Im Juni 1964 veröffentlichte Ayn Rand in der Zeitschrift "The Objectivist Newsletter" den Aufsatz The Cult of Moral Grayness, den sie mit folgenden Worten begann: "Eines der aussagekräfigsten Symptome des moralischen Bankrotts der heutigen Kultur stellte eine gewisse modische Attitüde in Bezug auf moralische Angelegenheiten dar, die am besten wie folgt zusammengefasst wird: 'Es gibt kein Schwarz und Weiß, es gibt nur Grau." Wolfram Weimers Aufsatz Weniger Mitte. Bitte! in der Zeitschrift Cicero erinnert an diesen Kult der Gräue, der in Deutschland allerdings "Mitte" genannt wird: Werte, Mut, Originalität wirken in der geschmeidigen Mittigkeit wie Antiquitäten einer Zeit, die noch Unternehmer kannte und nicht bloß Manager. Dabei hatte Henry Miller so recht, dass die Wahrheit zumeist am Rand liegt und nicht – wie alle Mittelmäßigen glauben – in der Mitte. Einsteins Erkenntnisse liegen alle an und jenseits der Grenzen. Wäre Kolumbus der Meinungsmitte gefolgt, hätte er Amerika nie entdeckt. Kopernikus und Galilei holten sogar die ganze Welt aus der Mitte. Erfinder, Genies, Innovatoren, Helden der Geschichte sind nie Zöglinge der Mitte. |
Donnerstag, Februar 07, 2008
Weniger Mitte. Bitte!
Posted by Wolfgang at 7.2.08
Labels: Ethik, Kompromisse, Kultur
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2 comments:
Wenn man als Mitte, das sorgfältige Abwägen zweischen den Gegensätzen meint, geht man einen Lebensweg, der sehr vernüftig sein wird. Doch lehnt man sich an Sokrates "Daimon" an und definiert ihn als die Mitte, wird die Geschichte schon spannender. Denn, dann ist dieser Andere der Wegweiser, der Sokrates auch glücklich macht und ethisch sowie moralisch immer korrekt zu sein scheint, jedoch die Mitte im erst erwähnten Sinne, niemals sein kann.
Eben das "sorgfältige Abwägen" ist genau mit "Mitte" oder "Gräue" nicht gemeint. Wie sollten nach Wahrheit streben und nicht nach faulen Kompromissen zwischen bestimmten Positionen, die als "extrem" tituliert werden.
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