Die Geschichte des Kapitalismus ist sicherlich mehr als eine Geschichte der Missverständnisse: sie ist eine Geschichte von bewußten Lügen und Verzerrungen. Durchgesetzt hat sich eine linke Mythologie, die nicht nur die akademische Diskussion beherrscht, sondern auch die Medien und die Wahrnehmung großer Teile der Bevölkerung. Dabei sollte es doch nach dem Elend, dem Terror und dem schließlichen Zusammenbruch der -meisten- sozialistischen Herrschaftssystem auf der einen Seite, und der grandiosen Vermehrung des Lebensstandards und dem steilen Anstieg der Lebenserwartung in den westlich-kapitalistischen Systemen auf der anderen Seite, ein leichtes sein, den humanen Charakter des Kapitalismus anzuerkennen. Das dies nicht so ist, sollte alle Anhänger eines Laissez-faire-Kapitalismus herausfordern, sich in die intellektuelle Debatte einzumischen und der Anerkennung der Fakten zum Durchbruch zu verhelfen. Der Philosoph Andrew Bernstein, der sich in der Tradition von Ayn Rands Philosophie des Objektivismus sieht, hat dies mit seinem Buch The Capitalist Manifesto in vorzüglicher Weise getan. Der Kapitalismus, daran läßt Bernstein keinen Zweifel, ist das System, das auf der Anerkennung der Individualrechte basiert, mit einer Regierung, deren einziger Zweck es ist, diese Rechte zu verteidigen. Diese Individualrechte bestehen aus dem Recht, seinem eigenen Urteil entsprechend handeln zu können, unter Beachtung der Rechte anderer Personen, die nicht verletzt werden dürfen. Die Quelle dieser Rechte sind nicht übernatürliche Phantasien oder soziale Konventionen, sondern ihr Ursprung liegt im Gesetz der Identität, wie Ayn Rand es so eloquent in ihrem Roman Atlas Shrugged formulierte: "A gleich A - und Mensch ist Mensch. Rechte sind Existenzbedingungen, gefordert durch die Natur des Menschen zum Zwecke seines eigenen Überlebens." Als potenzielle Rechtsverletzer kommen Privatpersonen in Frage, die als Kriminelle gegen das Eigentum, das Leben und die Gesundheit von rechtstreuen Bürgern vorgehen, aber vor allem die eigene Regierung, die das Gewaltmonopol innerhalb eines bestimmten geographischen Raumes innehat: "Eine diktatorische Regierung ist eine weitaus schlimmere Bedrohung für die Menschen als ein gewöhnlicher Krimineller." Aus der Verpflichtung der Regierung, die Individualrechte zu schützen, ergibt sich zum Beispiel auch die Notwendigkeit, die militärische Verteidigung eines Landes ausschließlich mit Freiwilligen zu organisieren, ohne die Anwendung einer Wehrpflicht. Auch darf es nicht Aufgabe der Regierung sein, erwachsene Personen von Handlungen abzuhalten, die irrational oder selbstzerstörerisch sein können, die aber keine Anwendung von Gewalt gegen andere Personen implizieren. Nur durch die direkte Anwendung physischer Gewalt oder indirekt in der Form von Betrug können Menschen davon abgehalten werden, ihrem eigenen Urteil im Streben nach ihrem persönlichen Glück zu folgen. Der Kapitalismus erfordert deshalb als ein moralisches Prinzip ein umfassendes Verbot der Initierung von Gewalt. Ein solches System der konsequenten Verteidigung der Individualrechte, stellt Bernstein fest, hat es in der Geschichte bisher nicht gegeben. Es waren die Nordstaaten des USA am Ende des 19. Jahrhunderts, die diesem Ideal bisher am nähsten gekommen sind (Bernstein erwähnt nicht explizit, weshalb die Südstaaten diesem Ideal nicht annähernd entsprechen konnten, wie es etwa Ayn Rand 1977 im Ford Hall Forum tat: "Der Süden war nie ein Beispiel für Kapitalismus; er war eine landwirtschaftliche, feudale Gesellschaft."). Es ist zentral für ein richtiges Verständnis des Kapitalismus" schreibt Bernstein, "dass seine philosophische Essenz unterschieden wird von den mangelhaften historischen Versuchen, sie zu implementieren." Ein damit zusammenhängendes Missverständnis besteht aus dem Versuch, aus dem Verhalten von individuellen Kapitalisten die Natur des Kapitalismus abzuleiten. Ebenso falsch wäre es, aus den mörderischen Aktivitäten von Diktatoren wie Hitler oder Stalin auf die Natur von Staaten zu schließen (Hitler und Stalin repräsentieren die Natur des Etatismus). Weder die Geschichte des Kapitalismus noch die Handlungen der Kapitalisten vermögen die fundamentale Natur des Systems zu verändern: kein Konsensus unter den Unternehmern könnte zum Beispiel etwas an der Natur von Zöllen ändern. Bernstein prägt für diese Versuche der Vermischung von historischen Fakten mit der Essenz des Kapitalismus den Begriff "empiristischer Fehler". Der Kapitalismus ist aber nicht nur ein moralisches System, sondern aus seiner Moralität erwächst auch seine praktische Überlegenheit gegenüber allen anderen Gesellschaftssystemen: "Der Kapitalismus schützt das unveräußerliche Recht des Individuums auf sein Leben, und ist deshalb das einzig moralische System. Weil er die Rechte und den Geist von allen Individuen respektiert, kann er einen gewaltigen Reichtum schaffen, und ist deshalb das einzig praktische System." |
Samstag, Februar 11, 2006
Der Kapitalismus befreit den menschlichen Geist
Posted by Wolfgang at 11.2.06
Labels: Kapitalismus
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