Mittwoch, November 26, 2008

Die Karikatur des Rationalen

Unsere Drehbuchautoren wissen schon, wie sie uns rationale Menschen oder sogar Genies als gebrochene Typen darstellen können. Wie bereits bei ihrem männlichen Gegenstück aus den USA - Dr. House - ist Dr. Susanne Molberg (Dr. Molly & Karl, SAT 1, Donnerstag 21.15 Uhr) bereits durch ihr Äußeres als Anti-Heldin festgelegt, denn sie trägt einiges an Pfunden zuviel mit sich herum, was ihr auch den Spitznamen "Dr. Molly" eingebracht hat. Viel sympathischer wirken die Psychologin Dr. Carlotta Edelhardt ("Karl") und der Klinikseelsorger:

„Karl“ soll der rationalen „Molly“ mit psychologischem Fingerspitzengefühl und Herz auf den Pelz rücken. Man kann sich vorstellen, was Frau Dr. Molberg davon hält.

Dienstag, November 25, 2008

Bernsteins "Objectivism in One Lesson" jetzt im Handel

Amazon.de liefert jetzt Andrew Bernsteins Objectivism in One Lesson aus. Der Text scheint mir tatsächlich eine sehr gelungene Einführung in den Objektivismus zu sein, aber leider verzichtet Bernstein auf eine Darstellung der ästhetischen Theorie des Objektivismus.

Samstag, November 22, 2008

Die Entwicklung der Vernunftkultur in Europa

Heute bespricht Olaf B. Rader in Die literarische Welt das Buch „Das Mittelalter“ von Johannes Fried:


Fried arbeitet heraus, dass nicht Könige und Kaiser Europa groß gemacht
haben, sondern der aus zentralen Texten erwachsene kategorische Denkstil, der zu
einem durchgängigen Gebrauch der Vernunft geführt habe. Europa, kein Ergebnis
von Schlachtengenies, sondern geboren aus dem Geist, aus der Art des Denkens und
der einzigartigen Strategien zur Problemlösung.


Dass diese „Entfaltung einer Vernunftkultur“ mit dem Ende des Mittelalters nicht zu einem Abschluss gekommen war, erfährt der Leser im Wissensschaftsteil, wo das Buch „Das große Buch der Evolution“ von Ernst Peter Fischer vorgestellt wird:

Darwin brauchte 20 Jahre dazu, seine Idee von der natürlichen Auslese
niederzuschreiben. Zu sehr war vor 150 Jahren noch der Gedanke vom allmächtigen
Schöpfer in den Köpfen verankert. „Es ist, als ob man einen Mord gesteht“, so
beschrieb Darwin sein Gefühl, dass ihn bei der Formulierung der
Evolutionstheorie beschlich. Heute muss niemand, der die Evolutionstheorie
akzeptiert, sich vor Anfeindungen fürchten.


Damit dies so bleibt, muss die Vernunftkultur verteidigt und sogar erweitert werden. Und dann kann es auch eine offene Debatte um solche Phänomene wie die „globale Erwärmung“ geben, wo einschüchternde Vokabeln wie „Klimaleugner“ verschwunden sind.

Donnerstag, November 20, 2008

Alternative Vernunft

Robert Grözinger sieht den Sozialismus (Michael Hurd: "Der Sozialismus ignoriert die Unmoralität des legalisierten Diebstahls.") auf dem Vormarsch, was sich auch in den Wahl von Obama, eines offenen Sozialisten, zeige. Dies ist zumindest eine äußerst oberflächliche Analyse, denn Obama ist vielleicht ein Sozialist, aber er hat keinen sozialistischen Wahlkampf geführt und er hat kein Mandat von den Amerikanern für die Einführung des Sozialismus bekommen. Er hat einen Wahlkampf geführt in einer Mischung aus Prediger und Popstar mit Inhalten, die mehr einem unbeschriebenen Blatt Papier ähnelten als ausformulierten Visionen einer zukünftigen Gesellschaft. Aber abgesehen von der Frage, wie stark der Sozialismus heute in den USA oder im Westen allgemein auch ist, ist eine Strategie richtig, die den Sozialismus von seinem hohen moralischen Sockel stürzen möchte. Grözinger glaubt auch zu wissen, wie man dies bewerkstelligen könnte - durch Religion. Dabei sieht er den Sozialismus selbst als ein Art Religion an und man fragt sich, wie die Religion die Quelle des Bösen -Sozialismus- werden konnte, oder zumindest von ihm missbraucht werden konnte, sie aber auch die Basis für eine freie Gesellschaft bilden soll, wo es doch durchaus Perioden im Westen gegeben hat, die stark religiös geprägt waren (dies würde Leonard Peikoff als M-Phasen (misintegration) bezeichnen) - mit der Folge von Obskurantismus und Beschränkungen der Freiheit. Und welche unter den hunderten oder tausenden von Religionen soll es denn sein? Und was sollen die Hinweise auf "Kopfgeburten" und "Konstruktivismus", wenn die von Grözinger vorgeschlagene Alternative Religion eine typische "Kopfgeburt" ist? Skurril wirkt auch die Vorstellung, dass Dogmatismus vermieden werden soll, Dogmen aber die Basis des Gedankenkonstrukts bilden sollen, was wie die Quadratur des Kreises klingt:

Paradoxerweise wird ein solcher Gott jedoch nur gefunden werden, wenn er auf der Basis bereits bestehender, alter Dogmen gesucht wird, denn in ihnen liegen bereits seit Jahrtausenden die tiefsten Wahrheiten verborgen.

Mittwoch, November 12, 2008

Eine notwendige Korrektur, Teil 7

Am 4. Dezember 1935 macht Ayn Rand in ihrem philosophischen Tagebuch die ersten Bemerkungen zu The Fountainhead. David Schah übersetzt den ersten Satz dieser Bemerkungen (S. 67) nach der Version von Jeff Britting in seinem Buch Ayn Rand, wo dieser das Zitat allerdings nur verkürzt wiedergibt:

In einer ersten Arbeitsnotiz zu ihrem Roman schreibt Rand 1935: „Das erste Ziel dieses Buches ist die Verteidigung des Egoismus in seiner wahren Bedeutung.“


In den Journals of Ayn Rand (S. 77 - posthum veröffentlicht) ist das Originalzitat nachzulesen:

The first purpose of the book is a defense of egoism in its real meaning, egoism as a new faith.


Das Problem dieses Zitats liegt weniger in seiner Verkürzung, die durchaus gerechtfertigt werden kann, da das ursprüngliche Zitat nicht verfälscht wird. Allerdings ist es bei Jeff Britting möglich, die Quelle des Zitats zu überprüfen, da dieser sie in einer Fussnote erwähnt. Schah schreibt vollständig ohne die Nennung von Quellen, und somit erfährt der Leser auch nicht, dass dieses Zitat aus privaten Unterlagen von Rand stammt, die erst nach ihrem Tod veröffentlicht worden sind.

Montag, November 10, 2008

Alan Greenspan kontra Objektivismus

Harry Binswanger verabschiedet sich von Alan Greenspan, der sich selbst schon lange vom Objektivismus verabschiedet hat:

Dr. Greenspan, ich kannte Ayn Rand, und Sie sind kein Objektivist.


Zu Greenspan siehe auch: Linn and Ari Armstrong

Samstag, November 08, 2008

Eine notwendige Korrektur, Teil 6

Als Kind wurde Ayn Rand sehr stark von der Geschichte The Mysterious Valley von Maurice Champagne fasziniert, und vor allem vom Helden dieser Geschichte: Cyrus Paltons. Im Jahr 1914 las Ayn Rand die Fortsetzung des Romans über mehrere Monate in einem französischen Magazin für Jungen, das ihre Mutter für sie abonniert hatte. Als sie ihren ersten Roman schrieb, „We the Living“, gab sie der Heldin den Vornamen Kira, die weibliche Form von Cyrus. David Schah erwähnt den Roman von Champagne auf Seite 21 und schludert ein wenig:

Am meisten fühlte sich Alissa vom Haupthelden der Geschichte, Cyrus
Palton
, angezogen, dem sein sein Mut selbst in Gefangenschaft und unter
Folterandrohung nicht verlässt.

Freitag, November 07, 2008

Eine notwendige Korrektur, Teil 5

Ayn Rand veröffentlichte 1971 im Minkus Stamp Journal ihren Aufsatz Why I like Stamp Collecting (auch veröffentlicht in: The Ayn Rand Column). Hier beschreibt sie, wie sie im Alter von 10 Jahren mit dem Sammeln von Briefmarken begonnen hatte, es zwei Jahre später aufgab, um es dann aber nach Jahrzehnten wieder zu beginnen. David Schah übersetzt große Teile dieses Aufsatzes, um damit ungefähr zwei Seiten (123 - 125) seines gesamten Buches (164 Seiten) zu füllen - wohlgemerkt nicht etwa als Anhang, sondern mitten im Text. Warum er ausgerechnet diesen Aufsatz über das Briefmarkensammeln in solcher Länge übersetzt hat, nun, mit dieser Frage läßt er allerdings den Leser allein. Leider nicht die einzige Merkwürdigkeit in diesem Buch.

Donnerstag, November 06, 2008

"Atlas Shrugged" als Evergreen

Über 17 % der Absolventen eines College in den USA haben "Atlas Shrugged" gelesen. Dies ergab eine telefonische Meinungsumfrage, die im Oktober 2008 in den USA durchgeführt wurde. 180 000 Exemplare des Buches wurden auch im Jahr 2007 noch verkauft - 50 Jahre nach der Veröffentlichung des Romans. Insgesamt sind es seit 1957 jetzt 6,5 Millionen Exemplare, bei drei bis 4 Lesern pro Band. Der neue Präsident soll es auch einmal in seinen Jugendjahren gelesen haben - ohne einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen zu haben, muss man vermuten.

Dienstag, November 04, 2008

Die letzte Umfrage

Das Forum for Ayn Rand Fans stellt noch einmal die Frage nach den Präferenzen ihrer Mitglieder in Sachen amerikanischer Präsidentschaftswahlen: 60 % für John McCain (R), 20 % Wahlenthaltung, 13,33 % für Bob Barr (L) und 0,00 % für Barack Obama (D).
Leonard Peikoff wird -wie er in seiner Podcast-Botschaft mitteilt- dieses Jahr für keinen der Kandidaten stimmen. Das CapitalismMagazine.com zitiert ihn folgendermaßen: "Personally, I think McCain comes across as a tired moron, Obama as a lying phony, Bidden as an enjoyably hilarious windbag, and Sarah Palin as an opportunist struggling to learn how to become a moron, a phony and a windbag." Scott Holleran schreibt auf seinem Blog, dass er durch die Ansichten von Peikoff zu einem Nachdenken über seine Haltung zu Obama gekommen sei, den er eigentlich wählen wollte (siehe seinen Eintrag vom 17. September). Peikoff bezeichnete Obama als "anti-amerikanisch". Scott Holleran führte übrigens im Juni 1999 ein Interview mit John McCain, wo dieser gleich in der ersten Frage den Roman "Wem die Stunde schlägt" zu seinem Lieblingsbuch erklärt - weil es dort um Opfer, Heroismus und das Bekenntnis zu einer Sache gehe, die größer sei als man selbst.

Montag, November 03, 2008

Die Oktober-Bilanz

Die Börsenkurse rauschten im Oktober nach unten, aber dieser Blog markiert einen neuen Höchststand: 1 210 Visits. Zum ersten Mal über 1 000 Visits. Schwacher Trost!

Samstag, November 01, 2008

Irrtum

In der Natur ist kein Irrtum, sondern wisse: Der Irrtum ist in dir.

Leonardo da Vinci