Samstag, Juni 28, 2008

General Pinochet und das Jahr 1933

George Reisman macht auf seinem Blog einige nachdenkenswerte Äußerungen über General Pinochet, der im Westen selbst bei denjenigen, die seinem Handeln eine gewisse Notwendigkeit nicht absprechen (wie etwa Thomas Schmid, der von einem "rationalen Diktator" spricht), doch immer noch relativ negativ gesehen wird - von der Mainstreampresse ganz abgesehen, wo er vollkommen monströse Züge annimmt. Wenn wir allerdings einmal den Versuch unternehmen, Pinochet aus seinem historischen Kontext zu nehmen und ihn in das Jahr 1933 in Deutschland transportieren, dann kann solch ein Gedankenexperiment dazu beitragen, ihm in einem anderen Licht erscheinen zu lassen, jedenfalls bei denjenigen, die sich eine gewisse Orientierung an Fakten zugestehen. In Deutschland gab es damals eine Figur, die aufgrund ihrer konservativen Grundhaltung an Pinochet erinnert: der greise Reichspräsident Paul von Hindenburg, der Hitler verachtete, ihn aber trotz großer Bedenken zum Reichskanzler ernannte. Hindenburg ging nicht den Weg eines Pinochets und wenn er ihn gegangen wäre, so kann mit Sicherheit davon ausgehen, dass diese Operation äußerst blutig gewesen wäre. Aber nichtsdestotrotz müßte man ihm aus unserem historischen Wissen heraus große Dankbarkeit entgegenbringen. Reisman verweist auf diese historische Analogie:

Hätte es einen General Pinochet 1918 in Russland oder 1933 in Deutschland
gegeben, dann wäre dies für Völker dieser Länder und den Rest der Welt
unvergleichbar besser gewesen, eben wegen des Tods, des Verschwindens, und dem
damit verbundenen Leiden, einer großen Zahl von Nazis und Kommunisten. Was die
unschuldigen Opfer in Chile angeht, so sollte ihr Schicksal deutlich an der Tür
der kommunistischen Anstifter der totalitären Machtübernahme abgegeben werden.
Menschen haben das absolute Recht, aufzustehen und sich gegen eine
kommunistische Machtübernahme zu verteidigen. In diesem Prozess kann man von
ihnen nicht erwarten, dass sie die Unterscheidungen so treffen wie in einem
Prozess vor einem Gericht. Sie müssen schnell und entschlossen handeln, um das
zu entfernen, was sie bedroht. Dies ist die Natur des Krieges. Das Schicksal der
unschuldigen Zuschauer - größtenteils solche, die nicht leicht vom Feind
unterschieden werden konnten - liegt in der Verantwortung der Kommunisten.
Hätten sie nicht versucht, ihre totalitäre Diktatur zu erzwingen, dann hätte es
keine Notwendigkeit gegeben, sie durch Zwang und Gewalt zu verhindern, und somit
hätten die Unschuldigen auch nicht gelitten. General Pinochet war zweifellos
kein Engel. Kein Soldat kann das sein. Aber er war sicherlich auch kein Teufel.
Diktaturen, wie Kriege, sind immer ein Übel. Sie können nur gerechtfertigt
werden - wie Kriege auch -, wenn sie dazu dienen, ein weit größeres Übel,
nämlich, wie in diesem Fall, die Realisierung einer umfassenderen und harten,
permanenten Diktatur von Kommunisten. Trotz der Tatsache, dass General Pinochet in der Lage war, seine Macht als Diktator zu nutzen, um umfassende
marktwirtschaftliche Reformen auf den Weg zu bringen, sollte eine Diktatur
niemals als gerechtfertigt angesehen werden, weil sie als Mittel dienen kann,
derartige Reformen in Gang zu setzen, wie notwendig und wünschbar sie auch sein
mögen.