Sonntag, März 12, 2006

Die Logik des Appeasement

Von Kompromissen zwischen Gut und Böse profitiert immer nur das Böse. "Kompromisse" über moralische Prinzipien sind keine echten, legitimen Kompromisse. Ein Kompromiss ist dann möglich, wenn beide Seiten eine gemeinsame Grundlage haben, auf der sie einen Kompromiss schließen können. Wenn ein Kunde und ein Anbieter über den Preis einer Ware verhandeln, dann akzeptieren beide damit das grundlegende Prinzip, dass die Ware bezahlt werden muss. Hier ist ein Kompromiss möglich und legitim. Ein Kompromiss ist jedoch nicht möglich zwischen einem Eigentümer und einem Einbrecher. In einem solchen Fall ist nur ein Entweder-Oder möglich; jedes Zugeständnis bedeutet die vollständige Kapitulation der jeweiligen Seite. Denn wenn der Eigentümer dem Einbrecher einen Teil seines Eigentums zugesteht, so hebt er damit das Prinzip des Eigentums auf; er spricht dem Einbrecher also das Recht zu, sein Eigentum zu nehmen. Und wo will er dann noch eine Grenze ziehen, um sich vor immer neuen Forderungen des Einbrechers an sein Eigentum zu schützen? Es ist nicht mehr möglich.

Und ebenso steht es in der Frage von politischen Rechten; besonders aktuell mit dem Recht auf freie Meinungsäußerung. Gibt man sein Recht einmal auf, übt man einmal Selbstzensur aus, dann gibt es keine Möglichkeit mehr, eine Grenze zu ziehen. Wer in der Frage des Rechts auf freie Meinungsäußerung Zugeständnisse macht, der gibt es ganz preis--und führt damit seine langfristige Erosion herbei.

Derart ist die Logik eines jeden Appeasement. Und entsprechend sehen wir uns auch einer neuen Forderung gegebenüber, denn in Frankreich fordern einige Muslime nun, Voltaire zu zensieren. (Quelle: Post Gazette) Es handelt sich dabei ironischerweise um sein Drama über religiösen Fanatismus, in dem er Mohammed als Tyrannen darstellt.

Glücklicherweise wurde diesmal nicht beschwichtigt oder nachgegeben, denn es scheint inzwischen doch einigen Menschen zu dämmern, dass es hier um das philosophische Fundament des Westens und seiner Freiheit geht.




Quelle: Kapitalismus-Magazin

Mittwoch, März 08, 2006

Reagan als Pragmatiker

Ronald Reagan als Bewunderer von Ayn Rand? Ja, zumindest behauptet er dies 1966 in einem Brief an William Vandersteel ("Dear Mr. Vandersteel: Thanks very much for pamphlet. I am an admirer of Ayn Rand but hadn' seen this study."), den Präsidenten der Ampower Corporation. Aber was tat er während seiner Amtszeit? Robert Tracinski ist in TIAdaily vom 10. Juni 2004 dieser Frage nachgegangen. Die Negativa von Präsident Reagans Vermächtnis können nach Tracinski unter drei Überschriften zusammengefaßt werden: Religion, Altruismus und Pragmatismus. Als Resultat dieser drei Fehler sei die tatsächliche Politik von Reagan nicht so kühn und pro-Freiheit gewesen wie seine Bewunderer behaupteten. Tracinski sieht einen Zickzackkurs in der Innen- und Außenpolitik, die dem Muster des Pragmatismus folgt, der Prinzipien beseite schiebt zugunsten von vorübergehenden politischen Gewinnen, die erreicht werden durch die Gewährung von Konzessionen, um politisch mächtige Opponenten zu beschwichtigen. Bereits 1964 begrüßte Reagan in einem Artikel für den National Review explizit "Mäßigung" und "Konsens" als Lehre aus der gescheiterten Präsidentschaftskandidatur von Barry Goldwater. Reagan verteidigte freie Märkte auch immer durch pragmatische Kategorien, als der effizienteste Weg eine Wirtschaft zu führen. Pragmatisches Denken findet sich bei Reagan auch schon in seiner bekannten Rede -die Barbara Branden so begeistert hatte- zur Unterstützung der Kandidatur von Goldwater. Er kritisiert dort die Vereinten Nationen als "strukturell ungesund", weil bei Abstimmungen in der Generalversammmlung nicht die jeweiligen Bevölkerungsstärken zum Ausdruck kämen. Ein prinzipieller Standpunkt wäre gewesen, eine Organisation zu fordern, die nur die Interessen der freien Nationen vertritt. Ein Leserbriefschreiber teilt Tracinski Auffassung vom Pragmatiker Reagan: "Ronald Reagan hatte einen gewissen bedeutsamen Einfluss im Bereich der Außenpolitik, besonders als Anti-Kommunist, aber er war viel zu sehr Pragmatiker, um wirklich die Flut des Etatismus zurückzudrängen."

Montag, März 06, 2006

Als Ludwig von Mises an Ayn Rand schrieb.

In einem Beitrag für das Ludwig von Mises Institute (Murray Rothbard Institute wäre wohl passender), dem weltweit führenden libertären Think Tank, aus dem Jahr 2005 lotet Bettina B. Greaves Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Ayn Rands Objektivismus und dem Misesianischen Zweig der Österreichischen Schule der Nationalökonomie aus. Nach der Lektüre von Atlas Shrugged hatte Ludwig von Mises einen "Fan-Brief" an Rand geschrieben, woraus die Autorin zitiert (in der Übersetzung von Robert Grözinger):

Atlas sei "nicht lediglich ein Roman. Er ist auch – oder darf ich sagen, in erster Linie – eine überzeugende Analyse der Sünden, die unsere Gesellschaft plagen, eine begründete Zurückweisung der Ideologie unserer selbsternannten 'Intellektuellen' und eine erbarmungslose Demaskierung der Unehrlichkeit der von den Regierungen und den politischen Parteien angewandten Vorgehensweisen. Es ist eine vernichtende Entlarvung der 'moralischen Kannibalen', der 'Gigolos der Wissenschaft' und des 'akademischen Gelabers' der Schöpfer der 'anti-industriellen Revolution'. Sie haben den Mut, den Massen zu sagen, was ihnen kein Politiker gesagt hat: Ihr seid von geringem Wert und alle Zustandsverbesserungen, die Ihr einfach für selbstverständlich haltet, verdankt Ihr den Anstrengungen von Menschen, die besser sind als Ihr."

Zerstörung von Sprache

"Intellektuelle Verwirrung ist das Kennzeichen des 20.Jahrhunderts, und wird von denen verursacht, deren Aufgabe es wäre, Aufklärung zu schaffen: von modernen Intellektuellen.
Eine ihrer Methoden ist die Zerstörung von Sprache - und deswegen von Denken und deswegen von Kommunikation - durch Anti-Begriffe. Ein Anti-Begriff ist ein unnötiger und rational nicht verwendbarer Ausdruck, der geschaffen wurde, um einen legitimen Begriff zu ersetzen und zu zerstören. Die Verwendung von Anti-Begriffen gibt dem Hörer ein Gefühl von näherungsweisem Verständnis. Aber im Bereich des Begreifens gibt es nichts, was so schlecht ist wie Näherungen. Wenn Sie mit zu vielen Näherungen belastet sind und sich in der Situation befinden, den Versuch aufgegeben zu haben, die heutige Welt zu verstehen, dann überprüfen Sie ihre Grundannahmen und die Worte, die Sie hören. Um zu verstehen, was man hört und liest, braucht man heute eine spezielle Übersetzung."

Ayn Rand, Credibility and Polarisation, in: Ayn Rand Letter, Oktober 1971

Donnerstag, März 02, 2006

Libertarianismus als Perversion der Freiheit

Der wichtigste -und umfangreichste- Beitrag eines Objektivisten zur Bewertung der libertären Bewegung ist sicherlich Peter Schwartz Libertarianism: The Perversion of Liberty, erschienen in der Zeitschrift The Intellectual Activist (Mai, Juni und Dezember 1985). Der Aufsatz wurde später noch einmal in einer verkürzten Version in dem Sammelband The Voice of Reason veröffentlicht und wurde somit einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Wer zu einem tieferen Verständnis des Libertarianismus kommen möchte, sollte sich diesen faktenreichen und hintergründigen Aufsatz nicht entgehen lassen. Besonders die ausgiebig zitierten Äußerungen der anarcho-libertären Vordenkers Murray Rothbard sollten alle eines Besseren belehren, die immer noch annehmen, die libertäre Bewegung könne wirklich Freiheit bewirken (Rothbard fordert für unberechtigte Inhaftierungen oder Verurteilungen eine Bestrafung der dafür zuständigen Behördenvertreter in dem Ausmaß, wie ihn die unschuldige Person erlitten hat, was in der Konsequenz dazu führen würde, dass das Rechtssystem vollkommen zusammenbrechen würde). Anders als der Objektivismus, der einen intellektuellen Kampf gegen den Etatismus führt, führt der Libertarianismus einen physischen Kampf gegen den Staat. Diese Positionen stehen sich unversöhnlich gegenüber: "Der Objektivismus ist unkompatibel mit dem Libertarianismus. Jene Libertären, die den Objektivismus attackieren, begreifen - wie unscharf und emotional auch immer - diese unüberbrückbare Unversöhnlichkeit. Noch mehr als ihr Anti-Amerikanismus, enthüllt ihre Antipathie gegenüber dem Objektivismus, dass es nicht Hingabe an die Freiheit ist, die sie bewegt, sondern ihr Wunsch, frei von allen Beschränkungen zu sein - von den 'Beschränkungen' wirklicher Freiheit bis zu den 'Bechränkungen' der Vernunft." Der ganze Libertarianismus sei ein gigantischer Schwindel, der eine Version von dem sei, was Ayn Rand als "Fehler des Begriffdiebstahls" bezeichnete. Libertäre fühlten sich oberflächlich von der objektivistischen politischen Konzeption des Laissez faire angezogen, die sie zu einem Amoralismus verzerrten. Schwartz empfiehlt zwar die Trennung vom Libertarianismus, was aber nicht bedeute, sich nun dem Konservativismus als vermeintlich einzig verbleibender Alternative anzuschließen: "Weder der Libertarianimus noch der Konservativismus sind wahre Vertreter der Individualrechte. Tatsächlich sind sie, trotz oberflächlicher Differenzen, zwei Seiten der gleichen Anti-laissez-faire-Medaille." Beide Ansätze könnten nicht zu Freiheit führen, denn beide würden den Absolutismus der Vernunft verwerfen. Der Wert der Freiheit, sagt der Objektivismus, ist nicht ableitbar von dem Diktum "Gott weiß es besser" oder von der Ermahnung "Anything goes". Um am Ziel des Kapitalismus anzukommen, so Schwartz, muss man sowohl den mystischen Intrizismus des Konservatismus verwerfen wie auch den willkürlichen Subjektivismus des Libertarianismus.

Mittwoch, März 01, 2006

Rands Lieblingsgemälde: Dalis Corpus Hypercubus

Ayn Rand konnte sich dieses Gemälde stundenlang im Museum ansehen. Sie sah in Dalis Motiv Ähnlichkeiten zu John Galts Widerstehen gegenüber der Folter in ihrem Roman Atlas Shrugged.


Montag, Februar 27, 2006

Ayn Rand und der Mystiker Friedrich Nietzsche

Ayn Rand schreibt in einer Einführung zu ihrem Roman The Fountainhead über den deutschen Philosophen Friedrich Nietzsche: "Philosophisch ist Nietzsche ein Mystiker und Irrationalist." Sie bekennt ihre "tiefe Ablehnung" gegenüber der Philosophie von Nietzsche, aber gleichwohl hatte sie über ihr Manuskript von The Fountainhead eine englische Übersetzung eines Zitats von Nietzsche gestellt, welches allerdings nicht in die gedruckte Version übernommen wurde. Dieses Zitat lautet (im deutschen Original):

Es sind nicht die Werke, es ist der Glaube, der hier entscheidet, der hier die Rangordnung feststellt, um eine alte religiöse Formel in einem neuen und tieferen Verstande wieder aufzunehmen: irgend eine Grundgewissheit, welche eine vornehme Seele über sich selbst hat, Etwas, das sich nicht suchen, nicht finden und vielleicht auch nicht verlieren lässt.- Die vornehme Seele hat Ehrfurcht vor sich. (Text hier)

Dieses Zitat beinhalte einen "psychologischen Determinismus", den sie nicht billige, schreibt Rand, aber es kommuniziere den inneren Zustand eines überschwänglichen Selbstwertgefühls und fasse die emotionalen Konsequenzen zusammen, für die The Fountainhead die rationale, philosophische Basis liefere.

Freitag, Februar 24, 2006

The Ideas of Ayn Rand

Neil deRosa bespricht auf theAtlasphere.com das Buch The Ideas of Ayn Rand von Ron Merrill. Dem Buch mangele es zwar an großer Tiefe, es sei aber ein kompetenter Überblick über Rands Ideen, wie sie sie in ihren Romanen und in ihrer Sachliterateratur zum Ausdruck gebracht habe. DeRosa fügt dann noch an, dass das Buch nicht "sklavisch orthodox" sei, womit er wohl zum Ausdruck bringen möchte, dass der Autor kein Objektivist ist, aber Rand und dem Objektivismus doch eine gewisse Sympathie entgegenbringt. In Merrills Buch, das 1991 erschienen ist, wird die -umstrittene- Idee ausgefüht, dass Rand nachhaltig von dem Philosophen und Schriftsteller Friedrich Nietzsche beeinflusst wurde. "Diese Theorie widerspricht der 'orthodoxen' Ansicht, dass sie nur kurz mit seinen Ideen geflirtet habe." Merrill sieht erst Rands Hauptwerk "Atlas Shrugged" als frei von nietzscheanischen Gedanken an. Nach Merrill habe es für Rand mehrere Jahre gedauert bis sie den Unterschied herausgearbeitet habe zwischen Nietzsches "Übermensch" und ihrem "Man of Ability": "Der 'Übermensch' konnte andere ungehindert zugunsten seines Selbst opfern, der randianische Held konnte dies nicht. Der fähige Mensch braucht andere auf eine fundamentale Weise überhaupt nicht, und die Vernunft ersetzte die Macht als den höchsten Wert. Dies war in der Tat eine revolutionäre Idee." In "The Fountainhead" repräsentieren Howard Roark und Gail Wynand diese beiden klassischen Archetypen. "Der Ausgangspunkt für ihre politische Reise", schreibt Merrill, "war ihr glühender Anti-Kommunismus, geboren aus persönlicher Erfahrung." Bedauerlicherweise waren die dominanten Ideologien unter den Intellektuellen zu der Zeit, als Ayn Rand nach Amerika kam, Sozialismus, Kommunismus und Faschismus. Vor diesem Hintergrund schrieb sie ihre Romane und schuf ihre revolutionäre pro-amerikanische, pro-kapitalistische, individualistische Philosophie. DeRosa weist richtigerweise daraufhin, dass Rand die politische Ideologie des Libertarismus ablehnte: "Ihre Opposition konzentrierte sich hauptsächlich auf die libertäre Tendenz in Richtung Anarcho-Kapitalismus und die Idee von konkurrierenden Regierungen, welche sie beide als irrational ansah." DeRosa sieht Rand als eine Vertreterin der klassisch-liberalen Tradition.

Donnerstag, Februar 16, 2006

Die Unbestechlichen

Auch im deutschen Fernsehen wurde die amerikanische Serie (1959 -1963) Die Unbestechlichen (später verfilmt mit Kevin Kostner in der Hauptrolle) um den FBI-Agenten Eliot Ness zu den Zeiten des Alkoholverbots in den USA schon einige Male ausgestrahlt. Ayn Rand schüttete in einem Artikel vom 8. Juli 1962 in der Los Angeles Times Lobeshymmnen über die Serie aus, die sie als "zutiefst moralische Sendereihe" bezeichnete. Den Kritikern der Serie warf sie vor, sie für ihre Tugenden zu verdammen, für den Triumph über die Kriminellen und ihren moralischen Absolutismus. Die Gangster werden in der Serie als "verängstigte Ratten" dargestellt, denen die Männer um Eliot Ness, dargestellt von Robert Stack, gegenüberstehen, der selbst bei ausgesprochen bleihaltiger Luft weder seine Contenance noch seinen Hut jemals verlieren würde: "Durch die nüchterne, ernste Verbissenheit in seinem Auftreten, das totale Selbstvertrauen sogar in Momenten einer vorübergehenden Niederlage, so total, dass sie es sich leisten kann, unbetont zu bleiben, die kontrollierte Intensität, das stille absolute Bekenntnis zu der moralischen Gerechtigkeit seiner Aufgabe, transportiert Stack die Integrität eines wahrhaft unbestechlichen Mannes - eines Mannes, den das Böse nicht in Versuchung führen kann, weil es ihm nichts anzubieten hat."

Samstag, Februar 11, 2006

Der Kapitalismus befreit den menschlichen Geist

Die Geschichte des Kapitalismus ist sicherlich mehr als eine Geschichte der Missverständnisse: sie ist eine Geschichte von bewußten Lügen und Verzerrungen. Durchgesetzt hat sich eine linke Mythologie, die nicht nur die akademische Diskussion beherrscht, sondern auch die Medien und die Wahrnehmung großer Teile der Bevölkerung. Dabei sollte es doch nach dem Elend, dem Terror und dem schließlichen Zusammenbruch der -meisten- sozialistischen Herrschaftssystem auf der einen Seite, und der grandiosen Vermehrung des Lebensstandards und dem steilen Anstieg der Lebenserwartung in den westlich-kapitalistischen Systemen auf der anderen Seite, ein leichtes sein, den humanen Charakter des Kapitalismus anzuerkennen. Das dies nicht so ist, sollte alle Anhänger eines Laissez-faire-Kapitalismus herausfordern, sich in die intellektuelle Debatte einzumischen und der Anerkennung der Fakten zum Durchbruch zu verhelfen. Der Philosoph Andrew Bernstein, der sich in der Tradition von Ayn Rands Philosophie des Objektivismus sieht, hat dies mit seinem Buch The Capitalist Manifesto in vorzüglicher Weise getan.
Der Kapitalismus, daran läßt Bernstein keinen Zweifel, ist das System, das auf der Anerkennung der Individualrechte basiert, mit einer Regierung, deren einziger Zweck es ist, diese Rechte zu verteidigen. Diese Individualrechte bestehen aus dem Recht, seinem eigenen Urteil entsprechend handeln zu können, unter Beachtung der Rechte anderer Personen, die nicht verletzt werden dürfen. Die Quelle dieser Rechte sind nicht übernatürliche Phantasien oder soziale Konventionen, sondern ihr Ursprung liegt im Gesetz der Identität, wie Ayn Rand es so eloquent in ihrem Roman Atlas Shrugged formulierte: "A gleich A - und Mensch ist Mensch. Rechte sind Existenzbedingungen, gefordert durch die Natur des Menschen zum Zwecke seines eigenen Überlebens." Als potenzielle Rechtsverletzer kommen Privatpersonen in Frage, die als Kriminelle gegen das Eigentum, das Leben und die Gesundheit von rechtstreuen Bürgern vorgehen, aber vor allem die eigene Regierung, die das Gewaltmonopol innerhalb eines bestimmten geographischen Raumes innehat: "Eine diktatorische Regierung ist eine weitaus schlimmere Bedrohung für die Menschen als ein gewöhnlicher Krimineller." Aus der Verpflichtung der Regierung, die Individualrechte zu schützen, ergibt sich zum Beispiel auch die Notwendigkeit, die militärische Verteidigung eines Landes ausschließlich mit Freiwilligen zu organisieren, ohne die Anwendung einer Wehrpflicht. Auch darf es nicht Aufgabe der Regierung sein, erwachsene Personen von Handlungen abzuhalten, die irrational oder selbstzerstörerisch sein können, die aber keine Anwendung von Gewalt gegen andere Personen implizieren. Nur durch die direkte Anwendung physischer Gewalt oder indirekt in der Form von Betrug können Menschen davon abgehalten werden, ihrem eigenen Urteil im Streben nach ihrem persönlichen Glück zu folgen. Der Kapitalismus erfordert deshalb als ein moralisches Prinzip ein umfassendes Verbot der Initierung von Gewalt. Ein solches System der konsequenten Verteidigung der Individualrechte, stellt Bernstein fest, hat es in der Geschichte bisher nicht gegeben. Es waren die Nordstaaten des USA am Ende des 19. Jahrhunderts, die diesem Ideal bisher am nähsten gekommen sind (Bernstein erwähnt nicht explizit, weshalb die Südstaaten diesem Ideal nicht annähernd entsprechen konnten, wie es etwa Ayn Rand 1977 im Ford Hall Forum tat: "Der Süden war nie ein Beispiel für Kapitalismus; er war eine landwirtschaftliche, feudale Gesellschaft.").
Es ist zentral für ein richtiges Verständnis des Kapitalismus" schreibt Bernstein, "dass seine philosophische Essenz unterschieden wird von den mangelhaften historischen Versuchen, sie zu implementieren." Ein damit zusammenhängendes Missverständnis besteht aus dem Versuch, aus dem Verhalten von individuellen Kapitalisten die Natur des Kapitalismus abzuleiten. Ebenso falsch wäre es, aus den mörderischen Aktivitäten von Diktatoren wie Hitler oder Stalin auf die Natur von Staaten zu schließen (Hitler und Stalin repräsentieren die Natur des Etatismus). Weder die Geschichte des Kapitalismus noch die Handlungen der Kapitalisten vermögen die fundamentale Natur des Systems zu verändern: kein Konsensus unter den Unternehmern könnte zum Beispiel etwas an der Natur von Zöllen ändern. Bernstein prägt für diese Versuche der Vermischung von historischen Fakten mit der Essenz des Kapitalismus den Begriff "empiristischer Fehler". Der Kapitalismus ist aber nicht nur ein moralisches System, sondern aus seiner Moralität erwächst auch seine praktische Überlegenheit gegenüber allen anderen Gesellschaftssystemen: "Der Kapitalismus schützt das unveräußerliche Recht des Individuums auf sein Leben, und ist deshalb das einzig moralische System. Weil er die Rechte und den Geist von allen Individuen respektiert, kann er einen gewaltigen Reichtum schaffen, und ist deshalb das einzig praktische System."

Mittwoch, Februar 08, 2006

Erinnerung an Kay Nolte Smith (1932 - 1993)


Michelle Fram Cohen erinnert in einem Beitrag für TheAtlassphere.com an die Schrifstellerin Kay Nolte Smith, die zum Zirkel um Ayn Rand gehörte und auch für die Zeitschrift The Objectivist schrieb: " (...) Kay Nolte Smith war die produktivste, erfolgreichste und originellste Romanautorin aus dem inneren Zirkel von Ayn Rand." Tatsächlich war Smith überaus produktiv, wenn man bedenkt, dass ihr erster Roman "The Watcher" 1981 erschien und und sie bis zu ihrem Tod 1993 immerhin acht Bücher produzierte, einschließlich einer Übersetzung. Der besagte Roman "The Watcher" wurde 1981 mit dem Edgar Allan Poe Award in der Kategorie "Best First Novel" ausgezeichnet. Zahlreiche ihrer Werke wurden auch ins Deutsche übersetzt. Über Booklooker.com sind die Romane "Verdammte Seelen", "Die Schöne und der Zwerg", "Feuerprobe" und "Sterbelied für Sopran" zu beziehen. Greg Swann schreibt in seinem Aufsatz "The Art and Science of Kay Nolte Smith, Novelist", dass sie die einzige objektivistische Romanautorin wäre, die sich mit Rand vergleichen ließe bezüglich ihrer ästhetischen Bedeutung.

Samstag, Februar 04, 2006

Bushs Rede über die Freiheit

Der objektivistische Philosoph Harry Binswanger hat sich erfreut gezeigt über eine außenpolitische Rede, die Präsident Bush am 8. März 2005 vor der National Defense University in Washington gehalten hat (Original, deutsche Übersetzung). Dies sei keine Rede, wie sie ein Objektivist halte würde, schreibt Binswanger, sie enthalte einige falsche Begriffe, aber erstaunlich wenige, fügt Binswanger an. Es sei eine säkulare Stellungnahme, sie enthalte kaum Religion und für die Erwähnung des Begriffs "individuelle Rechte" durch Bush empfinde er sogar Dankbarkeit": "Ich höre nie 'individuelle Rechte' von Konservativen, und selten von Libertären (man beachte, dass ihr zweimaliger Präsidentschaftskandidat Harry Browne ein Buch geschrieben hat, wo er ein ganzes Kapitel dafür verwendet, die Idee der Rechte zu attackieren.) Terminologie ist bedeutsam. Der Begriff 'individuelle Rechte', wenn seine Verwendung und Akzeptanz zunimmt, orientiert die Menschen auf ein individualistisches Bezugssystem und rettet das gesellschaftlich-politische Denken vor der kollektivistischen Praxis des Denkens in Kategorien der Gemeinschaft, der Rasse oder Familie." Besonders stellt Binswanger heraus, dass Bush festgestellt habe, dass Amerika auf den Individualrechten gegründet wurde: "Es erfordert Mut dazu, mit Stolz festzustellen, dass Amerika auf dem Prinzip der individuellen Rechte gegründet wurde." Bei dem von Binswanger erwähnten Buch von Harry Browne handelt es sich vermutlich um dessen How I Found Freedom in an Unfree World. Dort gibt es in der Tat ein Kapitel mit der Überschrift "The Rights Trap". Der Libertäre Browne behauptet dort, dass eine "Rechte-Falle" gebe, die -aus seiner Sicht fälschlicherweise- davon ausgehe , dass Rechte Menschen frei machten. Ehrlicherweise gibt Browne zu, dass er zwar für die Schriften von Murray Rothbard und Ayn Rand Dankbarkeit empfinde, aber es "bedeutsame philosophische Unterschiede" zu den genannten gebe.

Freitag, Februar 03, 2006

Die Rechte von Kindern

Russel Madden beschäftigt sich auf der Website von Rebirth of Reason mit Problem der Rechte von Kindern. In dieser Frage werden unterschiedlichste Meinungen geäußert. Das Kind sei "das Eigentum" seiner Eltern, Kinder hätten keinerlei Rechte oder Kinder hätten alle Rechte. Ayn Rand hatte in ihren Romanen keine Kinder zu Wort kommen lassen, da sie davon ausging, dass die Fähigkeit zur Ausübung von individuellen Rechten eine Eigenschaft von Erwachsenen sei.

Madden geht bei der Diskussion dieser Frage zunächst davon aus, dass die Frage der individuellen Rechte keine Frage des alles-oder-nichts sei: "Kontext - der volle Kontext - irgendeiner spezifischen Frage und/oder seine Anwendung auf spezifische Umstände ist entscheidend zur Erreichung eines Verständnisses, die mit der Wirklichkeit korrespondiert."
Der Kontext erfordert in dieser spezifischen Frage die Klärung der Funktion von Rechten.
Von Rechten zu sprechen macht nur Sinn im Kontext einer Gesellschaft. Auf einer einsamen Insel braucht sich niemand Gedanken über seine Rechte zu machen, da kein Staat oder keine anderen Personen existieren, die ihm seine Rechte streitig machen könnten. Rechte haben demnach die Funktion, andere daran zu hindern, sich gewaltsam in die Versuche eines Menschen einzumischen, die sein eigenes Leben betreffenden Entscheidungen zu verwirklichen. Um solche Entscheidungen zu treffen, benötigt der Mensch einen freien Willen, ein Bewußtsein, das ihm die Kapazität gibt, Entscheidungen unter verschiedenen Alternativen zu treffen. Diese rationale Kapazität des Menschen ist abhängig von der Entwicklung seines Gehirns. Madden geht davon aus, dass diese Kapazität eines Menschen sich ungefähr um das 18. Lebensjahr herausgebildet hat, plus oder minus einiger Jahre. Vorstellbar wäre eine Individualisierung der Zuteilung der vollen Rechtsfähigkeit, die dann vergeben werden kann, wenn sich der Jugendliche einem Test unterzieht und die volle finanzielle Unabhängigkeit gegeben ist. Wer immer aber die vollen Rechte eines Erwachsenen hat, kann keine Unterstützung mehr von seinen Eltern einfordern, sondern sie nur noch erbitten. Bevor jemand die vollen Rechte erworben hat, haben die Eltern allerdings die positive Verpflichtung, für die grundlegenden Bedürfnisse zu sorgen:

"So lang wie ein Kind physisch und mental unfähig zur Unabhängigkeit ist, sind seine Eltern verpflichtet, ihm die Unterstüzung zu bieten, die für sein Überleben und seine Entwicklung erforderlich ist. Aber zusammen mit dieser Verantwortung erwächst die Autorität (moralisch und legal) und das Recht, grundlegende Entscheidungen für das Kind zu treffen. Verantwortung ohne Autorität ist Sklaverei."

Donnerstag, Februar 02, 2006

Post-DIM-Aktivismus

Noumenalself gehörte im Jahr 2004 offenbar zu den Teilnehmern des DIM-Kursus (der für 310 $ beim Ayn Rand Bookstore bezogen werden kann, das Buch "The DIM Hypothesis" ist derzeit noch nicht erschienen) von Leonard Peikoff: "In diesem Kursus argumentiert Dr. Peikoff, dass die primäre Gefahr, die unserer Kultur heute droht, nicht von der Linken oder den islamistischen Terroristen ausgeht, sondern von der altmodischen Religion. Diese Schlussfolgerung basiert auf seiner DIM-Hypothese (Disintegration-Integration-Misintegration) und ihrer Anwendung auf die Geschichte. Heute, da die Linke den Marxismus im speziellen und 'Ideologie' im allgemeinen aufgegeben hat, treibt sie im 'D'". Das bedeutet Anti-Prinzipien, Anti-Absoluta, Anti-Integration. Dr. Peikoff's Argument ist, dass die Anti-Integrations-Sichtweise grundsätzlich kulturell machtlos ist, weil sie den Menschen keine wirkliche Anleitung für ihr Leben liefern kann. Die Linke ist nur fähig, die Menschen dadurch zu motivieren, dass sie auf Prinzipien wie den Altruismus zurückgreift, die sie gewöhnlich von der Religion entnommen hat. Die Religon bietet Anleitung, weil sie an die Integration glaubt, wenn auch Misintegration ist, Integration abgeschnitten von der Realität. Und tatsächlich befindet sich die Religion im Aufschwung in Amerika, besonders die fundamentalistische, evangelikale Richtung." Noumalself hält Peikoffs These grundsätzlich für richtig, wenn man auch, wie er schreibt, bestimmte Aspekte und Applikationen dieser Sichtweise diskutieren könnte.
Noumenalself schreibt in einem anschließenden Diskussionsbeitrag, dass er skeptisch hinsichtlich Dr. Peikoffs These war, dass eine religiöse Theokratie drohe. Bis zur letzten Lektion von Peikoffs Kursus hielt er D (Disintegration) und nicht M (Misintegration) für die Zukunft Amerikas. Dr. Peikoff zitiert in dem Kurs eine Studie, die sagt, dass 70 % der Studenten betet, Religion mit Freunden diskutiert oder spirituelle Stärke aus dem Glauben an Gott zieht. Noumenalself hat dann ein wenig recherchiert, um die Entwicklung des religiösen Glaubens in den letzten dreißig bis vierzig Jahren zu untersuchen. Umfragen von Gallup, die nach der Bedeutung der Religion für das eigene Leben fragen, lassen allerdings keinen klaren Trend zu mehr Religiösität erkennen, eher das Gegenteil. 2004 hielten 84 % der Befragten Religion für sehr oder ziemlich wichtig für ihr eigenes Leben. 1999 waren es 88 % gewesen, 1993 91 %, 1965 92 %. Es gibt allerdings auch andere Statistiken, die eine Art von expliziter religiöser Philosophie belegen könnten. So ist die Zahl der evangelikalen Christen weltweit seit 1970 um 126 % gestiegen. Nach einer Umfrage des Pew Research Center vom Dezember 1997, zweifelten 71 % der Amerikaner "nie" an der Existenz Gottes, 11 % mehr als vor 10 Jahren.
Noumenalself sieht zwar einen allgemeinen Rückgang von Gläubigen, gleichzeitig auch einen Trend innerhalb der Religiösen hin zu den Fundamentalisten und Evangelikalen. Dies würde bedeuten, schreibt er, dass die Mitte sich auflöst, aber gleichzeitig die Ränder stärker werden. Dies läßt ihn sich fragen, ob nicht die Gefahr eines Bürgerkriegs größer ist als die Gefahr einer theokratischen Diktatur. Dass Linke auch religiös seien, hält er für richtig. Aber dies sei gerade ein Beweis für den Einfluss der Religion, wenn der religiöse Glauben tatsächlich ihre Politik beeinflussen würde: "Und wenn die Linken plötzlich an die Religion appellieren, wo sie es vorher nicht taten, dann nur, weil die Rechten es ihnen vormachten."

Mittwoch, Februar 01, 2006

Eine außenpolitische Bibel für Amerika

Dr. Harry Binswanger vom Ayn Rand Institute zeigt sich angetan von Peter Schwartz neuem Buch The Foreign Policy of Self-Interest: A Moral Ideal for America. Es könne als "außenpolitische Bibel für Amerika und jedes andere freie Land" dienen und es wäre auch eine wunderbare Sache, wenn viele amerikanische Soldaten dieses Buch lesen könnten, schreibt Binswanger. Der Autor sieht durch dieses Buch deutlich den Kontrast aufgezeigt, zwischen dem, was gewesen ist in den letzten 60 Jahren, und dem, was sein sollte, d. h. richtig und praktisch ist: "Objektivisten sind ziemlich vertraut mit der Idee des nationalen Selbstinteresses als dem Polarstern der Außenpolitik, aber was ich besonders bewunderswert an diesem Werk fand, ist, dass es einige Schritte weiter geht und folgende Fragen beantwortet: Was genau macht das nationale Selbstinteresse aus? Wie sollte es definiert werden? Was sind die abgeleiteten Prinzipien (analog zu den Tugenden, die in der Ethik abgeleitet werden vom Wertmaßstab)? Wie unterscheidet sich Sorge um das nationale Interesse von 'Realpolitik'?". Binswanger lobt den souveränen, geschickten und präzisen Stil des Buches. Die Abstraktionen würden konkretisiert durch konkrete Beispiele aus aktuellen Ereignissen

Nationalsozialismus, Faschismus und New Deal: entfernte Verwandtschaft

Der Kulturhistoriker Wolfgang Schivelbusch hat einen Blick auf die Geschichte der USA in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts geworfen und hat eine "entfernte Verwandtschaft" zwischen Nationalsozialismus, Faschismus und Amerikas Politik des "New Deal" entdeckt. "Doch wie entfernt die Verwandtschaft auch war, es handelte sich um eine solche", schreibt Eckard Fuhr in DIE WELT. Europa und Amerika waren sich in dieser Zeitspanne kulturell so nah wie zuvor, auf der Basis der Ablehnung des verbindenden liberalen Erbes. Eckard Fuhr schreibt über den Amtsantritt von Franklin D. Roosevelt im Jahr 1933: "Die heldische Verachtung für die 'Händler' findet sich nicht nur in der faschistisch-nationalsozialistischen Ideologie, sondern als Motiv auch in der Antrittsrede Roosevelts 1933, der sich im März dieses Jahres vom Kongress präsidiale Vollmachten geben ließ, die in der amerikanischen Geschichte für Friedenszeiten beispiellos sind." Der große Wendepunkt in der amerikanischen Geschichte war allerdings nicht der New Deal, sondern die Progressive Ära der ersten beiden Jahrzehnte des Jahrhunderts, die "die Geburt des realen Kollektivismus" in der amerikanischen Regierung präsentierte, wie Leonard Peikoff es formuliert und die verbunden ist mit solchen Namen wie Theodore Roosevelt, Herbert Croly und Woodrow Wilson. "Alle nachfolgenden etatistischen Bewegungen in diesem Land, einschließlich des New Deal und der Neuen Linken, gingen von ihr aus und bauten auf sie auf", schreibt Peikoff. Der "idealistische" Präsident Wilson war es, der ein zögerndes Amerika in das Schlachtfest des 1. Weltkrieges führte, aus "uneigennützigen" Gründen, wie er feststellte, nicht aus dem Interesse Amerikas geboren. Herbert Croly war Gründer und Herausgeber der Zeitschrift The New Republic, und ein Berater von Theodore Roosevelt, Amerikas erstem überzeugten antikapitalistischem Präsidenten. Croly war der Sohn eines amerikanischen Anhängers von Auguste Comte, der das Wort "Altruismus" geprägt hatte, und selbst Schüler von Josiah Royce, Amerikas führendem Hegelianer zu seiner Zeit, der seine Schüler lehrte, dass der Individualismus "eine Sünde gegen den Heiligen Geist" sei. Wie nah auch schließlich Amerika einem Faschismus kommen sollte, anders als Deutschland oder Italien hat es diese Grenze doch letztendlich nicht überschritten, dank eines immer noch stark verankertem Individualismus in der Bevölkerung.

Kapitalismus oder Barbarei

Im Jahr 2003 veröffentlichte die Zeitschrift MERKUR das Sonderheft "Kapitalismus oder Barbarei?", das u. a. auch den Aufsatz "Ayn Rand und ihre Feier des Kapitalismus" von Eberhard Sens enthält. Über Rands Philosophie des Objektivismus erfährt man in diesem Aufsatz relativ wenig -vermutlich könnte Sens dies auch gar nicht leisten-, aber über das Leben und die Leidenschaft der Ayn Rand erfährt man doch einiges, und dies aus einer recht wohlwollenden Perspektive.
Über Rands Philosophie schreibt Sens in Anspielung auf ihre Erfahrungen im stalinistischen Russland:

"Rands Denksystem heißt 'Objektivismus', sie führt ihn auf Aristoteles zurück. Der Objektivismus hat klare Voraussetzungen und 'basic principles': objektive Realität, Vernunft, Eigeninteresse, Kapitalismus. Und anschließend das Kleingedruckte mit den Ausführungsbestimmungen. Im Hintergrund stehen sicherlich die frühe Erfahrung, mitansehen zu müssen, wie plötzlich alles relativ und schwankend wird und umstürzt - Brecht: 'Das Sichere ist nicht sicher, so wie es ist, bleibt es nicht' -, und die erstaunlichen sowjetischen Leistungen im Uminterpretieren, Umdrehen und Umlügen der Realität. Stalin, der Sprachwissenschaftler. Da sollte es auf dem Papier wieder sicher werden, A muß A sein und bleiben."

Donnerstag, Januar 19, 2006

Der ultimative Wert

Während Immanuel Kant eine Selbsttötung auch dann ablehnte, wenn objektive Gründe dafür sprechen, sagte Ayn Rand, dass eine Selbsttötung zum Beispiel angemessen sein kann in Fällen einer tödlichen Erkankung oder dann, wenn jemand seinen Partner verloren hat. "Aber", schreibt Don Watkins auf seinem Blog, "dies impliziert nicht, dass das Leben nicht der ultimative Wert ist. Die Tatsache, dass jemand sich entscheiden könnte, aufgrund von Schmerzen nicht weiterzuleben, bedeutet nicht, dass Freude der ultimative Wert ist. Es bedeutet, dass Freude ein notwendiges Mittel ist, um sein Leben als ultimativen Wert anzustreben. Wenn das Mittel nicht mehr möglich ist, kann die Entscheidung, das Ziel nicht mehr anzustreben, rational sein."

Montag, Januar 16, 2006

Wie Kant Raum für den Glauben schafft

In der Ausgabe Oktober 1975 der Zeitschrift The Ayn Rand Letter beschäftigt sich Ayn Rand in dem Aufsatz "From The Horse's Mouth" (auch enthalten in dem Sammelband Philosophy: Who Needs It?) mit dem Buch "Immanuel Kant: Sein Leben und seine Lehre" (englisch: "Immanuel Kant: His Life and Doctrin") des deutschen Philosophen Friedrich Paulsen (1846 - 1908). Paulsen ist ein überzeugter (wenn auch kein unbedingter) Anhänger Kants und seine Darstellung der Philosophie Kants ist so empörend für Rand, weil sie sein Buch als ein Symptom ansieht für die Zustand der Welt des 19. Jahrhundert (das Buch erschien 1898), eine Welt, die existenziell die beste war in der Geschichte des Westens, philosophisch aber die schlechteste: "Paulsen demonstriert nur, wie vollständig diese Bösartigkeit sich verbreitet hatte in der westlichen Kultur am Anbeginn des 20. Jahrhunderts." Und die Ursache dieser Bösartigkeit liegt im Wirken des Philosophen aus Königsberg. Der "ehrliche Kommentator" Paulsen, so Rand, versuche gar nicht, Kants Philosophie zu verschleiern: "Es gibt drei Verhaltensweisen des Geistes zur Wirklichkeit, die Anspruch auf Wahrheit machen: Religion, Philosophie und Wissenschaft. (...) Im Allgemeinen nimmt die Philosophie eine Mittelstellung zwischen Wissenschaft und Religion ein. (...) Als ihre eigentümliche Aufgabe stellt sich der geschichtlichen Betrachtung eben darum die Vermittlung zwischen Wissenschaft und Religion dar; sie strebt das Wissen und den Glauben zur Einheit zu führen und dadurch die Einheit des geistigen Lebens herzustellen. Sie leistet das dem Einzelnen und der Gesamtheit; wie sie dort zwischen Kopf und Herz vermittelt, so hindert sie hier, dass Wissenschaft und Religion einander völlig fremd und gleichgültig werden, dass das geistige Leben des Volks auseinander fällt in glaubensscheue Wissenschaft und wissensscheuen Glauben oder Aberglauben." (zitiert nach dem deutschen Original, Stuttgart 1924, 7. Auflage) Die Konflikt zwischen Wissen und Glauben, erklärt Paulsen, habe "sich durch die ganze Geschichte der menschlichen Denkens" (S. 4) gezogen und Kants große Leistung bestehe daraus, dass er sie versöhnt habe: "So löst die kritische Philosophie das alte Problem des Verhältnisses von Wissen und Glauben auf. Kant ist überzeugt, dass es ihm gelungen ist, durch richtige Grenzscheidung der Gebiete den Grund zu einem ehrlichen und dauernden Frieden zwischen ihnen gelegt zu haben. In der Tat wird hierauf in erster Linie die Bedeutung und Lebenskraft seiner Philosophie beruhen. Im einzelnen mag uns manches an ihr unanehmbar sein, das ist ihr bleibendes Verdienst, dass die Grenzlinie zwischen dem Wissen und Glauben in großen Zügen zum erstenmal mit sicherer Hand gezogen hat: sie gibt dem Wissen, was ihm gehört, die ganz Welt der Erscheinung zu freiester Untersuchung; sie gibt andererseits dem Glauben, was sein ewiges Recht ist: die Deutung des Lebens und der Welt aus dem Gesichtspunkt der Werte." (S. 6) Diese Aufteilung, lautet Rands Interpretation, erlaubt der Vernunft, die materielle Welt zu erobern, aber eliminiert sie von der Auswahl der Ziele, für die die materiellen Errungenschaften eingesetzt werden sollen: "In Kants System hat die Moralität nichts zu tun mit dieser Welt, auch nichts mit der Vernunft oder der Wissenschaft, sondern kommt -durch die Gefühle- aus einer anderen, unerkennbaren, 'noumenalen' Dimension." Rand beschreibt anhand eines Beispiels die praktischen Folgen einer Begrenzung der Wissenschaft auf die materielle Welt und des Glaubens auf den Bereich der Moralität und macht die überlebenswichtige Bedeutung der Philosophie dadurch deutlich: "Was wäre, wenn einer von jenen Männern politische Macht bekommen würde, und müßte über die Frage entscheiden, ob er einen Atomkrieg auslösen möchte. Als ein Kantianer müßte er diese Entscheidung nicht aufgrund von Vernunft, Wissen und Fakten treffen, sondern aufgrund des Drängens des Glaubens, d.h. von Gefühlen, d. h. von Launen."

Sonntag, Januar 08, 2006

Buckley erfolglos auf der Spur der amerikanischen Rechten

William F. Buckley Jr., -Autor, Kolumnist und Gründer des Magazins National Review-, hat einen politischen Roman geschrieben (Getting it Right - Publishers Weekly spricht von einem "sentimental bildungsroman"), der die internen Debatten der amerikanischen Rechten während der turbulenten sechziger Jahre widerspiegeln soll, und die Weisheit der Personen um den National Review selbstverständlich. Dabei zeigt der Autor die Desillusionierung einer Ayn-Rand-Gefolgsfrau, die er Leonora Goldstein nennt, und eines Funktionärs der konservativen The John Birch Society. Ayn Rand bezeichnete den National Review im Playboy-Interview des Jahres 1964 als das schlimmste und gefährlichste Magazin Amerikas, weil es den Kapitalismus an die Religion binde.

Justin Raimondo, Biograph von Murray Rothbard, weist in antiwar.com (eine Site, die man ansonsten meiden sollte) zutreffend auf die falsche Darstellung der Positionen Rands durch Buckley hin:
"In seinem Porträt von Rand als einer größenwahnsinnigen Kultistin, läßt Buckley sie sagen, dass ihre Romane die Absicht hätten, als 'ein Katalysator für den gesellschaftlichen Wandel' zu wirken, was das direkte Gegenteil von Rands tatsächlicher Position ist, nämlich die einer 'Kunst, um der Kunst willen', deutlich erklärt in ihrem allgemein zugänglichen Essay 'The Goal of My Writing'.

Das Sexleben der russischstämmigen Autorin ist von größerem Interesse für Buckley als alles, was sie je geschrieben hat. Mit Ausnahme einer kurzen Textpassage, ist er sehr bemüht, sie nicht wörtlich zu zitieren. Das Ergebnis besteht aus einer konsequenten Verfälschung der Ansichten Rands. Sie war nie Anarchistin, wie Buckley andeutet. Außerdem war Rand alles andere als eine Gegnerin des Kaltes Krieges - sie unterstützte ihn, und schrieb, dass es moralisch gerechtfertigt wäre, in jedes kommunistische Land einzumarschieren."

Donnerstag, Januar 05, 2006

Der "Randianer" Murray Rothbard?

Eine lebhafte Diskussion hat der Aufsatz "Murray Rothbard's Randian Austrianism" von Edward W. Younkins auf RebirthofReason.com ausgelöst. Adam Reed schreibt, es sei skandalös irgendetwas an Rothbard als "randianisch" zu beschreiben, da Rothbard explizit für eine thomistische Epistemologie (Anmerkung: Der Thomismus ist die offizielle Philosophie der katholischen Kirche. Siehe hier) eingetreten wäre, wohingegen Rand in ihrem Buch "Introduction to Objectivist Epistemology" den thomistischen Intrinsizismus ausdrücklich zurückgewiesen hätte: "Rands Ethik basiert auf empirischen, kontextuell beobachteten Fakten der Realität, beginnend mit der Überlegung, dass das Leben ein Prozess des selbsterhaltenden Handelns ist - eine Position, die absolut alles in der Ethik ausschließt, was metanormativ ist. Rothbard befürwortete natürlich eine intrinsizistische Ethik (...)" Rothbard hätte Rand auch nie als etwas anderes als eine intellektuelle Opponentin angesehen, die er versuchte, lächerlich zu machen, als er sie nicht widerlegen konnte. Lindsey Perigo pflichtet ihm bei und fragt, warum das Unversöhnliche versöhnt werden solle, wie dies auch im Fall Rand und von Mises versucht worden ist.

Ayn Rands Metaphysik

Auf der Ebene der Metaphysik, dem ersten philosophischen Zweig des Wissens, beginnt der Objektivismus mit Axiomen, mit fundamentalen Wahrheiten, die nicht von anderen Wahrheiten abgeleitet werden können, sondern durch direkte Wahrnehmung erkannt werden können und die keiner weiteren Erklärungen oder Beweises bedürfen. Die drei grundlegenden philosophischen Axiome des Objektivismus sind Existenz, Bewusstsein und Identität. Edward W. Younkins schreibt in einem Beitrag über Ayn Rands Metaphysik und Epistemologie auf RebirthofReason.com zum Primat der Existenz: "Die Welt existiert unabhängig vom menschlichen Geist und ist da, um von ihm entdeckt zu werden. Um bewusst zu sein, müssen wir von irgendeiner Sache bewusst sein. Es kann kein Bewusstsein geben, wenn nichts existiert. Bewusstsein, die Fähigkeit der Wahrnehmung dessen, was existiert, ist das Vermögen Objekte zu entdecken, nicht sie zu schaffen. Rand erklärt, dass das metaphysisch Gegebene (d. h. jede Tatsache, die der Existenz inhärent ist unabhängig vom menschlichen Handeln") absolut ist und einfach da ist. Das metaphysisch Gebenene muss akzeptiert und kann nicht verändert werden. Das Menschengemachte schließt jedes Objekt ein, jede Institution, jedes Verfahren, jede Verhaltensregel, die von Menschen gemacht wurde. Menschengemachte Fakten sind Produkte einer Wahl und können überprüft und beurteilt werden, und dann akzeptiert oder verworfen oder geändert werden, wenn nötig."

Dienstag, Dezember 27, 2005

Die dunkle Seite des Konservatismus

Die konservative Zeitschrift National Review druckte im Dezember 1957 eine Besprechung von Ayn Rands Roman Atlas Shrugged von Whittaker Chambers ab. Der Titel Big Sister Is Watching You läßt schon erahnen, dass diese nicht besonders freundlich ausfiel. Nationalreview.com hat den Aufsatz von Chambers jetzt veröffentlicht als Erinnerung an den 50. Jahrestag der Zeitschrift. Robert Tracinski beschäftigt sich in einem Kommentar für das capitalismmagazine.com mit dieser Kritik an Rands Magnus Opus . Tracinski spricht von einer bösartigen "Pseudo-Rezension" und die Tatsache, dass sie überhaupt veröffentlicht -und nach 48 Jahre noch einmal im Internet veröffentlicht wurde- sage eine Menge über den intellektuellen Zustand des Konservatismus aus. Tracinski spricht von einer "Pseudo-Rezension", weil Chambers dem, was Rand tatsächlich schrieb, sehr wenig Aufmerksamkeit schenkte. Er schreibt Namen falsch, verzichtet auf Zitate aus dem Roman und stellt unhaltbare Behauptungen auf. So sollen die Figuren in dem Roman entweder total gut oder total böse sein, was völlig ignoriert, dass Rand sehr wohl Personen präsentierte, die "gemischte Prämissen" vertraten. Tracinski geht davon aus, dass Chambers den Roman überhaupt nicht gelesen hat. Tatsächlich benutzt, so Tracinski, der Autor Rand nur als Sprungbrett gegen die atheistischen Überzeugung, dass es eine natürliche Welt ("Materialismus") gibt, gegen Sicherheit auf dem Gebiet des Epistemologie ("Arroganz"), gegen ein Schwarz-Weiss-Denken bei moralischen Fragen ("unflexible Selbstgerechtigkeit") , gegen Idealismus in der Politik usw. "Das Thema des Artikels", schreibt Tracinski, "ist Anti-Intellektualismus." Chambers will eine religiöse Philosophie propagieren, dadurch, dass er auf Ayn Rand einprügelt.

Weihnachten - worum es gehen sollte

* (Fast) die ganze Welt feiert Weihnachten und gedenkt dabei der Geburt Jesu. Der Ursprung dieses Fests jedoch ist gänzlich weltlicher Natur und in der modernen Form eine amerikanische Erfindung des 19. Jahrhunderts.

In der Essenz geht das Fest auf die archaischen Sonnwendfeiern zurück, die Menschen schon immer begangen haben, als die Tage wieder länger wurden. Die Römer kannten die Saturnalien. Die Christen hatten für diese Feiern nur Verachtung übrig. Sie waren zu jeder Jahreswende damit beschäftigt, an das Ende der Welt zu denken und verurteilten jede Form "weltlicher" Vergnügungen. Mit der Zeit kamen die Christen jedoch zu der Erkenntnis, dass gegen diese weltlichen Untriebe nicht anzukommen sei und entschieden sich, das Fest zu stehlen, wie Leonard Peikoff treffend formuliert: "If you can't stop them, join them". Im Gegensatz zu den bereits damals bekannten Tatsachen datierten sie die Geburt Jesu auf den 25. Dezember und usurpierten die weltlichen Sonnwendfeiern. Dennoch blieben religiöse Zweifel, wie der Weihnachtsfeiertag, in dessen Mittelpunkt Lebensfreude und Bejahung zum Leben steht, mit den christlichen Anspruchsdogmen der Entsagung, des Verzichts, der Selbstaufopferung und des Jenseitsdenkens zu vereinbaren sei.

Das 19. Jahrhundert sollte den Charakter des Festes dann entscheidend verändern. Die Entfaltung des menschlichen Potentials in Wissenschaft und Wirtschaft bewirkte einen nachhaltigen Modernisierungs- und Zivilisierungsschub. Durch den Prozess der Industrialisierung wurden Menschen erstmals in der Geschichte in die Lage versetzt, aus ihrem determinierten sozialen Status auszubrechen und sich selbst aus eigener Kraft nach oben zu arbeiten. Der endgültige Triumph rational-logischen Denkens über religiös-mystischen Aberglauben führte zu unglaublicher Wohlstandsvermehrung. Letzeres hatte zur Folge, dass das gegenseitige Beschenken zum zentralen Inhalt des Weihnachtsfests wurde. Als Personifizierung dessen gilt Santa Claus, der von Christen als Antichrist denunziert wurde, weil er den Charakter von Weihnachten als religiöses Fest schnell unterlief. Die Amerikaner ließen sich jedoch nicht beirren. Santa Claus steht in fundamentalem Gegensatz zur christlichen Ethik. Er verlangt nicht von den Reichen, dass sie sich ihres Reichtums schämen und durch Sühne Abhilfe leisten müssen. Er behandelt vielmehr reiche und arme Kinder gleich. Geleitet von Gerechtigkeit gibt Santa lediglich den guten Kindern und nicht den bösen - unabhängig von deren sozialen Status.

All das, was wir heute mit Weihnachten assoziieren - Weihnachtslieder, Dekorationen -, basiert auf weltlichen Bräuchen, die geleitet sind von der Freude am Leben und dem Verfolgen des Glücks - nicht von Entsagung, Selbstaufopferung und Verachtung sämtlichen weltlichen Glücksstrebens, wie die Christen es postulieren. Never accept an unearned guilt; so take the Christ out of Christmas.

* (Basierend auf dem Essay "Why Christmas Should Be More Commercial" von Leonard Peikoff.)

Quelle: Freiheit, Isonomie, Privatrechtsgesellschaft

Freitag, Dezember 23, 2005

Die Philosophie von BB&T: Objektivismus

Luke Setzer macht in einem Beitrag für die Organisation Rebirth of Reason darauf aufmerksam, dass die offizielle Philosophie des amerikanischen Finanzdienstleisters BB&T Corp. der Objektivismus ist. Auf der Website des Unternehmens wird die firmeneigene Philosophie auch erläutert, und sicherlich hat Ayn Rand Pate bei den Formulierungen gestanden, wenn auch kein Hinweis auf Rand erfolgt oder der Begriff "Objektivismus" verwendet wird. Zur Rolle der Emotionen heißt es zum Beispiel, dass diese wichtig seien, die entscheidene Frage sei jedoch, "wie rational unsere Emotionen sind." Punkt 1 der "Werte" des Unternehmens ist "Realität": "Was ist, ist. Wenn wir besser sein wollen, müssen wir innerhalb des Kontext der Realität handeln (den Fakten). Unternehmen und Personen machen oft ernsthafte Fehler dadurch, dass sie Entscheidungen treffen, die auf reinem Wunschdenken basieren, oder auf Theorien, die von der Realität abgekoppelt sind."

Siehe auch einen aktuellen Artikel über BB&T, wo die Firma mitteilt, dass sie keine Kredite an Personen vergeben wird, die Privateigentum durch staatliche Zwangsmaßnahmen ("Eminent Domain") bekommen haben.

Siehe auch den Rule of Reason Weblog zum Thema

Was schützen die sogenannten Lebensschützer?

Ihre Argumentation beruht auf einer Vermengung von Potenzialität und Aktualität. Die Blastozyten, die im Prozess des Klonens gewonnen werden, sind eine Ansammlung von undifferenzierten Zellen mit menschlicher DNA. Sie besitzen die Potenz, sich unter bestimmten günstigen Umständen in einen Menschen zu verwandeln. Sie sind aber kein Mensch mit individuellen Rechten, sondern Eigentum ihrer Erzeuger, was beinhaltet, dass diese das Recht haben, über ihr Eigentum nach ihrer Wahl zu verfügen. Der Philosoph Leonard Peikoff stellt hierzu fest: "Wenn wir es als das betrachten, was es ist, und nicht als das, was es sein könnte, müssen wir feststellen, dass ein Embryo unter drei Monaten etwas weit Primitiveres ist als ein Frosch oder ein Fisch. Es ist mit einem Säugling zu vergleichen, ist lächerlich."

Donnerstag, Dezember 08, 2005

Kausalität

Wenn man auf der Straße jemanden fragt, was er unter Kausalität versteht, dann bekommt man in der Regel etwas zurück wie "Jede Wirkung hat eine Ursache" bzw. "Jedem Ereignis geht ein anderes Ereignis voraus". Diese Theorie ist allerdings nicht wirklich zufriedenstellend. Betrachten wir das anhand von drei kleinen Beispielen:

Erstens: Nehmen wir an, ein Buch liegt oben auf dem Rand eines Regals. Wir stoßen nun das Buch mit einem bestimmten Kraft p an. Was geschieht? Das Buch fällt. Soweit so gut. Hier scheint die Theorie also zu funktionieren: Das Ereignis "Anstoßen" hat das Ereignis "Fallen" ausgelöst. Aber wir sind ja noch nicht fertig ...

Zweitens: Nehmen wir nun an, das Buch liegt nicht auf dem Regal, sondern auf dem Fußboden. Wir stoßen es erneut an mit der bereits verwendeten Kraft p. Was passiert? Das Buch rutscht! Es fällt nicht, sondern es rutscht. Auf das Ereignis "Anstoßen" folgt also das Ereignis "Rutschen". Wie aber kann das sein? Wie kann eine Ursache zwei verschiedene Wirkungen, nämlich Fallen und Rutschen, haben? Und wie entscheidet sich, wann welche der beiden Wirkungen eintritt? Doch nicht etwa rein zufällig...? Aber dann wäre es ja nicht mehr streng kausal determiniert! ... Aber sehen wir weiter.

Drittens: Ersetzen wir das Buch durch einen 100 kg schweren Metallblock. Diesen Stoßen wir wieder mit der bereits genannten Kraft p an; und was passiert nun? Der Block zeigt keine Reaktion. Wir haben jetzt also das Problem, dass unsere bisherige Kausalitätstheorie anscheinend völlig unzutreffend ist, denn wie wir gesehen haben, ist es nicht so, dass eine Ursache eine Wirkung hat oder jedem Ereignis ein bestimmtes anderes vorausgeht; es ist durchaus auch möglich, dass auf eine Ursache gar keine Wirkung eintritt (Metallblock) oder ganz verschieden (Fallen und Rutschen). Wie erklären wir das also?

Nun, die bisherige Kausalitätstheorie ist offenkundig zu oberflächlich. Sie macht einen entscheidenden Fehler: Sie sieht Kausalitäten nur als Beziehung zwischen Ereignissen. Tatsächlich aber ist Kausalität eine Beziehung zwischen Entitäten. Diese haben bestimmte Eigenschaften und stehen in bestimmten Relationen zu allem anderen. Wir reformulieren also die Kausalitätstheorie: "Eine Entität kann sich nur so verhalten, wie es ihr ihre Eigenschaften und ihre Relationen zu anderen Entitäten gestatten."

Auf diese Weise werden dann auch unsere Beispiele besser verständlich und kausal erklärbar: Wenn wir das Buch mit der Kraft p anstoßen fällt es einmal und rutscht ein anderes mal, nicht aus purem Zufall, sondern schlicht und ergreifend, weil das Buch jeweils in einer anderen Relation zu anderen Entitäten, insbesondere zum Boden steht: Einmal befindet es sich hoch über dem Boden auf dem Regal; einmal liegt es direkt auf dem Boden. Wenn wir den Metallblock mit der Kraft p anstoßen und er sich nicht bewegt, dann ist das eben keine Widerlegung der Kausalität, sondern in unserer neuen Formulierung so inbegriffen, denn der Metallblock hat eine bestimmte Masse, d.h. eine Eigenschaft, die es verunmöglicht, dass er mit der Kraft p bewegt werden kann.

Und noch eine kleine Anmerkung zum Schluss: Interessant ist diese Formulierung des Kausalitätsgesetzes insbesondere deshalb, weil sie es ermöglicht, den sog. freien Willen des Menschen nahtlos in eine kausale Ordnung einzubinden, indem man sagt, der freie Wille sei eine Eigenschaft des Menschen bzw. seines Bewusstseins. Auf diese Art wird es möglich, den Willen als gleichsam frei wie verursacht zu betrachten.

Quelle: Heroic Dreams

Montag, Dezember 05, 2005

Israel braucht einen Howard Roark

Orit Arfa von The Jewish Journal of Greater Los Angeles äußert sich in einem Artikel vom 10. Mai 2002 über die Aktivitäten des Ayn Rand Institute zur Unterstützung von Israel: "Das Institut, welches seinen Sitz in Marina del Rey hat, wurde 1985 -drei Jahre nach dem Tod von Ayn Rand- kreiert, um ihre Philosophie der Vernunft, des Individualismus und Kapitalismus, verkörpert durch die Helden ihrer Romane, zu fördern. 'Israel verkörpert die zentralen Werte, für die das Institut kämpft," sagt Dr. Yaron Brook, Direktor des Ayn Rand Institute. Brook glaubt, dass das anti-israelische Gefühl auf der ganzen Welt nicht notwendigerweise einem puren Anti-Semitismus entspringt oder der Furcht vor dem Zorn der Araber, sondern auf die Ideen der heutigen Intelligenz zurückgeht, die propagiert, was Rand gerne als den ethischen Kodex des 'Altruismus' bezeichnete.' Heute kommt 'Altruismus' in solchen Begriffen wie 'Multikulturalismus', der allen Kulturen, einschließlich totalitären Regimen, Legitimität verleiht, und 'moralischer Pragmatismus', der einem Kompromiss zwischen völlig unterschiedlichen Wertesystemen applaudiert, zum Ausdruck. 'Wenn man über keine moralischen Absolutheiten verfügt, wird das, was Israel tut als ebenso schlimm angesehen wie irgendein terroritischer Akt,' sagt Brook. 'Ein Akt des Terrors wird als 'Freiheitskampf" bezeichnet, weil Freiheit überhaupt nichts mehr bedeutet.'

Peikoff über den Irak-Krieg: Falscher Krieg, falsche Gründe, falsche Art

Anfang April 2003 berichtete Paul Blair auf seiner inzwischen eingestellten Website "...interesting" über den Besuch eines Vortrags bei Dr. Leonard Peikoff vom Ayn Rand Institute. Blair bezeichnet den Vortrag als "unglaublich provokativ" und erwähnt, dass ihm Peikoff zeige, wie radikal doch der Objektivismus sei. Blair hatte sich keine Notizen gemacht und gibt aus dem Gedächtnis folgende Zusammenfassung des Vortrags von Peikoff:
"Wir kämpfen die falschen Kriege, aus den falschen Gründen, auf die falsche Art. Während Peikoff die amerikanischen Truppen unterstützt -er glaubt, dass ein Angriff auf den Irak besser sei als keinen Finger krumm zu machen-, argumentierte er, dass wir uns den Irak vorgenommen hätten, weil George W. Bush der moralische Mut fehle, den wahren Feind zu identifizieren und anzugreifen, den Islam. ( An einem Punkt sagt er "Islamische Militanz", aber da er ebenso behauptet, dass die Militanten die konsequenten Anwender des Glauben sind, glaube ich, dass ich seine Meinung richtig wiedergebe.) Er vertritt die Auffassung, dass unsere einzige Sorge im Krieg der Sieg und die Zerstörung der Bedrohung sein sollte - und dass wir dann den Irak und die Irakis sich selbst überlassen sollten. Unser ultimatives Ziel sollte es, eine überwältigende Furcht in diesem Teil der Welt zu schaffen - eine Furcht darüber, was passieren würde, falls irgendein teroristischer Akt noch einmal versucht werden sollte. Dieses Ziel rechtfertige einen völligen Mangel an Sorge für zivile Opfer, einschließlich des gezielten Angriffs auf Zivilisten, wenn nötig. (Er illustrierte diesen Punkt mit einer Beschreibung der allierten Bombardements auf Tokio - und im allgemeinen kontrastierte er unser Verhalten im gegenwärtigen Krieg mit unseren Aktionen im 2. Weltkrieg). Überflüssig zu erwähnen, dass er glaubt, dass Katzbuckeln vor den Vereinten Nationen, die humanitäre Hilfe an den Feind, die Sorge um zivile Opfer und der Wunsch, als Befreier angesehen zu werden, nur die Fucht reflektiere, als jemand angesehen zu werden, der aus eigenen selbstsüchtigen Gründen den Krieg führe. (In der Frageperiode beantwortete er die Frage nach der Parole "Kein Blut für Öl" folgendermaßen: 'Wenn wir einen Krieg führen wollen, wäre Öl ein verdammt guter Grund' - obwohl er weiterhin ausführte, dass dies nicht Bush's Grund sei.) Das überwölbende Thema seines Vortrages war jedoch, dass das amerikanische Volk George W. Bush unterwürfig folge bei all dem, weil der Altruismus vollständig die Überreste des ursprünglichen amerikanischen Lebengefühls weggeschwemmt habe. Es wären nicht nur die Intellektuellen mehr, es wären alle. Der Vortrag verursachte einen entrüsteten Ausbruch - als Peikoff für bewußte Angriffe auf Zivilisten plädierte, schrie ein Mann: 'Das ist abscheulich' und verließ dann wütend das Publikum. Abgesehen davon verhielt sich das Publikum höflich." Soweit die Wiedergabe des Vortrags durch Blair. Er beschreibt dann sein Unbehagen über die Äußerungen von Peikoff.

Siehe auch Leonard Peikoffs Aufsatz Iraq: The Wrong War aus dem Jahr 1997, wo er den Iran als die Hauptbedrohung der amerikanischen Interessen im Mittleren Osten bezeichnet

Sonntag, Dezember 04, 2005

Unternehmer als Sündenböcke

In ihrem Buch Capitalism: The Unknown Ideal schrieb die Philosophin Ayn Rand 1966: "Jede Bewegung, die ein Land zu verklaven versucht, jede Diktatur oder potenzielle Diktatur, braucht eine Minderheit als Sündenbock, die für die Probleme der Nation zur Verantwortung gezogen werden kann und die als Rechtfertigung für die eigenen Forderungen nach diktatorischen Vollmachten dient. In Sowjet-Russland war dies die Bourgeoisie, in Nazi-Deutschland die jüdischen Menschen, in Amerika sind es die Geschäftsleute." Außerdem sei sie legale Behandlung von Kriminellen weitaus besser als die der Geschäftsleute, denn jene seien immerhin einem objektiven Recht unterworfen, während die Geschäftsleute den Launen und der Willkür von Politikern und Etatisten unterworfen seien. An diese Worte erinnert ein Leserbrief in der Financial Times Deutschland vom 17.03.2003. Dort schreibt Henning G. aus Landsberg: "Es ist an der Zeit, dass endlich einmal anerkannt wird, wie wir Geschäftsleute ständig - in Film, Buch und populären Medien - als raffgierige Halb-Kriminelle dargestellt werden. Nicht Politiker oder Nichtregierungsorganisationen halten die Welt am Laufen, sondern die profane Gewinnsucht der Kapitalisten. Es wäre mehr als angebracht, wenn dies von den Menschen anerkannt würde. Und die Tatsache, dass dem nicht so ist, ja dass man sogar beschimpft und verhöhnt wird, trägt sicher dazu bei, dass unsere Wirtschaft den Bach runter geht."