Eine Leseempfehlung möchte ich aussprechen für die Ausgabe 1/2004 der Zeitschrift Gehirn & Geist. Hier gibt es Aufsätze zum Thema Altruismus ("Das Samariter-Paradox"), Willensfreiheit ("Freiheit, die wir meinen") und Kriminalpsychologie ("Überleben ist kein Zufall"). Der letztgenannte Aufsatz des Kriminalpsychologen Uwe Füllgrabe beschäftigt sich mit der Frage, wie wir eine Konfrontation mit gewaltbereiten Menschen gestalten können. Dabei betont der Autor die Bedeutung der Werte, die ein Mensch vertritt, und klingt dabei fast objektivistisch: "Gewaltorientierte Personen handeln für 'mittelschichtsorientierte' Menschen nach ungewohnten Regeln. Denn Entscheidungen in zwischenmenschlichen Interaktionen werden gemäß dem individuellen Wertesystem gefällt: Die meisten Leute beurteilen andere danach, wie sich diese auf der Achse 'freundlich' bis 'feindselig' verhalten und reagieren entsprechend. Gewaltbereite Personen jedoch passen ihr Handeln daran an, wo sie ihr Gegenüber auf der Skala von 'schwach' bis 'mächtig' vermuten." Ganz ähnlich beschreibt Nathaniel Branden die objektivistische Position in dem Aufsatz "The Objectivist Position on Volition - Part II" aus der Zeitschrift "The Objectivist" (Februar 1966): "Das Verhalten eines Menschen, d. h. seine Aktionen, rührt von seinen Werten und Prämissen her, die wiederum, im Kontext des ihm zur Verfügung stehenden Wissens, von seinem Denken oder Nicht-Denken herrühren." Füllgrabe empfiehlt für den Umgang mit gewaltbereiten Menschen eine Strategie "Tit for Tat" ("Wie du mir, so ich dir."): "Tit for Tat wird häufig zu Unrecht mit 'Auge um Auge, Zahn um Zahn' oder Ähnlichem gleichgesetzt - Definitionen, die das Vergeltungsprinzip überbetonen. Tatsächlich sieht Tit for Tat als Reaktion auf unkooperatives Benehmen keinesfalls eine massive Bestrafung vor, sondern lediglich die merkbare, für den Interaktionspartner unmissverständliche Mitteilung, dass man nicht bereit ist, sein Verhalten hinzunehmen. Bleibt dieses Signal aus, fühlt sich der andere in seinem agressiven Vorgehen bestätigt." |
Donnerstag, Mai 10, 2007
Überleben ist kein Zufall
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Labels: Epistemologie
Dienstag, April 10, 2007
Dessen bin ich mir sicher
Wenn Gewissheit bedeutet, dass ich nie Unrecht habe und die Fähigkeit besitze, Entscheidungen zu treffen, ohne dass ich diese jemals bereuen muss, dann gibt es so etwas wie Gewissheit nicht. Wenn Gewissheit bedeutet, alle notwendige Fakten zu kennen, sich auf sie zu konzentrieren und aus ihnen die logischste Schlussfolgerung zu ziehen, dann existiert Gewissheit ganz sicher. Existiert Gewissheit? Natürlich tut sie das. Dessen bin ich mir sicher. Quelle: Michael Hurd |
Posted by Wolfgang at 10.4.07 0 comments
Labels: Gewissheit
Ayn Rand über Demonstrationen
Ich lese derzeit das Buch "Ayn Rand Answers: The Best of her Q&A", das für jemanden, der sich ein wenig in Rands Philosophie auskennt, ausgesprochen interessant ist. Auf den ersten Seiten stach mir vor allem eine Stelle ins Auge, die das Thema "Demonstrationen als Ausdruck der Redefreiheit" behandelt und Argumente anführt, die mir selbst bisher nie gekommen sind. Hier die besagte Stelle: [...] Aber was ich in Frage stelle ..., ist die Interpretation von Demonstrationen und anderen Handlungen als sogenannte symbolische Rede. Wenn man die Unterscheidung zwischen Handlung und Rede verliert, dann verliert man letztendlich die Freiheit beider. Der Fall von Skokie [Anmerkung: Hier fand eine Nazi- Demonstration statt] ist eine gute Illustration dieses Prinzips. Es gibt soetwas wie "symbolische Rede" nicht. Es gibt kein Recht darauf, auf öffentlichen Straßen eine Parade zu veranstalten oder die öffentlichen Verkehrswege zu blockieren. Es gibt das Recht sich zu versammeln, ja, auf dem eigenen Grund und Boden und auf dem von Bekannten und Freunden. Aber niemand hat das "Recht" die Straßen zu verstopfen. Die Straßen sind nur zur Durchfahrt da. Den Hippies in den 1960ern hätte man verbieten müssen, sich auf städtischen Gehsteigen hinzulegen. (Sie legten sich früher quer auf die Straße und verursachten ein fürchterliches Verkehrschaos, um ihre Ansichten zur Schau zu stellen, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und ihren Protest kundig zu machen.) Wenn es ihnen gestattet war, dann sollte es auch den Nazis gestattet sein. Angemessenerweise aber hätte es beiden verboten werden müssen. Sie dürfen reden, ja. Aber sie dürfen nicht nach Lust und Laune auf öffentlichem Eigentum Maßnahmen ergreifen. [...] (Ayn Rand Answers, ed. Robert Mayhew, New York: New American Library 2005, S. 20.) Eine andere Frage besteht natürlich darin, inwiefern öffentliches Eigentum an den Verkehrswegen überhaupt legitim ist; aber wie gesagt, das ist eine andere Frage. Quelle: Heroic Dreams |
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Labels: Demonstrationen
Der Feind der Prosperität
Die Basler Zeitung berichtet über das neue Buch des Papstes, das am 16. April unter dem Titel "Jesus von Nazareth" erscheinen soll: In seinem ersten Buch seit Beginn seines Pontifikats beklagt Papst Benedikt XVI. eine geistige und materielle «Plünderung» Afrikas durch die reichen Staaten. Die Menschheit müsse neu lernen, was es bedeute, gut zu sein, schreibt das Oberhaupt der katholischen Kirche. Yaron Brook, der Geschäftsführende Direktor des Ayn Rand Institute weist die Darstellung des Papstes zurück: Entgegen den Behauptungen des Papstes ist die Dritte Welt nicht verarmt aufgrund von westlicher "Ausbeutung", sondern weil sie westliche Ideale nicht angenommen hat -eben die Ideale, die vom Christentum verworfen werden. Die Wurzel der westlichen Prosperität sind seine charakteristischen Werte Vernunft, Wissenschaft und Kapitalismus. Es ist bizarr, als Lösung für die grassierende Armut in der Dritten Welt eine Philosophie vorzuschlagen, die Armut idealisiert. |
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Labels: Christentum
Dienstag, März 27, 2007
200 Jahre Hegels "Weltgeist"
Vor 200 Jahren erschien Hegels Werk "Die Phänomenologie des Weltgeistes": ein ziemlicher übler Mystizismus. Ayn Rand bezeichnet Hegel zusammen mit Kant als den "schlimmsten Zerstörer des Geistes, des Individualismus und der Freiheit". Hegel-Kenner Rolf-Peter Horstmann sieht Hegel auch in der Tradition von Kant: Es ging Hegel in erster Linie um eine Neufundierung der Philosophie Immanuel Kants. Wie die anderen Idealisten war Hegel von dessen Grundidee, nach der die Wirklichkeit durch unser Erkenntnisvermögen bedingt ist, beeindruckt, doch er meinte, dass die Sache schlecht ausgeführt habe. Hegel will Kant radikal zu Ende denken. |
Posted by Wolfgang at 27.3.07 0 comments
Labels: Hegel
Ayn Rand in "Radicals for Capitalism"
"Wir werden wieder einmal daran erinnert, dass Libertäre keine Freunde von Ayn Rand sind", schreibt James S. Valliant über Brian Dohertys Buch RADICALS FOR CAPITALISM: A FREEWHEELING HISTORY OF THE MODERN AMERICAN LIBERTARIAN MOVEMENT. Dohertys umfassendes Werk beschäftigt sich natürlich nicht nur Ayn Rand, aber das, was er über Rand zu Papier gebracht hat, stößt bei Valliant auf scharfe Ablehnung, auch wenn sich Doherty, wie Valliant zugibt, bei der Behandlung von Rands Privatleben eine gewisse Zurückhaltung auferlegt hat und er eine Wiederholung "der schlimmsten Lügen und der bizarrsten Behauptungen" von Nathaniel und Barbara Branden vermeidet. Aber bleibt aber noch eine Menge Kritikwürdiges übrig - etwa Dohertys gewundene Formulierungen, die einen "Geist des Hasses" und bis zu einem gewissen Grad Ähnlichkeiten zu der "schlimmsten modernen naturalistischen Literatur" in Atlas Shrugged sehen wollen. Auch glaubt er kritisieren zu müssen, dass Ayn Rand "offensichtlich" glaubte, dass das Konzept eines streng begrenzten Staates ihre Erfindung gewesen sei. Murray Rothbards großzügige Übernahme von Rands Formulierungen -ohne den Ursprung seiner Formulierungen zu benennen- wird von ihm implizit entschuldigt ... |
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Labels: Libertarismus
Donnerstag, März 22, 2007
Michael Shermer über Ayn Rand: Kritik und Bewunderung
Gegen den Objektivismus wird immer wieder aus unterschiedlichen ideologischen Richtungen der Vorwurf erhoben, dass es sich bei ihm um einen Kult handelt. So verfaßte der Wissenschaftsjournalist und Gründer der Skeptics Society Michael Shermer einen kritischen Aufsatz über Ayn Rand , der den Titel trägt "Der unwahrscheinlichste Kult in der Geschichte" - man kann ihn auf der Website der Skeptics Society nachlesen. Ihm ist Rand zu absolutistisch (dieser Aspekt des Objektivismus, der ihm mißfällt, soll die Ursache eines objektivistischen Kultismus sein.), obwohl deutlich wird, dass ihm Rands Objektivismus durchaus sympathisch ist. Dies bestätigt er auch wieder in einem aktuellen Interview mit der Zeitschrift The New Individualist: And the philosophy itself, I think, is perfectly sound. It’s the best thing going out there. Is it perfect? Well, I’m not a philosopher, but, for example, once you go down the path that there are objective truths and realities, particularly in the moral realm dealing with values, then it doesn’t take long for some people to go from there to judging other people fairly harshly. Rand selbst hatte diese Vorwürfe mit dem Hinweis auf das Wesen ihrer Philosophie als absurd zurückgewiesen. Ausführlich mit dem Kultismusvorwurf hat sich auch Jim Peron auseinandergesetzt: "Ich sehe nicht, wie eine körperlose Philosophie ein Kult sein kann. Ich sage körperlos, weil es keine objektivisische Organisation gegegeben hat, der man beitreten konnte. Der Objektivismus war, und ist, strukturlos. Und ohne Struktur kann es keinen Kult geben. Wenn die Struktur nicht existiert, dann gibt es keinen Kult." |
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Labels: Kultismus, Objektivismus
Freitag, März 16, 2007
Die Philosophie des Satanismus
In einer Diskussion auf objectivismonline.net bringt NIJamesHughes den Satanismus auf den Punkt: 1. Metaphysik: subjektive Realität (die Idee, dass das Bewußtsein die Realität bestimmt 2. Epistemologie: mystisch (Instinkte) 3. Ethik: Hedonismus 4. Politik: Faschismus. Der Autor schreibt, dass der Satanismus wahrscheinlich die "konsequenteste subjektivistische Philosophie" sei, die er kenne. Interessant auch der Bericht eines bekennenden Satanisten -zitiert von einem Diskussionsteilnehmer-, der Ayn Rand als brilliante Autorin lobt, dann aber Punkt für Punkt die grundlegenden philosophischen Unterschiede zum Objektivismus herausarbeitet. |
Posted by Wolfgang at 16.3.07 0 comments
Labels: Satanismus
Montag, März 12, 2007
50 Jahre Atlas Shrugged
Der Ökonom Mark Skousen hat sich daran gemacht, 50 Jahre nach dem Erscheinen von Atlas Shrugged den Lesern des Christian Science Monitor noch einmal die Bedeutung dieses Werkes von Ayn Rand zu erläutern - und zeigt dabei nicht unerwartete Schwächen, die sich herleiten aus seiner Unkenntnis und seiner überwiegend negativen Einstellung gegenüber dem Objektivismus (konkret: alles mit Ausnahme der Politik). Einige Beispiele: Falsch ist, wenn Skousen behauptet, die Metaphysik des Objektivismus sei "materialistisch" -womit er sie fälschlicherweise in die Nähe des Marxismus rückt- (Leonard Peikoff: "Wir akzeptieren die Realität, das ist alles. Dies bedeutet nicht, dass Objektivisten Materialisten seien. Materialisten - Männer wie Democritus, Hobbes, Marx, Skinner- , treten für die Natur ein, leugnen aber die Realität oder Wirksamkeit des Bewusstseins.") falsch ist, wenn er behauptet, dass der objektivistische Mensch ohne Gefühle sei (Leonard Peikoff: "Der Objektivismus ist nicht gegen Emotionen, sondern gegen Emotionalismus."), falsch ist, wenn er pauschal andeutet, Rand lehne jeden Kompromiss ab (Tatsächlich schrieb sie, dass es keinen "Kompromiss" zwischen Leben und Tod, zwischen Wahrheit und Falschheit, zwischen Vernunft und Irrationalität geben könne. Vom "Händlerprinzip", das Rand vertrat, scheint Skousen noch nie etwas gehört zu haben.) Auszüge aus dem Artikel von Skousen: An Atlas Shrugged kann man viel loben, aber vieles kann man auch verurteilen. Diskussion |
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Donnerstag, März 08, 2007
Die Passion Christi: Eine Passion gegen den Menschen
Onkar Ghate vom Ayn Rand Institute hat die intendierte Botschaft des Films "Die Passion Christi" als die einer "Kollektivschuld" aller Menschen bezeichnet. Es sei erschreckend schreibt Ghate, dass solch eine böse Botschaft eine so willkommene Aufnahme findet. Jim Caviezel, der den Jesus spielt, und Regisseur Mel Gibson hatten übereinstimmend erklärt, dass "wir alle" schuldig am Tod Jesus wären. Ähnlich äußerte sich auch der Erzbischof von Atlanta, John Donoghue, der sich "nach einem privaten Treffen mit Gibson von dessen religiösen Beweggründen beeindruckt gezeigt hatte": "Sie werden nicht mehr derselbe Mensch sein, wenn Sie aus dem Kino kommen - nie wieder werden Sie unfähig sein, sich das furchtbare Leid unseres Herrn und den furchtbaren Preis, den er für unsere Rettung zahlte, bildlich vorzustellen." Ghate läßt offen, ob der Film wirklich anti-semitisch ist, sieht in ihm aber einen weitaus schlimmeren Anti-Mensch-Ansatz ausgedrückt: "Als Anti-Semitismus-Vorwürfe, die von den Produzenten geleugnet wurden, vor der Premiere den Film umgaben, gab es einen Aufschrei aus vielen Richtungen. Aber wenn die Macher hinter dem Film offen sagen, dass seine Botschaft ist, dass nicht nur die Juden, sondern alle Menschen in den Tod von Jesus verwickelt sind, bleiben die Stimmen der moralischen Empörung stumm (In dem, was folgt, lasse ich beseite, wie erfolgreich der Film die intendierte Botschaft wirklich befördert). Stellen wir uns also einige Fragen, die sonst niemand fragt. Warum ist es unmoralisch, allen Juden Schuld zuzuschreiben, aber nicht unmoralisch der ganzen Menschheit Schuld zuzuschreiben? Wie kann irgendjemand wissen, ohne zuerst unsere spezifischen Entscheidungen und Handlungen zu überdenken, dass Sie oder ich schuldig sind? Wie können Sie oder ich verantwortlich sein für den Tod eines Mannes, der vor ungefähr 2000 Jahren getötet wurde? Um dem Vorwurf irgendeinen Sinn abzugewinnen, musss man anerkennen, dass es sich hier, wenn auch in einer raffinierteren Form, um die gleiche kollektivistische Mentalität handelt wie die rassistische. Für den Anti-Semiten ist es böse, jüdisch zu sein. Für den gläubigen Christen ist es böse, menschlich zu sein." |
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Labels: Religion
Dienstag, Februar 27, 2007
Epistemologie und Politik
Die Zeitschrift Navigator (heute: The New Individualist), herausgegeben vom The Atlas Society, ehrt mit mehreren Beiträgen der Dezember-Ausgabe 2004 die Philosophin und Schriftstellerin Ayn Rand. Vertreten ist auch David Kelley mit dem Beitrag Epistemology and Politics: Ayn Rand's Cultural Commentary. David Kelley beschreibt die Qualitäten von Ayn Rand als aufmerksame Beobachterin von Politik und Kultur. Nachdem sie ihren letzten Roman Atlas Shrugged geschrieben hatte, schrieb sie Dutzende von Kommentaren über Menschen, Ereignisse und aktuelle Trends, vor allem in ihren Zeitschriften The Objectivist und The Ayn Rand Newsletter. Diese Kommentare wirkten so, als habe Ayn Rand in die Zukunft sehen können und Dinge schreiben können, die uns heute umgeben, schreibt Kelley. In ihrem Essay Racism etwa beschreibt Rand den Umschwung der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung von einer Bewegung, die Gerechtigkeit für Individuen bewirken will, zu einer Bewegung, die für rassische Privilegien kämft. Ayn Rand beschrieb dies zu einer Zeit, als noch niemand den Begriff "affirmative action" als Kodewort für rassische Quoten kannte. Frühhzeitig beschäfigte sich Rand auch mit der aufkommenden Umweltbewegung, die sie in ihrem Aufsatz The Anti-Industrial Revolution von 1971 als Fortsetzung der anti-kapitalistischen Bewegung ansah, zu einem Zeitpunkt, wo sich der klassische Sozialismus als Schwindel herausgestellt hatte. Besonders stellt David Kelley aber Rands Aufsatz Faith and Force: The Destroyers of the Modern World (1960) heraus, wo sie die Beziehung zwischen Epistemologie, Ethik und Politik untersuchte. Rand sah Vernunft und Freiheit als unzertrennbare Einheit auf der einen Seite, und Glauben und Gewalt auf der anderen Seite als ihre antagonistischen Gegenspieler. Jede Periode der Geschichte, die von Mystizismus bestimmt war, war auch eine Periode des Etatismus, der Diktatur und der Tyrannei. Andererseits geben Gesellschaften, die die Vernunft schätzen -eine Fähigkeit, die Individuen anwenden-, den Menschen die Möglichkeit, ihren Geist zu nutzen und auch entsprechend der von ihnen getroffenen Entscheidungen zu handeln. Und Vernunft sei ein objektives Mittel des Wissens, schreibt David Kelley, das sich auf Beobachtungen und Beweise stützt, mit der beobachtbaren Realität als dem letztendlichen Bezugspunkt. Und wenn sich Menschen auf die Vernunft verlassen, dann sind sie in der Lage, zu interagieren und Konflikte durch Diskussionen Überzeugung und eine offene Debatte zu lösen, d. h. freiwillige Mittel. "Aber wenn Menschen behaupten, dass sie übernatürliche Mittel des Wissens verfügen, dann sind Überzeugung, Kommunikation oder Verstehen nicht (mehr möglich)." Derartig erworbenes Wissen ist einer rationalen Überprüfung nicht mehr zugänglich und läßt nur den Weg der Gewalt als Methode der "Überzeugung" offen. Ayn Rand verweist auf das Mittelalter als einer Periode des Mystizismus, die einherging mit einem Mangel an Freiheit, in völligem Kontrast zum klassischen Griechenland, das eine Periode der Vernunft und Freiheit war. Die Macht der Vernunft, die die Menschen im Westen bis in das 19. Jahrhundert zu neuen Höchstleistungen in Kultur, Wissenschaft und Produktion verholfen hatte, verlor im 20. Jahrhundert ihre Kraft, weil die Menschen nicht bereit waren, die Moralität des Altruismus aufzugeben. Der Moralkodex des Altruismus, der nicht mit Wohlwollen oder Großzügigkeit verwechselt werden darf, drängt die Menschen allerdings in Richtung Mystizismus und Kollektivismus. Mystizismus einfach deshalb, weil "das Prinzip keinen Sinn macht." Es gebe keinen rationalen Grund, schreibt Kelley, zu behaupten, dass Selbstaufopferung zugunsten von anderen dem Verfolgen eines rationalen Selbstinteresses moralisch überlegen sei. Altruismus hängt letztendlich von nicht-rationalen "Begründungen" ab, von Mystizismus in irgendeiner Form, seien es Gebote von Gott, arbiträre Postulate über das größte Wohl der größten Anzahl von Menschen oder eine kantianische "Pflicht". Kollektivismus läßt sich als Konsequenz eines altruistisches Moralkodex ansehen, weil sich Altruisten die Frage stellen, warum altruistisches Verhalten nicht mit Gewalt erzwungen werden darf, wenn Selbstaufopferung ein moralisches Ideal ist. Dies geschah in kollektivistischen Staaten wie Nazi-Deutschland und der Sowjetunion. Auch in den USA, schreibt Kelley, ist der Altruismus eine "primäre kulturelle Ursache für das Wachstum des Staates, besonders des Wohlfahrtsstaates", allerdings wird in den USA der Einfluss des Altruismus gedämpft durch den Geist des Individualismus und durch ein politisches System, welches auf den Individualrechten basiert. Rand sah in der Sowjetunion die reinste Verkörperung der mystischen-altruistischen-kollektivistischen Achse. Sie sah allerdings in der Sowjetunion nicht nur eine Verwirklichung von Altruismus und Kollektivismus, was offensichtlich ist, sondern auch von Mystizismus, trotz der Behauptungen der Marxisten, sie seien Repräsentanten eines "wissenschaftlichen Sozialismus". David Kelley verweist darauf, dass der Begriff "Mystizismus" von Rand in einem sehr breiten Sinn verwendet wurde: er schließt alle Doktrinen ein, die die Wirksamkeit und den Absolutismus der Vernunft ablehnen. Zu diesen Gegnern der Vernunft gehören auch Relativisten und Subjektivisten, die die Validität der Vernunft leugnen oder die die Logik durch andere Methoden ersetzen, wie z. B. dem dialektischen Materialismus. Im 2. Weltkrieg, schreibt David Kelley, interpretierte Ayn Rand den Kampf zwischen den deutschen Nazis und den russischen Kommunisten als einen "Familienstreit": Sie waren beide Kollektivisten. "Der reale Kampf", fügt Kelley an, "war zwischen Individualismus und Kollektivismus in jeder Form, links oder rechts." Dies ist heute ein Gemeinplatz, aber Rand war sich dieser Tatsache von Anfang an bewusst: "Sie wusste es, weil sie hinter der politische Ebene auf die zugrunde liegenden Ethik der Aufopferung und die Epistemologie der Unvernunft sah." Ebenso hätte sie heute, schließt Kelley seinen Aufsatz, auf die gemeinsame Essenz des säkularen Kommunismus und des islamischen Fundamentalismus verwiesen. |
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Labels: Epistemologie
Sonntag, Februar 18, 2007
Vernunft und Egoismus als Basis des Kapitalismus
Kapitalismus ist das System der Vernunft, des Egoismus und der Freiheit. Diese Reihenfolge ist nicht beliebig zusammengestellt, sondern sie beruht auf der Erkenntnis, dass Freiheit sich auf Vernunft und Egoismus gründet. Politische Freiheit erhebt sich dann, wenn Menschen akzeptieren, dass die Vernunft das Mittel ist, das Menschen befähigt in dieser Welt zu überleben und politische Freiheit erhebt sich dann, wenn Menschen akzeptieren, dass Menschen nach ihrem persönlichen Glück streben dürfen. Egoismus ist allerdings nicht gleichbedeutend mit der Umsetzung all dessen, was Menschen sich wünschen, sondern beschreibt einen Moralkodex, der das rationale Streben eines Menschen nach den Werten, die sein Leben unterstützen, als richtig anerkennt. Dass der Objektivismus diese Wahrheit so offen ausspricht, mag überraschend erscheinen, in einer Kultur, die das Aufgeben von Werten zugunsten von anderen Menschen mit einem Heiligenschein versieht. Aber Egoismus ist eine unübertreffliche Kraft für das Gute auf der Welt und er ist unzweifelhaft der einzige Moralkodex, der konsequent im Leben eines Menschen Anwendung finden kann, ganz im Gegensatz etwa zu einer altruistischen Moral, deren radikale Anwendung den eigenen Tod zur Folge hätte. Ayn Rand beantwortete die zentralen Fragen der Ethik, die Fragen nach den Unterschieden zwischen Gut und Böse, zwischen Richtig und Falsch auf eine neue revolutionäre Weise. Sie fragte danach, ob diese Begriffe nur willkürliche menschliche Erfindungen sind -zurückgehend auf Gott, die Gesellschaft oder den Einzelmenschen- oder ob es Fakten der Realität gibt, die eine objektive Grundlage dafür liefern. Der Objektivismus ist die erste Philosophie, die das Verhältnis zwischen Leben und moralischen Werten definitert: "Ethik", schreibt Ayn Rand, "ist eine objektive, metaphysische Notwendigkeit des menschlichen Überlebens - nicht durch die Gnade des Übernatürlichen, der Nachbarschaft oder der eigenen Launen eines Menschen, sondern durch die Gnade der Realität und der Natur des Lebens." Die objektivistische Ethik beginnt mit der fundamentalen Frage: Warum ist Ethik notwendig? Die Antwort auf die Frage ergibt sich aus der Tatsache, dass der Mensch ein lebender Organismus ist. Als solcher ist er der fortgesetzten Alternative von Leben oder Tod ausgesetzt. Dies ist die einzige fundamentale Alternative, die der Mensch (und alle anderen Lebewesen) ausgesetzt ist. Das Leben kann nur aufrechterhalten werden durch einen Prozess fortgesetzten Handelns, den das Lebewesen unternehmen muss, zum Beispiel durch die Beschaffung von Nahrung. Tiere und Pflanzen sind in der Lage, automatisch die Dinge zu tun, die notwendig sind, um ihre Existenz zu sichern. Bei Menschen verhält es sich anders, denn ihnen fehlt dieser Automatismus, der dafür sorgt, dass sie die richtigen Handlungen ausführen. Bevor ein Mensch handeln kann, muss er über sein Handeln nachgedacht haben, und um zu den richtigen Entscheidungen zu gelangen, benötigt er Kenntnisse über die Werte und Tugenden, die seinem Überleben dienlich sind. |
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Freitag, Januar 26, 2007
Jack Bauer: Ein Mann aus Stahl
Unsere Politiker finden sicherlich keine Zeit sich eine Action-Serie in einem kleinen Privatsender wie RTL 2 anzusehen, denn wenn sie es täten, müßte man damit rechnen, dass sie diese Serie moralisch verdammen würden. Möglicherweise tun sie es aber doch, und fühlen sogar eine gewisse Affinität zu dem Hauptdarsteller dieser Serie, was sie der breiten Öffentlichkeit aber wohlweislich vorenthalten, denn dies wäre politisch unkorrekt, weil der Anti-Terror-Agent Jack Bauer -der Held der preisgekrönten Serie "24"- sich so verhält, dass Präsident Bush im Vergleich zu ihm so militant wie ein Schülerlotse wirkt. "Wenn ich mit Ihnen fertig bin, werden Sie nicht mehr wissen, wie sie heißen", herrscht er einen Verdächtigen an. In einer anderen Szene droht er in Anwesenheit des amerikanischen Präsidenten dem verräterischen Stabschef an, ihm seine Augen herauszuschneiden, falls dieser nicht reden sollte. Und der entsetzte Mann, der die Akte von Bauer kennt, zögert nicht besonders lange, um die erwünschten Informationen herauzurücken. Und es bleibt keineswegs bei Androhungen von Gewalt - er tut es auch wirklich. Sagen wir es offen: Es wird Folter eingesetzt, um Verdächtigen Informationen abzupressen. Aber ebenso deutlich muss erwähnt werden, dass diese Serie sich nicht innerhalb des Rahmens normaler Polizei- oder Geheimdiensttätigkeit bewegt. Es sind Ausnahmesitutationen, die Anwendung normaler rechtlicher und moralische Standards unmöglich machen. Wo unter normalen Umständen Menschen die Möglichkeit haben, verschiedene positive Effekte auf ihre Leben gegeneinander abzuwägen, besteht in Ausnahmesituationen oft nur die Möglichkeit, verschiedene Arten von schädlichen Wirkungen zu bewerten. Jack Bauer handelt unter den Umständen, die ein Wolfgang Daschner vorfand, als er den mutmaßlichen Entführer eines Jungen in Gewahrsam hatte und er das Leben dieses Jungen retten wollte, allerdings potenziert um das Hunderttausendfache. Dabei entspricht Jack Bauer nicht dem üblichen Klischee des Actionhelden. Er sieht anders aus, er spricht anders und vor allem: er denkt anders. Es dürfte bisher noch keine Serie mit einem Vertreter des Rechtsstaates in der Hauptrolle gegeben haben, wo der Protagonist eine derartig höfliche Sprache an der Tag legt. "Danke" und "bitte" kommen in einer derartigen Regelmäßigkeit vor, dass man wirklich den Eindruck haben muss, einen ausgesprochen zivilisierten Menchen vor sich zu haben. An ihm ist nichts Neurotisches, Obszönes oder Derbes, wie es ansonsten so üblich geworden ist bei den Vertretern des Rechtes auf unseren Bildschirmen. Seine Höflichkeit ist allerdings ausgesprochen selektiv. Die Bösen verdienen sie nicht und sie bekommen sie auch nicht. Und er auch keineswegs ein Muskelprotz, der mit freien Oberkörper eine glänzende Figur abgeben würde. Er wirkt schmächtig, was aber seiner physischen Präsenz keinen Abbruch tut. Er weiß seinen Körper einzusetzen, wenn dies notwendig sein sollte. Aber all die brutalen Dinge, die er tut, können keine Spuren an seiner Seele hinterlassen, sie perlen an ihm ab wie ein Wassertropen an einem frisch gewachstem Auto. Jack Bauer ist ein Mann aus Stahl, aber nicht primär aufgrund seiner Köperkraft, sondern weil seine Prinzipien rational und unerschütterlich sind. Wie ein Kontrastprogramm wirkt dagegen die Figur des amerikanischen Präsidenten - ewig schwankend und immer gerade der Meinung des Beraters zugeneigt, den er gerade zuletzt gesprochen hat. Als er sich wieder in eine aussichtslose Situation manövriert hat, wo er sogar dem Tod seiner Ehefrau zugestimmt hat, fällt er in purer Verzweifelung auf die Knie und fängt an zu beten. Aber diese Geste macht ihn keineswegs sympathischer, sondern unterstreicht nur seine moralische Schwäche. Nichts dergleichen könnte man sich von Jack Bauer vorstellen. Der rationale Mensch Jack Bauer betet nicht, er setzt seinen Verstand ein, um seine Werte zu definieren und die Handlungsoptionen zu bestimmen, die zur Erlangung dieser Werte notwendig sind. Aber er ist ein rationaler Mensch von einer besonderen Qualität. Er ist ein Held: "Der Held ist der Mensch, den kein Hindernis davon abhalten kann, nach den Werten zu streben, für die er sich entschieden hat." (Andrew Bernstein) Selbst wenn die meisten Menschen keine Interesse daran haben sollten, ihre beruflichen Herausforderungen in einem Kontext zu finden, in dem sich üblicherweise Jack Bauer aufhält, so können sie doch aus dem Anblick eines solchen Menschen Kraft für den Motor ihrer Seele tanken - Politiker eingeschlossen. Einschaltquoten (%): 6,0, 4,5 und 7,3 (10. Januar) 5,7, 3,9 und 7,8 (17. Januar) 4,5, 6,7 und 8,1 (24. Januar) |
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Labels: Jack Bauer
Donnerstag, Januar 25, 2007
Der Mythos des "moderaten" Islam
Der Schriftsteller Edward Cline setzt sich in einem Beitrag für RuleofReason.com mit den sogenannten "gemäßigten" Muslimen bzw. dem "gemäßigten" Islam auseinander. Daniel Pipes etwa setzt sehr große Hoffnungen auf diese "Moderaten": "Es ist ein tragischer Fehler, alle Muslime mit den Mächten der Dunkelheit in einen Topf zu werfen. Moderate, aufgeklärte, freidenkerische Muslime existieren." Sie würden, so Pipes, schließlich eine große Rolle spielen bei der Modernisierung des Islam. Cline sieht die "Moderaten" viel kritischer: "Wenn die 'gesetzestreuen" friedlichen Muslime 'friedlich' sind, warum sind sie so still, wenn ihre Brüder Tod, Zerstörung und Rache versprechen? Ist solch ein Schweigen nicht eine Sanktion der gewaltätigen Aktionen des 'Extremisten'? Wer gibt den 'Extremisten' die Erlaubnis, in ihrem Namen zu sprechen und handeln? Jene 'Moderaten'. Sie sind nicht so schuldlos, wie man annehmen könnte. Ihre Glaube fordert mentale Passivität, und sie fügen sich." Cline schreibt, dass die einzige Lösung für eine "Modernisierung" des Islam sein totaler Kollaps wäre: "Es ist in der Tat ein Zusammstoss der Kulturen, und derjenige, der das meiste Vertrauen in die eigenen Werte hat, wird triumphieren." Das Problem in dieser gewaltigen Schlacht zur Verteidigung der wissenschaftlichen, industriellen Zivilisation sind allerdings unsere Intellektuellen, worauf Harry Binswanger verweist: "Wenn die Berühmtheiten auf dem Campus offene Irrationalisten sind wie Skinner, Chomsky, Kuhn, Derrida und Fish, dann sind die Bollwerke gegen den Fanatismus unten. Niemand von unseren intellektuellen oder politischen Führern wird sagen, zum Beispiel, dass der Islam irrational ist oder das Religion an sich irrational ist. Oder dass der Ökologismus nur eine weitere Religion ist." |
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Labels: Islam
Dienstag, Januar 02, 2007
Todesstrafe
Gegenwärtig wird in der Bloggosphäre wieder einmal hitzig um die Todesstrafe debattiert. Dabei herrschen zumeist ablehnende Einstellungen vor, welche die Todesstrafe als einen illegitimen, barbarischen Akt verteufeln. So titelt beispielsweise jo@chim vom Antibürokratietum: "Mord mit Mord vergolten". Das ist so aber nicht korrekt. Mord ist die Bezeichnung für die absichtsvolle Tötung eines anderen Menschen, und somit für einen Rechtsbruch. Die Todesstrafe aber ist kein Rechtsbruch. Um das zu verstehen, sollten wir uns klar machen, was Recht bzw. Rechte eigentlich sind und wann sie gelten. Nehmen wir beispielsweise den Fall Robinson Crusoes, der einsam auf einer Insel lebt. Es wäre recht absurd darüber nachzudenken oder zu diskutieren, welche Rechte er hat. Er bedarf ihrer nicht, denn es besteht keine Gefahr, dass er in seinem Handeln mit anderen Menschen in Konflikt gerät. Rechte sind nur dort nötig und relevant, wo das Handeln mehrerer Menschen potenziell in Konflikt geraten kann. Deshalb ist auch die einzig sinnvolle Definition von Rechten die folgende: Rechte sind sind moralische Prinzipien, welche den Handlungsspielraum eines Menschen in einem gesellschaftlichen Kontext regeln. Sie sind nicht intrinsisch, sondern objektiv; d.h. sie gelten nicht immer und überall, als seien sie dem Menschen innewohnend, sondern nur unter bestimmten Voraussetzungen, in einem bestimmten Kontext. Hierbei schließen diese Rechte aus, dass ein Mensch in dem durch sie geschützten Bereich die Erlaubnis anderer zum Handeln bedarf und diese ihn nicht durch Zwang oder Gewalt am Handeln hindern dürfen. Wie sieht das nun konkret im Fall der Todesstrafe respektive allgemein bei Strafen überhaupt aus? Denn der Akt des Strafens besteht dezidiert in einer Anwendung von Zwang und Gewalt: Wer einen Menschen einsperrt, der schränkt seine Handlungsmöglichkeiten ein; wer ihm eine Geldstrafe auferlegt, der zwingt ihn einen Teil seines Eigentums abzuliefern. Wer die Todesstrafe an einem Menschen vollzieht, der beraubt ihn überhaupt jedweder Möglichkeit, jemals wieder zu handeln. Wer Rechte als intrinsisch setzt, in ihrer Gültigkeit also keinerlei Ausnahmen zulässt, für den wird es zu einer Unmöglichkeit Akte der Bestrafung zu legitimieren. Wie aber kann man nun den vergeltenden Einsatz von Zwang und Gewalt zwecks Bestrafung rechtfertigen? Wie wir gesehen haben, sind Rechte nicht intrinsisch, sondern objektiv, d.h. nur unter bestimmten Voraussetzungen gültig, der Begriff des Rechtes nur in bestimmten Kontexten anwendbar. Der Bereich, in dem die Konzeption der Bestrafung ihren Platz hat, ist solch ein Kontext, in dem der Schutz, den Rechte bieten, für den Bestraften nicht einforderbar ist. Wie das? Machen wir uns folgendes klar: Das Universum ist in sich widerspruchsfrei aufgebaut. A ist A. Und ein Mensch darf sich durch sein Handeln nicht in einen Selbstwiderspruch verwickeln. Dies tut aber ein Mensch, der durch sein Handeln die Rechte anderer negiert, den Schutz des Rechts aber für sich selbst einfordert. Indem er gegenüber anderen Menschen Zwang und Gewalt initiiert, verleiht er durch sein Handeln der Ansicht Ausdruck, dass es soetwas wie Rechte, die ein derartiges Handeln unterbinden würden, nicht gibt. Er negiert den Begriff des Rechtes und verlässt damit den Kontext, in dem Rechte gültig sind, in dem der Rechtsbegriff überhaupt anwendbar ist. Wenn er die Existenz von Rechten bei anderen leugnet, kann er sie nicht für sich selbst einfordern. Wenn er andere durch Zwang und Gewalt bedroht, dann muss er notgedrungen akzeptieren, dass auch er nicht vor dem Einsatz von Zwang und Gewalt durch andere gefeit ist. Dies ist sowohl die philosophische Legitimation für Akte der Notwehr, als auch für Akte der Bestrafung durch den Staat. Die Verletzung eines Rechtes durch einen Menschen muss vergolten werden, indem man ihm durch Bestrafung seiner selbst aufzeigt, was die Negation des betreffenden Rechtes bedeutet. Und hier ist auch die Todesstrafe einzuordnen: Wer das grundlegendste aller Rechte --nämlich das Recht, zu leben -- eines anderen Menschen negiert und dessen Leben absichtsvoll auslöscht, der begibt sich vollkommen ausserhalb jedweden Rechtes; der verwirkt sein eigenes Recht, zu leben. Der Tod ist die einzig angemessene, einzig gerechte Strafe für eine derartige Tat. Nachtrag: In meinem gestrigen Beitrag zur philosophischen Legitimation der Todesstrafe im Besonderen und des Strafens überhaupt im Allgemeinen schrieb ich: Die Verletzung eines Rechtes durch einen Menschen muss vergolten werden, indem man ihm durch Bestrafung seiner selbst aufzeigt, was die Negation des betreffenden Rechtes bedeutet. Dieser Satz impliziert das Prinzip der Verhältnismäßigkeit, d.h. das eine Strafe im Verhältnis zur begangenen Tat stehen soll. Ich möchte versuchen, diesen Satz etwas weiter auszuführen und dabei gleich zu erläutern, warum die Todesstrafe im Fall eines Mordes die einzige verhältnismäßige Strafe ist. Der grundsätzliche Gedanke des verhältnismäßigen Strafens besteht darin, dass die Tat eines Menschen, durch die er das Recht eines anderen Menschen verletzt, auf diesen zurückgeworfen werden soll. Auf diese Art soll dem Täter, anhand des Rückwurfs der Konsequenzen seiner Tat auf ihn selbst, aufgezeigt werden, was seine Tat und die damit verbundene Negation eines Rechtes eigentlich bedeutet. Möglich gemacht wird das verhältnismäßige Strafen dadurch, dass nicht jede Rechtsverletzung von gleicher Schwere ist; dass es unterschiedliche Ausmaße gibt, in denen eine Tat Rechte verletzt. Eine Vergewaltigung ist beispielsweise eine weitaus schwerere Verletzung von Rechten als ein Taschendiebstahl. Prinzipiell handelt es sich bei der Idee des verhältnismäßigen Strafens um die alttestamentarische Konzeption des "Auge um Auge, Zahn um Zahn". Diese wird heutzutage oft als barbarisch bezeichnet, da sie vorgeblich nur auf Rache aus sei. Dies ist aber nicht der Fall: Rache ist unmäßig und kennt keine Grenzen; sie kennt kein Maß und Verhältnis. Ein gerechtes Strafen ist aber ein solches, welches die Strafe ins Verhältnis zur Schwere der begangenen Tat setzt. Dies ist beim "Auge um Auge, Zahn um Zahn"-Prinzip der Fall. Dennoch ist diese Konzeption, zumindest so man sie wortwörtlich nimmt, in anderer Hinsicht etwas veraltet. Denn es erweist sich für ein modernes, formalisieres Justizwesen als recht impraktikabel und aufwendig, teilweise sogar als regelrecht unmöglich, dem Täter exakt das Gleiche zuzufügen, wie er seinem Opfer angetan hat. Deshalb muss dieser Grundsatz in übertragenem Sinne verstanden werden: Eine Strafe soll in ihrer Härte für den Täter der Schwere des begangenen Verbrechens entsprechend. Auf diese Art wird es dann möglich, eine Vergewaltung auch mit Freiheitsentzug zu bestrafen, anstatt mit einer Gegenvergewaltigung. Wenn dem aber so ist, dass man in der Regel Substitutivstrafen verhängen kann und in der Praxis auch tatsächlich verhängt, weshalb sollte man dann ausgerechnet Mord mit der Tötung des Täters vergelten, und nicht auch mit einer solchen Substitutivstrafe, wie beispielsweise lebenslanger Freiheitsentzug mit Sicherheitsverwahrung? Dazu sollten wir uns überlegen, was Mord bedeutet und welche Schwere diesem Verbrechen beizumessen ist. Mord bedeutet die absichtsvolle Tötung eines anderen Menschen. Er bedeutet für den getöteten Menschen die Negation seines Rechtes, zu leben. Dieses Recht ist das grundlegenste aller Rechte, ohne dessen Beachtung auch die Wahrnehmung anderer Rechte (wie Eigentum oder Streben nach Glück) nicht mehr möglich ist. Wer das Recht, zu leben, durch seine Tat negiert, der negiert ausnahmslos sämtliche Rechte, die ein Mensch überhaupt haben kann. Er beendet ein Menschenleben; eine Tat, für die keine Wiedergutmachung am Opfer möglich ist. Die absichtsvolle Negation des Rechtes, zu leben, ist das von der Schwere her schlimmste Verbrechen, das ein Mensch begehen kann. Mord ist das ultimative Verbrechen. Und ebenso wie Mord das ultimative Verbrechen ist, so ist auch die Todesstrafe die ultimative Strafe. Mord ist ein Verbrechen von solcher Abscheulichkeit und Monstrosität, dass keine Substitutivstrafe dem gerecht werden könnte. Das ultimative Verbrechen verdient nichts weniger als die ultimative Strafe. Im Fall der absichtsvollen Tötung eines Menschen kann nur die vergeltende Tötung des Mörders eine gerechte Strafe sein. Quelle: Heroic Dreams (Erstveröffentlichung 18.12.2005, Nachtrag vom 19.12.2005) |
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Donnerstag, Dezember 21, 2006
Barbara Branden und Ayn Rand
Im Jahr 2005 wurde für das World Freedom Summit in Gummersbach als "Stargast" Barbara Branden angekündigt, die allerdings im letzten Moment ihre Teilnahme noch absagte. Im ef-magazin beschrieb Wolfgang Müller von der Friedrich-Naumann-Stiftung Barbara Branden (sie wollte den Vortrag "Ayn Rand centuries - the last one and the next one") als "enge Freundin und Vertraute" von Ayn Rand. Diese enge Beziehung fand allerdings im Jahr 1968 ein jähes Ende und wurde auch bis zum Tod von Ayn Rand 1982 nie wiederbelebt. Barbara Branden schrieb nach ihrer Trennung von Ayn Rand eine Biographie mit dem Titel "The Passion of Ayn Rand", die Leonard Peikoff allerdings nie gelesen hat, wie er im Juni 1986 in der Zeitschrift "The Objectivist" verriet: "Die in Kürze auf den Markt kommende Biographie über Ayn Rand, die von Barbara Branden verfaßt wurde, wurde gegen den Wunsch von Ayn Rand realisiert. Miss Rand beendete die Beziehung zu Mrs. Branden im Jahr 1968, und betrachtete sie als unmoralisch und als eine Feindin des Objektivismus. Im Bewusstsein der langjährigen Feindschaft gegenüber Ayn Rand, einschließlich ihrer öffentlichen Attacken -Attacken, die sich mit Beteuerungen ihre Bewunderung abwechselten- auf Miss Rand nach ihrem Tod, habe ich mich seit Jahren geweigert, Mrs. Branden zu treffen oder dieses Projekt zu unterstützen. Ich hatte keinen Grund anzunehmen, dass das Buch entweder eine wahrheitsgemäße Präsentation von Ayn Rands Leben oder eine akkurate Darstellung ihrer Ideen ist. Vorabberichte von verschiedenen Lesern haben meine Erwartungen bestätigt. Deshalb empfehle ich sicherlich nicht dieses Buch. Ich selbst habe es nicht gelesen und beabsichtige auch nicht, es zu tun." |
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Freitag, Dezember 15, 2006
Arbeiter der Welt: Schließt euch zusammen für den globalen Kapitalismus!
Edwin A. Locke vom Ayn Rand Institute setzt sich in einem Beitrag für capitalismmagazine.com mit den Argumenten der Globalisierungsgegner auseinander: "1. Sie argumentieren, dass die multinationalen Unternehmen zu mächtig geworden wären und die Souveränität kleinerer Nationen bedrohten. Dies ist schon auf den ersten Blick absurd. Staaten haben die Macht des physischen Zwangs (das Gewehr) - Unternehmen haben dies nicht. Sie haben nur den Dollar - sie funktionieren durch freiwilligen Handel. 2. Die Anti-Globalisten behaupten, dass die multinationalen Gesellschaften die Arbeiter in den ärmeren Ländern dadurch ausbeuten, dass sie geringere Löhne zahlen als in ihren Heimatländern. Nun, was ist die Alternative? Sie lautet: keine Löhne! Der komparative Kostenvorteil liegt präzise darin, dass die Löhne niedrig sind, somit die Kosten der Produktion reduzieren. Wenn die multinationalen Unternehmen die gleichen Löhne zahlen müßten wie in ihren Heimatländern, würden sie sich überhaupt nicht damit beschäftigen, in ärmeren Ländern zu investieren, und Millionen von Menschen würden ihren Lebensunterhalt verlieren. 3. Es wird behauptet, dass die multinationalen Unternehmen die Umwelt in kleineren, ärmeren Ländern zerstören würden. Wir sollten zur Kenntnis nehmen, dass wir selbst noch ein Dritte-Welt-Land wären, wenn im 19. Jahrhundert Amerika bereits der Umweltgesetzgebung unterworfen gewesen wäre, die jetzt die meisten westlichen Ländern durchzieht. Die meisten der Industrien, die aus den Vereinigten Staaten eine ökonomische Weltgemacht gemacht haben - die Stahl-, Automobil-, Chemie- und Elektroindustrie-, hätten sich gar nicht entwickeln können. Mit welchem Recht halten wir arme, mittellose Menschen in anderen Ländern davon ab, zu versuchen, Wohlstand auf die gleiche Weise zu schaffen wie wir es taten, was der einzig mögliche Weg ist?" Locke sieht in den vorgebrachten Argument allerdings lediglich Begründungen für die Anti-Haltung der Globalisierungsgegner. Nachdem Kommunismus und Sozialismus nichts als Armut, Elend und Terror produziert hätten, suchten die Linken jezt nur die Destruktion. |
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Donnerstag, Dezember 07, 2006
Bush und Russland
Der Philosoph Harry Binswanger, Professor am Objectivist Academic Center des Ayn Rand Institute (ARI), hat Präsident Bush für seine Teilnahme an der Siegesfeier in Moskau zum Andenken an den 60. Jahrestag der Niederlage von Nazi-Deutschland im Jahr 2005 kritisiert. Die gute Nachricht sei aber, dass das Bush vor seinem Besuch in Moskau eine anti-sowjetische Rede in Lettland gehalten habe. Dort hatte Bush darauf hingewiesen, dass der "V-E Day" das Ende des Faschismus markiert habe, aber nicht das Ende der Unterdrückung. Bush hätte aber, so Binswanger, deutlich das repressive Reich benennen sollen: Sowjet-Kommunismus, und die Länder aufzählen sollen, die unterdrückt wurden: Ost-Deutschland, Polen, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, die Tschoslowakei, Albanien, Estland, Lettland und Litauen. Für jeden guten Redenschreiber, den Bush habe, gebe es aber auch einen schlechten. Am Sonntag hatte Bush in Moskau gesagt, dass er die "große Tapferkeit und das Opfer des russischen Volkes" anerkenne, das es bei der Niederwerfung des Nazismus gezeigt habe. Binswanger fragt, ob diese "große Tapferkeit und das Opfer" auch die Männer von General Wlasow einschließe, die die Nazis als kleineres Übel ansahen und auf der Seite der deutschen Wehrmacht gegen Stalin kämpften, und die nach dem Krieg von den Allierten den Russen übergeben wurden und von diesen hingerichtet wurden. "Doch morgen feiert Bush Stalin's Sieg über die Nazis. Und dies zu einer Zeit, wo Statuen von Stalin wieder auftauchen in allen Städten in ganz Russland, mit dem Segen von Putin." |
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Dienstag, Dezember 05, 2006
Das Recht auf geistiges Eigentum
In der Ausgabe Nr. 4 des mittlerweile eingestellten Internetmagazins Axiomatic veröffentlichte Herausgeber Don Watkins einen Artikel, den er als einen der wichtigsten Artikel bezeichnet, den das Magazin je veröffentlicht hat: "Don't steal this Article" von Greg Perkins. Der vollständige Text wurde nach der Einstellung von Axiomatic vom Autor im Internet veröffentlicht. Der Autor verteidigt in diesem Artikel das Recht auf geistiges Eigentum, das nicht nur von Marxisten -erwartungsgemäß- bestritten wird, sondern auch von führenden libertären Wissenschaftlern. Als Folge dieser Leugnung eines intellektuellen Eigentums würde etwa eine Schriftstellerin, die 13 Jahre an einem Roman geschrieben hat, keine Rechte an ihrem eigenen Werk haben, ebensowenig wie der Produzent eines lebensrettenden Medikaments sich davor schützen könnte, dass sein mit enormen finanziellen Mitteln entwickeltes Produkt von anderen Produzenten kopiert werden könnte. Diese Aufgabe der Rechte an geistigem Eigentum wäre -zunächst- ein "Segen" für die Hersteller und Produzenten, da diese vorher geschützte Ideen ausgiebiger nutzen könnten, was zu einer Explosion bei der Schaffung von Reichtum führen würde. Aber dies wäre nur eine kurzfristige Entwicklung, die sehr schnell von Stagnation abgelöst würde, da diejenigen, die geistiges Eigentum produzieren, sich aus diesen Bereichen zurückziehen würden und Produkte präferieren würden, die weniger leicht kopiert oder imitiert werden können. Die sprichtwörtliche "Gans, die goldene Eier legt", wäre geschlachtet, was dazu führen würde, dass zahllose dem Leben dienende Kreationen langsamer oder gar nicht entwickelt würden. Die Stagnation würde schließlich von Verfall abgelöst werden, da auf neue Herausforderungen nicht mehr reagiert werden würde. Der Autor weist allerdings daraufhin, dass die desaströsen praktischen Resultate allein noch keine Rechtfertigung für die Rechte an geistigem Eigentum darstellen: "Sie sind nur ein (sehr starker) Hinweis, dass es eine stärkere Erklärung gibt, die wir verstehen müssen." In vorliegenden Fall werden die destruktiven Resultate letztendlich verursacht durch eine Leugnung der bedeutenden Rolle der Ideen bei der Schaffung von Reichtum. Greg Perkins setzt sich in seinem Text in erster Linie mit den Argumenten der libertären Autoren N. Stephan Kinsella ("Against Intellectual Property") und Tom G. Palmer ("Are Patents and Copyrights Morally Justified") auseinander. |
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Montag, Dezember 04, 2006
Die Entdeckung der Vernunft
Für Leonard Peikoff ist es seine "Lieblingszivilisation" (er könnte sich sogar vorstellen, dort zu leben, wenn er auch das Spülklosett vermissen würde), die einzige komplett säkulare Zivilisation in der Geschichte - das antike Griechenland. Wer den Spiegel der letzten Woche mit seiner Titelgeschichte gelesen hat, dürfte eine Vorstellung davon bekommen haben, warum Peikoff zu einem derartigen Urteil kommen konnte (Auszug aus Peikoffs Vortrag hier): Warum waren ausgerechnet die Griechen so erfolgreich? (...) Im Orient wogte überall der süße Duft der Religion - Opium fürs Volk, in ekstatischen Kulten ausgelebt, das den Menschen inneren Halt gab und zu einer großen Gemeinschaft verschweißte. Über hundert Götzen beteten die Assyrer an. Ägypten galt in der Antike als das "frömmste" aller Ländern. Ganz anders bei den Griechen. Sie strebten nicht nach Glauben, sondern nach Wissen. "Wenn die Pferde Götter hätten, sähen sie wie Pferde aus", lästerte bereits um 520 v. Chr. der Denker Xenophanes, genannt der "Sturmvogel der griechischen Aufklärung". (...) Die Griechen schoben die Nebelwolken des Sakralen weg. Sie hakten nach, hinterfragten, staunten über alles - und wagten sich so immer weiter hinaus aufs Meer der Erkenntnis. Dass der Westen heute Raketen bauen und Schwarze Löcher ergründen kann - die ersten Vorarbeiten dafür lieferte Thales. Bereits damals, vor über 2 500 Jahren, begannen Ost und West auseinander zu driften. Heute ist aus dem Spalt ein Abgrund geworden. Westlicher Wissensdurst contra östliche Glaubenskraft - diese Front ist immer noch aktuell. |
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Sonntag, November 26, 2006
Der Mut eines Cowboys
Bei den letzen amerikanischen Präsidentschaftswahlen soll es sich um eine Volksabstimmung über das Cowboyimage von Präsident Bush gehandelt haben. Für die Europäer war und ist dieses Image ein Grund für Besorgnis, nicht aber für die Amerikaner, wie Andrew Bernstein schreibt: "Für die meisten Amerikaner ist der Cowboy kein Schurke, sondern ein Held. Was wir schätzen am Cowboy des Alten Westens, ist seine Bereitschaft, gegen das Böse aufzustehen, und es alleine zu tun, wenn es notwendig ist. Der Cowboy ist das Symbol für die wichtigen Tugenden des Mutes und der Unabhängigkeit." |
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Mittwoch, November 22, 2006
Peikoff sieht Gefahr einer Theokratie
Für die amerikanischen Zwischenwahl im November hatte Leonard Peikoff eine Wahlempfehlung zugunsten der Demokraten abgegeben, die in objektivistischen Kreisen eine teilweise heftige Diskussion ausgelöst hat: "Die dringendste politische Aufgabe ist es jetzt, die Republikaner von der Macht zu entfernen, wenn möglich im Repräsentantenhaus und im Senat. Dies bedeutet, konsequent für demokratische Kandidaten zu stimmen, selbst wenn sein Gegner ein 'guter' Republikaner ist." Peikoff begründet dies damit, dass die Republikaner für Religion stünden, und Religion sei die einzige reale Gefahr für Amerika zur Zeit, wohingegen der Sozialismus, für den die Demokraten stünden, seinen Höhepunkt bereits überschritten hätte und die heutigen Linken nicht mehr die leidenschaftlichen Kollektivisten der dreißiger Jahre wären. Ausdrücklich weist Peikoff am Ende seines kurzen Artikels auf die Möglichkeit einer Theokratie in Amerika hin, die sich in weniger als 50 Jahren etabliert haben könnte. Diese Wahlempfehlung konnte nicht besonders überraschen, da Peikoff bereits bei der amerikanischen Präsidentschaftswahl mit ähnlichen Argumenten den demokratischen Kandidaten Kerry unterstützt hatte. Überraschend, und für viele Objektivisten befremdlich und enttäuschend, war diesmals der von Peikoff geäußerte Vorwurf, dass Menschen, die die Republikaner wählten oder zu Hause blieben, den Objektivismus nicht verstünden. Implizit wird sogar der Vorwurf erhoben, dass ein solches Verhalten unmoralisch sei. Erweitert man den Zeitrahmen allerdings, läßt sich feststellen, dass Peikoff die Vorstellung einer drohenden theokratischen Gefahr für die USA erst in den letzten Jahren entwickelt haben muss. In seinem Buch Omninous Paralles, das Anfang der achtziger Jahre erschien, weist er ausdrücklich die Idee einer religiösen Gefahr zurück -nicht allerdings die Gefahr einer Diktatur nazistischen Typus. Selbst im Jahr 1998 sprach Peikoff noch davon, dass sich Amerika langsam von der Religion entferne: "Historically speaking, we're still emerging from the medieval period; each century since the Renaissance has seen a decline in religion, and it's still disappearing, but it's going to take a long, long time." Vermutlich kam es bei Peikoff erst im Zusammenhang mit seiner Arbeit an der DIM-Hypothese zu einem Sinneswandel. Unter den Unterstützern von John Kerry befand sich neben Peikoff auch der objektivistische Redner und Autor Craig Biddle, der zur Begründung seiner Haltung eine Art Katastrophenstrategie präsentiert. Kerry sei das größere Übel, aber gerade deshalb sollte er gewählt werden. Biddle schafft es, im gesamten Text nichts Positives über Kerry sagen zu können, ihn aber trotzdem zu empfehlen: "John Kerry ist abscheulich, aber ich werde für ihn stimmen. (...) Stimmt für Kerry und versucht, nicht zu kotzen." Ausgangspunkt für die Argumentation von Biddle ist ein Zitat von Ayn Rand, wo sie sagt, dass ein halber Kampf schlimmer ist als gar keiner. Bush treibe eine "aufopfernde Außenpolitik", die den Amerikanern aber als "hawkish" verkauft würde, und damit wäre die Möglichkeit einer wirklich selbstbewußten Außenpolitik aus der Debatte verbannt worden. Auch auf die Innenpolitik bezogen wiederholt Biddle dieses Argument. Bush habe den Begriff Kapitalismus aus der innenpolitischen Debatte entfernt, er habe etatistische Politik in eine kapitalistische Terminologie gepackt. Eine Amtsübernahme Kerrys würde sozusagen die Fronten klären. Die Taube machte eine taubenhafte Politik und deklariert sie auch als solche, was die Rechte animieren würde, Druck auf die Taube auszuüben, um diese in Richtung einer selbstbewußteren Politik zu drängen. Biddles Strategie ist nicht nur naiv und unrealistisch, so ist auch moralisch zweifelhaft, weil sie das Gute befördern will durch die Akzeptanz des Opfers. So hätte Biddle etwa den 11. September im Grunde genommen begrüßen müssen, da auch dieses Massaker klare Fronten schaffte, indem es den barbarischen Charakter des islamistischen Terrors so unmißverständlich deutlich machte. Biddle begeht darüber hinaus den Fehler, das Verhältnis von Politik und Kultur auf den Kopf zu stellen. John Hospers stellt in seiner Stellungnahme zu den Präsidentschaftswahlen klar, dass die Amerikaner "psychologisch" nicht auf eine "libertäre" Gesellschaft vorbereitet seien. Richtiger sollte man feststellen, dass sie philosophisch weder auf eine kapitalistische Gesellschaft noch auf eine robuste Außenpolitik vorbereitet sind. Bush machte nicht seine persönliche "christliche Ethik" zu schaffen, sondern es war die widersprüchliche Ethik seiner Landsleute selbst, die eine andere Strategie seiner Außenpolitik verhinderte. So waren etwa fast alle amerikanische Kirchen gegen den Irak-Krieg. Bush befand sich also schon in Opposition mit einem Teil seiner Anhänger -von der linken, pazifistischen Opposition einmal abgesehen-, ohne dass er versucht hätte, Biddles Strategie einer wirklich "hawkischen" Außenpolitik umzusetzen. Bush ist weit entfernt davon, ein idealer Kandidat zu sein. Dies ist zweiffelos richtig. Er dürfte sich aber schon am Rande dessen befinden, was die Amerikaner bereit sind, zu wählen. Wer einen idealeren Kandidaten im Amt sehen möchte, muss kulturelle Änderungen befördern, sodass Biddles Vorschlag, zur Verbreitung des Objektivismus beizutragen, tatsächlich ins Schwarze trifft, ganz im Gegensatz zu seinen übrigen Argumenten. Übrigens wird sein Argument, dass ein halber Kampf schlimmer sei als gar keiner, nicht einmal von Leonard Peikoff geteilt, der in einer Rede nach Beginn des Irak-Krieges feststellte, dass dieser Krieg immerhin besser sei als überhaupt nichts zu tun. Zu den Unterstützern von Präsident Bush im Jahr 2004 und der Republikaner bei den Zwischenwahlen 2006 gehörten vor allem Harry Binswanger, Betsy Speicher und Robert Tracinski.Der Publizist Robert Tracinski, Herausgeber der objektivistischen Zeitschrift The Intellectual Activist, hat in einem Beiträg für die September-Ausgabe seiner Zeitschrift die Wahl von George W. Bush empfohlen: "Bush ist weit davon entfernt für diejenigen, die eine robuste Verteidigung der Zivilisation wollen, der perfekte Kandidat zu sein. Aber er ist unser Kandidat, so wie er ist, und er verdient unsere Unterstützung." Das entscheidende Thema bei dieser Wahl sei der Krieg gegen den Terrorismus, wobei Kerry für "Rückzug und Passivität" stehe. Bush hingegen stehe für eine grundsätzlich richtige Strategie, die er aber schlecht ausführe. Betsy Speicher, eine bekannte Objektivistin, wählte damals in dem schon genannten Forum eine etwas zugänglichere Sprache -außerhalb von Peikoffs DIM-Hypothese-, die allerdings ebenfalls Peikoffs Prämissen deutlich in Frage stellt: "Ich denke, wenn es um Politik geht, sind die religiösen Konservativen sehr viel rationaler als ihre Opponenten. Sehen wir uns drei konkrete Beispiele von religiösen Konservativen an: Rush Limbaugh, Seann Hannity und Ann Coulter. Während sie Abtreibung ablehnen und manchmal Pornographie aus religiösen Gründen verbieten möchten, unterstützt keiner von ihnen eine Theokratie oder irgendetwas in der Art. In 90 % der Fälle stützen sie ihre politischen Ansichten auf FAKTEN, mit denen ein Objektivist übereinstimmen würde, und in den meisten Fällen sind ihre Endziele die gleichen wie unsere. Man vergleiche dies mit den Demokraten und ihren Anhängern. Sie sind der Realität so entfremdet, dass ihre Politik sich stützt auf eine gewaltige, hysterische Mythologie ..." Anders als Betsy Speicher, die das Ayn Rand Institute unterstützt, steht Ed Hughins auf Seiten der konkurrierenden Atlas Society, wo er sogar die Funktion eines "Geschäftsführenden Direktors" ausfüllt, aber ähnlich wie sie sieht er keine Beweise für eine drohenden Theokratie in den USA: "Wir sind nicht meilenweit davon entfernt, ein neues Iran zu werden, wir sind Lichtjahre davon entfernt." Hughins vergleicht die politische und kulturelle Situation in den USA heute mit der aus den 50er Jahren, wo viele Dinge selbstverständlich waren, für die heute die Religiösen noch nicht einmal kämpfen würden. Heute kämpft die religiöse Rechte gegen die Homo-Ehe, aber sie kämpft nicht gegen eine Illegalisierung der Homosexualtität an sich. Neben den bekannten Objektivisten bezogen in verschiedenen Diskussionsforen natürlich auch viele unbekannte Objektivisten Stellung. Ein Leser der Harry Binswanger List stellte Peikoffs Argumentation zugunsten von Kerry folgendermaßen in Frage: "Ich stimme der Meinung zu, dass, wenn es tatsächlich bei der Wahl um ein M2 (Befürworter des Totalitarismus) und ein D1 (Befürworter einer gemischten Wirtschaft) ginge, es dann absolut essentiell wäre, für D1 (Kerry) zu stimmen. Ich bin aber nicht überzeugt, dass Bush ein M2 ist. Ich denke vielmehr, dass beide D1 sind. Beide sind Befürworter einer gemischten Wirtschaft, beiden mangelt es an Ideologie, und beide sind moralische Feiglinge. Bush behandelt ein religiöses Dogma nicht als ein Absolutum, nicht als Quelle des Wissens, sondern nur als ein Instrument, um Dinge zu rechtferigen, die er bereits weiß (d.h. Ideen, die er als selbstevident ansieht)." |
Posted by Wolfgang at 22.11.06 0 comments
Labels: Theokratie
Dienstag, November 21, 2006
Kein Zusammenhang zwischen Jugendarbeitslosigkeit und Kriminalität
Der Kriminologe Karl F. Schumann hat in einer Studie (Berufsbildung, Arbeit und Delinquenz) ermittelt, dass es keinen Zusammenhang zwischen Jugendarbeitslosigkeit und Kriminalität gibt. Der Wissenschaftler von der Universität Bremen zeigte sich im ARD-Morgenmagazin selbst überrascht über das Ergebnis der Studie. Auch eine Umfrage unter Passanten des Fernsehsenders hatte ergeben, dass diese fast ausnahmslos an einen solchen Zusammenhang glaubten. Offenbar ist in unserer Kultur die marxistische Vorstellung, dass "das Sein das Bewusstsein" bestimmt, weit verbreitet. Wer allerdings davon ausgeht, dass Menschen keine Puppen, sondern denkende Wesen sind, den kann ein solches Ergebnis nicht überraschen. Menschen sind begriffliche Wesen, die von ihren Ideen bewegt werden. Das, was ein Mensch denkt, bestimmt seine Handlungen. In den Jahren von 1960 bis 1980 verdreifachte sich der Kriminalitätsindex in den USA. Dies war die Zeitspanne, in der die Werte der Gegenkultur die Werte des 19. Jahrhunderts und des frühen 20. Jahrhunderts, wo es eine viel geringere Kriminalitätsbelastung gegeben hatte, verdrängten: "Was sich änderte, waren die Ideen und die Werte, die Amerika beherrschten", schreibt der Philosoph Leonard Peikoff in seinem Aufsatz What to do about Crime. Die letzten Jahrzehnte hätten ein "Füllhorn" von Rationalisierungen für Verbrecher geliefert: "All die grundsätzlichen Ideen des krimininellen Geistes, jede einzelne von ihnen, war Bestandteil des offiziellen Kredos der Intellektuellen und ihrer Kultur." Hätte der deutsche Kriminologe Peikoffs Aufsatz gekannt und verstanden, hätte ihn wohl das Ergebnis seiner eigenen Studie nicht so überraschen können. In dem genannten Aufsatz sieht Peikoff schwere Strafen nicht als ausreichend an, wenn man das Verbrechen wirklich an der Wurzel bekämpfen möchte: "Aber Strafe, wie schwer sie auch sein mag, ist keine genügende Antwort auf Verbrechen." Ausdrücklich wendet sich Peikoff gegen die konservative Herangehensweise an das Thema Verbrechen nach dem Motto: "Sperrt sie ein und werft den Schlüssel weg!". Ebenso wie Mitternachts-Basketball keine Lösung des Problems sei, sei es auch nicht so etwas wie lebenslänglicher Knast nach dem dritten Vergehen ("three strikes and your're out"): "Wir müssen eine Philosophie der Vernunft und Realität lehren, und eine Moral des rationalen Eigeninteresses. Nur diese Art von Philosophie wird funktionieren bei der Bekämpfung irgendeines gesellschaftlichen Übels, einschließlich des Verbrechens." |
Posted by Wolfgang at 21.11.06 0 comments
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Donnerstag, November 16, 2006
Vernunft und Gefühle
Es ist ein großes Missverständnis anzunehmen, der Objektivismus sei gegen Gefühle. Richtig ist, dass "Vernunft" der zentrale Eckstein in der Philosophie von Ayn Rand ist. Aber dies macht Gefühle nicht per se falsch oder schlecht. Sie sind aber kein Werkzeug der Erkenntnis und produzieren keine Handlungsanleitungen. In seinem Buch The Prime Movers diskutiert Dr. Edwin Locke Emotionen im Kontext der Tugend der Rationalität: In welchem Verhältnis stehen die Gefühle zur Vernunft? Die Vernunft steht nicht im Widerspruch zur Emotion. Gefühle sind die Konsequenz von automatischen, unterbewußten Urteilen oder Bewertungen und deshalb Produkte von Ideen. Wenn jemand ein Gefühl hat, dass im Konflikt steht mit einem bewußten, rationalen Urteil, bedeutet dies, dass er unterbewußte Ideen hat, die im Gegensatz stehen zu seinen bewußten Ideen. (Edwin Locke, The Prime Movers: Traits of the Great Wealth Creators, S. 149) Heißt die Entscheidung entweder Vernunft oder Emotion? Treibende Kräfte (Prime Movers) sind weder blinde Emotionalisten noch emotionslose Rationalisten. Sie lieben ihre Arbeit und ihren Erfolg leidenschaftlich, sie lassen sich von der Vernunft leiten bei ihren Entscheidungen und Handlungen. Die Vernunft kommt zuerst, danach die Emotionen. Und wenn Treibende Kräfte in Schwierigkeiten geraten (außer bei einem Mangel an Fähigkeiten), ist der Grund oft, dass sie unbewußt diese Reihenfolge umgekehrt haben (z. B., Henry Ford in seinen späten Jahren). (Ebenda) |
Posted by Wolfgang at 16.11.06 0 comments
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Mittwoch, November 15, 2006
Ludwig Erhard: "Markt ist sozial"
Alfred C. Mierzejewski, Professor für Geschichte an der Universität von Nordtexas, zitiert in seinem Buch "Ludwig Erhard. Der Wegbereiter der Sozialen Marktwirtschaft" den ersten Wirtschaftsminister der Bundesrepublik Deutschland und Vater des deutschen "Wirtschaftswunders" (Erhard lehnte der Begriff "Wunder" allerdings ab, da "der Erfolg seiner Politik eine vorhersehbare Konsequenz des Funktionierens der Marktwirtschaft gewesen sei", schreibt Detmar Döring im Lexikon der freien Marktwirtschaft) mit den Worten: "Ich meine, dass der Markt an sich sozial ist, nicht, dass er sozial gemacht werden muss." Woran Ludwig Erhard (1897 - 1977) allerdings scheiterte und warum Deutschland den Weg in den Wohlfahrtsstaat - schon während der Amtszeit von Erhard (1949 -1963) - aufnahm, schildert Mierzejewski auch: Ihm gelang es nicht, die "tief sitzenden kollektivistischen deutschen Traditionen zu ändern." Wohl wahr! |
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Labels: Ludwig Erhard
Dienstag, November 14, 2006
Warum Märkte nicht versagen
Brian Simpson beschäftigt sich in seinem Buch Why Markets don' Fail (Inhaltsverzeichnis) mit den populären Argumenten von Ökonomen und anderen Intellektuellen gegen freie Märkte. Simpson war auch Referent bei der Objektivistischen Sommerkonferenz 2004 des Ayn Rand Institute. Besonders interessant dürfte das 7. Kapitel "Ökonomische Ungleichheit" sein, denn man kann sich darauf verlassen, dass bei jeder Diskussion mit Sozialisten oder anderen Kollektivisten die angebliche "Ungerechtigkeit" einer ungleichen Einkommens- und Vermögensverteilung thematisiert werden wird. Simpson schreibt: "Reichtum und Einkommensungleichheit auf einem freien Markt sind Beispiele für das Gesetz der Kausalität." Jeder Versuch der Egalitaristen, Einkommen und Vermögen umzuverteilen, sei zum Scheitern verurteilt, weil dies ein Vesuch sei, "die Realität umzuschreiben." |
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Dienstag, November 07, 2006
Die grosse Lüge: das Versagen der Geheimdienste im Fall Irak
Im Februar 2004 setzte Prof. Harry Binswanger vom Ayn Rand Institute in einem Kommentar ein großes Fragezeichen hinter die pausenlos wiederholte Behauptung, es gäbe im Fall Irak ein Versagen der Geheimdienste. Warum seien überhaupt Geheimdienstinformationen notwendig gewesen, fragt Binswanger: "War es ein gut behütetes Geheimnis, dass Saddam ein Diktator war, ein Verrückter, ein Amerika-Hasser, dem der Terrorismus sehr am Herzen liegt? War es unbekannt, dass Saddam in Kuwait eingefallen war? War es unbekannt, dass Saddam versuchte, den Vater von George W. Bush zu ermorden? Bedurfte es einer speziellen Spionage, um die Möglichkeit zu entdecken, dass Saddam mit bin Laden kooperieren könnte, wie es rivalisierende Mafia-Familien tun?" Binswanger fragt weiter, warum nur der amerikanische Geheimdienst versagt haben soll, wo doch andere Geheimdienste zu den gleichen Schlussfolgerungen gekommen waren. Außerdem gäbe es noch keinen Beweis, dass überhaupt ein Versagen vorliege, denn die Massenvernichtungswaffen könnten beim Kriegsbeginn zerstört oder nach Syrien transportiert worden sein. Die Fehler oder Versäumnisse vor dem Irak-Krieg, wenn es welche gab, waren nichts im Vergleich zu den Fehlern und Versäumnissen während des Kalten Krieges: "Wir wussten praktisch nichts. Oder wenn wir etwas wussten, dann schien es weder unsere Außenpolitik noch die öffentliche Meinung zu beeinflussen. Die einzige Ausnahme, an die ich mich erinnern kann, war die Kuba-Krise, wo U-2-Flugzeuge Beweise lieferten." Auch das Programm zur Entwicklung der amerikanischen Atombombe basierte auf falschen Geheimdienstinformationen. Auch als der Fehler entdeckt wurde, wurde das Projekt mit Hochdruck weiterbetrieben, was Binswanger als eine richtige Entscheidung ansieht. Den Demokraten hätten allerdings etwas, was sie an Präsident Bush anprangern könnten. Es lautet: "Warum sind Sie gegen den Kleinen Satan, Irak, vorgegangen, während Sie beim Grossen Satan, Iran, ein Auge zugedrückt haben?" |
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Montag, November 06, 2006
Der "Triumph des Objektivismus" in einer libertären Zeitschrift
In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift eigentümlich frei befindet sich ein Interview mit Robert James Bidinotto, Chefredakteur von The New Indivdidualist, der Monatszeitschrift der Atlas Society, einer Organisation, die den Objektivismus als moralische und rationale Alternative auf dem Markplatz der philosophischen Ideen präsentieren möchte. Die Organisation wurde 1989 von dem Philosophen David Kelley gegründet, damals noch unter dem Namen Institute for Objectivist Studies (IOS). Kelley steht heute nach wie vor als "Chairman" und "Senior Fellow" an der Spitze der Organisation. Im Vergleich zu den hin und wieder äußerst skurrilen Interviewpartnern der eigentümlich frei -man denke an den NPD-Vorsitzenden-, wirkt dieses Interview wirklich spannend und inspirierend und man kann diesem Magazin nur wünschen, sich daran in der Zukunft ein Beispiel zu nehmen. Wirklich überrascht in den Interview war ich von einer Zahl, die Bidinotto nennt: sein Magazin und das der Atlas Society soll eine Druckauflage von lediglich 3 000 Exemplaren haben. Wenn man bedenkt, dass alle Mitglieder der Atlas Society das Magazin automatisch bekommen, ist dies wirklich äußerst dürftig. Dass das Magazin in Zukunft auch an Zeitungsständen zu haben sein wird und vor allem Nicht-Objektivisten ansprechen soll, ist sicherlich eine nachvollziehbare Strategie, um das Magazin populärer zu machen. Nicht nachvollziehbar ist allerdings Bidinottos Strategie, dieses Magazin "innerhalb eines objektivistischen Bezugsrahmens" mit nicht-objektivistische Autoren zu gestalten, die alle sicherlich ihre Meriten haben -zu nenen wären hier etwa Bruce Thornton und Victor Davis Hanson-, aber nicht in der Lage sind, Nicht-Objektivisten den Objektivismus zu erklären. Die Atlas Society hat allerdings nicht nur für ihre Zeitschrift einen neuen Ansatz gewählt, sondern sich gerade kürzlich diesen neuen Namen zugelegt, der 3. Namenswechsel seit der Gründung, was durchaus eine Nachfrage hätte auslösen können, denn nicht zufällig wurde der Bezug zum Objektivismus aus dem Namen entfernt. In einer Presseerklärung aus dem Juni 2006 wird zur Begründung angegeben, dass der Name Atlas Society weniger "einschüchternd" wirke bei denjenigen, die mit der Philosophie nicht vertraut wären. Die Fragesteller der eifrei schmeicheln Bidinotto, oder wissen es nicht besser, wenn sie von "zwei großen objektivistischen Organisationen" in den USA sprechen. Im Vergleich zum Ayn Rand Institute ist das Atlas Institute nicht mehr als ein David im Vergleich zu Goliath. Die Internetpräsenz der Atlas Society ist äußerst mangelhaft, schließlich schaffte man es während des gesamten Libanon-Krieges nicht, irgendeine Stellungnahme auf der Site zu platzieren - ganz im Gegensatz zum ARI. Auch hat die Atlas Society, vormals die The Objectivist Center (TOC), auch einen gewissen personellen Aderlass in letzter Zeit zu verkraften - zu nennen wäre dort vor allem die Philosophin Diana Mertz Hsieh, die das TOC lange unterstützt hat und heute glühende Anhängerin des ARI ist. Auch ist zu bemerken, dass etwa der Herausgeber der Zeitschrift The Free Radical, Lindsay Perigo, eine deutliche Distanz zur Atlas Society zeigt und sich immer mehr dem ARI annähert. Mittlerweile ist bei Perigo sogar eine offenen Verachtung für die Atlas Society zu beoabachten: "Diese Schlappschwänze sind die Verachtenswertesten von allen. Ihr Name ist The Atlas Society." Perigo könnte bei diesem Verdammungsurteil nicht nur die Namensänderung im Kopf gehabt haben, sondern auch an Rede von David Kelley aus dem Jahr 2005 gedacht haben, die er beim "March Against Terror" auf Einladung der Free Muslim Coalition hielt, und die für einen selbsternannten Objektivisten wirklich erstaunlich ist. Dort gibt es sich zwar als Objektivisten zu erkennen, appelliert aber an alle, die sich dort versammelt haben, um gegen das Übel des Terrorismus zu demonstrieren, im Namen von "Werten, die Unterschiede in Religion und Weltanschauung transzendieren." Diese Rede exemplifiziert Kelleys These von einem offenen, intellektuell toleranten" Objektivismus in besonders hervorstechender Weise. Robert Bidinotto erklärt den eifrei-Lesern natürlich auch den Unterschied zwischen beiden Organisationen und prompt kommt auch der Vorwurf des Dogmatismus gegenüber dem ARI, obwohl er kurioserweise behauptet, dass AS und ARI hinsichtlich der Grundprinzipien und der Beschreibung der Bedeutung des Objektivismus "gar nicht so weit auseinander" sind. Der fundamentale Unterschied zwischen beiden Organisationen schimmert allerdings in seinen Antworten nur durch: Die Atlas Society sieht den Objektivismus als "offenes System", während das Ayn Rand Institute davon ausgeht, dass der Objektivismus ein "geschlossenes System" ist. "Geschlossen" bedeutet einfach, dass die Philosophie in ihrer Grundstruktur ein für allemal festgelegt ist: durch Ayn Rand. Die Atlas Society möchte den Objektivismus modifizieren, aber gleichzeitig weiterhin unter der Flagge des Objektivismus segeln. Obwohl auf ihrer Website sehr deutlich gesagt wird, dass der Objektivismus durch Ayn Rand "definiert" wurde. Dies ist genau der Punkt: durch Ayn Rand, nicht durch David Kelley. |
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Freitag, Oktober 27, 2006
Die Krieger gegen den Westen und ihre Ideen
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Posted by Wolfgang at 27.10.06 0 comments
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Donnerstag, Oktober 26, 2006
Illusion Volksstaat
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Posted by Wolfgang at 26.10.06 0 comments
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