Ernesto Guevara de la Serna, geboren am 14. Juni 1928, studierte in seiner Jugend aufmerksam die Schriften der Existenzialisten Sarte, Camus und Simone de Bauvoir, und wenn man sein Leben zum Maßstab der Humanität existenzialistischer Ideen machen möchte –was sicher nicht ganz abwegig ist, denn Guevara nahm diese Ideen ernst-, dann kann das Urteil nur lauten: schuldig. Thomas Schmid in DIE WELT über den kommunistischen Revolutionär Ernesto „Che“ Guevara:
Er wurde, noch auf dem Spielplatz, ein Draufgänger, der keinem Konflikt aus dem Weg ging. Die existenzielle Auflehnung gegen das Wahrscheinliche, gegen das Gegebene zeichnete sich früh ab, sie wurde seine Lebenshaltung. (…)Obwohl er bald anfing, die Klassiker des Marxismus zu studieren, war es nicht die sozialistische Idee, die ihn zum Militanten machte. Im Grund war er ein Existenzialist – mit der Besonderheit, dass er keine Angst hatte, Grenzerfahrungen bis zur Neige zu durchleben. (…)Am Ende wurde er, völlig isoliert, im bolivianischen Dschungel gejagt wie ein Tier: Es war ein vollkommenes Scheitern. Doch wie alle Wirklichkeit zählte auch das nicht mehr. Längst war der Revolutionär, der nach dem Sieg der Revolution nicht zum Alltag übergehen konnte (weil er das nicht konnte), zu einer Leitfigur der Linken nicht nur in Lateinamerika geworden.
In dem Buch „Philosophie“ von Matthias Vogt erfahren wir etwas mehr über die Existenzphilosophie, von der Guevara so sehr beeinflusst wurde:
Existenzphilosophie ist die Philosophie des in einer völlig erklärten Welt sich verloren vorkommenden Individuums, schreibt Hannah Arendt, Schülerin und Freundin von Heidegger und Jaspers. „Zu dieser erklärten Welt befindet sich der Einzelne im dauernden Widerspruch, weil seine Existenz, nämlich die reine Faktizität seines Existierens in seiner ganzen Zufälligkeit (dass ich gerade ich bin und niemand anderes, dass ich bin und nicht nicht bin), weder von der Vernunft vorhergesehen, noch von ihr in etwas rein Denkbares aufgelöst werden kann.“ Diese Existenz ist aber gerade das einzige, dessen ich gewiss werden kann. Also ist es Aufgabe des Menschen, subjektiv zu werden. Dies geschieht in der Erfahrung von Grenzsituationen, z. B. in der Angst oder im Gedanken an den Tod. Denn das löst sich der Mensch aus der alltäglichen Welt heraus. Die objektiven Wahrheiten der Wissenschaft werden uninteressant, werden zum unwesentlichen Wissen. Das Wesentliche ist das, was mich interessiert: meine Existenz, subjektive Wahrheiten wie Unsterblichkeit, Freiheit oder Gott (wie bei Kant). Sie können nicht objektiv erkannt werden, wohl aber gefühlsmäßig ergriffen. Ich muss sie ergreifen, um im emphatischen Sinn zu existieren. Heidegger nannte sie Existentiale.
Ayn Rand über den Existenzialismus: "Es war die Rebellion der kopflosen Körper." |
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