Liebe für die Gefühle äußerte: "Vernunft ist, und sollte nur der Sklave der Leidenschaften sein, (...)."

Hume, schreibt Biddle, war aber kein manischer Massenmörder, sondern ein friedlicher Philosoph, der Legionen von anderen Philosophen lehrte, dass moralische Prinzipien nicht aus den Fakten der Realität abgeleitet werden können. Welchen Schaden konnte er anrichten? Biddle:
"Nun, Ideen haben Konsequenzen. Und Humes Ideen haben ihren Weg gefunden aus den Köpfen der Elfenbein-Philosophen in die Köpfe der gewöhnlichen Leute. Sie haben sogar ihren Weg gefunden in die Köpfe der Kinder. Erinnern Sie sich, wer dies sagte: "Das Gesetz bin ich, wenn dir das nicht gefällt, dann stirbst du. Wenn ich dich nicht mag oder ich nicht tun möchte, was du mir sagst, dann stirbst du." Es war Eric Harris vom Columbine-Massaker. Ist es ein Wunder, welche Ideen in seinen Kopf kamen? Wie weit ist seine Philosophie von dieser entfernt: "Es widerspricht der Vernunft nicht, wenn ich die Zerstörung der ganzen Welt einem Kratzer an meinem Finger vorziehe."

Donnerstag, April 20, 2006

Der Oberste Gerichtshof verteidigt den Amerikanismus

Der Oberste Gerichtshof der USA hatte im Jahr 2003 in einer 6:3 Entscheidung das Sodomie-Gesetz des Bundesstaates Texas, welches homosexuellen Sex unter Strafe stellt, für verfassungswidrig erklärt. Richter Antonin Scalia, der die Minderheitsmeinung vertrat, sprach seinerzeit von einem "kulturellen Krieg", in dem sich die Mehrheit des Gerichts auf die Seite der Homosexualität geschlagen habe. Die konservativen Gegner dieses Urteils argumentierten unter anderem auch mit den Rechten der Bundesstaaten, die derartige Gesetze durch Mehrheitsbeschlüsse verabschiedet hätten.
Der objektivistische Wissenschaftler Dr. Harry Binswanger erklärte in einem Leserbrief an The New York Sun, warum dieses Argument falsch ist:
"Scalia schreibt in seiner abweichenden Stellungnahme in der Sodomie-Entscheidung: 'Es ist eine Prämisse unseres Systems, dass diese Urteile vom Volk gemacht werden und nicht von einer Regierungskaste auferlegt werden.'
"Klingt so, als wolle er einen aufdringlichen Staat aus dem Leben der Menschen heraushalten,
nicht wahr? Aber sehen wir uns an welchen Schalter er gedrückt hat: die 'Urteile', die er schützen möchte sind die Gesetze, die im Parlament des Staates Texas verabschiedet wurden -Gesetze, die Menschen für ein Verhalten verhaften lassen, dass -was immer man darüber denkt- eindeutig im Rahmen ihrer Rechte liegt. Die 'aufdringliche Regierungskaste' ist das Parlament von Texas, welchem der Oberste Gerichtshof zu Recht gesagt hat: Hört auf, Leute zu verhaften für private, friedliche, einvernehmliche Aktivitäten."
"Ja, ich bin sicher, dass das texanische Gesetz den Willen der Mehrheit der Texaner wiederspiegelt. Na und? Die Sklaverei präsentierte den Willen der Mehrheit im Süden vor dem Bürgerkrieg. Hitlers Reich reflektierte den Willen der Mehrheit der Deutschen in der Nazi-Ära."
"Unbegrenzte Mehrheitsherrschaft ist eine Form des Etatismus, nicht Amerikanismus. (...) Ein Recht ist ein individueller Schutz gegen den Willen jedes Kollektivs, egal ob dieses Kollektiv 'the State', 'the people' oder 'Das Volk' (Anmerkung: Deutsch im Original) genannt wird."

Mittwoch, April 19, 2006

Mit dem Wettbewerbsrecht gegen den Kapitalismus

Die Vorstellung -Ayn Rand sprach von einem "sozialistischem Denkfehler"-, dass eine freie Marktwirtschaft unvermeidlich zu Monopolen führt und nur das staatliche Wettbewerbsrecht dies verhindern könne, ist weit verbreitet, aber gleichwohl einer der schlimmsten Irrtümer auf dem Gebiet der Ökonomie. Tatsächlich ist das direkte Gegenteil richtig. Nicht freie Märkte produzieren Monopole oder richtiger Zwangsmonopole, sondern die staatliche Gesetzgebung. Dies ist die einzige Möglichkeit, wie der Zugang zu einem bestimmten Markt verhindert werden kann, wie Nathaniel Branden im Jahr 1962 in der Zeitschrift The Objectivist Newsletter schrieb: "Ein Zwangsmonopol ist nicht das Resultat von Laisser-faire. Es ist das Resultat einer Aufhebung von Laisser-faire und der Einführung des gegenteiligen Prinzips - des Prinzips des Etatismus." Bis zur Zulassung von privaten Fernsehsendern in Deutschland vor 20 Jahren gab es ein Monopol für das öffentlich-rechtliche Fernsehen aufgrund von staatlichen Gesetzen und nicht aufgrund von Marktentwicklungen. Auch heute noch sind die öffentlich-rechtlichen Anstalten dem Gesetz von Angebot und Nachfrage entzogen, weil jeder Besitz eines Fernsehgerätes eine Zahlungspflicht an diese Anstalten begründet, der Konsument somit nur durch den Verzicht auf ein Fernsehgerät legalerweise seiner Gebührenpflicht entgehen könnte, was auch die privaten Sender, die er möglicherweise präferiert, in den Ruin treiben würde, denn sie könnten sich nicht mehr durch Werbung refinanzieren. Ein Zwangsmonopol ist nicht nur durch eine Abwesenheit von Konkurrenz gekennzeichnet, sondern auch eine Unmöglichkeit von Konkurrenz. Ein derartiges Monopol auf freien Märkten ist unmöglich. Möglich wäre im Kapitalismus ausschließlich ein unerzwungenes Monopol. Ein Unternehmen allerdings, dass in der Lage wäre, durch überragende Leistungen, und nicht durch staatliche Protektion, alle Kunden an sich zu binden, gäbe keinen Anlass zur Kritik, sondern sollte Gegenstand höchster Wertschätzung sein.

Dienstag, April 18, 2006

Die große Abtreibungsdebatte

Unter dem Titel "An Objectivist Condemnation of Abortion" hat G. Stolyarov II im Jahr 2003 eine heftige Abtreibungsdebatte auf der Site RebirthofReason.com ausgelöst. Stolyravov vertritt die für einen Objektivisten (wenn man ihn denn als solchen bezeichnen will) sicherlich sehr untypische Auffassung, dass es sich bei einem Fötus nicht um einen potenziellen Menschen handelt, sondern um eine "futuristische Gewissheit" wie dies auch bei einem schlafenden Menschen und einem Kind der Fall wäre. Zwar habe ein Fötus kein volitionales Bewusstsein, dies habe ein schlafender Mensch aber auch nicht. Für Stolyarov sind potenzielle Menschen nur solche, die noch gar nicht gezeugt wurden, d. h. deren spezfisches Genom noch nicht feststeht. Da auch der Tod eine "futuristische Gewissheit" für alle Menschen ist und Stolyarov sicherlich lebende Menschen nicht wie Tote behandelt sehen möchte, sieht es sich zu dem Einwurf veranlasst, dass das menschliche Leben der höchste Wert in der objektivistischen Ethik sei und der Tod einen Nicht-Wert darstellt, und dass eben deshalb diese Differenzierung zulässig sei. Er sieht eine Abtreibung als eine Initierung von Gewalt gegen ein "futuristisch gewisses menschliches Wesen" an, was die Person, die diese Gewalt ausübt, zu einem Kriminellen macht. Diese Position hat heftige Gegenstimmen provoziert. Mittlerweile gibt es im Diskussionsforum 127 Stellungnahmen, wobei allerdings Stolyarow mit seiner Argumentation recht allein auf weiter Flur steht.

Tatsächlich lassen sich zum Thema Abtreibung in den späteren Phasen der Schwangerschaft auch durchaus ambivalente Äußerungen bei Ayn Rand oder Leonard Peikoff finden, obwohl das Ayn Rand Institute Frauen die unbeschränkte Möglichkeit der Abtreibung einräumen möchte. In A Last Survey schreibt Rand, dass man über die späteren Phasen der Abtreibung diskutieren könne, aber die wesentliche Frage nur die ersten drei Monate betreffe. Leonard Peikoff schreibt im Juni 1986 in der Zeitschrift The Objectivist Forum, dass die Neuen Rechten "sogar" die Abtreibung in der ersten drei Monaten der Schwangerschaft verbieten lassen wollen.

Entscheidendes Kriterium bei der Frage der Verleihung von Rechten an Föten ist in der Tat die Frage, welchen Status diese einnehmen, denn wie Rand feststellte, gehören Rechte nur Menschen. In OPAR beantwortet Leonard Peikoff diese Frage recht eindeutig: "Ein Potenzial ist keine Aktualität, und ein befruchtetes Ei, ein Embryo oder ein Fötus sind keine menschlichen Wesen." Ein befruchtetes Ei oder ein Embryo sind biologisch gesehen zwar menschlich, aber sie sind keine Personen, ebenso wie ein hirntoter Mensch keine Person mehr ist. Sie sind deshalb keine Personen, weil sie noch nicht oder nicht mehr über ein volitionales Bewusstsein verfügen. Ein schlafender Mensch verfügt über ein solches, auch wenn er es zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht benutzt. Er bleibt somit auch während seiner Schlafphase ein rationales Wesen, ebenso wie ein Mensch, der die Luft anhält, weil er sich unter Wasser befindet, ein atmendes Wesen bleibt.

Donnerstag, April 13, 2006

Sucht und freier Wille

Bei der Diskussion um das Problem Alkoholismus wird mit großer Selbstverständlichkeit davon ausgegangen, dass es sich hierbei um eine Krankheit handelt. Dabei wird diese Sichtweise als besonders human und fortschrittlich gepriesen. Krankheit bedeutet, dass wie bei einer Krebs- oder Alzheimer-Erkrankung ein vom Willen des Betroffenen unabhängiger schädlicher Prozess abläuft. Dies soll auch bei Alkoholismus der Fall sein.
So betont der Arzt Dr. Hubert C. Buschmann ausdrücklich: "Es ist ganz wichtig zu wissen, dass Alkoholismus eine Krankheit ist. Sie ist kein dem freien Willen des Kranken unterliegendes Fehlverhalten, das durch gute Vorsätze allein oder vielleicht durch Strafen oder Androhungen von Konsequenzen eingestellt werden kann." Nie wird auch vergessen zu erwähnen, dass in Deutschland Alkoholismus seit 1968 als Krankheit anerkannt ist, als wäre dies ein göttlicher Entscheid, der jede weitere Diskussion ausschließen würde. Die Debatte, ob Alkoholismus eine Krankheit ist oder nicht, ist allerdings keineswegs rein akademischer Natur. Alkoholismus als Krankheit bedeutet, dass die Krankenkassen für entsprechende Entziehungsmaßnahmen und die Rentenversicherungsträger für den vorzeitigen Ausstieg aus dem Berufsleben bezahlen müssen. Alkoholmissbrauch ist bei Männern mittlerweile die häufigste Ursache für einen vorzeitiges Ausscheiden aus dem Berufsleben.

Kurioserweise wird allerdings gleichzeitig darauf hingewiesen, dass bei der Heilung des Patienten der unbedingte Wille zur Abstinenz Voraussetzung des Heilungerfolges ist. Dies ist natürlich widersprüchlich, denn wenn die Krankheit dem eigenen Willen entzogen ist, müßte dies auch für die Heilung gelten. Der Psychologe Michael Hurd sieht einen grundsätzlichen Unterschied zwischen Krankheiten wie MS oder Krebs und Alkoholismus: "Das Suchtproblem dauert an oder hört auf entsprechend der Entscheidungen der süchtigen Person. Krebs oder MS sind physiologische Erkrankungen, die, einmal gegenwärtig, weiterhin andauern, ob der Patient wünscht, dass sie andauern oder nicht."

In philosophischen Kategorien ausgedrückt geht um die Frage Determinismus oder freier Wille. Auf der einen Seite stehen die, die sagen, dass Sucht etwas ist, das den freien Willen ausschaltet, das jemanden zwingt, etwas zu tun - Drogen, Sex, Spielen usw. Auf der anderen Seite sind diejenigen, die sagen, dass eine Person immer eine Entscheidungsmöglichkeit hat, dass sie selbst für ihre Handlungen verantwortlich ist. Wenn sie aufhören will, sollte sie es einfach tun. Der Objektivismus stellt sich uneingeschränkt auf die Seite der Vertreter des freien Willens. Diese Seite sieht im Determinismus eine selbsterfüllende Prophetie, wo ein moralisches Urteil unmöglich ist, wo die Entscheidungsfreiheit eine Illusion ist, und jedermann eine Entschuldigung für jede Art von Verhalten bekommt.
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Anmerkung: Zu dem Thema siehe auch Don Watkins, der zu der These, dass Alkoholismus keine Krankeit sei, schreibt: "Tatsächlich ist es nicht so einfach. Sucht ist eine Krankheit: eine psycho-epistemologische Krankheit." Dies entbinde den Süchtigen aber nicht von der Verantwortung für seine Sucht, denn seine Pycho-Espistemologie sei seine freie Entscheidung und sie determiniere nicht seine Entscheidungen. Das Problem bei der Aussage von Watkins ist sicherlich der Begriff "psycho-epistemologische Krankheit", denn, wie er selbst schreibt, ist ein Mensch selbst für seine Psycho-Epistemlogie verantwortlich und auch in der Lage, in die fehlerhaften Mechanismen einzugreifen, wenn dies sicherlich auch im Einzelfall schwierig zu bewältigen sein dürfte. "Psycho-Epistemologie" definierte Rand als "das Studium des kognitiven Prozesses des Menschen unter dem Aspekt der Interaktion zwischen dem bewussten Geist und den automatischen Funktionen des Unterbewussten."

Mittwoch, April 12, 2006

Gegen eine Politisierung des Strafrechts

Der Publizist Robert W. Tracinski hat sich in einem Beitrag für das capitalismmagazine.com energisch gegen die Schaffung eines US-Bundesgesetzes gegen sog. "Hate Crimes" ausgesprochen. Ein solches Gesetz würde Verbrechen, die auf einer Feindschaft gegenüber Schwarzen, Homosexuellen und anderen geschützten Gruppen beruhen, zu einem besonderen Bundesvergehen machen. Dies würde zur einer Politisierung des Strafrechts führen, da nicht mehr die kriminelle Handlung entscheidend sei, sondern das kriminelle Denken des Täters, schreibt Tracinski. Wohin dies führen kann, beschreibt Tracinski folgendermaßen: "Wenn ein Mann, der aufgrund einer tatsächlichen kriminellen Handlung verurteilt wurde, zu zusätzlichen Jahren im Gefängnis verurteilt werden kann, einfach für seine Ideen, warum kann er dann -dieser Logik nach- nicht einfach nur für seine Ideen bestraft werden." Tracinski sieht diese Politisierung des Rechts bereits seit den sechziger Jahren in Gang, wo gewaltätige Gegner des Vietnam-Krieges mit besonderer Nachsicht bestraft wurden. Auf der anderen Seite gebe es aber auch konservative Richter, die rabiaten Abtreibungsgegnern "ernsthafte religiöse Überzeugungen" zuschreiben und deren Strafen aufheben würden. Trancinski propagiert stattdessen das Prinzip, Kriminelle dafür zu bestrafen, dass sie Gewalt gegen andere initiert haben, und nicht dafür, dass sie schlechte Ideen haben.

Freitag, April 07, 2006

"Batman Begins" als Kultfilm für Individualisten

Einer der besten Filme des Jahres 2005 war Batman Begins, der auch unter Objektivisten viel Zuspruch gefunden hat, verdientermaßen möchte ich anfügen. Die Washington Post schreibt, dass Batman Begins inzwischen ein Kulthit von Fans eines freien Marktes, des Individualismus und von Ayn Rand geworden ist. Der Artikel zitiert auch David Boaz von liberalen Cato Institute, der den Film aufgrund einer Empfehlung eines Freundes vom TOC (The Objectivist Center) gesehen hat und ihn lobt aufgrund seiner festen Haltung zum Problem der Kriminalität. Kriminelle müßten bestraft und nicht verstanden werden, so Boaz. Auf der linken Seite des politischen Spektrums ist man weniger euphorisch: Der linke Filmkritiker Jason Pramas nörgelt an dem amerikanischen Erfolgsstreifen herum, weil er nicht altruistisch und kollektivistisch genug wäre. Und er kann seine Leser so richtig schön in Stimmung bringen: "Was wäre, wenn Ayn Rand und Mussolini sich treffen würden, um einen Hollywood-Film zu schreiben? Das Resultat wäre so etwas wie Batman Begins ..."

Donnerstag, April 06, 2006

Kollektivismus, Klimawandel und wirtschaftliche Freiheit

Es gibt sicherlich gute Gründe dafür, daran zu zweifeln, dass es überhaupt eine globale Erwärmung gibt oder zumindest daran zu zweifeln, dass diese Erwärmung auf die Aktivitäten von Menschen zurückgeht - es könnte einfach die Folge von gesteigerten Sonnenaktivitäten sein. Aber was wäre, wenn sich die Behauptung einer menschengemachten Erwärmung des Erdklimas als richtig herausstellen würden? Wären wir dann alle schuldig eines Verbrechens? Wäre staatliche Zwang unter diesen Umständen legitim? Nein, sagt der Ökonom George Reisman:

"Gemäß dem Individualismus existieren nur Individuen; Kollektive bestehen aus nichts anderem als Individuen. Nur das Individuum denkt; nur das Individuum handelt; nur das Leben des Individuums hat Wert und ist von Bedeutung. Alle Rechte sind Rechte von Indiviuduen. Auf der Basis des Individualismus ist das Leben, das von einem Mörder genommen wird, der größtmögliche Verlust für das Opfer und ein enormer Verlust für alle, die es liebten. Außerdem ist dieser Verlust eines Leben das Resultat des Handelns des Mörders, die sich dafür entschieden hat, es zu tun, obwohl er es nicht mußte. Er ist deshalb verantwortlich für einen schrecklichen Verlust und verdient es, schwer bestraft zu werden, sogar bis zu dem Punkt des Verlustes seines eigenen Lebens. Im Kontrast dazu ist kein Individuum oder ein freiwilliger Zusammenschluss von Individuen, der für einen gemeinsamen Zweck handelt -wie zum Beispiel ein Unternehmen-, verantwortlich für irgendeinen wahrnehmbaren Anstieg der Oberflächentemperatur der Erde oder für irgendeinen Schaden, der aus solch einem Anstieg resultieren könnte. Wenn es um die globale Erwärmung geht, ist das menschliche Individuum unschuldig! Ebenso ist es die menschliche 'Rasse'. Es gibt keine menschliche Rasse außerhalb der Individuen, die diese ausmachen. Jeder Versuch, eine angeblich schuldige menschliche Rasse zu bestrafen, kommt einem Versuch gleich, unschuldige Individuen zu verurteilen. Ein Phänomen, für das kein menschliches Wesen verantwortlich ist, ist ein Akt der Natur. Zu dieser Kategorie gehört jede globale Erwärmung. Es ist ein Akt der Natur. Es ist ein Akt der Natur, ob es passiert -wie es mehr als einmal geschah-, in der Abwesenheit von Menschen auf der Erde oder in der Anwesenheit von Menschen. Um es zu wiederholen: Es ist ein Akt der Natur, sogar wenn es das unbeabsichtigte kumulative Nebenprodukt von Milliarden von menschlichen Wesen ist. Keiner von diesen Menschen ist verantwortlich als Individuum und es gibt keine menschliche 'Rasse', die verantwortlich ist."

Dienstag, April 04, 2006

Fehlende Vorstellungskraft?

David Holcberg vom Ayn Rand Institute sieht einen "Mangel an Kognition" als die Ursache für das Versagen der amerikanischen Regierung vor den Terroranschlägen vom 11. September an:

"Vor dem 11. September wurden jahrzehntelang Attacken gegen Amerikaner verübt, ohne irgendeine wahrnehmbare Reaktion durch die amerikanische Regierung. Die erste Attacke auf das World Trade Center, zum Beispiel, geschah 1993, und wurde als reiner Kriminalfall behandelt. Erst 1998 erklärte Osama bin Laden den Vereinigten Staaten den Krieg und verkündete öffentlich die wahllose Ermordung von Amerikanern als religiöse Pflicht. Ein paar Monate später zerstörte Al Kaida die amerikanischen Botschaften in Kenia und Tansania. Die Vereinigten Staaten reagierten nicht auf irgendeine von diesen Drohungen und Attacken. Der Grund dafür, dass die USA überrascht wurden, war nicht ein Mangel an Vorstellungskraft, sondern ein Mangel an Aufrichtigkeit beim Betrachten der Fakten, und ein Mangel an Mut gegen diese offensichtlichen Bedrohungen vorzugehen."

Montag, April 03, 2006

Werte erhalten

(T.O.) Im Wertesystem des Menschen ist es notwendig, dass Werte in einer Hierarchie geordnet sind, um Prioritäten bei Maßnahmen zu haben, die zum Erreichen oder der Erhaltung dieser Werte notwendig sind.

Falls einer dieser Werte gefährdet ist, sind Maßnahmen zu deren Erhalt zu ergreifen. Das liegt im persönlichen Eigeninteresse! Dabei muß man berücksichtigen, dass kein höherstehender Wert für den Erhalt eines tieferstehenden Wertes verloren geht. Das wäre ein Opfer und gerade das lehnt der Objektivismus ab.

So wie materielle Werte im Leben eines Menschen einen Wert darstellen können, so können auch Personen einen Wert darstellen: Freunde. Ein Freund ist eine Person, die eine Anzahl derselben Wertvorstellungen hat, wie man selbst. Auch Freunde sollten in dieser Wertehierarchie in eine bestimmte Position eingeordnet werden.

Und wenn das Wohl des Freundes gefährdet ist, dann gebietet es das persönliche Eigeninteresse, dem Freund zu helfen: die Hilfe besteht aus der Hergabe tieferstehender Werte für den Erhalt eines höherstehenden Wertes, den Freund.

Samstag, April 01, 2006

Das Zeitalter des Neids

(T.O.) Unter dieser Überschrift schreibt Ayn Rand über unser Zeitalter: "Heute leben wir im Zeitalter des Neides. ... Das Gefühl [dazu] ist: Hass auf das Gute, weil es gut ist. ... [Es ist] die Reaktion mit Hass, nicht auf menschliche Schlechtigkeit, sondern auf menschliche Tugenden. ... Deren Vertreter spüren [aber] keine Liebe für böse Menschen: ihr emotionales Spektrum ist auf Hass oder Gleichgültigkeit beschränkt. Es ist unmöglich, Liebe zu empfinden, was eine Reaktion auf Werte ist, wenn Hass die automatische Reaktion auf Werte ist. ... Die klarste Ausprägung ist die Einstellung einer Person, die anderen keinen Erfolg, Glück, Errungenschaften oder Vermögen gönnt - und Vergnügen am Versagen, Leid oder Unglück anderer empfindet."

Weiter schildert sie, daß es bessere und schlechtere Formen von Neid gibt und dass der Neider schlimmstenfalls nicht danach strebt, sich zu verbessern, um dem Beneideten gleichzukommen: "Er will den Wert nicht: er will die Zerstörung des Wertes. ... Was ist die Natur einer Kreatur, die bei der Ansicht eines Wertes mit Haß reagiert, mit dem Wunsch der Zerstörung? Im grundlegendsten Sinn dieses Ausdrucks ist solch eine Kreatur ein Killer, kein physischer, sondern ein metaphysischer - er ist kein Feind Deiner Werte, sondern aller Werte; er ist ein Feind von allem, was es Menschen ermöglicht zu überleben; er ist ein Feind des Lebens als solches und von allem Lebenden."

(Ayn Rand: The Age of Envy, in: "The New Left: The Anti-Industrial Revolution")