Donnerstag, Juni 19, 2008

Der mörderische Existenzialist

Ernesto Guevara de la Serna, geboren am 14. Juni 1928, studierte in seiner Jugend aufmerksam die Schriften der Existenzialisten Sarte, Camus und Simone de Bauvoir, und wenn man sein Leben zum Maßstab der Humanität existenzialistischer Ideen machen möchte –was sicher nicht ganz abwegig ist, denn Guevara nahm diese Ideen ernst-, dann kann das Urteil nur lauten: schuldig. Thomas Schmid in DIE WELT über den kommunistischen Revolutionär Ernesto „Che“ Guevara:

Er wurde, noch auf dem Spielplatz, ein Draufgänger, der keinem Konflikt aus dem Weg ging. Die existenzielle Auflehnung gegen das Wahrscheinliche, gegen das Gegebene zeichnete sich früh ab, sie wurde seine Lebenshaltung. (…)Obwohl er
bald anfing, die Klassiker des Marxismus zu studieren, war es nicht die
sozialistische Idee, die ihn zum Militanten machte. Im Grund war er ein
Existenzialist – mit der Besonderheit, dass er keine Angst hatte,
Grenzerfahrungen bis zur Neige zu durchleben. (…)Am Ende wurde er, völlig
isoliert, im bolivianischen Dschungel gejagt wie ein Tier: Es war ein
vollkommenes Scheitern. Doch wie alle Wirklichkeit zählte auch das nicht mehr.
Längst war der Revolutionär, der nach dem Sieg der Revolution nicht zum Alltag
übergehen konnte (weil er das nicht konnte), zu einer Leitfigur der Linken nicht
nur in Lateinamerika geworden.



In dem Buch „Philosophie“ von Matthias Vogt erfahren wir etwas mehr über die Existenzphilosophie, von der Guevara so sehr beeinflusst wurde:

Existenzphilosophie ist die Philosophie des in einer völlig erklärten Welt sich
verloren vorkommenden Individuums, schreibt Hannah Arendt, Schülerin und
Freundin von Heidegger und Jaspers. „Zu dieser erklärten Welt befindet sich der
Einzelne im dauernden Widerspruch, weil seine Existenz, nämlich die reine
Faktizität seines Existierens in seiner ganzen Zufälligkeit (dass ich gerade ich
bin und niemand anderes, dass ich bin und nicht nicht bin), weder von der
Vernunft vorhergesehen, noch von ihr in etwas rein Denkbares aufgelöst werden
kann.“
Diese Existenz ist aber gerade das einzige, dessen ich gewiss werden
kann. Also ist es Aufgabe des Menschen, subjektiv zu werden. Dies geschieht in
der Erfahrung von Grenzsituationen, z. B. in der Angst oder im Gedanken an den
Tod. Denn das löst sich der Mensch aus der alltäglichen Welt heraus. Die
objektiven Wahrheiten der Wissenschaft werden uninteressant, werden zum
unwesentlichen Wissen. Das Wesentliche ist das, was mich interessiert: meine
Existenz, subjektive Wahrheiten wie Unsterblichkeit, Freiheit oder Gott (wie bei
Kant). Sie können nicht objektiv erkannt werden, wohl aber gefühlsmäßig
ergriffen. Ich muss sie ergreifen, um im emphatischen Sinn zu existieren.
Heidegger nannte sie Existentiale.



Ayn Rand über den Existenzialismus: "Es war die Rebellion der kopflosen Körper."