Samstag, Dezember 29, 2007

Schlechte Legende ohne Logik

Noch ein schlechter Film: I am Legend mit Will Smith in der Hauptrolle. Der von Smith gespielte Wissenschaftler Robert Neville ist der einzige Mensch in New York -vielleicht sogar in der ganzen Welt-, der eine von Menschen gemachte Epidemie überlebt hat. Dieser Wissenschaftler ist allerdings nicht allein in New York, der dort treiben sich Mutanten herum, bei denen unklar, wie sie eigentlich überleben. Edward Cline hält den Film durch seine Anti-Technologie-Prämisse von vornherein für schlecht. Außerdem mangelt es ihm enorm an innerer Logik.

Freitag, Dezember 28, 2007

Nein zu "300"

Der Film 300 ist von nicht wenigen Objektivisten mit positiven Kritiken bedacht worden, was mich allerdings ein wenig überrascht hat angesichts der Inhaltsbeschreibungen, die mir unter die Augen kamen. Überhaupt nicht angetan von 300 ist Diana Hsieh:

Gegen Ende des Kampfes wird die Todesverehrung so perfekt und komplett in Wort und Tat, dass mir der Film nicht einmal als Action-Film gefällt.

Mittwoch, Dezember 26, 2007

Der "neue Atheist" Christopher Hitchens

Christopher Hitchens Buch Der Herr ist kein Hirte (God is not great – How Religion poisons everything) stellt keine überzeugende Verteidigung der Vernunft dar, so jedenfalls mein vorläufiges Urteil nach 100 Seiten Lektüre. Es ist das Werk eines Journalisten, eines sicher intelligenten, belesenen Journalisten, der es durchaus versteht seine Leser zu fesseln, dem aber die Einsicht eines professionellen Philosophen fehlt. Gegen das Pseudo-Wissen von Religion stellt Hitchens die Alternative eines Skeptizismus und Biologismus, die zudem auch nur angedeutet wird. Auf Seit 15 findet sich etwa folgende Formulierung:

Wir verlassen uns nicht ausschließlich auf Naturwissenschaften und Vernunft, denn sie sind zwar notwendig, aber nicht erschöpfend.


Auf Seite 19 heißt es dann, dass „die menschliche Spezies von Natur aus nur teilweise rational ist.“
Die letztgenannte Formulierung lässt zumindest vermuten, dass der Mensch eigentlich besser rational sein sollte, was er aufgrund biologischer Defizite nach Hitchens Auffassung offensichtlich nicht vermag, wohingegen die erste Formulierung auf irgendetwas Anderes außerhalb der Vernunft verweist, was Hitchens für notwendig hält. Zu gerne möchte man wissen, was dieses Etwas sein soll. Vermutlich nimmt Hitchens irgendeine Form von angeborenem Wissen an. Auf Seite 96 heißt es etwa, dass „der Mensch von Natur aus egozentrisch“ sei. Überhaupt fällt auf, dass Hitchens den Menschen häufig in die Nähe von Tieren rückt. Auf Seite 98 nennt er den Menschen, auch sich selbst, ein „menschliches Säugetier“. Ziemlich beeindruckt stellt er auch fest, dass das Schwein, „dieses wunderbare Tier“, ein relativ naher Verwandter ist. (S. 55) Auf Seite 240 allerdings fällt ihm auf, was das „menschliche Säugetier“ grundsätzlich von den „anderen Säugetieren“ unterscheidet:

Doch außerordentlich viele Menschen scheinen der Ansicht zu sein, dass wir dem Verstand und dem Denkvermögen –die uns ja von unseren tierischen Verwandten unterscheiden- misstrauen, ja dass wir sie so weit wie möglich dämpfen müssen. Die Suche nach dem Nirwana und die Auflösung des Intellekts halten an. Und jedes Mal blubbert es in der realen Welt wie Brausepulver.


Außerordentlich verräterisch ist auch Hitchens Formulierung, dass, wenn er Helden hätte (!), George Orwell sein Held sein könnte, dem er anschließend dann im nächsten Satz einen durchaus schwerwiegenden Vorwurf macht. (S. 23) Offenbar ist der Mensch für Hitchens irgendwie ein Mängelwesen, das zu wirklicher Größe nicht fähig ist. Auf Seite 24 schreibt er, dass der religiöse Glauben „unausrottbar“ sei, eben „weil wir noch so unzureichend entwickelt sind.“ Wartet Hitchens auf Nietzsches „Übermenschen“ oder wie gedenkt er diese unzureichende Entwicklung zu korrigieren? Er selbst nimmt sich von dieser skeptischen Einschätzung des Menschen keineswegs aus, schließlich trat der Atheist Hitchens bei seiner ersten Eheschließung gleich der griechisch-orthodoxen Kirche bei – um seinen griechischen Schwiegereltern einen Gefallen zu tun. (S. 28) Schließen möchte ich mit einem schönen Zitat von Hitchens, wo er Schiller erwähnt, und korrigiert (man beachte die Formulierung „wir“):

Der geniale Schiller irrte sich, als er in seiner Jungfrau von Orleans sagte: „Mit der Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens.“ Nein, mithilfe der Götter blasen wir unsere Dummheit und Leichtgläubigkeit bis ins Unkenntliche auf.


Übrigens: Auf den ersten 100 Seiten fällt der Name Ayn Rand nicht, obwohl sie Hitchens durchaus bekannt ist, und ich wie ich gelesen habe, wird dieser Name auch auf den restlichen Seiten des Buches keine Erwähnung finden. Erwähnt wird allerdings Whittaker Chambers, berühmt-berüchtigt für seine Kritik an Atlas Shrugged, der irgendwann einmal ein religiöses Erweckungserlebnis gehabt haben will, als er das Ohr seiner kleinen Tochter betrachtete. (S. 102)

Donnerstag, Dezember 20, 2007

Kein freier Gesundheitsmarkt in den USA

Kein Restaurant könnte überleben, wenn es per Gesetz gezwungen würde, jedem eine kostenlose Mahlzeit zu spendieren, der an der Eingangstür auftaucht und behauptet, es sei hungrig. Für Ärzte und Krankenhäuser trifft diese Argumentation ebenso zu. Paul Hsieh, MD, schreibt als Diskussionsteilnehmer:

Als praktischer Arzt weiß ich aus eigener Erfahrung, dass der Markt für Gesundheitsversorung kein freier Markt ist.

Dienstag, Dezember 18, 2007

Was hat Athen mit Jerusalem zu tun?

In dem Buch Bildung - Alles, was man wissen muss von Dietrich Schwanitz heißt es:

"Unsere Kultur ist ein Zweistromland: Eine Quelle sprudelt in Israel, eine in Griechenland."


Um bei diesem -richtigen- Bild zu bleiben: Auch wenn diese beiden Flüsse sich zu einem Strom vereinigt haben, ist die Essenz dieser beider Flüsse völlig unterschiedlich. Der frühe Kirchenväter Tertullian (ca. 155 - 230 n. Chr.) brachte es auf den Punkt: "Was hat Athen mit Jerusalem zu tun, oder die Akademie mit der Kirche?" Es ist daher unhaltbar, wenn der Papst in seiner Regensburger Rede vom September 2006 unterstellt, dass die geistige Grundlage des Westens eine einheitliche judeo-christlich-griechisch-römische Tradition sei. Zu unserem Glück entwickelte sich das Christentum unter den Griechen und Römern und erhielt eine unbestreitbare Prägung durch den Kontakt mit der klassischen Welt. "Keine Kraft hat es geschafft", schreibt der Philosoph Andrew Bernstein in der letzten Ausgabe von The Objective Standard, "den griechischen Ansatz aus den westlichen Prämissen auszumerzen - nicht die Christen, nicht die Nazis, nicht die Islamisten." Und dieser "griechische Ansatz" bedeutet diesseitiges, rationales Denken im Vergleich zum religiösen Ansatz von "Jerusalem". Jener bildet die Basis der westlichen Zivilisation und wir sollten lautstark die Ideen von Aristoteles und seiner Nachfolger verteidigen.

Sonntag, Dezember 16, 2007

Galbraiths Neo-Feudalismus

Der amerikanische Wirtschaftswissenschaftler John Kenneth Galbraith verstarb am 29.4.2006 im Alter von 97 Jahren. Das Satiremagazin "Harvard Lampoon" bezeichnete den einflussreichen Ökonom einst als den "lustigsten Professor des Jahrhunderts". Was ihn so außerordentlich lustig machte, ist mir unbekannt, aber immerhin vertrat er so "lustige" Ansichten wie die, dass jemand, der ein zweites Auto möchte, bei der Regierung beweisen muss, dass er es auch braucht. DIE WELT titulierte ihn in einem Nachruf als einen "Verfecher des Sozialstaates". Ayn Rand nannte ihn anders: "Was Galbraith unterstützt, ist mittelalterlicher Feudalismus." Besonders karrierschädlich waren diese Ansichten keineswegs: Er diente fünf US-Präsidenten -aus dem demokratischen Lager- als Wirtschaftsberater und erhielt von Präsident Clinton die Freiheitsmedaille, die höchste zivile Auszeichnung des Landes.

Samstag, Dezember 15, 2007

Religiöser Terrorismus gegen die Meinungsfreiheit

Das Ayn Rand Institute (ARI) hat im Jahr Februar des Jahres 2006 anläßlich des sog. "Karikaturenstreits" einen Aufsatz (Religious Terrorism vs. Free Speech) erneut veröffentlicht, der ursprünglich im Jahr 1989 als Zeitungsanzeige veröffentlicht wurde und der sich mit den Todesdrohungen der iranischen Kleriker gegen den Schriftsteller Salman Rushdie beschäftigte, weil sich die dort von Leonard Peikoff dargelegten Prinzipien auf die aktuelle Auseinandersetzung um die Karikaturen von Mohammed übertragen lassen. Beide Ereignisse verbindet der Vorgang einer Attacke auf die menschliche Kapazität der Vernunft und das Prinzip der Pressefreiheit - Werten, die aus Feigheit von unseren westlichen Führern nicht verteidigt werden. In dem Text heißt es unter anderem: "Das ultimative Ziel der Ayatollahs, und aller anderen Mystiker, ist nicht speziell 'Blasphemie', sondern die Vernunft selbst, zusammen mit ihren kulturellen und politischen Ausdrucksmöglichkeiten: Wissenschaft, die industrielle Revolution, die amerikanische Revolution. Wenn der Angriff Erfolg hat, wird das Resultat ein neues Zeitalter der Unvernunft sein - ein neues Mittelalter."

Dienstag, Dezember 11, 2007

...and the winner is: John DeWald

Den niedrigen Dollarkurs dürfte er verschmerzen können, denn John DeWald aus Großbritannien ist der Sieger im diesjährigen Atlas Shrugged Contest vom Ayn Rand Institute. Das Preisgeld ist 10 000 $ hoch. Seinen Sieger-Essay kann man hier nachlesen. Meine Gratulation geht auch an Ian Kryshak von der University of Arts in Bremen (Hochschule für Künste), der es immerhin in das Semifinale schaffte. Insgesamt fällt auch auf, dass die internationale Beteiligung doch recht hoch ist, auch wenn es sich bei Ian um einen Amerikaner in Bremen handeln dürfte.

Freitag, Dezember 07, 2007

Für eine moralische Gesundheitsversorgung

Die Winterausgabe 2007/2008 der Zeitschrift The Objective Standard ist erschienen und ist den Abonnenten am 20. Dezember im Internet zugänglich. Für alle Leser frei zugänglich ist der Aufsatz Moral Health Care vs. "Universal Health Care" von Paul Hsieh und Lin Zinser.
Wer diesen Text gelesen und „durchgekaut“ hat, wird unmöglich mehr der Vorstellung anhängen können, dass das amerikanische System der Gesundheitsversorgung „marktwirtschaftlich“ sei und sich eben deshalb in der Krise befindet. Es ist lediglich weniger sozialisiert als Systeme wie in Kanada oder Schweden, wo die staatlichen Interventionen auf dem Gesundheitsmarkt noch größere Dimensionen angenommen haben. Eine Krise des amerikanischen Systems analysieren die Autoren allerdings in der Tat, aber nicht aufgrund von zu viel Marktwirtschaft, wie linkslastige amerikanische Politiker meinen, sondern zu wenig. Staatlich organisierte Systeme funktionieren nicht und können nicht funktionieren, so Hsieh und Zinser, weil sie Gesundheitsversorgung als ein „Recht“ definieren. Dieses angebliche Recht auf eine „freie“ Gesundheitsversorgung durch den Staat löst einen Teufelskreis aus Anspruchsinflation, Kostenexplosion und Rationierung aus, mit dem Ergebnis, dass besonders die Durchschnittsbürger und Armen unter diesem System leiden. Ihnen bleibt verwehrt, was sich Politiker und Prominente in Kanada beschaffen können, nämlich durch Beziehungen auf der Warteliste nach vorne zu rutschen, oder die Möglichkeit, die reiche Kanadier nutzen, sich eine Behandlung in den USA zu kaufen. Die Alternative zu einem derartigen mangelhaften System besteht daraus, anzuerkennen, dass Güter und Dienstleistungen im Gesundheitsbereich Waren sein sollten und genau dies ist es, was die Autoren für richtig und moralisch halten: „Gesundheitsversorgung ist, wie Nahrungsmittel und Bekleidung, ein Bedürfnis, aber kein Recht.“ Um Gesundheitsdienstleistungen zu einer Ware zu machen, sollte begonnen werden, alle Interventionen des Staates auf diesem Markt zu eliminieren. Dies sei ein „moralischer Ansatz“, schreiben die Autoren, weil sie das unveräußerliche Recht der Produzenten anerkennen, über die Früchte ihres Denkens und ihrer Arbeit so zu verfügen, wie sie es für richtig halten.

Donnerstag, November 08, 2007

Ein Nachruf auf Ayn Rand

Die New York Times veröffentlichte am 7. März 1982 einen Nachruf auf Ayn Rand, geschrieben von Wolfgang Saxon. Die von Harry Binswanger herausgegebene Zeitschrift The Objectivist Forum druckte den Artikel in ihrer Februarausgabe 1982 nach, verwies allerdings auf einige -kleinere- Ungenauigkeiten im Text von Saxon. Rands Theaterstück Night of January 16th wurde von ihr vor dem Beginn der Arbeit an den The Fountainhead verfaßt, nämlich im Jahr 1933. Die erste Notiz zu The Fountainhead datiert vom 4. Dezember 1935, wo sie schrieb: "The first purpose of this book is a defense of egoism in its real meaning." Die hauptsächliche Vortragstätigkeit von Rand fand in den sechzigern Jahren statt, und nicht, wie Saxon behauptet, in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Für RKO Pictures arbeitete Ayn Rand in Hollywood, nicht in New York. Und die Ablehnung von Ronald Reagan, die Saxon sehr richtig wiedergibt, endete auch nicht mit der Wahl von Reagan zum Präsidenten der Vereinigten Staaten.

Mittwoch, November 07, 2007

Auf zum OAC-Studium!

Dan Edge steht vor seinem 2. Schuljahr am Objecitivist Academic Center und auch wenn ich seine Erfahrungen, die er dort gesammelt hat, persönlich weder bestätigen noch dementieren kann (da ich dort nie studiert habe), so vermute ich doch, dass ein Studium am OAC äußerst interessant und fruchtbar ist, selbst für Menschen wie Dan, die bereits einen Abschluss in Philosophie haben. Dan erwähnt besonders den Schreibkurs von Keith Lockitch, der seine Schreibfähigkeiten erheblich (100 %!) verbessert haben soll. Im 2. Jahr soll Leonard Peikoffs Objectivism - The Philosophy of Ayn Rand durchgearbeitet werden, mit besonderer Betonung von Epistemologie und Ethik.

Dienstag, November 06, 2007

Was Atheismus nicht kann

Craig Biddle macht in einem Blogeintrag auf Principles in Practice auf eine grundlegende Schwäche des Atheismus aufmerksam, die sich religiöse Theoretiker zu nutze machen, um ihre Position zu unterstützen, die eine Moral vertritt, die sich auf Gottes Gebote stützt:

Der Atheismus sagt nichts darüber, was gut oder schlecht, richtig oder falsch ist; nichts darüber, wie Menschen leben sollten; nichts darüber, was wir tun sollten und nicht tun sollten. Der Atheismus sagt nur: "Es gibt keinen Gott." Es ist richtig, dass es keinen Gott gibt, aber diese Wahrheit allein hat keinen Wert für irgendjemanden.


Eine positive, rationale Moralphilosophie ermutigt die Menschen nicht nur, Atheist zu sein, sondern auch dazu, dass sie Egoisten sind: die einzige Moral, die durch Beobachtung und Logik gestützt wird.

Freitag, November 02, 2007

Atheismus ist keine Weltanschauung

Die Zeitschrift The Objective Standard kündigt in einer Vorschau einen Artikel über die "neuen Atheisten" an, die derzeit in aller Munde sind. Dies verspricht ein interessanter Artikel zu werden, denn Objektivisten sollten wissen, ob diese Bewegung tatsächlich einen positiven Effekt auf unsere Kultur ausüben kann. Joseph Kellard warnt deutlich vor einer allzu positiven Einschätzung von Atheismus:

Atheismus ist natürlich kein philosophisches System. Philosophisch ist er einfach die Leugnung, dass ein Gott existiert, aus metaphysischen Gründen.


Die Frage, die sich anschließt, ist: "Und was dann?" Diese Lücke füllt der Objektivismus mit einem klaren und umfassenden philosophischen System.

Donnerstag, November 01, 2007

Die Oktober-Bilanz

Im Oktober gab es 660 Leser (etwas mehr als im September). Der Blog scheint seine Stammleser zu haben, da die Durchschnittzahl der monatlichen Leser recht wenig schwankt. Die Umfrage des letzten Monats möchte ich noch weiter auf der Site lassen, da ich vermute, dass durch einen technischen Fehler (kurz nach dem Erscheinen der Umfrage) nicht alle Stimmen gezählt wurden. Wer den Eindruck hat, dass seine Stimme nicht gezählt wurde, möge noch einmal abstimmen.

Mittwoch, Oktober 31, 2007

Die Krise nach Kant

Erfreulicherweise hat mein Beitrag über Heinrich von Kleist (1777 - 1811) auf einem amerikanischen Blog (Armchair Intellectual) ein Echo ausgelöst. Der Fall der "Kant-Krise" des Heinrich von Kleist (Wikipedia: Kants Kritik an allzu simplistischen Vorstellungen der Aufklärung zerstörte Kleists geradlinigen, rein vernunftbasierten Lebensplan über Nacht.) zeigt in so herausragender Weise, welche Bedeutung Philosophie für das Leben von Menschen haben kann, und wie negativ diese Folgen sein können, wenn die Philosophie irrational ist. Kant wird von liberalen Intellektuellen in Deutschland fast einhellig als großer Aufklärer gefeiert und die negative Einschätzung von Ayn Rand würde diese Intellektuellen sicherlich überraschen, vielleicht sogar empören, wie ich es selbst einmal erleben konnte, als ich auf einer Veranstaltung der Friedrich-Naumann-Stiftung ein wenig an Kants Image kratzen wollte. Diese Intellektuellen nähern sich Kant allerdings über seine politischen Äußerungen, und nicht über seine Erkenntnistheorie oder über seine Ethik, und in politischer Hinsicht ist Kant nicht so eindeutig negativ wie in anderen Zweigen seiner Philosophie. Heinrich von Kleist allerdings nahm Kant ernst, und zwar dort, wo es wichtig ist: in der Erkenntnistheorie vor allem. An dieser Stelle noch einmal eine Übersetzung eines Teils des Briefes von Heinrich von Kleist an Wilhelmine von Zenge:

If all men had green glasses instead of eyes, they would have to
judge that the objects which they viewed through the glasses were
green—and never could they determine whether their eyes
showed them the objects as they were, or whether the eyes perhaps
did something to the objects characteristic not of the objects,
but of the eyes. We cannot determine whether that which we call
truth truly is truth, or whether it only appears so. If the latter is
true, then the truth which we gather ceases to exist after death—
and every effort to acquire property which will also follow us into
the grave is useless.

Montag, Oktober 29, 2007

"The Ayn Rand Lexicon" jetzt kostenfrei im Internet

Viele Freunde dürften dieses sehr nützliche Buch zu Hause haben, aber dem Objektivismus kann es nur gut tun, wenn es jetzt auch im Internet zur Verfügung steht: The Ayn Rand Lexicon. Einige nähere Informationen zu diesem Lexikon gibt es in einer Presseerklärung des Ayn Rand Institute.

Sonntag, Oktober 28, 2007

Heinrich von Kleist und das "herrliche Gefühl"

Hermann Kurzke bespricht in der WELT zwei Biographien über den deutschen Dichter Heinrich von Kleist. Während die beiden Biographen von Kleist eher dem "Horizont der Aufklärung" zuordnen, will Kurzke keine eindeutige Kategorisierung vornehmen, obwohl Kurzke durchaus überzeugend den Romantiker von Kleist dazustellen vermag, der seine geistige Erweckung dem Philosophen Kant verdankt (Aufgrund des Kant-Studiums erste große Lebenskrise ("Kantkrise": Verzweiflung über die Einsicht, dass die Wissenschaft keinen Zugang zur objektiven Erkenntnis und absoluten Wahrheit hat.):

Sieht man Kleist als Romantiker, dann ist das Urerlebnis die Kant-Krise. "Wenn alle Menschen statt der Augen grüne Gläser hätten", schreibt Kleist 1801, dann würden sie die Welt für grün halten. Da er aus der Kant-Lektüre schließt, dass unser Bild von der Welt nur ein Produkt der Werkzeuge ist, mit denen wir die Welt betrachten, da er infolgedessen Abschied nimmt vom Glauben der Aufklärung, dass wir die Welt begreifen und dann handelnd verändern könnten, muss er den Verstand entthronen. Der neue oberste Herrscher ist das Gefühl - das "herrliche Gefühl", das den Prinzen von Homburg und das Käthchen von Heilbronn leitet, das richtig sein kann, aber auch grausam falsch, um das es geht im Michael Kohlhaas (den das "Rechtgefühl" zum Mordbrenner machte), in der "Heiligen Cäcilie" und in der "Marquise von O", und das dann als Nationalgefühl eine so große wie grausige Karriere macht. "O der Verstand! Der unglückselige Verstand!", schreibt Kleist im August 1806 an Rühle von Lilienstern. "Jede erste Bewegung, alles Unwillkürliche, ist schön; und schief und verschroben alles, sobald es sich selbst begreift." Die Erkenntniskritik macht ihn zum Romantiker und deutet voraus auf Nietzsche.


Das von Kurzke erwähnte Zitat von Kleist ("grüne Gläser") stammt aus einem Brief von Heinrich von Kleist an Wilhelmine von Zenge vom 22. März 1801:

Vor kurzem ward ich mit der neueren sogenannten Kantischen Philosophie bekannt ­ und Dir muß ich jetzt daraus einen Gedanken mitteilen, indem ich nicht fürchten darf, daß er Dich so tief, so schmerzhaft erschüttern wird, als mich. Auch kennst Du das Ganze nicht hinlänglich, um sein Interesse vollständig zu begreifen. Ich will indessen so deutlich sprechen, als möglich.

Wenn alle Menschen statt der Augen grüne Gläser hätten, so würden sie urteilen müssen, die Gegenstände, welche sie dadurch erblicken, sind grün ­ und nie würden sie entscheiden können, ob ihr Auge ihnen die Dinge zeigt, wie sie sind, oder ob es nicht etwas zu ihnen hinzutut, was nicht ihnen, sondern dem Auge gehört. So ist es mit dem Verstande. Wir können nicht entscheiden, ob das, was wir Wahrheit nennen, wahrhaft Wahrheit ist, oder ob es uns nur so scheint. Ist das letzte, so ist die Wahrheit, die wir hier sammeln, nach dem Tode nicht mehr ­ und alles Bestreben, ein Eigentum sich zu erwerben, das uns auch in das Grab folgt, ist vergeblich -

Ach, Wilhelmine, wenn die Spitze dieses Gedankens Dein Herz nicht trifft, so lächle nicht über einen andern, der sich tief in seinem heiligsten Innern davon verwundet fühlt. Mein einziges, mein höchstes Ziel ist gesunken, und ich habe nun keines mehr -

Englische Übersetzung:

If all men had green glasses instead of eyes, they would have to
judge that the objects which they viewed through the glasses were
green—and never could they determine whether their eyes
showed them the objects as they were, or whether the eyes perhaps
did something to the objects characteristic not of the objects,
but of the eyes. We cannot determine whether that which we call
truth truly is truth, or whether it only appears so. If the latter is
true, then the truth which we gather ceases to exist after death—
and every effort to acquire property which will also follow us into
the grave is useless.

Freitag, Oktober 26, 2007

Randex mit Lücken

Randex ("The latest news and commentary on Ayn Rand and Objectivism") ist eine interessante Website für Objektivisten, weil sie systematisch Presseartikel zusammenstellt, die sich mit Ayn Rand und dem Objektivismus beschäftigen. Interessant die Länderliste (siehe Archiv): Deutschland, Österreich oder die Schweiz kommen nicht vor. Indien befindet sich erstaunlicherweise schon auf Platz 3. Das Fehlen der genannten deutschsprachigen Länder bedeutet allerdings nicht, dass dort in den Medien überhaupt keine Artikel erschienen sind, die sich mit Rand oder dem Objektivismus beschäftigen. Randex ist ausschließlich auf englischsprachige Artikel fixiert und würde deutschsprachige Artikel ignorieren. Gerade etwa fällt mir ein Artikel in der WOZ (Schweiz) auf:

Als russische Emigrantin hatte Rand ­einen tiefen Hass gegen alles entwickelt, was nach Sozialismus roch. Sie trat für einen unbeschränkten Individualismus ein und lehnte jeglichen staatlichen Schutz für die Armen ab. Ihrer Ansicht nach durften Steuern nur auf freiwilliger Basis erhoben werden. Der kritische Schriftsteller Gore Vidal beschrieb ­ihre Philosophie als «nahezu perfekt in ­ihrer Immoralität». Greenspan übernahm vieles von Rand. Er empfand sich als «libertärer Kapitalist», als Anhänger eines «Laissez-faire-Kapitalismus», wie er im 19. Jahrhundert verbreitet war.

Donnerstag, Oktober 25, 2007

Platon und die Zahlen

Ayn Rand beschrieb die Geschichte der Philosophie als die Geschiche des Duells zwischen Platon und Aristoteles. Auf wessen Seite die Objektivisten stehen, sollte einfach zu beantworten sein, wenn man sich an die Position von Platon vergegenwärtigt, wie der Mathematiker Albrecht Beutelspacher sie beschreibt:

Manche fragen sich ja, ob Mathematik überhaupt eine Wissenschaft ist – oder eine Kunst. Platon sagte, das eigentlich Reale ist nicht, was ich sehe, sondern es sind die geistigen Objekte. Alles andere sind nur Schatten. Diese Idee hatte er durch die Mathematik: Es gibt ein Reich der Ideen, in dem eine Ordnung herrscht.

Mittwoch, Oktober 24, 2007

Zitat des Tages

Die meisten Menschen sind andere Menschen.
Ihre Gedanken sind Meinungen von jemand anderem,
ihre Leben eine Imitation, ihre Leidenschaft ein Zitat.
.

Ocar Wilde (Quelle: Sense of Life Objectivists)

Dienstag, Oktober 23, 2007

Die Quelle

Gary Cooper in dem Film The Fountainhead, nach dem gleichnamigen Roman von Ayn Rand, die ebenfalls das Drehbuch verfaßte. Der Film wurde zuletzt am 10.09.2007 im Südwestfunk ausgestrahlt und läuft regelmäßig auch in anderen 3. Programmen der ARD, üblicherweise allerdings zu einer nachtschlafenen Zeit. Die ARD schreibt über den Film:

Der Architekt Howard Roark wird für seine kompromisslos modernen Entwürfe bewundert, schafft sich aber auch viele Gegner. Der mächtige Zeitungsverleger Gail Wynand, der sich durch ein zynisches Manöver die Gunst der attraktiven Architektur-Kritikerin Dominique erobert, macht Roark zur Zielscheibe einer skrupellosen Kampagne. Gary Cooper und Patricia Neal spielen die Hauptrollen in King Vidors heftigem Melodram über die besessene Suche nach dem Absoluten in der Kunst wie in der Liebe. Das Erste zeigt “Ein Mann wie Sprengstoff” in seiner Reihe zu Ehren Gary Coopers, der in diesem Jahr seinen 105. Geburtstag gefeiert hätte.
*
Howard Roark (Gary Cooper) erregt mit seinen kühnen Entwürfen einer Architektur der Moderne Aufsehen, löst aber auch heftigen Widerspruch aus. Roark weigert sich strikt, den Bauherren durch die Planung billiger, mit Ornamenten verzierter Bauten entgegenzukommen - ganz anders als sein kompromissbereiter Studienfreund Peter Keating (Kent Smith). Der mächtige Zeitungsverleger Gail Wynand (Raymond Massey) bietet Keating den Auftrag zum Entwurf eines Hochhauses an, unter der Bedingung, dass er dafür auf seine Verlobte, die attraktive Architektur-Kritikerin Dominique Francon (Patricia Neal) verzichtet. Keating opfert Dominique seiner Karriere, und Dominique akzeptiert einen Heiratsantrag des Verlegers, den sie wegen seiner illusionslosen Ehrlichkeit respektiert.
Dominique ist eine glühende Bewunderin von Roarks rigorosen Architektur-Entwürfen. Sie ahnt zunächst nicht, dass der Mann, dem sie eines Tages in einem Steinbruch begegnet, und der mit seiner spröden Männlichkeit in ihr eine verwirrende Flut leidenschaftlicher Gefühle auslöst, der von ihr verehrte Architekt ist. Ihr Mann dagegen entfesselt in seinen Zeitungen mit zynischem Vergnügen eine verleumderische Kampagne gegen Roark, der dadurch in seiner beruflichen Existenz bedroht wird.
Die Romanvorlage zu “Ein Mann wie Sprengstoff” beruft sich zwar auf den Werdegang des amerikanischen Avantgarde-Architekten Frank Lloyd Wright (1869-1959). Doch der Film spiegelt vor allem die heftigen Debatten im Bauboom der Nachkriegsjahre um den Einfluss des deutschen Architekten Mies van der Rohe, der 1938 nach Chicago emigrierte und von dort aus bis zu seinem Tod (1969) seinen streng funktionalen, schnörkellosen Architekturstil zum Inbegriff der Moderne in Amerika und der ganzen westlichen Welt machte. King Vidor bettete dieses Thema in eine erotisch aufgeladene, symbolträchtige Romanze. Sie wurde das Vorspiel einer leidenschaftlichen Liaison zwischen den beiden Hauptdarstellern Gary Cooper und Patricia Neal.

Montag, Oktober 22, 2007

Sinclair Lewis

Zum Roman It Can't Happen Here (deutsch: Das ist bei uns nicht möglich) von Sinclar Lewis bemerkt Ayn Rand, dass der Roman eine "schlechte Mischung aus Romantizismus und Naturalismus" sei. Aber:

Trotzdem ist er ein sehr guter Roman.


Quelle: Ayn Rand Answers, S. 200

Samstag, Oktober 20, 2007

Zum 50. Jahrestag von "Atlas Shrugged"

Andrew Medworth hat zum 50. Jahrestages des Erscheinens von Atlas Shrugged einen längeren Einführungstext verfaßt, den ich allen Lesern nur herzlich empfehlen kann. Der Autor hatte Rands Roman 2002 entdeckt, und man kann ihm sicherlich das Kompliment machen, dass er seitdem eine ganze Menge über den Objektivismus gelernt hat. Jeder Objektivist oder Schüler des Objektivismus sollte eine Mahnung immer im Hinterkopf behalten, die Andrew auch nicht vergißt, zu erwähnen:

Der Objektivismus ist keine Religion, und Atlas Shrugged ist nicht die Bibel.


Atlas Shrugged war, und ist, für Andrew allerdings nicht nur ein interessanter Roman, sondern hatte durchaus reale Auswirkungen auf ihn selbst:

Ich bin überzeugt, dass die Lektüre von Atlas Shrugged aus mir eine bessere Person gemacht hat.


Sehr interessante Zahlen zu Atlas Shrugged brachte eine aktuelle Umfrage (Oktober 2007) von Zogby International an der Tag ( 1 239 Bürger wurden befragt): 8,1 % der erwachsenen Amerikaner haben Atlas Shrugged von Ayn Rand gelesen. Besonders ausgeprägt sind vor allem die Leser in den höheren Einkommensbereichen: 14 % der Amerikaner mit Einkommen über 100 000 $ haben AS gelesen, allerdings nur 2 % von denjenigen, die weniger als 35 000 $ verdienen. Wenn viele Amerikaner angeben, dass AS ihr Leben verändert hat, so könnten sie damit durchaus auch ihre Brieftasche gemeint haben.

Freitag, Oktober 19, 2007

Eine konservatives Verdammungsurteil des Objektivismus

Chuck Colson verwirft den Objektivismus in harten Worten (ich vermute allerdings, dass er Rand selbst überhaupt nicht gelesen hat und sich lediglich auf Sekundärquellen stützt), aber interesant doch, wie freundlich viele Leser in ihren Kommentaren den Objektivismus bewerten, selbst ein Leser, der einräumt, dass er an Gott glaubt, sagt, dass er Rands Philosophie "mag".

Donnerstag, Oktober 18, 2007

Keith Windschuttles Kampf um eine objektive Geschichtswissenschaft

Herausragend, nicht nur von der Länge her, sondern vor allem aufgrund des Inhalts, ist John Dawson “Assault the Ivory Tower - Keith Windschuttle’s Battle for Objective History” aus der Zeitschrift The Intellectual Activist aus dem Jahr 2003 . Dawson beschreibt in diesem Aufsatz die Attacken des etablierten Geschichtswissenschaft auf den australischen Historiker Keith Windschuttle, der es wagte mit seinem Buch “The Fabrication of Aboriginal History” die politisierten Erkenntnisse des sog. “wissenschaftlichen Konsensus” über die australischen Ureinwohner, die Aborigines, anhand der Fakten zu überprüfen. Für The Wall Street Journal ist die Behandlung der Aborigines durch die weissen Siedler das derzeit umstrittenste Thema in Australien. Auf der einen Seite stehen die Medien, fast das komplette wissenschaftliche Etablishment, die Künstler, große Teile der Justiz und natürlich die Labor Party. Sie behaupten, dass die europäischen Siedler die Aborigines rücksichtslos von ihrem Land vertrieben hätten und tausende von ihnen straflos massakrieren konnten. Auf der anderen Seite steht der konservative Premier John Howard mit seinen Unterstützern und Anhängern, die die Meinung vertreten, dass diese Ereignisse, selbst wenn sie den Wahrheit entsprächen, schon so lange her seien, dass sie heutige Generation der Australier dafür nicht verantwortlich gemacht werden könne.

Dawson zitiert Windschuttle wie folgt: “Die britische Kolonisation (Australiens) war die am wenigsten gewaltätigste von allen europäischen Begegnungen mit einer Neuen Welt. Sie traf nicht auf irgendeinen organisierten Widerstand. Konflikte waren eher sporadisch als systematisch. Einige Massenmorde wurden auf beiden Seiten verübt, aber das waren seltene und isolierte Ereignisse, mit einer Zahl von Opfern eher im zweistelligen als im dreistelligen Bereich.” Windschuttle sieht in der Kolonisierung Australiens keinen Genozid, sondern den Import einer zivilisierten Gesellschaft und der Herrschaft des Rechts: ” Weisse konnten Schwarze nicht straflos töten. Die Aborigines waren Untertanen Seiner Majestät und genossen den Schutz seiner Gesetze. Die Strafe für das unrechtmäßige Töten eines Schwarzen war der Tod, ebenso wie für das Töten eines Weissen.” Als ursächlich für die tatsächlich eingetretene stark Abnahme der Urbevölkerung nach dem Beginn der britischen Kolonisation sieht Windschuttle “fast gänzlich” Krankheiten wie die Pocken, Grippe oder Lugenentzündung an.

Mittwoch, Oktober 17, 2007

Vadim Perelman als Regisseur für "Atlas Shrugged"

Cinefacts berichtet vom aktuellen Stand um die geplante Verfilmung von Atlas Shrugged:

Vadim Perelman ("Das Haus aus Sand und Nebel") soll das Lieblingsprojekt von Angelina Jolie voranbringen. Er wurde von Lionsgate damit beauftragt, das Drehbuch zu der Romanverfilmung Atlas Shrugged umzuschreiben, an dem zuletzt "Braveheart"-Autor Randall Wallace gearbeitet hatte. Erst wenn ein fertiges Drehbuch vorliegt, möchte das Studio ein Drehbeginn anvisieren, wobei Perelman die Regie übernehmen soll. Der Roman Atlas Shrugged von Ayn Rand erschien 1957 und warb für die Entbürokratisierung der Gesellschaft und das freie Spiel des kapitalistischen Marktes. Der Roman malt aus, was passiert, wenn wichtige Industrielle und Intellektuelle in einen Streik treten. Angelina Jolie will in dem Film die Hauptrolle spielen.


Über Perelman berichtet Kino Zeit:

Haus aus Sand und Nebel war zugleich sein erstes Drehbuch. Der Stoff zog ihn an, weil ihn seine eigenen Erfahrungen als Zuwanderer geprägt haben. Perelman wurde 1963 in Kiew in der damaligen Sowjetunion als Einzelkind geboren. Als er neun Jahr alt war, starb sein Vater bei einem Verkehrsunfall. Fünf Jahre später durften Perelman und seine Mutter ausreisen und kamen als Flüchtlinge nach Europa. Sie lebten zwei Jahre in Wien und dann ein Jahr in Rom, immer darum bemüht, ein neues Zuhause zu finden. In dieser Zeit überlebte Perelman als Straßenjunge, der für sich und seine Mutter das Geld und Essen beschaffte, während sie auf ein Visum für Kanada warteten. Als es endlich eintraf, machten sie sich auf den Weg in das Land, in dem Perelman schließlich ein neues Leben beginnen und seine Karriere machen sollte.

Nach einigermaßen wilden Teenager-Jahren studierte Perelman Physik und Mathematik an der Universität von Alberta, bis ein Kurs im Filmemachen alles veränderte. Er zog nach Toronto, studierte zwei Jahre am Ryerson Film Institute und gründete dann seine eigene Produktionsfirma. Er perfektionierte sein Handwerk als Regisseur und Schnittmeister von Musikvideos und zog dann nach Los Angeles, um weiter voranzukommen.

Dienstag, Oktober 16, 2007

Rand und die Rechte

Brian Doherty schreibt im Wallstreet Journal über "Rand und die Rechte" und präsentiert Ayn Rand als "Fan" des republikanischer Politikers Barry Goldwater (Goldwaters Buch "Das Gewissen eines Konservativen" ist heute antiquarisch noch zu bekommen). Das Wort "Fan" suggeriert allerdings eine vorbehaltlose Unterstützung für Goldwater, die es so nicht gab. Rand war allenfalls ein Fan von Goldwaters außenpolitischen Vorstellungen, noch konkreter seines außenpolitischen Anti-Kommunismus. Doherty zitiert aus einem Brief von Rand an Goldwater aus dem Jahre 1960 ("I regard you as the only hope of the anti-collectivist side on today's political scene, and I have defended your position at every opportunity."), beendet dieses Zitat aber ausgerechnet dort, wo Rand anfängt, ihre Einwände gegen verschiedene Positionen von Goldwater darzulegen. Das vollständige Zitat lautet:

I regard you as the only hope of the anti-collectivist side on today's political scene, and I have defended your position at every opportunity. Therefore, I am profoundly disturbed by some dangerous contradictions in your stand.


Zitiert nach Ayn Rand's Marginalia (S. 183)

Montag, Oktober 15, 2007

Zitat des Tages

Ein Zitat von Robert Heinlein, das ich dem Hinweis von Paul Hsieh verdanke:

Im gesamten Verlauf der Geschichte ist Armut der Normalzustand der Menschheit. Vorstöße, die dazu beitragen, diese Norm zu überwinden - hin und wieder, hie und da-, sind das Werk einer außerordentlich kleinen Minderheit, häufig verachtet, oft verflucht und fast immer von allen rechtdenkenden Menschen angefeindet. Wo immer dieser Minderheit Einhalt geboten wird oder wo sie (wie es gelegentlich geschieht) aus der Gemeinschaft verstoßen wird, sinkt das Volk in bittere Armut.
Das nennt man dann "Pech".

Samstag, Oktober 13, 2007

Ex-Sozialist führt das Ayn Rand Instiute

Der Organge County Register berichtet über Yaron Brook, Geschäftsführender Direktor des Ayn Rand Institute. Brook wuchs in Süd-Afrika auf, ging dann aber mit seinen Eltern, linken Intellektuellen, nach Israel. Mit 16 Jahren entdeckte er dann Atlas Shrugged und später ging es nach Amerika:

Nachdem man zu der Schlussfolgerung gekommen ist, dass es der Zweck des Lebens ist, sein eigenes Wohlergehen zu maximieren, gibt es nur ein Land auf der Welt, das erlaubt, dies zu tun.


Er gibt an, dass er im letzten Jahr über 356 000 $ verdient hat, wobei er allerdings in anderen Jobs viel mehr verdienen könnte (woran man wohl erkennen kann, dass "rationales Selbstinteresse" aus mehr besteht als nur Dollarscheinen).

Freitag, Oktober 12, 2007

Die September-Bilanz

Der September brachte eine geringfügig geringere Zahl an Lesern (635), wohl bedingt durch die geringere Zahl an Aktualisierungen. An der Umfrage beteiligten sich 27 Leser. 55,45 % der Leser stammen aus Deutschland (wohnen zumindest dort), 81,49 % insgesamt aus den deutsprachigen Ländern, was einen Anteil von 18,51 % übriggläßt, der außerhalb dieses Bereichs seinen Wohnsitz hat. Diese letzte Gruppe besteht insgesamt aus 5 Lesern, wobei einer sogar aus Nordamerika stammt. In den Niederlanden hat dieser Blog augenscheinlich keine Leser!

Donnerstag, Oktober 11, 2007

Agnostiker und Mystiker

Agnostiker sind Meister des "Vielleicht", des "Ich weiß nicht" oder des "Niemand kann es wissen". Ihre Meinungen gelten als besonders fair, gerecht und ausgewogen. Mystiker auf der anderen Seite, geben vor zu wissen, auch wenn dieses Wissens auf keinerlei Logik oder Beweisen beruht, oder diesen sogar offen widerspricht. Ihnen reicht es, wenn in ihren heiligen Texten Behauptungen aufgestellt werden, die sie ohne weitere Prüfung glauben. Wenn ein Agnostiker eine mystische Richtung kritisiert, kann man davon ausgehen, dass die Mystiker dies auf eine besonders "gerechte" Weise tun wird, und für seine Verhältnisse offene Worte wird er nur dann finden, wenn der spezifische Mystizismus mit einem besonders rabiaten Wahrheitsanspruch auftritt. Was beide Seiten ignorieren, ist die Alternative der Vernunft und der rationalen Gewissheit.

Die Tiroler Tageszeitung berichtete im Jahr 2003 über die Islam-Kritik des französischen Journalisten Claude Imbert:

'Man muss ehrlich sein. Ich bin ein bißchen islamfeindlich. Es stört mich nicht, dies zu sagen, erklärte Claude Imbert am Freitagabend in einer Sendung über das Tragen des islamischen Kopftuches in den Schulen und in öffentlichen Ämtern. 'Wir haben das Recht, den Rassismus zu bekämpfen und die friedliche Ausübung des Islam zu akzeptieren. Und ich habe das Recht (') zu denken, dass der Islam 'ich sage sehr wohl der Islam und nicht die Islamisten 'als Religion einen Schwachsinn verschiedener Archaismen mit sich führt , eine Art der systematischen Abwertung der Frau', betonte der Journalist.

Indem er sich selbst als Agnostiker bezeichnet, fügt Imbert hinzu, dass ihn die christliche Religion weniger störe, 'weil sie nicht diese Ambition hat'.

Mittwoch, Oktober 10, 2007

Die historische Bedeutung von "Atlas Shrugged"

Heute vor 50 Jahren wurde Ayn Rands epochaler Roman Atlas Shrugged veröffentlicht. Robert Tracinski hat einen längeren Artikel über die Bedeutung des Romans veröffentlicht, ebenso der Geschäftsführende Direktor des Ayn Rand Institute, Yaron Brook, um nur zwei Stimmen aus dem großen Chor der Huldigungen herauszuheben.

Tatsächliche Unendlichkeit?

Dieses Zitat wird dem Physiker Albert Einstein zugeschrieben und Paul Hsieh hat eine gewisse Sympathie für dieses Zitat, auch wenn es philosophisch nicht zutreffend ist:

Zwei Dinge sind unendlich: Das Universum und die menschliche Dummheit. Aber beim Universum bin ich mir nicht ganz sicher.

Dienstag, Oktober 09, 2007

Der triumphialistische Alan Greenspan

Dieter Wermuth hat sich durch Alan Greenspans Buch Mein Leben für die Wirtschaft (engl.: The Age of Turbulence) "durchgearbeitet", und kommt zu einem gemischten Urteil (Man beachte seinen emotionalen Widerwillen gegenüber Greenspans Äußerungen hinsichtlich der praktischen Überlegenheit einer kapitalistischen Wirtschaft. Interessant wäre zu erfahren, ob Greenspan auch die moralische Überlegenheit des Kapitalismus herausstellt):

Die Lektüre ist überwiegend spannend und der Ausdruck “durch arbeiten” von daher eigentlich falsch. Sie ist auch keineswegs so trocken wie man das bei jemandem erwarten würde, dessen Spitzname einmal, wie er selbst berichtet, “undertaker” war, also Bestattungsunternehmer, weil er schon als ganz junger Mann immer in dunklen Anzügen auftrat, und der den Ruf hatte, immer dann nervös zu werden, wenn er sich zu klar ausdrückte. (...)
Auf den Geist geht mir allerdings Greenspans Triumphalismus, sein ständig wiederholtes Glaubensbekenntnis, dass kein Wirtschaftssystem bessere Resultate zustande bringt als eine möglichst freie, mit klaren Eigentumsrechten und einem belastbaren Rechtssystem kombinierte Marktwirtschaft. Er mag ja recht haben, aber er braucht das einem bitte nicht immer wieder neu aufs Brot zu schmieren. (...)
Ein vollkommen hoffnungsloser Fall ist Russland (Korruption, Dutch Disease, kein anständiges Rechtssystem, zu viele Rohstoffe). Glücklicherweise kommt Japan bei Greenspans Stammtischweisheiten nicht viel besser weg: “[Japan] legt Wert auf Konformität: Es ist eine sehr zivilisierte Gesellschaft, die eine starke Abneigung gegen kreative Zerstörung hat.” Man sieht, Schumpeter ist einer der Helden Greenspans; die anderen sind Adam Smith, John Locke und Ayn Rand (noch nie gehört?).

Sonntag, September 23, 2007

Etatismus

Etatismus bedeutet nicht einfach nur, dass Agenten der Gestapo herumlaufen und Frauen und Kinder erschießen. Das ist das Endergebnis von Etatismus, nicht seine Ursache, eine seiner Manifestationen, nicht seine Essenz. Die Essenz des Etatismus ist die Idee, dass der Staat allgegenwärtig sein muss und die Existenz der Menschen kontrollieren muss.

Journals of Ayn Rand, S. 314, 2. Januar 1946

Freitag, September 21, 2007

Ist der Objektivismus ein Kult?

Zu dem immer wieder fälschlicherweise erhobenen Vorwurf, dass der Objektivismus ein "Kult" oder eine "Sekte" sei, empfehle ich zur Lektüre vier Aufsätze von Jim Peron, die Peron ursprünglich für die The Laissez-Faire City Times geschrieben hatte, nun aber nur noch auf der Website des Objectivism Reference Center zur Verfügung stehen. Peron schreibt: "Das Hauptmerkmal eines Kults besteht daraus, dass es sich um eine Gruppe handelt, die versucht, Menschen in einen Beitritt hineinzumanipulieren." Ist ein Beitritt erfolgt, müssen die Mitglieder die Interessen der Gruppe über ihr eigenes Selbstinteresse stellen. Nichts dergleichen kennt der Objektivismus. Zu Ayn Rands Lebzeiten gab es überhaupt keine Organisation, der man beitreten konnte. Es gab das Nathaniel Branden Institute (NBI), das aber keine Mitgliederwerbung betrieben hat, sondern Vorträge angeboten hat. Peron schreibt: "Der Objektivismus war, und ist, strukturlos. Und ohne Struktur kann es keinen Kult geben. Wenn die Struktur nicht existiert, dann gibt es keinen Kult."

Donnerstag, September 20, 2007

Objektivismus in der internationalen Presse

Onkar Ghate veröffentlicht derzeit eine Serie von vier Artikeln in der britischen Zeitschrift New Statesman (Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4). Die Wochenzeitung, die seit 1913 besteht, ist links orientiert. Die New York Times veröffentlichte einen recht objektiven Beitrag über Ayn Rand von Harriet Rubin. Sie erinnert an der Veröffentlichung von Atlas Shrugged am 12. Oktober 1957 und nennt Rands Roman eines der "einflussreichsten Wirtschaftsbücher" aller Zeiten. Sie zitiert auch Gore Vidal, der Rands Philosophie "beinahe perfekt in ihrer Unmoralität" nennt.

Mittwoch, September 19, 2007

John Voight empfiehlt Angelina Jolie

Schauspieler John Voight würde gerne seine Tochter Angelina Jolie in der Rolle der Dagny Taggart in Atlas Shrugged sehen, wie er in einem Interview erklärte. Er kennt Atlas Shrugged, den er als "romantischen, philosophischen Roman bezeichnet", wozu seine Tochter als sehr romantische Schauspielerin passen würde. Er selbst würde auch ein Rollenangebot für die Romanverfilmung nicht ablehnen, sagte der 68jährige Schauspieler.

Dienstag, September 18, 2007

Ein Lob dem Geldverleiher

Die Herbstausgabe der Zeitschrift The Objective Standard ist erschienen und erstmalig enthält die Zeitschrift keinen Aufsatz zu einem außenpolitischen Thema. Für alle Internetnutzer wurde Yaron Brooks Aufsatz The Morality of Moneylending: A Short History frei zugänglich im Internet veröffentlicht. Daneben gibt es noch zwei Aufsätze zu ästhetischen Themen von Andrew Bernstein und Dianne Durante. Die letztgenannte Autorin erklärt uns, wie wir Malerei bewerten können. Alle Aufsätze sind ab dem 20. September für die Abonnenten im Internet verfügbar.

Montag, September 17, 2007

Über Kriege

Unbedingt lesenswert ist ein längerer Eintrag von Diana Mertz Hsieh mit der Überschrift Ayn Rand on Total War. Anlass war die E-Mail eines Lesers, der über einige Äußerungen von Roderick Long gestolpert war. Long vergleicht einige mündliche Bemerkungen von Rand zu der Frage der Zulässigkeit des Tötens von Unschuldigen, die in dem Buch Ayn Rand Answers: The Best of Her Q & A abgedruckt sind (siehe die Seiten 95, 97 und 114), und behauptet, diese seien widersprüchlich. Tatsächlich konstruiert Long diese Widersprüchlichkeit, indem er den unterschiedlichen Kontext der jeweiligen Antworten ignoriert. Diana verweist darauf, dass man sicher sagen kann, dass Ayn Rand nur die Führung von "selbstsüchtigen Kriegen" befürwortete, die den Feind besiegen sollen. Dies läßt sich am besten in ihrem Essay The Lessons of Vietnam nachlesen, der auch in dem Buch The Voice of Reason abgedruckt ist.

Sonntag, September 16, 2007

Religiöse "Wahrheit"

Trutch macht mich auf ein Zitat von Ignatius of Loyola aufmerksam, dem Begründer der Jesuiten. Das Zitat drückt in perfekter Weise die dogmatische Natur der Religion aus:

To arrive at the truth in all things, we ought always to be ready to believe that what seems to us white is black, if the hierarchical Church so defines it.

Hier das vollständige Zitat in deutscher Sprache (Geistliche Übungen 365):

Wir müssen immer festhalten, um in allem das Rechte zu treffen: Von dem Weißen, das ich sehe, glauben, dass es schwarz ist, wenn die hierarchische Kirche es so bestimmt, indem wir glauben, dass zwischen Christus unserem Herrn, dem Bräutigam, und der Kirche, seiner Braut, der gleiche Geist ist, der uns leitet und lenkt zum Heil unserer Seelen. Denn durch den gleichen Geist und unseren Herrn, der die Zehn Gebote gegeben hat, wird gelenkt und geleitet unsere heilige Mutter Kirche.

Samstag, September 15, 2007

Das infame Buch eines Konservativen

Robert Tracinski setzt sich in einem Artikel aus dem Januar diesen Jahres mit einem wirklichen infamen Buch eines Konservativen auseinander: Dinesh D’Souzas The Enemy at Home. D’Souza fordert in diesem Buch dazu auf, den Feind zu Hause zu besiegen, denn nur so sei ein Sieg gegen den radikalen Islam möglich. Und der Feind zu Haus …dies ist für D’Souza die “amerikanische kulturelle Linke”. Seine Argumentation wirkt wie Echo auf die Vorhaltungen der Linken (und ihrer libertären Gefolgschaft) hinsichtlich der amerikanischen Außenpolitik, die angeblich der Zorn der islamischen Welt zu Recht hervorrufen würde. Wenn Muslime Atheismus und kulturelle Verderbtheit in Amerika wahrnehmen und zornig behaupten, Amerika versuche, ihnen seine Unmoral aufzudrängen und deshalb seien sie zu einem defensiven Jihad gezwungen, so ist dies Wasser auf die Mühlen von Dinesh D’Souza, denn diese moralische Verkommenheit diagnostiziert auch er und er sieht sich und seine konservativen Mitstreiter im gemeinsamen Boot mit dem traditionellen Muslimen (und allen “traditionellen” Menschen auf der Welt) in einem gemeinsamen Abwehrkampf gegen die Unmoral. Tracinski nennt dies richtig ein Programm des Appeasements gegenüber dem totalitären Islam, dadurch, dass wir diesem unseren Willen zeigten, uns einer eigenen religiösen Tyrannei zu unterwerfen. Die Reaktion im konservativen Lager auf dieses Buch ist außerordentlich aufschlussreich, denn sie zeigt, wie weit sich die konservative Rechte mit einem Programm einer religiösen Herrschaft anfreunden könnte. Tracinski vermerkt, dass D’Souzas Buch auf dem Blog der Autoren des konservativen National Review Online (”The Corner“) nur sehr frostig aufgenommen wurde. Interessant sei aber nicht nur die negative Reaktion, sondern auch die Natur dieser Reaktion. Mario Loyola etwa schreibt explizit, dass “Gerechtigkeit” nichts mit Religion zu tun haben sollte, sondern stattdessen aus der Vernunft kommen sollte. Loyola wörtlich: “Die islamische Zivilisation befindet sich nicht nur vor der Aufklärung, sondern auf viele Weise sogar vor der Renaissance.” Es ist allerdings nicht ausreichend, wenn diese Konservativen ein Buch wie das von D’souza kritisieren (interessant wäre es auch zu erfahren, wie das Buch außerhalb des National Review aufgenommen wurde), aber weiterhin gemeinsame Sache mit der religiösen Rechten machen, deren Argumente ein Autor wie Dinesh D’Souza nur zu ihrem logischen Ende getrieben hat. Möglicherweise hat ein derartiges Buch auch den von seinem Autor sicherlich nicht beabsichtigten Effekt, manchem Konservativen die Augen zu öffnen für die Widersprüchlichkeit seiner eigenen ideologischen Position. Die eine Seite, dass sind die “Höhen der Aufklärung”, die andere Seite ist ein religiöser Traditionalismus, der den Werten der Aufklärung entgegensteht.

Freitag, September 14, 2007

Ökologismus widerlegt

Auf mises.de befindet sich ein sehr lesenswerter Artikel von George Reisman in deutscher Sprache: Ökologismus widerlegt. Die Berliner Wochenzeitung Junge Freiheit zitierte nach der erstmaligen Veröffentlichung des Aufsatzes von Reisman in der Zeitschrift eigentümlich frei folgende Passage: "Die angemessene Antwort auf die Ökologisten ist, dass wir nicht ein Deut der industriellen Zivilisation opfern werden; und wenn Klimaerwärmung und Ozonabbau tatsächlich zu ihren Konsequenzen gehören, werden wir sie akzeptieren und mit ihnen umgehen - auf so angemessene Weise wie durch den Einsatz von ...besseren Klimaanlagen und UV-Blockern, nicht durch die Aufgabe von Klimaanlagen, Kühlschränken und Autos."

Der Aufsatz von Prof. Reisman heißt im Original Environmentalism refuted

Donnerstag, September 13, 2007

Leonard Peikoff in der arabischen Presse

Diana Mertz Hsieh verweist auf ihrem Blog auf zwei interessante Artikel, die sich vor ungefähr einem Jahr mit Leonard Peikoff beschäftigten, dem Gründer des Ayn Rand Institute. In einem Artikel aus der New York Times wird Hamid ibn Abdallah al-Ali erwähnt, "the only Qaeda intellectual to have posted a text specifically for the Sept. 11 anniversary", der sich mit Peikoffs Text End States That Sponsor Terrorism (deutsche Übersetzung) beschäftigt. Peikoff selbst nennt er "einen der führenden Ideologen des amerikanischen Extremismus". Der zweite Artikel stammt aus einer ägyptischen Wochenzeitung. Der Autor Hasaan Nafa meint, dass Präsident Bush im Vergleich zu Peikoff wie Mutter Teresa erscheine.

Mittwoch, September 12, 2007

Die Natur des Feindes

Noah Stahl hat am Objectivist Academic Center (OAC) studiert und schreibt regelmäßig für den Iowa State Daily - eine College Zeitung. (via Thrutch). In dem Artikel One Enemy, One Way beschreibt er den westlichen Abwehrkampf gegen den islamistischen Terrorismus als grundsätzlich mangelhaft. Ein üblicher Fehler sei die Gleichsetzung von Terrorismus und Verbrechen, und folgerichtig, die Herangehensweise, die Bekämpfung des Terrorismus wie die Verfolgung von Bankräubern zu organisieren: "Terroristen sind keine Bankräuber. Ein Bankräuber raubt keine Bank aus, weil er die Banker oder Kunden als verkommen oder böse ansieht." Ein noch schlimmerer Fehler sei es, Terrorismus wie ein Naturphänomen zu betrachten: "Gemäß dieser Einstellung sind terroristische Attacken wie Hurrikane." Die Aussage von Präsident Bush, dass wir uns im Krieg befinden mit islamischen Faschisten, sei -so Stahl- nur eine halbe Wahrheit: "Der islamische Faschismus befindet sich im Krieg mit Amerika und dem Westen, aber wir sind nicht im Krieg mit ihm."

Dienstag, September 11, 2007

Freiheit oder Sicherheit: die falsche Alternative

Noah Stahl argumentiert in dem objektivistischen Studentenmagazin The Undercurrent, dass Freiheit und Sicherheit keine Gegensätze sind und wir sehr wohl beides haben können. In einem weiteren Sinne seien Freiheit und Sicherheit sogar synonym: "Frei zu sein, heißt sicher zu sein. Sicher zu sein, heißt frei zu sein."

Montag, September 10, 2007

John Locke auf den Spuren von Aristoteles - selektiv

Michael Stürmer zitiert in einem Beitrag für DIE WELT den amerikanischen College-Speak, wonach der englische Philosoph John Locke (1632 - 1704) ein "dead white heterosexual male" sein soll. Dies muß wohl die Sprache der politisch korrekten Multikulturalisten sein. Thomas Kielinger nennt Locke in seinem Aufsatz den "Urahn" Amerikas: "Es wäre nicht abwegig, den englischen Staatsdenker den Urahnen der amerikanischen Unabhängigkeit zu nennen." Begrenzt ausschließlich auf den Bereich der politischen Philosophie erkannte Ayn Rand die Leistungen von John Locke an, dem Lehrer der amerikanischen Gründerväter. Locke knüpfte auf dem Feld der Politik an die Tradition von Aristoteles an, was sich für andere Bereiche der Philosophie allerdings nicht sagen läßt: "In der Metaphysik und Epistemologie war Locke verheerend. Er wich von Aristestoteles ab und leugnete, dass wir die Realität wahrnehmen können."

Sonntag, September 09, 2007

Der fundamentale Unterschied zu Nietzsche

Immer wieder ein Thema ist der Einfluss, den Nietzsche auf Ayn Rand gehabt hat. Jason Raibley versucht die Unterschiede zwischen den Positionen der beiden zu konkretisieren:

Nietzsche würde Napoleon oder Attila den Hunnen preisen, Ayn Rand würde Bill Gates oder Walt Disney preisen (dies ist natürlich eine sehr starke Vereinfachung).

Samstag, September 08, 2007

Sartre und Rand

Im Jahr 1905 wurde nicht nur Ayn Rand geboren, sondern auch Jean Paul Sartre. In Frankreich wurde anläßlich des 100. Geburtstages im Jahr 2005 mit einigem Aufwand des Philosophen gedacht, der jeden Anti-Kommunisten für einen “Hund” hielt und die Freiheit für einen “Fluch”. Als Sartre 1980 starb, folgten Zehntausende dem Leichenwagen und auf dem Friedhof kam es zu tumultartigen Szenen. Ein Beobachter nannte diese Szenen die letzte große Demonstration der 68er. Als Sartre Mitte der fünfziger Jahre die Sowjetunion besucht hatte, stellte er nach seiner Rückkehr fest: “Ich konnte mich davon überzeugen, dass in der Sowjetunion absolute Meinungsfreiheit besteht.” “Heute scheint es kaum vorstellbar”, schreibt der Schriftsteller Mario Vargas Llosa, “dass jemand wie Sartre für so viele Menschen als das moralische Gewissen seiner Zeit gelten konnte.” Philosophisch ließ sich Sartre von den “drei großen H” beeinflussen: Hegel, Husserl und Heidegger. Die Differenzen zu und Gemeinsamkeiten mit Ayn Rand hat J. Raibley auf der Website der Atlas Society versucht herauszuarbeiten (was allerdings durchaus diskussionswürdig ist): “Es gibt bedeutende Gemeinsamkeiten zwischen Rands Denken und dem Denken von Nietzsche und Sartre (vielleicht mehr Ähnlichkeiten im Fall von Sartre). Es gibt aber auch SEHR bedeutende Differenzen.”

Freitag, September 07, 2007

Heideggers Verachtung von Philosophie

Die Neue Zürcher Zeitung liefert uns im Dezember letzten Jahres einen Artikel über den Philosophen Pierre Bayle, der allerdings mit einem Zitat von Heidegger über Aristoteles beginnt, das durchaus erstaunlich ist, denn Heidegger benutzt derartig nichtssagende Worte über den großen Philosophen, dass man geneigt ist, zu vermuten, dass er seine eigene Zunft als völlig unbedeutend ansah:

Martin Heidegger soll einmal ein Seminar mit den Worten eröffnet haben: «Aristoteles wurde geboren, er arbeitete und starb.» Also sozusagen: Es gibt nichts Unwesentlicheres als das Leben eines Philosophen.

Donnerstag, September 06, 2007

Was Ayn Rand gelesen hat

Auf noblesoul.com befindet sich auch eine Liste mit Büchern, von denen entweder bekannt ist, dass Rand sie gelesen hat oder die sie gelesen haben könnte. Auf der Liste befindet sich auch ein deutschsprachiges Werk, Walter Hofers Der Nationalsozialismus Dokumente 1933 - 1945. Von Rand ist bekannt, dass sie die deutsche Sprache zumindest lesen konnte.

Mittwoch, September 05, 2007

Der Vater des Altruismus

Vor 150 Jahren starb der Philosoph Auguste Comte. Wolf Lepenius erwähnt in DIE WELT, dass der Begriff "Soziologie" auf Comte zurückgeht. Aber Comte prägte nicht nur diesen Begriff, sondern er hinterließ uns auch den Begriff "Altruismus". Im Altruismus sah Comte, wie das Wörterbuch der philosophischen Begriffe schreibt, "die Bedingung aller Kultur und Sittlichkeit".

Dienstag, September 04, 2007

Doppelt schuldig

Es war Aristoteles der sagte, dass ein Mensch, der ein Verbrechen im Rausch begeht, doppelt schuldig wäre: einmal an dem Verbrechen selbst und dann auch daran, dass er den Verlust der Selbstkontrolle verursacht habe ...

Quelle: Theodore Dalrymple, City Journal, 2.05.2003

Montag, September 03, 2007

Ist der Atlas-Shrugged-Film am Ende?

Wer sich bereits auf den für 2008 geplanten Atlas-Shrugged-Film mit Angelina Jolie als Dagny Taggart gefreut hat, sollte doch noch etwas Geduld haben, bis er diesen Film im Kino bewundern kann, wenn dies in absehbarer Zeit überhaupt eintreten wird. Die Internet Movie Database meldet, dass der Film auf unbegrenzte Zeit verschoben sei und auch eine Meldung auf Atlassphere aus dem Juli klingt nicht gerade optimistisch. Dort wird darüber spekuliert, dass die Rechte an dem Film wieder verkauft werden sollen.

Sonntag, September 02, 2007

Die August-Bilanz

Fast eine Punktladung im Monat August: 668 Leser (im Vergleich zu 665 im Vormonat). Das ist eben ein Blog für ein ganz bestimmtes Klientel (das natürlich durchaus noch ein bißchen größer sein könnte). Bei der Umfrage machten dieses Mal nur 17 Leser mit. Das Ergebnis gibt kein eindeutiges Bild: Eine gewisse Präferenz gibt es unter den Leser für DIE WELT (17,65 %) und DIE WELTWOCHE (11,76 %). In absoluten Zahlen sind dies allerdings nur 2 Leser für DIE WELTWOCHE und 3 für DIE WELT. 29,41 % der Leser informieren sich allerdings ausschließlich über das Internet und 23,53 % lesen andere Zeitschriften. Die neue Umfrage fragt nach den Wohnorten der Leser.

Samstag, September 01, 2007

Binswanger über Bewusstsein

Der Philosoph Harry Binswanger schreibt derzeit an einem Buch zum Thema Bewusstsein. Wer schon heute einige Auszüge aus diesem Werk genießen möchte, kann auf eine CD des Ayn Rand Bookstore zurückgreifen (92 Minuten, mit Fragen und Antworten). Das geplante Buch von Binswanger wird sich an ein allgemeines Publikum ohne Vorkenntnisse des Objektivismus richten. Was ist Bewusstsein: "Bewusstsein ist die Fähigkeit des Gewahrseins, die Wahrnehmung dessen, was existiert."

Zum Thema Bewusstsein siehe auch das Blog Leitmotif . Der Blogger sinniert darüber, dass unser Bewusstsein epistemologisch grenzenlos ist, aber metaphysisch begrenzt.

Freitag, August 31, 2007

Lehnt Harry Binswanger die DIM-Hypothese ab?

In der Google Group Objectivism zitiert ein Teilnehmer Harry Binswanger (Zitat aus der Kommentarsektion von Noodle Food)

“Are you arguing here that religion is more destructive to the mind
than is the Comprachico educational system? I think history shows the
opposite: dogma can be opposed; disintegrated non-content prevents the
formation of a mind and is even more deadly. Actually, I don’t believe
one can objectively support either as being worse than the other
(mysticism or skepticism).”


Der Autor im Forum sieht die Skeptiker tatsächlich als schlimmer an als die Dogmatiker, da der Skeptiker sogar leugnet, dass wir die Fähigkeit haben, richtig und falsch zu unterscheiden.

Donnerstag, August 30, 2007

Der Radikalismus des Objektivismus

Ron Merrill war ein Veteran des Objektivismus. 1997 hielt er eine lesenswerte Rede, die auch eine gute Einführung in den Objektivismus bietet. Merrill starb 1998. Interessant ist seine Bemerkung über den "Primat der Existenz", die der Objektivismus vertritt: "Der Primat der Existenz ist das Prinzip, dass die Realität objektiv ist, dass die Welt, die wir wahrnehmen, wirklich existiert, und zwar unabhängig von unserer Wahrnehmung derselben." Philosophen beschreiben diese Idee häufig abfällig als eine Metaphysik des "gesunden Menschenverstandes". Merrill bestreitet allerdings, dass diese Position wirklich von vielen Menschen geglaubt wird. Befindet man sich in einer Gruppe von Menschen und macht ein kontroverse Stellungnahme, lautet die Reaktion "Wer sagt das? " und nicht "Was für Beweise hast du?". Dort wo sich Merrill den aktuellen politischen Herausforderungen -von 1997- einer freien Gesellschaft zuwendet, fällt allerdings auf, dass er nur den "Ökologismus" und "Feminismus" nennt, nicht aber den Islamo-Faschismus.

Mittwoch, August 29, 2007

Tamara de Lempicka... auf den Spuren von Howard Roark

Nach fast einem halben Jahr hatte das Ayn Rand Institute Anfang 2004 auf eine E-Mail von Alexander Fürstenberg hinsichtlich der in Warschau geborenen Malerin Tamara de Lempicka (1898 - 1980) geantwortet. Jeff Briting schrieb in der Antwort, dass ihm keine Äußerungen von Ayn Rand über de Lempicka bekannt wären und dass das Institut keine Kommentare über Künstler und Kunstwerke abgebe. Er sei sich aber sicher, dass es unter seinen Kollegen -als Individuen- Meinungsunterschiede über Tamara de Lempicka und Art deco selbst geben würde. Manfred F. Schieder hat für Rebirth of Reason einen längeren Artikel über die Künstlerin verfaßt.

Poster der Werke von Tamara de Lempicka auf poster.de

Dienstag, August 28, 2007

Anarcho-Totalitarismus

Peter Schwartz erwähnt in seinem Aufsatz “Libertarianism: The Perversion of Liberty” auch Ernest van den Haag, der den Begriff “Anarcho-Totalitarianismus” prägte. Sein Aufsatz Libertarians & Conservatives, wo er die Libertären als Feinde der Freiheit identifiziert, findet sich auch im Internet.

Montag, August 27, 2007

Rechte aufgeben?

Es sehr spannende Diskussion entwickelte sich 2005 auf objectivismonline.net über die Frage, ob es einen sportlichen Zweikampf bis zum Tod von einem der Kontrahenten legalerweise geben kann, wenn die beiden Beteiligten diesem Verfahren vertraglich zustimmen. Bei der Meinungsbildung muss unterschieden werden RECHTEN und WERTEN. Menschen können jeden Wert aufgeben, einschließlich ihres eigenen Lebens, sie können aber nicht Rechte aufgeben. Capitalism forever hat es sehr gut formuliert: “Man hat das Recht auf Leben, Eigentum und das Streben nach Glück. DAS IST ALLES! Man kann nicht über sie verfügen wie man über seine Zahnbürste, sein Bankkonto oder sein Leben verfügt. Sie sind eine objektive Tatsache der Natur, wie 2 + 2 = 4. Man ist individuell, deshalb hat man Rechte. Wie man nicht erklären kann, dass 2 + 2 = 5 sind, kann man nicht erklären, dass man aufhört, Rechte zu haben. Man hat keine Souveränität über die Realität.”

Samstag, August 25, 2007

Hundekämpfe und die sog. "Tierrechte"

Aus einem aktuellen Anlass macht Myrhaf auf seinem Blog einige interessante Anmerkungen zum Thema der sog. "Tierrechte":

Tiere haben keine Rechte, nur Menschen haben Rechte.
Tiere haben keine Rechte, weil ihnen die Fähigkeit der Vernunft fehlt.


Auch Hundekämpfe, so abscheulich und verachtenswert sie auch mögen, sollten nicht vom Staat verboten werden. Die angemessene Reaktion auf derartige Tierquälereien wäre eine "gesellschaftliche Ächtung" von Personen, die sich an solchen Handlungen beteiligen.

Freitag, August 24, 2007

Ayn-Rand-Schmähung von rechts

Das konservative Magazin Commentary Magazine veröffentlichte in seiner September-Ausgabe 2005 den Aufsatz “Who Needs Ayn Rand?” von Algis Valiunas. In der Dezember-Ausgabe druckte die Zeitschrift einige Leserbriefe ab -unter anderem von Peter Schwartz, Onkar Ghate und Edwin A. Locke-, die Valiunas Interpretation der Philosophin und Erfolgsautorin zurückweisen. Valiunas scheint sich bei seiner Kritik vor allem auf Barbara Brandens Buch The Passion of Ayn Rand zu stützen. Er kritisiert Rands “grenzenlosen Glauben an die Vernunft” und beklagt, dass es “in ihrer Welt keine Mysterien” gebe. Tatsächlich verwarf Rand alle Formen des Mystizismus und und sie “glaubte” keineswegs an die Vernunft wie die Christen an die Wiederauferstehung glauben, sondern erkannte die herausragende Stellung der Vernunft aufgrund von Fakten an.

Donnerstag, August 23, 2007

Ein problematisches Zitat

Auf dem Wikipedia-Eintrag "Ayn Rand" befindet sich ein Rand-Zitat, das vor kurzem auch auf dem Blog Antibürokratieteam kurzfristig auftauchte:

"Christianity, with its denial of life and glorification of all men's brotherhood, is the best possible kindergarten for communism. Communism is at least consistent in its ideology. Capitalism is not; it preaches what communism actually wants to live."


Das Zitat ist in der Tat von Ayn Rand, allerdings stammt es aus ihren philosophischen Tagebüchern, die von ihr selbst nicht zur Veröffentlichung vergesehen waren. Nach ihrem Tod wurden ihre Aufzeichnungen unter dem Titel Journals of Ayn Rand (siehe Seite 80) veröffentlicht. Rand schrieb den Tagebucheintrag am 4. Dezember 1935. Wenn man ein solches Zitat verwendet, sollte unbedingt die Quelle angegeben werden und auch der Hinweis erfolgen, dass Rand selbst für diese Einträge keine Veröffentlichung vorgesehen hatte. Zahlreiche ihrer Formulierungen, und auch einiger ihrer Gedanken, tauchen später in ihren offiziellen Veröffentlichungen nicht mehr auf.

Mittwoch, August 22, 2007

Ein Bericht von der OCON

Ob jemand aus dem deutschsprachigen Bereich bei der Objectivist Summer Conference in Telluride/Colorado war, entzieht sich meiner Kenntnis, aber ganz sicher war Andrew Medworth aus Großbritannien bei dieser größten objektivistischen Konferenz aller Zeiten, und er hat sich sogar die Mühe gemacht über dieses Ereignis einen längeren Bericht zu verfassen. Einer der Höhepunkte der Konferenz war erwartungsgemäß der Auftritt von Leonard Peikoff, der sein gegenwärtiges Buchprojekt, The DIM Hypothesis, vorstellte. Peikoff steht kurz vor der Fertigstellung des 1. Entwurfs, erwartet aber die Veröffentlichung nicht vor 2010. Auch Edward Cline erwähnt OCON, und speziell Leonard Peikoff, auf dem Blog Rule of Reason, wenn auch nicht in der Ausführlichkeit wie Medworth:

Peikoff warnte, dass, aufgrund des Einflusses von Kant, die westliche Kultur auf die totale Desintegration zusteuert, und dass, wenn diese Trends nicht korrigiert und umgedreht werden, die Vereinigten Staaten tatsächlich innerhalb von vierzig Jahren eine Theokratie werden könnten.

Dienstag, August 21, 2007

Das Herz und die Seele des Ökologismus

In einem Interview mit Prodos hat Peter Schwartz, der frühere Vorstandsvorsitzende des Ayn Rand Institute, der Umweltbewegung vorgeworfen, nicht am Wohlergehen des Menschen interessiert zu sein, sondern daran, die Natur vor den Eingriffen des Menschen zu schützen. Wer allerdings dagegen sei, die Natur zu verändern, sei dagegen, dass sich der Mensch von der Ebene des Höhlenmenschen erhebe, denn jeder Schritt, den der Mensch vorwärts gegangen sei, involvierte einen Umbau der Natur. Schwartz sieht die Umweltbewegung in einer langen philosophischen Tradition, die davon ausgeht, dass es falsch, sein eigenes Interesse zu verfolgen: "Selbstinteresse ist SCHLECHT, wohingegen Selbstaufopferung GUT ist. Und diese Doktrin kennen die Menschen gewöhnlich unter den Namen ALTRUISMUS." Die Umweltschützer hätten lediglich das Opfer zugunsten von anderen Menschen ersetzt durch das Opfer für die NATUR. Schwartz sieht den Ökologismus tatsächlich als "böse Philosophie" an. Viele der Anhänger der Umweltbewegung würden diese allerdings unterstützen aus einem irrtümlichen Motiv, sie würden die tatsächliche Natur dieser Bewegung nicht realisieren. Schwartz will also den meisten Anhängern der Öko-Bewegung keine Evasion unterstellen, sondern sieht sie einfach in einem Irrtum befangen. Den Objektivismus sieht Schwartz als Antithese zum Ökologismus an, weil jener über zwei intellektuelle Elemente verfüge, die dieser vehement ablehne: der Gebrauch des rationalen Verstandes und die Verfolgung des Selbstinteresses. Keine Philosophie außer dem Objektivismus würde diese beiden Prinzipien verfechten. Und die Zukunft des Objektivismus sieht Schwartz durchaus positiv: "Ich möchte sagen, dass es Gründe zum Optimismus gibt, weil die richtigen Ideen jetzt in mehr Köpfen sind als je zuvor. Ich denke, dass der Objektivismus Einfluss gewinnt. Noch nicht in der Mainstream-Kultur, aber an den Rändern. Und ich denke, dass es nur eine Frage der Zeit ist, ob diese Ränder die Chance haben werden, einen gewissen Einfluss innerhalb des Mainstreams zu bekommen."

Montag, August 20, 2007

Objektivist und Schauspieler

Der Schauspieler und Sänger Steven Schub nennt sich selbst einen "radikalen Objektivisten". Der deutsche Spielfilm Das Leben der Anderen fasziniert ihn: "Dieser Film ist so unglaublich. Ich wünschte, dies wäre ein amerikanischer Film." Seine Band nennt sich The Fenwicks.

Sonntag, August 19, 2007

Watkins über Abtreibung

Wie Diana Hsieh mitteilt, ist Don Watkins als Mitwirkender ihres Blogs ausgeschieden. Vermutlich verlangt das Ayn Rand Institute, sein gegenwärtiger Arbeitgeber, diese Trennung, weil er zukünftig als Autor für das Institut auftreten wird und dies vermutlich in einem exklusiven Rahmen ablaufen wird. In seinem eigenen Blog Anger Management (mittlerweile eingestellt) äußerte sich Watkins 2004 zum Problem der Abtreibung folgendermaßen:

Entscheidend ist die Tatsache, dass jemand innerhalb des Körpers und verbunden mit dem Körper eines anderen menschlichen Wesens ist. Individuen sind einfach das - Individuen. Sie sind nicht innerhalb von Individuen, verbunden mit Individuen oder abhängig von anderen Individuen. Das Ungeborene ist buchstäblich kein Individuum - es ist physisch verbunden mit einem anderen Individuum. Aus diesem Grund haben Ungeborene bis zur Geburt keine Rechte. Teile von Individuen haben keine Rechte, nur Individuen haben Rechte. Der Schutz dieser angeblichen Rechte könnte nur erreicht auf Kosten der Rechte der Mutter …eines individuellen menschlichen Lebens.

Samstag, August 18, 2007

Sind Objektivisten Libertäre?

Ursprünglich ging es in diesem Beitrag auf Thrutch nur um die Entscheidung von Paul McKeever, dem Präsidenten der Freedom Party of Ontario nicht an einer libertären Konferenz teilzunehmen. McKeever hat hierzu einen offenen Brief geschrieben, der auf dem Blog Adventures in Bowling Green veröffentlicht wurde. Dieser Blogger behauptet, dass Objektivisten Libertäre wären -egal, was sie sagten-, wie auch Katholiken Christen wären, da "Libertäre" der breitere Begriff wäre, wie auch "Christen" der breitere Begriff wäre. Der Blogger übersieht allerdings, dass es beim Objektivismus um eine komplette Philosophie handelt, wohingegen der Libertarianismus nur eine politische Ideologie ist. Man kann also nicht einfach behaupten, "libertär" sei der breitere Begriff, der notwendigerweise auch Objektivisten einschließt. Und war das politische Programm des Libertarianismus angeht, hat Steve im Diskussionsteil von Thrutch dazu auf die wesentliche Unterschiede verwiesen:

Die Objektivisten sagen "Zerstört den Etatismus", aber die Libertären sagen "Zerstört den Staat".


Objektivisten gehören nicht zu einer Bewegung, die den Staat per se ablehnt oder ihn höchstens als "notwendiges Übel" gelten lassen will, sondern Objektivisten sehen den Staat in der Funktion eines Verteidigers der Individualrechte als notwendig und moralisch an. Wenn diese Funktionen bejaht werden, müssen sie auch sachgerecht ausgefüllt werden durch eine entsprechende Bereitstellung von Personal und Sachmitteln. Daran mangelt es in eklantanter Weise im Verteidgungsbereich in Deutschland. Der Realität eines mittleren Landes in Europa mit einer diffusen Bedrohungssituation durch den islamistischen Totatitarismus würde eine massive Ausweitung der Verteidigungsausgaben nahe legen, oder umgekehrt formuliert, die in der Vergangenheit herbeigeführte "Verschlankung" des Staates in diesem Bereich sollte beendet werden und ein Kurswechsel eingeleitet werden. Wieviel Libertäre gibt es, die dies so ähnlich sehen? Aber selbst wenn Menschen gäbe, die die objektivistische Position teilten und sich selbst als "Libertäre" bezeichnen würden, wären damit die Objektivisten noch keine Libertären. Entscheidend ist politische Essenz einer Bewegung.

Freitag, August 17, 2007

Wahrheit

“Wenn kein Mensch mehr die Wahrheit suchen und verbreiten wird,
dann verkommt alles Bestehende auf der Erde,
denn nur in der Wahrheit sind Gerechtigkeit, Frieden und Leben!”

Friedrich von Schiller

Donnerstag, August 16, 2007

Don Watkins bei Lulu

Don Watkins (mittlerweile Mitarbeiter des Ayn Rand Institute) bekanntes Blog Anger Mangement gibt es nun mittlerweile nicht mehr im Netz, aber seine besten Texte kann man bei Lulu als Book on Demand erwerben. Daneben gibt es auch für 10 $ die ersten beiden Ausgaben seines mittlerweile eingestellten Magazins Axiomatic und das Buch Sleeping with Page Marie, ein humorvoller Roman über unerwiderte Liebe. Die Meinung eines Lesers:

This book is awesome. From the very first page, it grabbed my attention, and not till the very end did it let go. Some parts of this book are humorous, others, downright hilarious. That's not to say, however, that this is a totally unserious book. On the contrary, this book has given me a lot to think about for my own life, but did it seamlessly, masterfully interweaving it's important theme amidst it's humorous, witty, and captivating pages. If you are of the college age or in your early 20's, this book is definitely worth reading. The only lingering question remaining in my mind is: Where is Page Marie?!

Mittwoch, August 15, 2007

Die Verneinung des Glücks durch Religion

Anja Kordik stellt in einem Artikel für den christlich-konservativen Rheinischen Merkur aus dem Jahr 2004 sehr deutlich heraus, welche Gemeinsamkeiten die verschiedenen Religionen in der Bewertung des “diesseitigen Glücks” teilen:

“Trotz vieler kulturell und religionsgeschichtlich bedingter Unterschied gemeinsam ist allen Religionen die Hoffnung auf eine empirisch nicht fassbare, über die sinnliche Erfahrung des Menschen hinausgehende Glückseligkeit. Mit jenseitigem Glück wird eine Wirklichkeit beschrieben, die über Raum und Zeit hinausweist, also transzendent ist. Erst dann ist die Sehnsucht des Menschen gestillt, …”


Der Objektivismus geht davon aus, dass menschliches Glück in dieser Welt möglich ist, in keiner anderen, weil es keine andere gibt. Rand ging sogar darüber hinaus, indem sie sagte, dass das Leiden unnatürlich sei, nicht das Glück. Und der Weg zu diesem Glück ist die Verwirklichung von rationalen Werten, Werte, die ein Mensch gewählt hat entsprechend den Erfordernissen seines Lebens. Das volle Glück erreichen wir, wenn wir diese Werte tatsächlich erreicht haben, wie Howard Roark am Ende des Romans von Ayn Rand dies getan hat, aber es existiert auch ein “metaphysisches Vergnügen” in Phasen des Unglücks, wenn sich ein Mensch seiner philosophischen Werte bewusst ist, wenn er in sich die Fähigkeit zu leben fühlt. Leonard Peikoff beschreibt diesen Zustand so:

“Tugend garantiert Glück, wenigstens in einem metaphysischen Sinn - außer wenn das Leben selbst für den Menschen unmöglich geworden ist, weil aus irgendeinem Grund die Verwirklichung von Werten unmöglich geworden ist.”

Die objektivistische Auffassung von Glück setzt sich deutlich von den anderen, dominierenden Sichtweisen in unserer Kultur ab. Zum einen ist dies der intrinzistische Ansatz, der Glück als minderwertig oder böse ansieht, dafür den Schmerz bewundert. So weist ein Theologe in einem Leserbrief an die Welt am Sonntag darauf hin, dass “die Forderung nach absoluter Leidensvermeidung nicht christlich” ist, “denn es ist keine Schande, sein Kreuz auf sich zu nehmen.” Die andere Auffassung ist der Hedonismus, ein subjektivistischer Ansatz, der davon ausgeht, dass das Vergnügen der Maßstab der Moralität ist. Das Vergnügen zum Maßstab der Moralität zu machen, führt dazu, dass jeder Wert, den jemand bewußt oder unbewußt gewählt hat, gleichgültig ob dieser rational oder irrational ist, richtig und moralisch ist. Launen sind ein Hindernis auf dem Weg zum Glück. In den Worten von John Galt: “Glück ist nur möglich für einen rationalen Menschen, einen Menschen, der nur rationale Werte erstrebt, nur rationale Werte sucht und seine Freude nur in rationalem Handeln sucht.”

Dienstag, August 14, 2007

Ayn Rand verehrte Mickey Spillane

Die Berliner Zeitung schrieb 2006 zum Tod des Krimiautors Mickey Spillane:

Ayn Rand (The Fountainhead) hat ihn geliebt: “Mickey Spillane gibt mir das Gefühl, eine Marschmusikkapelle in einem öffentlichen Park zu hören.”


Mickey Spillanes Figur "Mike Hammer" gibt es jeweils montags auf Das Vierte.

Montag, August 13, 2007

Dies ist mein Land

Wie Diana Hsieh auf ihrem Blog berichtet, ist der Lieblingsfilm von Yaron Brook, Präsident des Ayn Rand Institute, This Land is mine (Dies ist mein Land) aus dem Jahr 1943. Offenbar handelt es sich um diesen Film von Jean Renoir:

Verwicklungen in einem kleinen französischen Dorf unter deutscher Besatzung während des Zweiten Weltkrieges. Im Mittelpunkt steht die Läuterung eines ängstlichen Lehrers, der sich schließlich offen für die Menschen- und Bürgerrechte ausspricht und von der Gestapo verhaftet wird. Jean Renoir zeichnet seine Figuren für die Entstehungszeit überraschend unkonventionell und, anders als in Propagandafilmen jener Jahre, durchaus in Zwischentönen.

Sonntag, August 12, 2007

Emotionen

Wie Harry Binswanger passend beobachtet, sind Emotionen die Stimme der Werte in jemandes Bewusstsein.

Tara Smith, Ayn Rand's Normative Ethics, S. 71

Samstag, August 11, 2007

Daniel Cohn-Bendit über Hannah Arendt

Hannah Arendt (1906 - 1975) ist die Lieblingsphilosophin von Daniel Cohn-Bendit, dem ehemaligen Straßenkämpfer und heutigem grünen Politiker. Dies ist allerdings erst eine neue Entwicklung, denn zu seinen Zeiten als “ordentlicher, linksradikaler Achtundsechziger” -wie Fragesteller Hannes Stein ihn in DIE WELT tituliert- war dies noch keineswegs der Fall, obwohl Cohn-Bendit Arendt und ihre Thesen damals schon kannte. Er beschreibt die Philosophin folgermaßen - und gibt ein wenig von dem zu erkennen, was den heutigen Grünen Cohn-Bendit vom früheren Linksradikalen unterscheidet: “Sie hatte ja immer einen linken Begriff des Sozialen. Über die demokratischen Institutionen dachte sie liberal, aber sie war sehr links, was das Soziale angeht.” In Anspielung auf die Beziehung von Arendt zum Philosophen Martin Heidegger erklärt Cohn-Bendit: “Liebe und Sex lassen sich philosophisch-rational nicht erklären.” Cohn-Bendit gibt damit natürlich doch eine Erklärung ab, nämlich das Liebe und Sex einen irrationalen Charakter haben, was er vermutlich aus der durchaus zutreffenden Tatsache ableitet, dass Menschen irrationale Entscheidungen auf dem Gebiet der romantischen Liebe treffen können. Dies ändert aber nichts am Charakter einen aufrichtigen Liebe, die eine Reaktion auf die Werte ist, die man bei den anderen Person (in der Regel anderen Geschlechts) bewundert. Liebe muß man sich verdienen, durch seinen Tugenden, sie ist nicht einfach nur da. Übrigens wäre es durchaus interessant, Hannah Arendt und Ayn Rand - die beide fast zur gleichen Zeit gelebt haben - einem philosophischen Vergleich zu unterwerfen, wenn dies nicht schon versucht worden ist, worüber das Internet mir aber auch keine Auskunft gibt.

Literatur:
Hannah Arendt: Das Wissen um die Fehlbarkeit (Der Standard)
Hannah Arendt (Kurt Sontheimer)

Freitag, August 10, 2007

Ayn Rands "kompromissloser Libertarianismus"?

Jeff Britting vom Ayn Rand Institute hat der Los Angeles Times folgenden Leserbrief geschrieben (der Leserbrief bezieht sich auf einen Artikel von Brian Doherty: Libertarians’ silver lining):

Ayn Rand did not write novels of “uncompromising libertarianism.” In her view, libertarianism has no philosophy to uphold uncompromisingly. Libertarianism rejects the need for a consistent, objective, philosophic defense of liberty and regards politics as primary. Rand was a defender of reason and recognized that political freedom requires a philosophy of reason and egoism. That is why Rand repeatedly condemned the libertarian movement, regarding herself, instead, as a “radical for capitalism.” For further explanation, see Rand’s novel of uncompromising objectivist, not libertarian, ideas — “Atlas Shrugged” — celebrating its 50th anniversary this year.


Tibor Machan hat auf seinem Blog den Inhalt dieses Leserbriefes kritisiert, aber er beschreibt an keiner Stelle, woraus die libertäre Position tatsächlich besteht und er erwähnt auch nicht, dass sich hinter dem Label “Libertarianismus” auch Anarchisten verbergen. Tatsächlich könnte der unbedarfte Leser den Eindruck haben, das Libertarianismus und der politische Teil des Objektivismus identisch wären, dass der Libertarianismus lediglich andere (oder gar keine) Begründungen für seine Auffassungen heranziehen würde. Dies ist allerdings ein grobes Missverständnis: das politische Programm des Objektivismus heißt Kapitalismus, was bedeutet, dass ein Staat über die Individualrechte wacht. Dies ist nicht das Programm des Libertarianismus.