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Sonntag, April 27, 2008
Ayn-Rand-Porträt
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Philosophie-Kultur-Politik
"Bei meinem Leben und meiner Liebe zum Leben schwöre ich, dass ich niemals um eines anderen Menschen willen leben werde, noch von einem anderen verlangen werde, um meinetwillen zu leben."
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14 comments:
ja, man könnte auch noch ein paar kerzen davor aufstellen...
so richtig objektivistisch ist das alles irgendwie nicht.
Dies hatte ich auch so nicht behauptet. Man braucht sicherlich diese Devotionalien nicht, um sein Leben rational zu gestalten.
naja, ich will hier nicht nur herumpolemisieren.
ich hab mir die letzten tage mal ein paar meinungen von "objektivisten" und von Ayn Rand angeschaut und ich muss sagen, dass ich nicht ansatzweise verstehe was das attraktive an ihrer philosophie ist. ich kann z.b. auch als linker durchaus die lehre eines von Hayek nachvollziehen und finde z.b. den gedanken dass eine planung der produktion nie den individuellen und nur dem individuum bekannten wünsche gerecht werden kann durchaus bedenkenswert....
aber was Ayn Rand von sich gegeben hat finde ich in erster linie schlicht armselig asozial.
und gerade das, was der marxistischen linken immer vorgeworfen wird, wird in Rands nachfolge in gänze praktiziert: es wird ein angeblich "richtiges" menschenbild entworfen, es wird sich affirmativ auf eine "vernunft" bezogen, es wird eine philosophische totalität geschaffen welche wie es im wesen der sache liegt im grunde nicht kritisiert werden kann, es wird ein ideales gesellschaftssystem propagiert, es werden unhintergebare wahrheiten konstruiert (z.b. das unangreifbare eigentum. wie kam es denn beispeilsweise zum eigentum an boden?).
desweiteren sind ihre gedanklichen leistungen doch eher als "schlicht" zu bezeichnen...
ach ja, nicht zu vergessen schuf sie sogar eine ihrer philosophie gemässe kunstrichtung. den "romantischen realismus". das hatten die sowjetischen kollektivisten auch fertiggebracht...
das resultat war ähnlich unansehnlich.
Respekt, dass du versucht hast, dir einen Überblick zu verschaffen. Ich versuche dies ungefähr schon 7 oder 8 Jahre. Was ich sagen will: Es ist halt nicht so einfach, in ein paar Tagen eine ganze Philosophie zu erfassen - ganz zu schweigen davon, sie auf sein eigenes Leben anzuwenden. Zu Hayek hatte Rand übrings eine ausgesprochen negative Meinung -sie sah ihn nicht als Verbündeten an- und es ist auch nicht so, dass sie irgendwelche idealen Gesellschaftsmodelle am Reissbrett "entworfen" oder Wahrheiten "konstruiert" hätte. Die Wahrheit bezieht auf Fakten, oder sie ist nicht.
nun ja, es gibt schliesslich die plakativen axiome aus denen alles weitere abgeleitet wird...
auf von Hayek habe ich hingewiesen um zu zeigen, dass ich durchaus mich mit denkern befassen kann die nicht meine ansichten vertreten. bei Ayn Rand jedoch finde ich keinerlei akzeptable gedanken.
die wahrheit bezieht sich auf fakten?
gut, nehmen wir mal den fakt, dass niemand mit eigentumsrechten geboren wird. dass überhaupt "rechte" erst gesellschaftlich hergestellt werden müssen. was zwingt mich rational (ausser der staatlichen gewalt) eigentumsrechte anzuerkennen?
und es ist höchst rational jemand anderem dessen eigentumsrechte streitig zu machen bevor ich verhungere?
oder nehmen wir den satz der identität ("an A is an A"). wenn du beigebracht bekommst dass ein haus "baum" genannt wird ist ein haus für dich eben kein "haus".
wie weisst du denn ob du die realität adäquat erfassen kannst?
keine lust auf diskussion?
cool wäre ein objektivismus forum, wo man mehrere Menschen in eine diskussion eingliedern kann.
Zum Forumsgedanken: Es gibt bzw. gab ein solches Forum. Dort konnte Personen nur nach vorheriger Anmeldung diskutieren. Die Beiträge wurden auch nur den Teilnehmern zur Verfügung gestellt. Es ist seit einiger Zeit aber praktisch eingeschlafen, d. h. es gibt nur hin und wieder eine Nachricht von mir. Ob man vielleicht noch einmal wieder ein offenes Forum startet...Mal sehen.
Zu Dani: Ich habe schon bemerkt, dass du dich wirklich mit dem Objektivismus ein wenig befaßt hat, was ich durchaus anerkenne. Deine Fragen würden eigentlich ein längeren Aufsatz oder sogar ein Buch verlangen. Nur soviel: Es ist sicherlich in einem normalen Kontext -bestimmte Katatrophen ausgenommen- niemals rational, seinem Nachbarn das Eigentum streitig zu machen. Es ist nicht nur der staatliche Zwang, d. h. die Gefahr der Entdeckung, die mich davon abhalten sollten, rationalen Prinzipien zu folgen. Aber, wie gesagt, dies verdient einen längeren Aufsatz. Deine letzte Bemerkung verwechselt "Begriffe" und "Worte". Der "Begriff" (englisch: concept) ist entscheidend, nicht das konkrete Wort, das wir dafür verwenden und das in verschiedenen Sprachen ja auch unterschiedlich ist.
gut, aber die frage wie es zu den derzeitigen eigentumsrechten kam ist keine die eine ausführliche darstellung verlangt. also, wie kam es zu den heutigen eigentumsrechten an grund und boden nach objektivistischen auffassung?
und naja, der hinweis auf nen längeren aufsatz oder ein buch welches zur erklärung benötigt wird ist doch eher ein ausweichen oder? :)
ich könnte ja auch sagen: "Ayn Rand liegt falsch, siehe Adornos "Negative Dialektik". wiederleg mir erstmal seine ausführungen dort, dann kannst du mich vielleicht überzeugen..."
also, zumindest die frage zu den eigentumsrechten ist auch kurz und vereinfacht zu beantworten.
zum thema "worte" und "begriffe": hast du recht, wobei ich damit in erster linie zeigen wollte, dass viele dinge gesellschaftlicher natur sind und nicht auf aussergesellschaftlichen, objektiven fakten beruhen.
wie entstehen denn begriffe nach objektivistischer auffassung?
darauf dass diese eurer meinung nach den bezeichneten gegenstand voll erfassen, geht ja Ayn Rands kritik an Kant zurück wenn ich dass richtig verstanden habe.
Eigentlich müßte ich mich bei deiner letzten Frage widerholen: Dies würde eigentlich die Darstellung der objektivistischen Begriffsbildung erfordern. Ich gebe dir ein Beispiel: Für Objektivisen -denke ich zumindest- ist der Begriff "Monopol" dann gültig, wenn er ausschließlich staatliche Zwangsmonopole umfaßt. Die herrschende Auffassung des Begriffs umfaßt Zwangsmonopole und Unternehmen mit einer starken Marktstellung. Ein solcher Begriff wäre für Objektivisten ein "Anti-Begriff", welch er völlig gegensätzlich Fakten unter einen Begriff packen möchte. Ganz allgemein zum Thema "Begriffsbildung" findet sich auch auf meinem Blog etwas (hier: http://objektivismus.blogspot.com/2006/07/begriffe-und-erkenntnis.html). Zu den Eigentumsrechten und zu den Rechten allgemein: Die Quelle der Individualrechte ergibt sich aus der grundlegenden Natur des Menschen als eines rationalen Wesens, dessen Vernunft -eine Fähigkeit, die ausschließlich Individuen eigen ist- sein einziges Mittel zum Überleben ist:
“Der Ursprung der Rechte des Menschen ist weder ein göttliches Gesetz noch ein Gesetz des Kongresses, sondern das Gesetz der Identität. A gleich A - und Mensch ist Mensch. Rechte sind Existenzbedingungen, gefordert durch die Natur des Menschen zum Zwecke seines eigenen Überlebens.”
(etwas näher erläutert hier: http://www.objektivisten.org/objektivismus/politik/
Grundsätzlich noch folgendes: Deine Fragen verraten Interesse, aber ich möchte mich erstens nicht als objektivistische Autorität aufspielen und zweitens möchte ich nach meinen Werten handeln, d. h. selbst darüber entscheiden, ob und wie und wann ich Fragen, auch wenn sie höflich und ernsthaft gestellt werden, beantworten möchte. Zum Thema Eigentum an Grund und Boden vielleicht dies hier, wobei ich betonen möchte, dass dies Saschas Meinung ist (und nicht unbedingt meine oder die Meinung anderer Objektivisten
:
Zunächst, welche Rolle spielen denn Eigentumsrechte allgemein? Und weshalb brauchen wir sie?
Punkt ist, dass der Lebensunterhalt eines Menschen nicht vom Himmel fällt, d.h. der Mensch muss, um sein Leben zu erhalten, arbeiten. Er muss seinen Kopf und seine Muskeln einsetzen, um z.B. in den Landwirtschaft sein Feld zu beackern und vorauszuplanen, was er anbauen soll, wo er am besten was anbaut, wann die günstigsten Zeiten sind, wie er durch Düngung und Bewässerung den optimalen Ertrag erhält, wie er die Dinge einlagern soll, etc.
Der Mensch hat, mit Ayn Rand gesprochen, vor allem ein fundamentales Recht: Er hat das Recht zu leben, d.h. das Recht sich durch seine Arbeit seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Wohlgemerkt, dies bedeutet nicht, dass andere ihn mit dem Lebensnotwendigen zu versorgen hätten.
So ein Recht ist schön und gut, nutzt aber nichts ohne praktische Implementierung; und genau da kommen wir zu den Eigentumsrechten. Eigentumsrechte sind ein Konnexinstitut des Rechts zu leben - ohne selbige ist jenes wirkungslos. Das Eigentumsrecht besagt nicht, dass andere den Menschen mit Eigentum versorgen müssen, es besagt, dass die Früchte der Arbeit eines Menschen ihm gehören, und niemandem sonst. Sein Eigentum kann er konsumieren, eintauschen oder zerstören, wie er es für nötig erachtet. Wer versucht das Eigentumsrecht einzuschränken, wie die Staaten das gegenwärtig tun und schon immer getan haben, der negiert nicht nur das Eigentumsrecht, sondern implizit auch das Recht eines Menschen zu leben, da er seine Möglichkeit einschränkt, seinen Lebensunterhalt zu verdienen.
Das Recht auf Eigentum an Grund und Boden folgt daher logisch daraus, dass ein Mensch den betreffenden Boden wirtschaftlich nutzt um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Das kann auf vielerlei Art geschehen: Entweder durch Landwirtschaft, oder er baut eine Fabrik darauf, oder er vermietet darauf errichtete Ferienwohnung, Tourismus, Gastronomie, etc.
Wenn es das Recht auf Eigentum nicht gäbe, dann hätte niemand die Möglichkeit, andere daran zu hindern, das Stück Land, mit dem er seinen Lebensunterhalt verdient, unbeschränkt zu nutzen, d.h. parasitär von ihm und auf seine Kosten, d.h. zu Lasten seines Lebens, zu leben. Ohne das mit dem Eigentumsrecht verknüpfte Ausschlussrecht - wie könnte ich jemanden daran hindern sich nicht dauerhaft in meiner oben erwähnten Wohnung niederzulassen?
Ich könnte es nur durch rohe Gewalt.
Kurz zusammengefasst: Ohne das Recht auf Eigentum (inkl. Eigentum an Grund und Boden) ist es nicht möglich zu verhindern, dass eine Person das Recht zu leben einer anderen einschränkt oder ganz aufhebt.
"nun ja, es gibt schliesslich die plakativen axiome aus denen alles weitere abgeleitet wird..."
Nein, das ist falsch. Aus den Axiomen wird nichts abgeleitet. Die Methode, mit der Rand ihre Philosophie entwickelt, ist induktiv, nicht axiomatisch-deduktiv. Die Axiome erfüllen lediglich die Funktion von Orientierungspunkten für das Denken, d.h. sie helfen dabei, den Verstand bei seinem Erkenntnisstreben auf die Realität auszurichten.
Was den Rest angeht, so würde ich Dir empfehlen, für einen Grobüberblick mal http://www.aynrandlexicon.com/ ein wenig zu durchwühlen; und Dir ansonsten "Objectivism: The Philosophy of Ayn Rand" von Leonard Peikoff zuzulegen. Es ist eine äußerst faszinierende Lektüre.
Der Text über das Eigentumsrecht, den Wolfgang von mir gepostet hat; sagen wir es so: Auch wenn das grob sicherlich nicht falsch ist, was dort steht, würde ich es heute nicht mehr so fassen.
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