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Dienstag, Januar 15, 2008

Anarchismus ist keine Form von Kapitalismus

Jene, die versuchen, den Anarchismus mit dem Kapitalismus zu kombinieren, machen den Fehler, dass sie die friedliche Form der Konkurrenz im Kapitalismus -Handel, Ideen und Dollars- mit der brutalen "Dschungelform" der Konkurrenz im Anarchismus -Brutalität, Launen und Bomben- verwechseln.

Quelle: Capitalism.org

Freitag, August 10, 2007

Ayn Rands "kompromissloser Libertarianismus"?

Jeff Britting vom Ayn Rand Institute hat der Los Angeles Times folgenden Leserbrief geschrieben (der Leserbrief bezieht sich auf einen Artikel von Brian Doherty: Libertarians’ silver lining):

Ayn Rand did not write novels of “uncompromising libertarianism.” In her view, libertarianism has no philosophy to uphold uncompromisingly. Libertarianism rejects the need for a consistent, objective, philosophic defense of liberty and regards politics as primary. Rand was a defender of reason and recognized that political freedom requires a philosophy of reason and egoism. That is why Rand repeatedly condemned the libertarian movement, regarding herself, instead, as a “radical for capitalism.” For further explanation, see Rand’s novel of uncompromising objectivist, not libertarian, ideas — “Atlas Shrugged” — celebrating its 50th anniversary this year.


Tibor Machan hat auf seinem Blog den Inhalt dieses Leserbriefes kritisiert, aber er beschreibt an keiner Stelle, woraus die libertäre Position tatsächlich besteht und er erwähnt auch nicht, dass sich hinter dem Label “Libertarianismus” auch Anarchisten verbergen. Tatsächlich könnte der unbedarfte Leser den Eindruck haben, das Libertarianismus und der politische Teil des Objektivismus identisch wären, dass der Libertarianismus lediglich andere (oder gar keine) Begründungen für seine Auffassungen heranziehen würde. Dies ist allerdings ein grobes Missverständnis: das politische Programm des Objektivismus heißt Kapitalismus, was bedeutet, dass ein Staat über die Individualrechte wacht. Dies ist nicht das Programm des Libertarianismus.

Sonntag, April 30, 2006

Roy Childs anarchistische Illusionen

Der 1992 verstorbene Roy A. Childs schrieb 1969 einen offenen Brief an Ayn Rand, durch den er sie zum Anarcho-Kapitalismus bekehren wollte. Rand reagierte wenig amüsiert und kündigte Childs dessen Abonnement der von ihr herausgegebenen Zeitschrift The Objectivist. Der offenen Brief von Childs ist sehr bekannt geworden und findet sich heute auch noch auf vielen Seiten im Internet, so zum Beispiel bei lewrockwell.com. Weniger bekannt ist, dass sich Childs im Laufe der achtziger Jahre vom Anarchismus löste. Wann und warum genau, ist nicht bekannt. Capitalism forever macht in einer Diskussion auf objevtivismonline.com auf die Prämisse der Anarcho-Kapitalisten aufmerksam: Alle Menschen könnten in "Harmonie" leben, wenn nur nicht der schädliche Einfluss des Staates wäre. Sie ersetzen einfach die Vorstellung des schädlichen Geldes, welches auf der Linken vorherrscht, durch die Vorstellung des schädlichen Staates, der für alle Übel der Welt verantwortlich sein soll.

Montag, August 08, 2005

Der Staat ist nicht inhärent böse

Anarcho-Kapitalisten sind das Spiegelbild von Pazifisten, die entdecken, dass mit Messern und Schusswaffen schreckliche Dinge getan werden. Sie entwickeln daraus die Überzeugung, dass wir in einer wunderbaren Welt leben würden, wenn nur diese Werkzeuge des Grauens von dieser Welt verbannt werden könnten. Sie übersehen, dass Messer und Schusswaffen nicht nur für schreckliche Dinge eingesetzt werden können, sondern auch dafür, schreckliche Dinge zu verhindern, sie ignorieren somit, dass nicht die Waffen an sich böse sind, sondern die Menschen böse sind, die sie für böse Zwecke einsetzen. Ebenso ist die Institution Staat nur ein Werkzeug zur Erreichung bestimmter Zwecke. Diese Zwecke können moralisch oder unmoralisch sein. Ein Staat, der Mörder nach einem rechtsstaatlichen Verfahren ins Gefängnis wirft, handelt moralisch. Ein Staat, der Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe oder Religion in ein Arbeitslager wirft, handelt unmoralisch. Es sind die Menschen, die über den Staat verfügen, die aus ihm ein Werkzeug des Lebens oder ein Werkzeug des Todes machen. Die Struktur eines begrenzenten Staates führt nicht inhärent in die Katastrophe, ebensowenig wie irgendetwas Inhärentes in Waffen in die Katastrophe führt. Ebensowenig ist das Argument tragfähig, dass der Staat sich unmoralisch mit Steuern finanziert. Er tut es zweifellos, aber dies macht die legitimen Funktionen des Staates nicht unmoralisch. Kein vernünftiger Mensch würde ernsthaft verlangen, dass alle verurteilten Verbrecher freigelassen werden, weil der Staat ihre Unterbringung mit Steuergeldern sicherstellt. Auch die Kriegführung eines Staates beurteilt sich ausschließlich danach, ob er der Verteidigung der Freiheit dient oder nicht. Die Finanzierung der legitimen Staatsfunktionen durch andere Mittel als Steuern ist nur im Rahmen eines vollständig freien Regimes möglich. Dies ist eine langfristige Aufgabe, die aber nicht dazu führen kann, dass wir heute notwendigen Staatsfunktionen eine ausreichende Finanzierung verweigern.

Mittwoch, August 03, 2005

Kontra Anarchismus

Im Jahr 1994 hat Robert Bidinotto eine längere Abhandlung unter dem Titel The Contradiction in Anarchism verfaßt, an der sich an der sich immer wieder Anarcho-Kapitalisten reiben, so auch Prof. Roderick Long in seiner Erwiderung Anarchism as Constitutionalism: A Reply to Bidinotto. Bidinotto sieht den Hang zum Anarchismus in gewissen intellektuellen Kreisen mit Erstaunen: "Es erstaunt mich immer wieder, dass eine kleine Zahl von gebildeten Typen Opfer der theoretischen Verlockungen des Anarchismus werden kann. Diese Tendenz ist unbekannt bei den meisten gewöhnlichen Leuten, die weder die Zeit noch die Neigung haben, in theoretischen Perversionen zu schwelgen."

In einem Brief an Prof. Long beharrt Bidinotto auf seinen damals geäußerten Ansichten und weist besonders auf das Problem eines fehlenden finalen Schiedsrichters hin: "Es gibt einfach keine Möglichkeit für ein freiwilliges Rechtssystem, irgendein Gesetz durchzusetzen (oder eine Interpretation davon), nicht einmal gegenüber einem einzigen einsamen Andersdenkenden, und weiterhin der anarchistischen Prämisse einer unbegrenzten persönlichen Souveränität zu entsprechen." Bidinotto verweist etwa auf das Problem der Abtreibung, wo es Menschen gibt, die dies als Mord ansehen, und manche wünschen sogar die entsprechenden Strafen dafür. Ein anarchistisches System hat keine Möglichkeiten, sich aus diesem Dilemma zu befreien. "Der Markt" kann nicht darüber entscheiden, ob Abtreibung eine Frage der privaten Moral ist oder ob dies mit Gefängnis oder noch schlimmeren Strafen bedroht werden sollte.

In einer Replik erklärt Roderick Long Bidinottos Analyse zu einem Missverständnis: "Bidinotto glaubt offenbar, dass unter einem Markt-Anarchismus niemand einem juristischen Prozedere unterworfen werden darf, der dem nicht zustimmt. Ich stimme der Auffassung zu, dass dies wahrscheinlich ein absurdes und funktionsunfähiges System wäre."
Mit diesem letzten Satz -absurd und funktionsunfähig- hat Long tatsächlich den Nagel auf den Kopf getroffen, denn seine Erwiderung zeigt sehr deutlich, dass er sich dem Dilemma nicht entziehen kann, einerseits für die Durchsetzung von Rechtsnormen einzutreten, andererseits aber einen "finalen Schiedsrichter" abzulehnen. Dieser Schiedsrichter wäre eine Agentur, "die sich weigert, ihre Anwendung von Gewalt einer externen Entscheidung zu unterwerfen", schreibt Long. Laut Long wäre diese Agentur "per Definition gesetzlos ..."

Andererseits geht Long aber davon aus, dass die Agenturen, die auf der Grundlage korrekter Auffassungen handeln, dass moralische Recht haben, ihre Klienten zu verteidigen gegen die Agenturen, die aufgrund falscher Ansichten handeln, wenn nötig mit Gewalt. Da die privaten Rechtsagenturen sich nicht einem finalen Schiedsrichter zu unterwerfen brauchen und jede Agentur die richtige Auffassung natürlich für sich selbst beanspruchen könnte, kann man leicht die explosiven Folgen dieser Rechtsunsicherheit in der Praxis ausmalen.

Konstruieren wir ein gar nicht so seltenes Beispiel aus der Praxis:
Nach einer Körperverletzung rufen beide Parteien unterschiedliche Rechtsagenturen, die die Interessen ihrer jeweiligen Kunden verteidigen wollen und sich ähnlich feindselig gegenüberstehen könnten, wie der Streithähne des Ausgangskonfliktes. Ein objektiver Beobachter könnte zwar relativ leicht den Schuldigen identifizieren, dieser behauptet aber, dass er sich nur gewehrt habe und weigert sich sogar, seine Personalien feststellen zu lassen - mit Hilfe seiner Agenten versteht sich. Laut Prof. Long hat die Agentur mit den richtigen Auffassungen das moralische Recht, die Interessen ihres Klienten auch mit Gewalt zu vertreten. Dieses Unternehmen könnte sich allerdings als problematisch erweisen, wenn die entsprechenden Durchsetzungsmöglichkeiten, d. h. Muskeln oder Waffen, fehlen. Es riecht hier förmlich nach dem Recht des Stärkeren.

Wenn auch Long einen finalen Schiedsrichter ablehnt, so schreibt er doch kurioserweiser, dass die Agenturen mit den richtigen Ansichten das Recht auf ein Monopol gegenüber ihren Konkurrenten mit inkorrekten Auffassung hätten. Wo es ein Monopol gibt, gibt es aber keine Anarchie mehr, sondern einen Staat, d.h. ein Rechtsagentur mit der finalen Autorität, Gesetze durchzusetzen. Diese Widersprüchlichkeit zieht sich durch den gesamten Text. So schreibt Long, dass jede Person das Recht habe, legislative, judikative und exekutive Dienstleistungen anzubieten, allerdings nicht das Recht habe, diese auf eine rechtverletzende Art und Weise auszuüben. Nur muss hier wieder die Frage gestellt werden, wer darüber entscheidet, was "rechtsverletzend" ist, denn in einem anarchistischen System gibt es nicht mehr "das Rechtssystem", sondern mehrere konkurrierende Systeme. Gewalt ist auch nicht ein Gut wie jedes andere, wie die Anarcho-Kapitalisten annehmen, sondern stellt einzigartige Gefahren für das Leben, die Rechte und das Wohlergehen der Unschuldigen dar.

Anarcho-Kapitalismus ist keine Weiterentwicklung des Objektivismus, sondern der Schritt über die Klippe in den Abgrund. Wer eine Vorstellung von dieser anarcho-kapitalistischen Utopie bereits heute erhaschen möchte, sollte sich einmal unsere Strafverteidiger ansehen, die jeden Angeklagten verteidigen und versuchen ihn vor einer Bestrafung zu beschützen, egal wie moralisch verwerflich dieser auch sein möge. Kein Argument ist ihnen zu abgeschmackt, kein Trick zu billig, um selbst die verkommenesten Mörder und Vergewaltiger vor Strafe zu schützen. Heute stehen ihnen Staatsanwälte und objektive Richter gegenüber, im einem anarcho-kapitalistischen System allerdings wäre ihnen dieses Gegengewicht abgenommen und das Problem würde sich potenzieren, weil sie sich nun zu Schutzagenturen formieren könnten.