Sonntag, April 13, 2008

Der Romantiker Friedrich Schlegel als gefährlicher Wegbereiter

Am 16. April 1808 konvertierte der deutsche Dichter und Philosoph Friedrich Schlegel (ab 1815 Friedrich von Schlegel) nebst Gattin zum Katholizismus, eine persönliche Entscheidung, in der Goethe auch ein „Zeichen der Zeit“ ausmachen wollte, und tatsächlich ist dieser Schritt eines der wichtigsten Vertreter der romantischen Bewegung in Deutschland auch in Symbol für die Konversion einer ganzen Nation. Andrea Neuhaus sieht in der WELT in Schlegels Hinwendung zum Katholizismus, trotz der oberflächlichen Veränderungen im Denken Schlegels, eine „ungebrochene Kontinuität“. Diese Kontinuität bestand aus einer Ablehnung der Vernunft, wie er es beispielhaft in seinen Kölner Vorlesungen erläuterte –was die WELT-Autorin allerdings nicht erwähnt-:

Die Vernunft vermag auch in ihrer höchsten Verfeinerung sich nur zu einer negativen Idee des Unendlichen zu erheben.


Und:

Denn das ist der Anfang aller Poesie, den Gang und die Gesetze der vernünftig denkenden Vernunft aufzuheben und uns wieder in die schöne Verwirrung der Fantasie, in das ursprüngliche Chaos der menschlichen Natur zu versetzen. (Friedrich Schlegel, ‘Gespräch über die Poesie’ (1800), ibid., I/2, 319.)



Als Alternative zur Vernunft betonte die Romantik als philosophische Denkrichtung verschiedene Varianten des Emotionalismus:

Verloren gegangen war die schützende und einheitsstiftende Kraft der Religion, die der Kritik durch die Aufklärung verfallen war. Romantiker wie Schlegel empfanden dies als Verlust und Verarmung. Der alte Glaube jedoch schien jedoch nicht zu retten, als musste eine „neue Mythologie“ erschaffen werden, aktiv entworfen, erdichtet werden. Es wurde zur Aufgabe der romantischen Poesie, das verschüttete Geheimnis der Welt wieder aufzudecken, das Wunderbare an der Oberfläche der Realität aufscheinen zu lassen. Die jungen Romantiker, geübt in freier Spekulation, im schrankenlosen Philosophieren, wollten als Religionsstifter auftreten. Sie setzten das Individuum an die Stelle des Schöpfergottes, wollten die Welt romantisieren, sie verwandeln. Sie ersannen sich eine mit Fichtes Philosophie unterfütterte und mit dem Spielmaterial der Mythen und des Christentums ausgepolsterte, poetische Universalreligion.

Gerade vor dem Hintergrund der deutschen und europäischen Geschichte hätte in diesem Kontext zumindest ein Hinweis, besser noch eine tiefgründige Analyse, der Gefährlichkeit derartiger Ideen nicht fehlen dürfen. Ideen haben Konsequenzen, und die Ideen der romantischen Bewegung hatten Konsequenzen. Sogar bei einem Karl Marx scheinen Ideen dieser Bewegung durchzuschimmern, wenn auch in einer atheistischen Verkleidung. Und es war nicht „das Individuum“, das die Vertreter des Romantizismus in den Mittelpunkt ihres Denkens stellten, sondern die Emotion.