Donnerstag, Dezember 21, 2006

Barbara Branden und Ayn Rand

Im Jahr 2005 wurde für das World Freedom Summit in Gummersbach als "Stargast" Barbara Branden angekündigt, die allerdings im letzten Moment ihre Teilnahme noch absagte. Im ef-magazin beschrieb Wolfgang Müller von der Friedrich-Naumann-Stiftung Barbara Branden (sie wollte den Vortrag "Ayn Rand centuries - the last one and the next one") als "enge Freundin und Vertraute" von Ayn Rand. Diese enge Beziehung fand allerdings im Jahr 1968 ein jähes Ende und wurde auch bis zum Tod von Ayn Rand 1982 nie wiederbelebt. Barbara Branden schrieb nach ihrer Trennung von Ayn Rand eine Biographie mit dem Titel "The Passion of Ayn Rand", die Leonard Peikoff allerdings nie gelesen hat, wie er im Juni 1986 in der Zeitschrift "The Objectivist" verriet: "Die in Kürze auf den Markt kommende Biographie über Ayn Rand, die von Barbara Branden verfaßt wurde, wurde gegen den Wunsch von Ayn Rand realisiert. Miss Rand beendete die Beziehung zu Mrs. Branden im Jahr 1968, und betrachtete sie als unmoralisch und als eine Feindin des Objektivismus. Im Bewusstsein der langjährigen Feindschaft gegenüber Ayn Rand, einschließlich ihrer öffentlichen Attacken -Attacken, die sich mit Beteuerungen ihre Bewunderung abwechselten- auf Miss Rand nach ihrem Tod, habe ich mich seit Jahren geweigert, Mrs. Branden zu treffen oder dieses Projekt zu unterstützen. Ich hatte keinen Grund anzunehmen, dass das Buch entweder eine wahrheitsgemäße Präsentation von Ayn Rands Leben oder eine akkurate Darstellung ihrer Ideen ist. Vorabberichte von verschiedenen Lesern haben meine Erwartungen bestätigt. Deshalb empfehle ich sicherlich nicht dieses Buch. Ich selbst habe es nicht gelesen und beabsichtige auch nicht, es zu tun."

Freitag, Dezember 15, 2006

Arbeiter der Welt: Schließt euch zusammen für den globalen Kapitalismus!

Edwin A. Locke vom Ayn Rand Institute setzt sich in einem Beitrag für capitalismmagazine.com mit den Argumenten der Globalisierungsgegner auseinander:

"1. Sie argumentieren, dass die multinationalen Unternehmen zu mächtig geworden wären und die Souveränität kleinerer Nationen bedrohten. Dies ist schon auf den ersten Blick absurd.
Staaten haben die Macht des physischen Zwangs (das Gewehr) - Unternehmen haben dies nicht. Sie haben nur den Dollar - sie funktionieren durch freiwilligen Handel.

2. Die Anti-Globalisten behaupten, dass die multinationalen Gesellschaften die Arbeiter in den ärmeren Ländern dadurch ausbeuten, dass sie geringere Löhne zahlen als in ihren Heimatländern. Nun, was ist die Alternative? Sie lautet: keine Löhne! Der komparative Kostenvorteil liegt präzise darin, dass die Löhne niedrig sind, somit die Kosten der Produktion reduzieren. Wenn die multinationalen Unternehmen die gleichen Löhne zahlen müßten wie in ihren Heimatländern, würden sie sich überhaupt nicht damit beschäftigen, in ärmeren Ländern zu investieren, und Millionen von Menschen würden ihren Lebensunterhalt verlieren.

3. Es wird behauptet, dass die multinationalen Unternehmen die Umwelt in kleineren, ärmeren Ländern zerstören würden. Wir sollten zur Kenntnis nehmen, dass wir selbst noch ein Dritte-Welt-Land wären, wenn im 19. Jahrhundert Amerika bereits der Umweltgesetzgebung unterworfen gewesen wäre, die jetzt die meisten westlichen Ländern durchzieht. Die meisten der Industrien, die aus den Vereinigten Staaten eine ökonomische Weltgemacht gemacht haben - die Stahl-, Automobil-, Chemie- und Elektroindustrie-, hätten sich gar nicht entwickeln können. Mit welchem Recht halten wir arme, mittellose Menschen in anderen Ländern davon ab, zu versuchen, Wohlstand auf die gleiche Weise zu schaffen wie wir es taten, was der einzig mögliche Weg ist?"

Locke sieht in den vorgebrachten Argument allerdings lediglich Begründungen für die Anti-Haltung der Globalisierungsgegner. Nachdem Kommunismus und Sozialismus nichts als Armut, Elend und Terror produziert hätten, suchten die Linken jezt nur die Destruktion.

Donnerstag, Dezember 07, 2006

Bush und Russland

Der Philosoph Harry Binswanger, Professor am Objectivist Academic Center des Ayn Rand Institute (ARI), hat Präsident Bush für seine Teilnahme an der Siegesfeier in Moskau zum Andenken an den 60. Jahrestag der Niederlage von Nazi-Deutschland im Jahr 2005 kritisiert. Die gute Nachricht sei aber, dass das Bush vor seinem Besuch in Moskau eine anti-sowjetische Rede in Lettland gehalten habe. Dort hatte Bush darauf hingewiesen, dass der "V-E Day" das Ende des Faschismus markiert habe, aber nicht das Ende der Unterdrückung. Bush hätte aber, so Binswanger, deutlich das repressive Reich benennen sollen: Sowjet-Kommunismus, und die Länder aufzählen sollen, die unterdrückt wurden: Ost-Deutschland, Polen, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, die Tschoslowakei, Albanien, Estland, Lettland und Litauen. Für jeden guten Redenschreiber, den Bush habe, gebe es aber auch einen schlechten. Am Sonntag hatte Bush in Moskau gesagt, dass er die "große Tapferkeit und das Opfer des russischen Volkes" anerkenne, das es bei der Niederwerfung des Nazismus gezeigt habe. Binswanger fragt, ob diese "große Tapferkeit und das Opfer" auch die Männer von General Wlasow einschließe, die die Nazis als kleineres Übel ansahen und auf der Seite der deutschen Wehrmacht gegen Stalin kämpften, und die nach dem Krieg von den Allierten den Russen übergeben wurden und von diesen hingerichtet wurden. "Doch morgen feiert Bush Stalin's Sieg über die Nazis. Und dies zu einer Zeit, wo Statuen von Stalin wieder auftauchen in allen Städten in ganz Russland, mit dem Segen von Putin."

Dienstag, Dezember 05, 2006

Das Recht auf geistiges Eigentum

In der Ausgabe Nr. 4 des mittlerweile eingestellten Internetmagazins Axiomatic veröffentlichte Herausgeber Don Watkins einen Artikel, den er als einen der wichtigsten Artikel bezeichnet, den das Magazin je veröffentlicht hat: "Don't steal this Article" von Greg Perkins. Der vollständige Text wurde nach der Einstellung von Axiomatic vom Autor im Internet veröffentlicht. Der Autor verteidigt in diesem Artikel das Recht auf geistiges Eigentum, das nicht nur von Marxisten -erwartungsgemäß- bestritten wird, sondern auch von führenden libertären Wissenschaftlern. Als Folge dieser Leugnung eines intellektuellen Eigentums würde etwa eine Schriftstellerin, die 13 Jahre an einem Roman geschrieben hat, keine Rechte an ihrem eigenen Werk haben, ebensowenig wie der Produzent eines lebensrettenden Medikaments sich davor schützen könnte, dass sein mit enormen finanziellen Mitteln entwickeltes Produkt von anderen Produzenten kopiert werden könnte. Diese Aufgabe der Rechte an geistigem Eigentum wäre -zunächst- ein "Segen" für die Hersteller und Produzenten, da diese vorher geschützte Ideen ausgiebiger nutzen könnten, was zu einer Explosion bei der Schaffung von Reichtum führen würde. Aber dies wäre nur eine kurzfristige Entwicklung, die sehr schnell von Stagnation abgelöst würde, da diejenigen, die geistiges Eigentum produzieren, sich aus diesen Bereichen zurückziehen würden und Produkte präferieren würden, die weniger leicht kopiert oder imitiert werden können. Die sprichtwörtliche "Gans, die goldene Eier legt", wäre geschlachtet, was dazu führen würde, dass zahllose dem Leben dienende Kreationen langsamer oder gar nicht entwickelt würden. Die Stagnation würde schließlich von Verfall abgelöst werden, da auf neue Herausforderungen nicht mehr reagiert werden würde. Der Autor weist allerdings daraufhin, dass die desaströsen praktischen Resultate allein noch keine Rechtfertigung für die Rechte an geistigem Eigentum darstellen: "Sie sind nur ein (sehr starker) Hinweis, dass es eine stärkere Erklärung gibt, die wir verstehen müssen." In vorliegenden Fall werden die destruktiven Resultate letztendlich verursacht durch eine Leugnung der bedeutenden Rolle der Ideen bei der Schaffung von Reichtum. Greg Perkins setzt sich in seinem Text in erster Linie mit den Argumenten der libertären Autoren N. Stephan Kinsella ("Against Intellectual Property") und Tom G. Palmer ("Are Patents and Copyrights Morally Justified") auseinander.

Montag, Dezember 04, 2006

Die Entdeckung der Vernunft

Für Leonard Peikoff ist es seine "Lieblingszivilisation" (er könnte sich sogar vorstellen, dort zu leben, wenn er auch das Spülklosett vermissen würde), die einzige komplett säkulare Zivilisation in der Geschichte - das antike Griechenland. Wer den Spiegel der letzten Woche mit seiner Titelgeschichte gelesen hat, dürfte eine Vorstellung davon bekommen haben, warum Peikoff zu einem derartigen Urteil kommen konnte (Auszug aus Peikoffs Vortrag hier):

Warum waren ausgerechnet die Griechen so erfolgreich? (...) Im Orient wogte überall der süße Duft der Religion - Opium fürs Volk, in ekstatischen Kulten ausgelebt, das den Menschen inneren Halt gab und zu einer großen Gemeinschaft verschweißte. Über hundert Götzen beteten die Assyrer an. Ägypten galt in der Antike als das "frömmste" aller Ländern. Ganz anders bei den Griechen. Sie strebten nicht nach Glauben, sondern nach Wissen. "Wenn die Pferde Götter hätten, sähen sie wie Pferde aus", lästerte bereits um 520 v. Chr. der Denker Xenophanes, genannt der "Sturmvogel der griechischen Aufklärung". (...) Die Griechen schoben die Nebelwolken des Sakralen weg. Sie hakten nach, hinterfragten, staunten über alles - und wagten sich so immer weiter hinaus aufs Meer der Erkenntnis. Dass der Westen heute Raketen bauen und Schwarze Löcher ergründen kann - die ersten Vorarbeiten dafür lieferte Thales. Bereits damals, vor über 2 500 Jahren, begannen Ost und West auseinander zu driften. Heute ist aus dem Spalt ein Abgrund geworden. Westlicher Wissensdurst contra östliche Glaubenskraft - diese Front ist immer noch aktuell.

Sonntag, November 26, 2006

Der Mut eines Cowboys

Bei den letzen amerikanischen Präsidentschaftswahlen soll es sich um eine Volksabstimmung über das Cowboyimage von Präsident Bush gehandelt haben. Für die Europäer war und ist dieses Image ein Grund für Besorgnis, nicht aber für die Amerikaner, wie Andrew Bernstein schreibt: "Für die meisten Amerikaner ist der Cowboy kein Schurke, sondern ein Held. Was wir schätzen am Cowboy des Alten Westens, ist seine Bereitschaft, gegen das Böse aufzustehen, und es alleine zu tun, wenn es notwendig ist. Der Cowboy ist das Symbol für die wichtigen Tugenden des Mutes und der Unabhängigkeit."

Mittwoch, November 22, 2006

Peikoff sieht Gefahr einer Theokratie

Für die amerikanischen Zwischenwahl im November hatte Leonard Peikoff eine Wahlempfehlung zugunsten der Demokraten abgegeben, die in objektivistischen Kreisen eine teilweise heftige Diskussion ausgelöst hat: "Die dringendste politische Aufgabe ist es jetzt, die Republikaner von der Macht zu entfernen, wenn möglich im Repräsentantenhaus und im Senat. Dies bedeutet, konsequent für demokratische Kandidaten zu stimmen, selbst wenn sein Gegner ein 'guter' Republikaner ist." Peikoff begründet dies damit, dass die Republikaner für Religion stünden, und Religion sei die einzige reale Gefahr für Amerika zur Zeit, wohingegen der Sozialismus, für den die Demokraten stünden, seinen Höhepunkt bereits überschritten hätte und die heutigen Linken nicht mehr die leidenschaftlichen Kollektivisten der dreißiger Jahre wären. Ausdrücklich weist Peikoff am Ende seines kurzen Artikels auf die Möglichkeit einer Theokratie in Amerika hin, die sich in weniger als 50 Jahren etabliert haben könnte. Diese Wahlempfehlung konnte nicht besonders überraschen, da Peikoff bereits bei der amerikanischen Präsidentschaftswahl mit ähnlichen Argumenten den demokratischen Kandidaten Kerry unterstützt hatte. Überraschend, und für viele Objektivisten befremdlich und enttäuschend, war diesmals der von Peikoff geäußerte Vorwurf, dass Menschen, die die Republikaner wählten oder zu Hause blieben, den Objektivismus nicht verstünden. Implizit wird sogar der Vorwurf erhoben, dass ein solches Verhalten unmoralisch sei. Erweitert man den Zeitrahmen allerdings, läßt sich feststellen, dass Peikoff die Vorstellung einer drohenden theokratischen Gefahr für die USA erst in den letzten Jahren entwickelt haben muss. In seinem Buch Omninous Paralles, das Anfang der achtziger Jahre erschien, weist er ausdrücklich die Idee einer religiösen Gefahr zurück -nicht allerdings die Gefahr einer Diktatur nazistischen Typus. Selbst im Jahr 1998 sprach Peikoff noch davon, dass sich Amerika langsam von der Religion entferne: "Historically speaking, we're still emerging from the medieval period; each century since the Renaissance has seen a decline in religion, and it's still disappearing, but it's going to take a long, long time." Vermutlich kam es bei Peikoff erst im Zusammenhang mit seiner Arbeit an der DIM-Hypothese zu einem Sinneswandel. Unter den Unterstützern von John Kerry befand sich neben Peikoff auch der objektivistische Redner und Autor Craig Biddle, der zur Begründung seiner Haltung eine Art Katastrophenstrategie präsentiert. Kerry sei das größere Übel, aber gerade deshalb sollte er gewählt werden. Biddle schafft es, im gesamten Text nichts Positives über Kerry sagen zu können, ihn aber trotzdem zu empfehlen: "John Kerry ist abscheulich, aber ich werde für ihn stimmen. (...) Stimmt für Kerry und versucht, nicht zu kotzen." Ausgangspunkt für die Argumentation von Biddle ist ein Zitat von Ayn Rand, wo sie sagt, dass ein halber Kampf schlimmer ist als gar keiner. Bush treibe eine "aufopfernde Außenpolitik", die den Amerikanern aber als "hawkish" verkauft würde, und damit wäre die Möglichkeit einer wirklich selbstbewußten Außenpolitik aus der Debatte verbannt worden. Auch auf die Innenpolitik bezogen wiederholt Biddle dieses Argument. Bush habe den Begriff Kapitalismus aus der innenpolitischen Debatte entfernt, er habe etatistische Politik in eine kapitalistische Terminologie gepackt. Eine Amtsübernahme Kerrys würde sozusagen die Fronten klären. Die Taube machte eine taubenhafte Politik und deklariert sie auch als solche, was die Rechte animieren würde, Druck auf die Taube auszuüben, um diese in Richtung einer selbstbewußteren Politik zu drängen. Biddles Strategie ist nicht nur naiv und unrealistisch, so ist auch moralisch zweifelhaft, weil sie das Gute befördern will durch die Akzeptanz des Opfers. So hätte Biddle etwa den 11. September im Grunde genommen begrüßen müssen, da auch dieses Massaker klare Fronten schaffte, indem es den barbarischen Charakter des islamistischen Terrors so unmißverständlich deutlich machte. Biddle begeht darüber hinaus den Fehler, das Verhältnis von Politik und Kultur auf den Kopf zu stellen. John Hospers stellt in seiner Stellungnahme zu den Präsidentschaftswahlen klar, dass die Amerikaner "psychologisch" nicht auf eine "libertäre" Gesellschaft vorbereitet seien. Richtiger sollte man feststellen, dass sie philosophisch weder auf eine kapitalistische Gesellschaft noch auf eine robuste Außenpolitik vorbereitet sind. Bush machte nicht seine persönliche "christliche Ethik" zu schaffen, sondern es war die widersprüchliche Ethik seiner Landsleute selbst, die eine andere Strategie seiner Außenpolitik verhinderte. So waren etwa fast alle amerikanische Kirchen gegen den Irak-Krieg. Bush befand sich also schon in Opposition mit einem Teil seiner Anhänger -von der linken, pazifistischen Opposition einmal abgesehen-, ohne dass er versucht hätte, Biddles Strategie einer wirklich "hawkischen" Außenpolitik umzusetzen. Bush ist weit entfernt davon, ein idealer Kandidat zu sein. Dies ist zweiffelos richtig. Er dürfte sich aber schon am Rande dessen befinden, was die Amerikaner bereit sind, zu wählen. Wer einen idealeren Kandidaten im Amt sehen möchte, muss kulturelle Änderungen befördern, sodass Biddles Vorschlag, zur Verbreitung des Objektivismus beizutragen, tatsächlich ins Schwarze trifft, ganz im Gegensatz zu seinen übrigen Argumenten. Übrigens wird sein Argument, dass ein halber Kampf schlimmer sei als gar keiner, nicht einmal von Leonard Peikoff geteilt, der in einer Rede nach Beginn des Irak-Krieges feststellte, dass dieser Krieg immerhin besser sei als überhaupt nichts zu tun. Zu den Unterstützern von Präsident Bush im Jahr 2004 und der Republikaner bei den Zwischenwahlen 2006 gehörten vor allem Harry Binswanger, Betsy Speicher und Robert Tracinski.Der Publizist Robert Tracinski, Herausgeber der objektivistischen Zeitschrift The Intellectual Activist, hat in einem Beiträg für die September-Ausgabe seiner Zeitschrift die Wahl von George W. Bush empfohlen: "Bush ist weit davon entfernt für diejenigen, die eine robuste Verteidigung der Zivilisation wollen, der perfekte Kandidat zu sein. Aber er ist unser Kandidat, so wie er ist, und er verdient unsere Unterstützung." Das entscheidende Thema bei dieser Wahl sei der Krieg gegen den Terrorismus, wobei Kerry für "Rückzug und Passivität" stehe. Bush hingegen stehe für eine grundsätzlich richtige Strategie, die er aber schlecht ausführe.
Betsy Speicher, eine bekannte Objektivistin, wählte damals in dem schon genannten Forum eine etwas zugänglichere Sprache -außerhalb von Peikoffs DIM-Hypothese-, die allerdings ebenfalls Peikoffs Prämissen deutlich in Frage stellt: "Ich denke, wenn es um Politik geht, sind die religiösen Konservativen sehr viel rationaler als ihre Opponenten. Sehen wir uns drei konkrete Beispiele von religiösen Konservativen an: Rush Limbaugh, Seann Hannity und Ann Coulter. Während sie Abtreibung ablehnen und manchmal Pornographie aus religiösen Gründen verbieten möchten, unterstützt keiner von ihnen eine Theokratie oder irgendetwas in der Art. In 90 % der Fälle stützen sie ihre politischen Ansichten auf FAKTEN, mit denen ein Objektivist übereinstimmen würde, und in den meisten Fällen sind ihre Endziele die gleichen wie unsere. Man vergleiche dies mit den Demokraten und ihren Anhängern. Sie sind der Realität so entfremdet, dass ihre Politik sich stützt auf eine gewaltige, hysterische Mythologie ..." Anders als Betsy Speicher, die das Ayn Rand Institute unterstützt, steht Ed Hughins auf Seiten der konkurrierenden Atlas Society, wo er sogar die Funktion eines "Geschäftsführenden Direktors" ausfüllt, aber ähnlich wie sie sieht er keine Beweise für eine drohenden Theokratie in den USA: "Wir sind nicht meilenweit davon entfernt, ein neues Iran zu werden, wir sind Lichtjahre davon entfernt." Hughins vergleicht die politische und kulturelle Situation in den USA heute mit der aus den 50er Jahren, wo viele Dinge selbstverständlich waren, für die heute die Religiösen noch nicht einmal kämpfen würden. Heute kämpft die religiöse Rechte gegen die Homo-Ehe, aber sie kämpft nicht gegen eine Illegalisierung der Homosexualtität an sich. Neben den bekannten Objektivisten bezogen in verschiedenen Diskussionsforen natürlich auch viele unbekannte Objektivisten Stellung. Ein Leser der Harry Binswanger List stellte Peikoffs Argumentation zugunsten von Kerry folgendermaßen in Frage: "Ich stimme der Meinung zu, dass, wenn es tatsächlich bei der Wahl um ein M2 (Befürworter des Totalitarismus) und ein D1 (Befürworter einer gemischten Wirtschaft) ginge, es dann absolut essentiell wäre, für D1 (Kerry) zu stimmen. Ich bin aber nicht überzeugt, dass Bush ein M2 ist. Ich denke vielmehr, dass beide D1 sind. Beide sind Befürworter einer gemischten Wirtschaft, beiden mangelt es an Ideologie, und beide sind moralische Feiglinge. Bush behandelt ein religiöses Dogma nicht als ein Absolutum, nicht als Quelle des Wissens, sondern nur als ein Instrument, um Dinge zu rechtferigen, die er bereits weiß (d.h. Ideen, die er als selbstevident ansieht)."

Dienstag, November 21, 2006

Kein Zusammenhang zwischen Jugendarbeitslosigkeit und Kriminalität

Der Kriminologe Karl F. Schumann hat in einer Studie (Berufsbildung, Arbeit und Delinquenz) ermittelt, dass es keinen Zusammenhang zwischen Jugendarbeitslosigkeit und Kriminalität gibt. Der Wissenschaftler von der Universität Bremen zeigte sich im ARD-Morgenmagazin selbst überrascht über das Ergebnis der Studie. Auch eine Umfrage unter Passanten des Fernsehsenders hatte ergeben, dass diese fast ausnahmslos an einen solchen Zusammenhang glaubten. Offenbar ist in unserer Kultur die marxistische Vorstellung, dass "das Sein das Bewusstsein" bestimmt, weit verbreitet. Wer allerdings davon ausgeht, dass Menschen keine Puppen, sondern denkende Wesen sind, den kann ein solches Ergebnis nicht überraschen. Menschen sind begriffliche Wesen, die von ihren Ideen bewegt werden. Das, was ein Mensch denkt, bestimmt seine Handlungen. In den Jahren von 1960 bis 1980 verdreifachte sich der Kriminalitätsindex in den USA. Dies war die Zeitspanne, in der die Werte der Gegenkultur die Werte des 19. Jahrhunderts und des frühen 20. Jahrhunderts, wo es eine viel geringere Kriminalitätsbelastung gegeben hatte, verdrängten: "Was sich änderte, waren die Ideen und die Werte, die Amerika beherrschten", schreibt der Philosoph Leonard Peikoff in seinem Aufsatz What to do about Crime. Die letzten Jahrzehnte hätten ein "Füllhorn" von Rationalisierungen für Verbrecher geliefert: "All die grundsätzlichen Ideen des krimininellen Geistes, jede einzelne von ihnen, war Bestandteil des offiziellen Kredos der Intellektuellen und ihrer Kultur." Hätte der deutsche Kriminologe Peikoffs Aufsatz gekannt und verstanden, hätte ihn wohl das Ergebnis seiner eigenen Studie nicht so überraschen können. In dem genannten Aufsatz sieht Peikoff schwere Strafen nicht als ausreichend an, wenn man das Verbrechen wirklich an der Wurzel bekämpfen möchte: "Aber Strafe, wie schwer sie auch sein mag, ist keine genügende Antwort auf Verbrechen." Ausdrücklich wendet sich Peikoff gegen die konservative Herangehensweise an das Thema Verbrechen nach dem Motto: "Sperrt sie ein und werft den Schlüssel weg!". Ebenso wie Mitternachts-Basketball keine Lösung des Problems sei, sei es auch nicht so etwas wie lebenslänglicher Knast nach dem dritten Vergehen ("three strikes and your're out"): "Wir müssen eine Philosophie der Vernunft und Realität lehren, und eine Moral des rationalen Eigeninteresses. Nur diese Art von Philosophie wird funktionieren bei der Bekämpfung irgendeines gesellschaftlichen Übels, einschließlich des Verbrechens."

Donnerstag, November 16, 2006

Vernunft und Gefühle

Es ist ein großes Missverständnis anzunehmen, der Objektivismus sei gegen Gefühle. Richtig ist, dass "Vernunft" der zentrale Eckstein in der Philosophie von Ayn Rand ist. Aber dies macht Gefühle nicht per se falsch oder schlecht. Sie sind aber kein Werkzeug der Erkenntnis und produzieren keine Handlungsanleitungen.

In seinem Buch The Prime Movers diskutiert Dr. Edwin Locke Emotionen im Kontext der Tugend der Rationalität:


In welchem Verhältnis stehen die Gefühle zur Vernunft?


Die Vernunft steht nicht im Widerspruch zur Emotion. Gefühle sind die Konsequenz von automatischen, unterbewußten Urteilen oder Bewertungen und deshalb Produkte von Ideen. Wenn jemand ein Gefühl hat, dass im Konflikt steht mit einem bewußten, rationalen Urteil, bedeutet dies, dass er unterbewußte Ideen hat, die im Gegensatz stehen zu seinen bewußten Ideen. (Edwin Locke, The Prime Movers: Traits of the Great Wealth Creators, S. 149)


Heißt die Entscheidung entweder Vernunft oder Emotion?

Treibende Kräfte (Prime Movers) sind weder blinde Emotionalisten noch emotionslose Rationalisten. Sie lieben ihre Arbeit und ihren Erfolg leidenschaftlich, sie lassen sich von der Vernunft leiten bei ihren Entscheidungen und Handlungen. Die Vernunft kommt zuerst, danach die Emotionen. Und wenn Treibende Kräfte in Schwierigkeiten geraten (außer bei einem Mangel an Fähigkeiten), ist der Grund oft, dass sie unbewußt diese Reihenfolge umgekehrt haben (z. B., Henry Ford in seinen späten Jahren). (Ebenda)

Mittwoch, November 15, 2006

Ludwig Erhard: "Markt ist sozial"

Alfred C. Mierzejewski, Professor für Geschichte an der Universität von Nordtexas, zitiert in seinem Buch "Ludwig Erhard. Der Wegbereiter der Sozialen Marktwirtschaft" den ersten Wirtschaftsminister der Bundesrepublik Deutschland und Vater des deutschen "Wirtschaftswunders" (Erhard lehnte der Begriff "Wunder" allerdings ab, da "der Erfolg seiner Politik eine vorhersehbare Konsequenz des Funktionierens der Marktwirtschaft gewesen sei", schreibt Detmar Döring im Lexikon der freien Marktwirtschaft) mit den Worten: "Ich meine, dass der Markt an sich sozial ist, nicht, dass er sozial gemacht werden muss." Woran Ludwig Erhard (1897 - 1977) allerdings scheiterte und warum Deutschland den Weg in den Wohlfahrtsstaat - schon während der Amtszeit von Erhard (1949 -1963) - aufnahm, schildert Mierzejewski auch: Ihm gelang es nicht, die "tief sitzenden kollektivistischen deutschen Traditionen zu ändern." Wohl wahr!

Dienstag, November 14, 2006

Warum Märkte nicht versagen

Brian Simpson beschäftigt sich in seinem Buch Why Markets don' Fail (Inhaltsverzeichnis) mit den populären Argumenten von Ökonomen und anderen Intellektuellen gegen freie Märkte. Simpson war auch Referent bei der Objektivistischen Sommerkonferenz 2004 des Ayn Rand Institute. Besonders interessant dürfte das 7. Kapitel "Ökonomische Ungleichheit" sein, denn man kann sich darauf verlassen, dass bei jeder Diskussion mit Sozialisten oder anderen Kollektivisten die angebliche "Ungerechtigkeit" einer ungleichen Einkommens- und Vermögensverteilung thematisiert werden wird. Simpson schreibt: "Reichtum und Einkommensungleichheit auf einem freien Markt sind Beispiele für das Gesetz der Kausalität." Jeder Versuch der Egalitaristen, Einkommen und Vermögen umzuverteilen, sei zum Scheitern verurteilt, weil dies ein Vesuch sei, "die Realität umzuschreiben."

Dienstag, November 07, 2006

Die grosse Lüge: das Versagen der Geheimdienste im Fall Irak

Im Februar 2004 setzte Prof. Harry Binswanger
vom Ayn Rand Institute in einem Kommentar ein großes Fragezeichen hinter die pausenlos wiederholte Behauptung, es gäbe im Fall Irak ein Versagen der Geheimdienste. Warum seien überhaupt Geheimdienstinformationen notwendig gewesen, fragt Binswanger: "War es ein gut behütetes Geheimnis, dass Saddam ein Diktator war, ein Verrückter, ein Amerika-Hasser, dem der Terrorismus sehr am Herzen liegt? War es unbekannt, dass Saddam in Kuwait eingefallen war? War es unbekannt, dass Saddam versuchte, den Vater von George W. Bush zu ermorden? Bedurfte es einer speziellen Spionage, um die Möglichkeit zu entdecken, dass Saddam mit bin Laden kooperieren könnte, wie es rivalisierende Mafia-Familien tun?"

Binswanger fragt weiter, warum nur der amerikanische Geheimdienst versagt haben soll, wo doch andere Geheimdienste zu den gleichen Schlussfolgerungen gekommen waren. Außerdem gäbe es noch keinen Beweis, dass überhaupt ein Versagen vorliege, denn die Massenvernichtungswaffen könnten beim Kriegsbeginn zerstört oder nach Syrien transportiert worden sein. Die Fehler oder Versäumnisse vor dem Irak-Krieg, wenn es welche gab, waren nichts im Vergleich zu den Fehlern und Versäumnissen während des Kalten Krieges: "Wir wussten praktisch nichts. Oder wenn wir etwas wussten, dann schien es weder unsere Außenpolitik noch die öffentliche Meinung zu beeinflussen. Die einzige Ausnahme, an die ich mich erinnern kann, war die Kuba-Krise, wo U-2-Flugzeuge Beweise lieferten." Auch das Programm zur Entwicklung der amerikanischen Atombombe basierte auf falschen Geheimdienstinformationen. Auch als der Fehler entdeckt wurde, wurde das Projekt mit Hochdruck weiterbetrieben, was Binswanger als eine richtige Entscheidung ansieht.

Den Demokraten hätten allerdings etwas, was sie an Präsident Bush anprangern könnten. Es lautet: "Warum sind Sie gegen den Kleinen Satan, Irak, vorgegangen, während Sie beim Grossen Satan, Iran, ein Auge zugedrückt haben?"

Montag, November 06, 2006

Der "Triumph des Objektivismus" in einer libertären Zeitschrift

In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift eigentümlich frei befindet sich ein Interview mit Robert James Bidinotto, Chefredakteur von The New Indivdidualist, der Monatszeitschrift der Atlas Society, einer Organisation, die den Objektivismus als moralische und rationale Alternative auf dem Markplatz der philosophischen Ideen präsentieren möchte. Die Organisation wurde 1989 von dem Philosophen David Kelley gegründet, damals noch unter dem Namen Institute for Objectivist Studies (IOS). Kelley steht heute nach wie vor als "Chairman" und "Senior Fellow" an der Spitze der Organisation.
Im Vergleich zu den hin und wieder äußerst skurrilen Interviewpartnern der eigentümlich frei -man denke an den NPD-Vorsitzenden-, wirkt dieses Interview wirklich spannend und inspirierend und man kann diesem Magazin nur wünschen, sich daran in der Zukunft ein Beispiel zu nehmen. Wirklich überrascht in den Interview war ich von einer Zahl, die Bidinotto nennt: sein Magazin und das der Atlas Society soll eine Druckauflage von lediglich 3 000 Exemplaren haben. Wenn man bedenkt, dass alle Mitglieder der Atlas Society das Magazin automatisch bekommen, ist dies wirklich äußerst dürftig. Dass das Magazin in Zukunft auch an Zeitungsständen zu haben sein wird und vor allem Nicht-Objektivisten ansprechen soll, ist sicherlich eine nachvollziehbare Strategie, um das Magazin populärer zu machen. Nicht nachvollziehbar ist allerdings Bidinottos Strategie, dieses Magazin "innerhalb eines objektivistischen Bezugsrahmens" mit nicht-objektivistische Autoren zu gestalten, die alle sicherlich ihre Meriten haben -zu nenen wären hier etwa Bruce Thornton und Victor Davis Hanson-, aber nicht in der Lage sind, Nicht-Objektivisten den Objektivismus zu erklären. Die Atlas Society hat allerdings nicht nur für ihre Zeitschrift einen neuen Ansatz gewählt, sondern sich gerade kürzlich diesen neuen Namen zugelegt, der 3. Namenswechsel seit der Gründung, was durchaus eine Nachfrage hätte auslösen können, denn nicht zufällig wurde der Bezug zum Objektivismus aus dem Namen entfernt. In einer Presseerklärung aus dem Juni 2006 wird zur Begründung angegeben, dass der Name Atlas Society weniger "einschüchternd" wirke bei denjenigen, die mit der Philosophie nicht vertraut wären. Die Fragesteller der eifrei schmeicheln Bidinotto, oder wissen es nicht besser, wenn sie von "zwei großen objektivistischen Organisationen" in den USA sprechen. Im Vergleich zum Ayn Rand Institute ist das Atlas Institute nicht mehr als ein David im Vergleich zu Goliath. Die Internetpräsenz der Atlas Society ist äußerst mangelhaft, schließlich schaffte man es während des gesamten Libanon-Krieges nicht, irgendeine Stellungnahme auf der Site zu platzieren - ganz im Gegensatz zum ARI. Auch hat die Atlas Society, vormals die The Objectivist Center (TOC), auch einen gewissen personellen Aderlass in letzter Zeit zu verkraften - zu nennen wäre dort vor allem die Philosophin Diana Mertz Hsieh, die das TOC lange unterstützt hat und heute glühende Anhängerin des ARI ist. Auch ist zu bemerken, dass etwa der Herausgeber der Zeitschrift The Free Radical, Lindsay Perigo, eine deutliche Distanz zur Atlas Society zeigt und sich immer mehr dem ARI annähert. Mittlerweile ist bei Perigo sogar eine offenen Verachtung für die Atlas Society zu beoabachten: "Diese Schlappschwänze sind die Verachtenswertesten von allen. Ihr Name ist The Atlas Society." Perigo könnte bei diesem Verdammungsurteil nicht nur die Namensänderung im Kopf gehabt haben, sondern auch an Rede von David Kelley aus dem Jahr 2005 gedacht haben, die er beim "March Against Terror" auf Einladung der Free Muslim Coalition hielt, und die für einen selbsternannten Objektivisten wirklich erstaunlich ist. Dort gibt es sich zwar als Objektivisten zu erkennen, appelliert aber an alle, die sich dort versammelt haben, um gegen das Übel des Terrorismus zu demonstrieren, im Namen von "Werten, die Unterschiede in Religion und Weltanschauung transzendieren." Diese Rede exemplifiziert Kelleys These von einem offenen, intellektuell toleranten" Objektivismus in besonders hervorstechender Weise. Robert Bidinotto erklärt den eifrei-Lesern natürlich auch den Unterschied zwischen beiden Organisationen und prompt kommt auch der Vorwurf des Dogmatismus gegenüber dem ARI, obwohl er kurioserweise behauptet, dass AS und ARI hinsichtlich der Grundprinzipien und der Beschreibung der Bedeutung des Objektivismus "gar nicht so weit auseinander" sind. Der fundamentale Unterschied zwischen beiden Organisationen schimmert allerdings in seinen Antworten nur durch: Die Atlas Society sieht den Objektivismus als "offenes System", während das Ayn Rand Institute davon ausgeht, dass der Objektivismus ein "geschlossenes System" ist. "Geschlossen" bedeutet einfach, dass die Philosophie in ihrer Grundstruktur ein für allemal festgelegt ist: durch Ayn Rand. Die Atlas Society möchte den Objektivismus modifizieren, aber gleichzeitig weiterhin unter der Flagge des Objektivismus segeln. Obwohl auf ihrer Website sehr deutlich gesagt wird, dass der Objektivismus durch Ayn Rand "definiert" wurde. Dies ist genau der Punkt: durch Ayn Rand, nicht durch David Kelley.

Freitag, Oktober 27, 2006

Die Krieger gegen den Westen und ihre Ideen

In ihrem Buch Okzidentalismus. Der Westen in den Augen seiner Feinde entdecken die Autoren Ian Buruma und Avishai Margalit an der deutschen Kultur- und Nationalgeschichte, dass sich dort das Phänomen des "Kriegs gegen den Westen" besonders gut zeigen läßt: "Mehr als jede andere europäische Nation war Deutschland Schlachtfeld und Ursprung dieser Idee." Und welche Personen diese Ideen nach Meinung von Buruma und Margalit in die Welt setzten, gibt Horst Domdey in DIE WELT vom 16.04.2005 wider: "Sie verweisen auf Herder, Fichte und die deutsche Romantik, auf Werner Sombart, Ernst Jünger und Moeller van den Bruck und auf arabische Übersetzer, die antiwestlich inspirierte Gemeinschaftsideologien in der islamischen Welt bekannt gemacht haben." Und welche Spuren Philosophen wie Johann Gottlieb Fichte (1762 - 1814) in den Köpfen der Deutschen hinterlassen haben, macht ein Auszug aus dem Tagebuch der Elfriede Jahn vom 15. April 1945 deutlich (DIE WELT vom 15. 4. 2005), die in den überall sichtbaren weißen Fahnen ein Zeichen der Erniedrigung sah und die an die folgende Worte von Fichte erinnerte: "Nichtswürdig ist die Nation, die nicht alles setzt an ihre Ehre." Die erwähnte Linie der philosophischen Romantik darf allerdings nicht verwechselt werden mit dem Romantizismus auf dem Feld der Literatur. Der Philosoph Leonard Peikoff nennt den philosophischen Romantizismus "die Fichte-Schelling-Schopenhauer-Linie des Mystizismus." Die literarerische Romantik folgte ganz anderen Prämissen.

Donnerstag, Oktober 26, 2006

Illusion Volksstaat

Der Historiker Götz Aly soll ein "bahnbrechendes" Buch geschrieben haben. So meint es jedenfalls Christian von Ditfurth in der Tageszeitung DIE WELT. Der Titel des Buches ist "Hitlers Volksstaat" und dieser Begriff bezieht sich Hitlers Diktatur, was allerdings nicht apologetisch gemeint ist, sondern im Hinblick auf die Nutznießer dieses "Volksstaates" durchaus einen moralischen Vorwurf impliziert. Alys zentrale These ist, dass die nationalsozialistische Diktatur eine Gefälligkeitsdiktatur gewesen sei, von deren Raubzügen vor allem die "kleine Leute" profitierten: "Wer von den vielen Vorteilen für Millionen einfacher Deutscher nicht reden will, der sollte vom Nationalsozialismus und vom Holocaust schweigen." Die erste Hälfte der These von Aly -die Diktatur war ein Volksstaat- erinnert an populäre Mythen, wie sie nicht nur die NS-Zeit umgeben, sondern alle Diktaturen. Im heutigen Russland gibt es noch jede Menge Leute, die glauben, Stalin sei ein großer Mann gewesen, da damals das Brot nur ein paar Kopeken gekostet habe. Diese Apologeten abstrahieren natürlich von den Verbrechen oder versuchen sie durch die Behauptung zu rechtfertigen, dass "Ordnung" geschaffen werden mußte, aber sie sind der festen Überzeugung, dass diese Diktaturen für die Masse der Bevölkerung materiell nutzbringend waren. Aly bestätigt diese Behauptung: Die Diktatur nutzte den "kleinen Leuten", aber er fügt an, dass diese Nutznießer von kolossalen Verbrechen waren. Nun sind die von Aly beschriebenen Raubzüge der Nationalsozialisten sicherlich als historische Fakten anzusehen, aber es stellt sich natürlich die Frage, ob die Essenz des Nationalsozialismus tatsächlich daraus bestand, Menschen reich werden zu lassen und ob die breite Masse der Anhänger dies tatsächlich erwartete und ob sie davon wirklich ihre Unterstützung abhängig machten. Kann der Autor wirklich vermitteln, dass Hitler seine Wahlkämpfe unter der expliziten oder zumindest impliziten Parole führte "Ich bringe Wohlstand für alle, nur meine Methoden werden etwas unkonventionell sein."? Äußerungen von Hitler lassen allerdings den Schluss zu, dass dieser keinesweg primär beabsichtigte, Wohlstand für das Volk zu generieren. Immer wieder polemisierte Hitler gegen den "Götzen Mammon" oder den "Gott Geld". In seiner Schrift Mein Kampf wendet sich Hitler ausdrücklich gegen die bürgerlich-liberale Vorstellung, "die vom Staat vor allem die günstige Gestaltung des wirtschaftlichen Lebens des einzelnen erwartet, die mithin von praktischen Gesichtspunkten aus und nach allgemeinen wirtschaftlichen Rentabilitätsanschauungen urteilt." Hitler sah sogar die "wirtschaftliche Blüte" eines Landes eher als Zeichen von Dekadenz an, die "nur in den allerseltensten Fällen" mit der "inneren Stärke eines Staates" zusammenfällt. Woraus der "Vorrang der Politik", woraus Hitlers "Idealismus" bestehen sollte, soll Hitler im Frühjahr 1930 in Anlehnung an Passagen aus Mein Kampf gegenüber Otto Wagener geäußert haben: "Im kommenden Sozialismus (...) geht es um die Gesamtheit, um die Gemeinschaft, das Volk. Und der einzelne und sein Leben spielen nur eine untergeordnete Rolle. Er kann geopfert werden, er selbst ist bereit, sich zu opfern, wenn die Allgemeinheit es erfordert, wenn es das Gemeinwohl es verlangt." Hitlers Sozialismus war somit nicht nur auf den Bereich der Ökonomie beschränkt, sondern sollte das gesamte Leben umfassen und die Prinzipien des Kollektivismus und Etatismus verwirklichen. Gemäß dieser Definition, schreibt Leonard Peikoff in seinem Buch Ominous Parallels, taten die Nazis, was sie predigten: "Niemand kann behaupten, dass sie nicht genügend Individuen opferten." Im Gegensatz zu Götz Aly, der die Auffassung vertritt, dass 95 % der Bevölkerung von den Nazis profitierten, sieht Peikoff im Nazismus ein umfassendes Ausbeutungssystem, das die gesamte Bevölkerung umfaßte: "Während der Hitler-Jahre -zur Finanzierung des Parteiprogrammes, einschließlich der Kriegsabenteuer- wurde jede soziale Gruppe mitleidlos ausgebeutet und ausgelaugt." Nicht dass sie von der Politik der Nazis angeblich profitierten, kann der Masse der Deutschen vorgeworfen werden, sondern dass in ihre Ausbeutung einwilligten.

Mittwoch, Oktober 25, 2006

Das Geschenk der Vernunft

Wenn die Vernunft ein Geschenk des Himmels ist und wenn man vom Glauben das gleiche sagen kann, so hat uns der Himmel zwei unvereinbare, einander widersprechende Geschenke gemacht. Denis Diderot

Dienstag, Oktober 24, 2006

Welt am Draht - die Philosophie von "The Matrix"

Einst forderte Ayn Rand, dass jeder Philosoph ein fiktives Werk schreiben solle, um die konkrete Bedeutung seiner Philosophie darzustellen. Die Brüder Larry und Andy Wachowski haben ihren Rat befolgt und mit ihrer Matrix-Trilogie ihre philosophische Botschaft unters Volk gebracht: "Wir waren entschlossen, so viele Ideen wie möglich in den Film zu bringen, wie wir konnten." Die drei Matrix-Filme waren nicht nur ein erheblicher kommerzieller Erfolg , sondern haben auch die Aufmerksamkeit von etablierten Intellektuellen auf sich gezogen. 2002 erschien das Buch The Matrix and Philosophy, in dem sich Professoren der Philosophie zum Thema äußern. Christian Beenfeldt beschreibt in dem Aufsatz The Primacy of Consciousness 'Reloaded' - The Philosophy Behind The Matrix zum philosophischen Hintergrund von The Matrix: "Die zentrale Prämisse von The Matrix, dass der Mensch einer metaphysischen Täuschung ausgesetzt sein könnte, ist nicht neu im westlichen Denken. Sie wurde im 17. Jahrhundert in das Herz der westlichen Philosophie injiziert durch Rene Descartes." Descartes wurde der moderne Vater der "Vielleicht"-Schule der der Epistemologie: "Die Schule , deren zentraler Inhalt ist, dass jede Art von Fantasieszenerio möglich ist, einzig deshalb, weil es vorstellbar ist." Die Matrix-Macher präsentieren uns in ihren Film die Ideen, dass die Menschen des Jahres 1999 von einer Computer-Simulation, eben der Matrix, kontrolliert werden, ohne sich dessen bewußt zu sein. Eine ähnliche Idee hat 1974 der deutsche Filmemacher Rainer Werner Fassbinder (1946 - 1982) in seinem TV-Film Welt am Draht verarbeitet. Die in die Köpfen der Menschen projizierte Welt ist visuell erheblich attraktiver als die schmuddelige und vulgäre reale Welt. In der Unrealität werden auch die meisten wichtigen Konflikte gelöst. "Diese Elemente", schreibt Christian Beefeldt, "betonen das Thema, dass die Realität unbedeutend ist." Die Matrix-Triologie propagiert eine Kombination von Skeptizismus und Mystizismus, die beide den Primat der Realität verwerfen und das Bewusstsein als primär ansehen. Der religiöse Mystizismus von The Matrix wird in einer Besprechung der Zeitschrift Christianity Today anerkannt, die den Films für einen der besten des Jahres 1999 hält. Der Film zeichnet deutliche Parallelen zwischen Jesus und Neo, dem Retter der Menschheit, der wundersam von den Toten aufersteht und Wunder sowohl in der Matrix wie auch in der realen Welt vollbringen kann. The Matrix betont die Wahrheit von Ayn Rands Beobachtung: "Den Menschen ist beigebracht worden, dass das Wissen entweder unmöglich ist (Skeptizismus) oder dass es ohne Anstrengungen verfügbar ist (Mystizismus). Diese beide Positionen erscheinen als Antagonisten, sind aber tatsächlich zwei Seiten des gleichen Themas, zwei Seiten der gleichen falschen Münze: Dem Versuch, der Verantwortlichkeit der rationalen Kognition und dem Absolutismus der Realität zu entkommen - dem Versuch, den Primat des Bewusstseins über die Existenz zu behaupten."

Montag, Oktober 23, 2006

Mao: die unbekannte Geschichte

Edwin A. Locke schreibt im CapitalismMagazine.com über seine Lektüre von Jung Changs und Jon Hallidays Buch Mao. Das Leben eines Mannes, die Geschichte eines Volkes. Locke hält Mao für das größte Monster in der Weltgeschichte, weil er die Vorstellung und die Akte des Folterns, Tötens und Zerstörens genießen konnte, weil sie nicht nur Mittel zum Machtgewinn und -erhalt waren, sondern eigenen Wert für ihn hatten. Menschen, die er für "Feinde" hielt, einfach zu erschießen, erschien ihm zu zahm, deshalb mußten sie zu Tode geprügelt werden, wovon er Filmaufnahmen machen ließ, die er mit Genuß anschaute. Das Buch enthält auch Hinweise auf das skandalöse Verhalten westlicher Politiker wie Nixon oder Kissinger, die Mao praktisch die Füße küssten.

Sonntag, Oktober 22, 2006

Die ideologischen Voraussetzungen des Nazismus

Der ehemalige israelische Ministerpräsident David Ben Gurion hat ausweislich des WELT-Journalisten Ernst Cramer nie eine Antwort auf die Frage erhalten, wie das Schrecklich gerade in Deutschland geschehen konnte. "Es gibt auch keine", fügt Cramer an. Aber Ben Gurion und jeder andere auch hätte auf diese berechtigte Frage durchaus eine Antwort erhalten können, eine, die wirklich die Ursachen des Nazismus benennt und das Niveau gängiger Pseudo-Erklärungen überschreitet. Es gibt diese Antwort bei einigen liberalen Historikern wie Karl D. Bracher und George Mosse, und vor allem gibt es diese Antwort auch bei einem Philosophen, bei Leonard Peikoff, Ayn Rands Schüler und Erben. Die Bedeutung einer zutreffenden Erklärung für das Wesen und die Ursachen totalitärer Bewegungen zeigt sich an der aktuellen Konfrontation zwischen dem Westen und dem Islamismus, wo alte Fehler wiederholt werden und fehlerhafte Strategien auf Basis dieser Fehleinschätzung formuliert und umgesetzt werden. Der Fehler, der benannt und überwunden werden muss, liegt in der Unterschätzung von Ideen als der Triebkraft der Geschichte. Der Historiker Jeffrey Herf erinnert in einem Artikel in der WELT am Sonntag vom 15. Oktober 2006 daran, dass sich sowohl die kommunistischen Parteien wie auch die konservativen Eliten in Deutschland, ebenso auch die maßgeblichen Außenpolitiker in England und Frankreich, als unfähig gezeigt hatten, "Hitlers Ideologie als Schlüssel zum Verständnis seiner Politik zu erkennen." Wie sehr Hitler nicht beim Wort genommen wurde, läßt sich unter anderem an der grandiosen Fehleinschätzung eines Franz Neumann ablesen, Autor eines marxistischen Klassikers über den Nationalsozialismus, der noch während des 2. Weltkrieges für den US-Geheimdienst OSS arbeitend zu dem Schlussfolgerung gelangte, dass die Nazis die Juden nicht ermorden würden, da die Nazis sie als Sündenböcke bräuchten, um von den Misständen des Monopolkapitalismus abzulenken. Hitlers Ideologie war einer rationalen Überprüfung durchaus zugänglich, da sie keineswegs in irgendwelchen Geheimdokumenten schlummerte, sondern offen für jedermann zugänglich war. "Die Essenz des politischen Systems, welches Hitler in Deutschland etablieren wollte, war klar", schreibt Peikoff (Peikoff, S. 15). Peikoff erwähnt die Verkaufszahlen von Hitlers Mein Kampf, von dem zwischen 1925 und 1932 "mehr als 200 000 Exemplare" verkauft worden sein sollen. Fast ein Vierteljahrhundert nach dem Erscheinen von Peikoffs Buch demontierte jüngst der österreichische Historiker Othmar Plöckinger den Mythos, Hitlers Buch sein ein ungelesener Bestseller gewesen. Er untersuchte die Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte von "Mein Kampf" und kommt zu dem Ergebnis, dass es eine der "hartnäckigsten Verallgemeinerungen und Fehleinschätzungen zur Geschichte des Nationalsozialismus" sei, wenn davon ausgegangen würde, dass die Deutschen Hitlers Wälzer nicht gekannt hätten. Plöckinger nennt eine Verkaufszahl von 241 000 Exemplaren bis zum Januar 1933 und von 1 Millonen Exemplaren für das Jahr 1933 allein, lange bevor das Regime Freiexemplare an frische Verheiratete oder Frontsoldaten kostenlos ausgab. Aber Hitler befand sich nur am Ende der ideologischen Nahrungskette. Er und seine Nazi-Bewegung waren nur die politischen Profiteure einer intellektuellen Bewegung, die im 19. Jahrhundert ganz Europa durchdrang, aber in Deutschland sein Zentrum und den größten Einfluss ausübte. Diese antiaufklärerische Bewegung trägt den Namen Romantizismus. (Peikoff, S. 49) Die beiden Figuren, die die Bewegung schufen und sie zu einer intellektuell respektablen Stimme im Westen machten, waren die deutschen Philosophen Kant und Hegel. "Kant ist der Vater der romantischen Bewegung", stellt Peikoff fest, wobei der Begriff "Vater" im Sinne eines "die Tür öffnen" zu verstehen ist. Hegel durchschritt schließlich die Tür, ohne allerdings zu versäumen, auf seinem Weg leidenschaftliche Lippenbekenntnisse für die Vernunft abzugeben. Hegel folgten weitere Philosophen, die die Tür durchschritten und allesamt wenig unternahmen, ihre Ansichten zu kaschieren. Peikoff nennt Fichte, Friedrich Schlegel, Schelling, Schleiermacher, Schopenhauer und Nietzsche. An einer anderen Stelle beschäftigt sich Peikoff ausführlicher mit Nietzsche und räumt ein, dass Nietzsche ein "Anti-Etatist, Anti-Rassist und in vielerlei Hinsicht ein Verteidiger des Individuums" sei, aber nichtsdestotrotz sei er ein "glühender Romantizist" gewesen, aus dessen zusammenhanglosen, aphoristischen Schriften die Nazis mit Genuss zitieren konnten.

Donnerstag, Oktober 19, 2006

Wer die Welt zum Laufen bringt

In ihrem Buch Capitalism: The Unknown Ideal schrieb die Philosophin Ayn Rand 1966: "Jede Bewegung, die ein Land zu verklaven versucht, jede Diktatur oder potenzielle Diktatur, braucht eine Minderheit als Sündenbock, die für die Probleme der Nation zur Verantwortung gezogen werden kann und die als Rechtfertigung für die eigenen Forderungen nach diktatorischen Vollmachten dient. In Sowjet-Russland war die dies die Bourgeoisie, in Nazi-Deutschland die jüdischen Menschen, in Amerika sind es die Geschäftsleute." Außerdem sei die juristische Behandlung von Kriminellen weitaus besser als die der Geschäftsleute, denn jene seien immerhin einem objektiven Recht unterworfen, während die Geschäftsleute den Launen und der Willkür von Politikern und Etatisten unterworfen seien. An diese Worte erinnert ein Leserbrief in der Financial Times Deutschland vom 17.03. Dort schreibt Henning G. aus Landsberg: "Es ist an der Zeit, dass endlich einmal anerkannt wird, wie wir Geschäftsleute ständig - in Film, Buch und populären Medien - als raffgierige Halb-Kriminelle dargestellt werden. Nicht Politiker oder Nichtregierungsorganisationen halten die Welt am Laufen, sondern die profane Gewinnsucht der Kapitalisten. Es wäre mehr als angebracht, wenn dies von den Menschen anerkannt würde. Und die Tatsache, dass dem nicht so ist, ja dass man sogar beschimpft und verhöhnt wird, trägt sicher dazu bei, dass unsere Wirtschaft den Bach runter geht."

Donnerstag, Oktober 12, 2006

Wenn


Wenn du den Kopf bewahrst, da rings die Massen
längst kopflos sind und dich als Anlaß sehn,
dir treu sein kannst, wenn alle dich verlassen,
und dennoch ihren Wankelmut verstehn;
kannst warten du und langes Warten tragen,
läßt dich mit Lügnern nie auf Lügen ein,
kannst du dem Hasser deinen Hass versagen
und doch dem Unrecht unversöhnlich sein &ndash

Wenn du kannst träumen, doch kein Träumer werden,
nachdenken und gleichwohl kein Grübler sein;
wenn dich Triumph und Sturz nicht mehr gefährden,
weil beide du als Schwindler kennst, als Schein;
kannst du die Wahrheit sehn, die du gesprochen,
verdreht zum Köder für den Pöbelhauf,
siehst du als Greis dein Lebenswerk zerbrochen
und baust mit letzter Kraft es wieder auf –

Wenn du auf EINES Loses Wurf kannst wagen
die Summe dessen, was du je gewannst,
es ganz verlieren und nicht darum klagen,
nur wortlos ganz von vorn beginnen kannst;
wenn du, ob Herz und Sehne längst erkaltet,
sie doch zu deinem Dienst zu zwingen weißt
und durchhältst, auch wenn nichts mehr in dir waltet
als nur dein Wille, der "durchhalten!" heißt –

Kannst du zum Volke ohne Plumpheit sprechen,
und im Verkehr mit Großen bleibst du schlicht;
läßt du dich nicht von Freund noch Feind bestechen,
schätzt du den Menschen, überschätzt ihn nicht;
füllst jede unerbittliche Minute
mit sechzig sinnvollen Sekunden an:
Dein ist die Erde dann mit allem Gute,
und was noch mehr, mein Sohn: Du bist ein Mann!

Rudyard Kipling (nach einer Übersetzung von Lothar Sauer)

Dies war das Lieblingsgedicht von Ayn Rand. Es wurde bei ihrer Beerdigung rezitiert.

Montag, Oktober 09, 2006

Freiheit und Prosperität - Die Ursachen und Konsequenzen der Weltwirtschaftskrise

Der Ökonom Richard M. Salsman hat in einem Artikel für die objektivistische Zeitschrift The Intellectual Activist (2004) die Ökonomen aufgefordert, die Weltwirtschaftskrise unverfroren "simplizistisch" zu betrachten - im besten Sinne des Wortes: "Sie müsssen die Tatsache klar identizfieren, dass die Weltwirtschaftskrise durch Etatismus verursacht wurde. Aber da genau die gegenteilige Sichtweise - oder überhaupt keine konsistente Sichtweise - den Fachbereich durchdringt, werden wir fortgesetzt unter den Bösartigkeiten und Erniedrigungen des Etatismus leiden." Salsman setzt sich auch mit dem "Mythos" auseinander, dass der 2. Weltkrieg der Schlüssel zu einer wirtschaftlichen Erholung war, da die Arbeitslosenrate in den USA schließlich von durchschnittlich 17,2 % im Jahr 1939 auf 1,5 % in den Jahren 1944/1945 zurückgegangen war, was dies angeblich beweisen soll: "Etatisten umgehen typischerweise die Tatsache, dass die Regierung keinen Reichtum schafft, und dies auch nicht kann: sie kann ihn nur leihen, stehlen oder zerstören. Diese letzten drei Methoden wurden zunehmend in den dreißiger Jahren eingesetzt - und besonders während des 2. Weltkrieges. Aufgrund ihrer Natur sind alle Kriege, auch die gerechten und richtigen, Akte der Destruktion, nicht der Produktion. 'Kriegsprosperität' ist ein Oxymoron. Nicht nur war die Kriegspolitik Washingtons nicht in der Lage, die Ökonomie zu 'stimulieren': sie unterwarf unschuldige Arbeiter einer Dienstpflicht, holte sie millionenfach aus der Privatwirtschaft heraus und schaffte es, dass eine Million von ihnen verstümmelt oder getötet wurde; diese Politik unterstützte auch Stalins Tyrannei und reduzierte den Lebensstandard der Amerikaner weit mehr als dies die etatistische Politik in den dreißiger Jahren getan hatte. Washingtons ungeheuerlichster Angriff auf das Leben, die Freiheit, das Eigentum und den Lebensstandard der Amerikaner war die Anwendung der Wehrpflicht (1940 - 1945). Sie ist tatsächlich Sklavenarbeit, und wie der oben zitierte MIT-Professor bemerkte, hatte Hitler bereits gezeigt, wie man durch die Anwendung dieser Methode die Arbeitslosigkeit in Deutschland 'reduziert'. Von 1940 bis 1945 zwang Washington 16 Millionen Menschen in das Militär, die meisten im vitalen Alter zwischen 18 und 30. Während des Krieges wurden 406 000 Militärangehörige getötet und 671 000 wurden verwundet. Erinnern wir uns, wir der oben zitierte Historiker bewunderte, dass 'das amerikanische Arbeitslosenproblem schließlich verschwand.' Ja - nachdem Washington die Arbeitslosen praktisch entführte und sie nach Übersee verschiffte, um zu zerstören und zerstört zu werden. Kein Wunder, dass die amerikanische Arbeitslosenrate absank während des Krieges."

Freitag, September 22, 2006

Ludwig von Mises' Economic Policy

In einer dreiteiligen Artikelserie gibt das CapitalismMagazine.com Auszüge aus dem Buch Economic Policy: Thoughts for Today and Tomorrow des großen Ökonomen Ludwig von Mises wider. Das Buch basiert auf sechs Vorträgen die von Mises 1959 in Buenos Aires gehalten hat. Im ersten Teil äußert sich von Mises über "Capitalism: Mass Production and the Standard of Living". In diesem Aufsatz erinnert von Mises daran, dass die sog. "Automobil-Könige", "Stahl-Könige" und "Schokoladen-Könige" des Kapitalismus überhaupt nicht herrschen, sondern dienen.

Der zweite Artikel trägt den Titel: "Capitalism - Opposition from the Intellectuals". Mises bezeichnet in diesem Aufsatz die Behauptungen, dass die Frauen und Kinder, bevor sie in den neuen Fabriken der industriellen Revolution arbeiteten, unter zufriedenstellenden Bedingungen gearbeitet hätten, als eine der größten Unwahrheiten der Geschichte: "Und all das Gerede über den sogenannten unbeschreiblichen Schrecken des frühen Kapitalismus kann zurückgewiesen werden durch eine einzige Statistik: Genau in den Jahren, in denen sich der britische Kapitalismus entwickelte, genau in der Zeit, die wir industrielle Revolution nennen, in den Jahren von 1760 bis 1830, genau in den Jahren verdoppelte sich die Bevölkerung, was bedeutet, dass Hunderte oder Tausende von Kindern -die in den vorhergehenden Zeiten gestorben wären- überlebten, und zu Männern und Frauen heranwuchsen."

Teil drei heißt "Capitalism: Capital and Wages". Hier erinnert von Mises daran, dass das deutsche Wirtschaftswunder nach dem 2. Weltkrieg alles andere als ein Wunder war: "Aber dies war kein Wunder. Es war die Anwendung der Prinzipien der freien Marktwirtschaft, der Methoden des Kapitalismus, wenn sie auch nicht vollständig in jeder Hinsicht angewendet wurden."

Außerdem ist ein Einführung durch die von-Mises-Schülerin Bettina Bien Greaves erschienen, dem das CapitalismMagazine.com die Worte voranstellt: "Der Unterschied zwischen Anarchie und Etatismus ist Kapitalismus." Die ideale Wirtschaftspolitik sei sehr einfach, schreibt Bettina Bien Greaves: "Der Staat sollte das Leben und das Eigentum der Personen, die unter seiner Jurisdiktion leben, vor innerer und äußerer Aggression schützen und verteidigen, aufkommende Streitfälle schlichten, und den Menschen ansonsten die Freiheit geben, ihre unterschiedlichen Ziele im Leben zu verfolgen."

Donnerstag, September 21, 2006

Wer hat den Atheismus getötet?

Robert Tracinski weist in einem im März 2005 erschienenem Artikel seines Informationsdienstes TIAdaily auf einen Artikel in der Washington Post hin, die einen weltweiten Rückgang des Atheismus konstatiert. Tracinski schreibt, dass es unbestreitbar sei, dass der Atheismus an Einfluss verliere und der Artikel die Ursache dafür auch berührt: Der Atheismus wurde getötet von den Atheisten. Der größte Feind des Säkularismus sei der Pseudo-Säkularismus der Marxisten und der moralische Nihilismus der säkularen Subjektivisten: "Diese Philosophien beantworten den Irrationalismus der Religion mit neuen Varianten des Irrationalismus, und sie beantworten die Verehrung von Aufopferung und Tod durch die Religion durch neue Versionen der Verehrung von Aufopferung und Tod." Aber dies bedeute nicht, dass Religion stark wäre, fügt Tracinski an. Religion könne keine Basis für Wahrheit und Freiheit anbieten, dies könne nur eine wirklich säkulare, atheistische Philosophie wie der Objektivismus bieten.

Freitag, September 15, 2006

Salsman über die "Österreichische Schule"

Der objektivistische Ökonom Richard Salsman hat die Veröffentlichung eines Buches über die politische Ökonomie des Kapitalismus angekündigt (Stand: 12. 5. 2005), dessen genaues Erscheinungsdatum er allerdings noch offen gelassen hat. In dem Diskussionforum The Forum for Ayn Rand Fans macht Salsman auch seine Einwände gegenüber der "Österrreichischen Schule der Nationalökonomie" deutlich. Die Österrreichische Schule liefere zwar in der modernen Zeit die beste Verteidigung für freie Märkte (Salsman fügt ausdrücklich an, dass er nicht sage "Kapitalismus"), aber dies gelte WEIT weniger für die heutigen "Österreicher" als für die Begründer der Schule, als die Salsman die Ökonomen Eugen Böhm-Bawerk (1851 - 1914), Carl Menger (1840 - 1921) und Friedrich von Wieser (1851 - 1926) nennt. Als "wahre Giganten" der pro-kapitalistischen politischen Ökonomie bezeichnet Salsman Jean-Baptiste Say und Carl Menger. Ein empfehlenswertes aktuelles Lehrbuch (eines Nicht-Österreichers) sei das Buch "Macroeconomics" (auch auf Deutsch erschienen) des Harvard-Professors Robert Barro. In einer zwölf Punkte umfassenden Liste nennt Salsman auch kurz seine konkrete Einwände gegen die Österreichische Schule, u. a. "radikalen Subjektivismus", die Akzeptanz des Mythos des Opportunitätskosten, die Behauptung einer "wertfreien" Ökonomie, die Verachtung der Mathematik und der Gleichgewichtstheorie, ihre (praktisch nichtexistenste) Profittheorie usw.

Donnerstag, September 14, 2006

Ayn Rand im Playboy

Ayn Rand wurde 1964 für die März-Ausgabe des Magazins Playboy (die Lektüre lohnt sich!) interviewt. Im Jahr 2004 wurden die Original-Druckfahnen von Christie's versteigert. Erwartet worden war ein Preis von 10 000 - 15 000 $, tatsächlich erzielt wurden 45 410 $.

Aus der Beschreibung des Stückes (Auszug aus Thomas Weyrs Buch "Reaching for Paradise" - der Verweis auf den angeblichen "Feminismus" von Rand ist insofern irreführend, da sie einen kollektivistischen Feminismus, der Privilegien oder Belohnungen aufgrund der Geschlechtszugehörigkeit vergibt, natürlich ablehnte. Im August 1971 äußert sich Rand in der Zeitschrift "The Objektivist" sehr abfällig über Women's Lib: "Gibt es etwas Schlimmeres als die Frauen der Frauenbewegung? Ja. Die Männer, die sie unterstützen."):

"... der wirkliche Paradiesvogel, den (Alvin) Toffler für den Playboy 1964 einfing, war Ayn Rand, die erste weibliche Intellektuelle, die in dem Magazin zu Wort kam. Miss Rand war auch keine Enttäuschung. Sie beherrschte das Interview mit ihren scharf formulierten Ansichten, die über Tofflers Fragen hinwegbrausten wie der Angriff der zaristischen Kavallerie. Und nirgendwo trat die Festigkeit ihrer Ansichten so deutlich zutage wie beim Thema Sex. Er wäre, sagte sie, ein Ausdruck 'des Selbstwertgefühl eines Menschen', und er 'darf nichts anderes sein als eine Reaktion auf Werte ...' Aber am erstaunlichsten war Miss Rands Eintreten für den Feminismus, einige Jahre bevor dies ein populäres Thema wurde. 'Ich glaube, dass Frauen menschliche Wesen sind', antwortete sie auf eine Frage über Frauen, die arbeiten, und 'was richtig für einen Mann ist, ist auch richtig für eine Frau. Die Prinzipien sind die gleichen. Ich würde nicht versuchen, einem Mann vorzuschreiben, welche Art von Arbeit er tun sollte, und ich würde dies nicht versuchen in Bezug auf Frauen ...'"

Samstag, September 02, 2006

Die westliche Zivilisation und die Olympischen Spiele

Andrew Bernstein erinnert in einem Beitrag für den Medialink des Ayn Rand Institute an die Geburt und Wiedergeburt der Olympischen Spiele: "Das klassische Griechenland war der Geburtsort der Olympischen Spiele, weil es eine Kultur war, die die individuelle menschliche Größe bewunderte. Die griechische Bildhauerei zum Beispiel stellte die menschliche Form als rein und stolz dar. (...) Dies war eine Kultur der Menschenverehrung, eine Kultur, die die Kraft des menschlichen Verstandes betonte und den Wert des menschlichen Lebens und des Glücks auf dieser Erde. Im Gegensatz dazu hätten die Olympischen Spiele nicht entstehen können in einer Kultur, die auf die Vorbereitung des Todes fokussiert war, eine Kultur, die dominiert war vom Gehorsam gegenüber der Amtsgewalt und der Versklavung des Individuums." Ihre Wiedergeburt fanden die Olympischen Spiele im 19. Jahrhundert wiederum in einer Kultur der Vernunft und des Individualismus. Blogger Bill Brown kritisiert den Aufsatz von Andrew Bernstein, der in den Olympischen Spielen das Beste der Westlichen Zivilisation verwirklicht sieht: "Die Olympischen Spiele von heute sind nur noch dem Namen nach ein Erbe der antiken Griechen. Sie sind degeneriert in die schlimmste Art von Chauvinismus und Kollektivismus." Die Kritikpunkte von Brown mögen durchaus zutreffend sein, aber wie Nick Gillespie ebenso zutreffend formulierte, sind die Olympischen Spiele eben deshalb unbedeutender geworden: "Wir leben in einer Welt, wo Nationen weniger zählen als Individuen, eine Realität, die sich widerspiegelt in der zunehmenden Zahl von Olympioniken, die 'nation-hopping' betreiben."

Freitag, September 01, 2006

Eine Übung in Altruismus

Don Watkins berichtet auf seinem Blog (nicht mehr verfügbar) über die "altruistischste Tat seines Lebens". Was war geschehen? Der junge Don war ein begeisterter Fahrradfahrer (ein Amerikaner der Fahrrad fährt!). Aber als er eines morgens zu seinem Rad kam, war es nicht mehr da. Nach einigen Suchen fand er es schließlich, allerdings reichlich ramponiert. Er konnte dann ermitteln, dass ein angeblicher Freund vom ihm dies zu verantworten hatte. Er stellte ihn zur Rede, worauf dieser in Tränen ausbrach. Er bat Don, seinem Vater nichts von dem Vorfall zu erzählen und bot ihm an, den Schaden zu ersetzen. Don verzieh ihm und sagte, dass er seinem Vater nichts erzählen werde und und schlug auch die Entschädigung aus: "Junge, wie gut ich mich doch fühlte." Don Watkins sieht hier einen altruistischen Akt, weil er einen bösartigen Angriff auf sein Eigentum ungestraft durchgehen läßt und ihn auch noch verzeiht: "Was ist demnach Altruismus? Es bedeutet einfach: sich selbst opfern, seine Werte, seine langfristigen Interessen zu opfern für andere." Auf der anderen Seite hat Egoismus nichts damit zu tun, dass ich andere für mich opfere: "Es geht um Prinzipien, Ziele, Überzeugungen." Watkins weist dann noch darauf hin, dass Altruismus leicht sei. Egoismus hingegen besteht daraus, seinen Verstand einzusetzen, um seine langfristigen Interessen zu bestimmen.

Donnerstag, August 31, 2006

Leonard Peikoff - in seinen eigenen Worten

Bei Leonard Peikoff (geboren 1933 in Winnipeg, Kanada) kann man wahrlich sagen, dass der Objektivismus sein Leben verändert hat. Der gebürtige Kanadier Peikoff machte sich als junger Mann nach der Lektüre von Ayn Rands The Fountainhead auf den Weg, um die Autorin dieser Romans persönlich kennen zu lernen. Seine geplante Karriere als Mediziner war damit passe und Peikoff tauchte ein in die Welt der Ayn Rand, in die Welt der Philosophie, die er unter ihrer Leitung studierte. Peikoff gilt heute als ihr "legaler und intellektueller Erbe", wie das Ayn Rand Institute es formuliert. Für 34,95 $ bietet der Ayn Rand Bookstore nun einen Dokumentarfilm (DVD) über das Leben dieses brillianten Intellektuellen an - in seinen eigenen Worten. Derzeit schreibt Peikoff an seinem Buch The DIM Hypothesis, das im Jahr 2009 oder 2010 erscheinen soll. Es soll der Höhepunkt im intellektuellen Schaffen von Peikoff werden und ihm einen Platz als unabhängiger Denker in den Lehrbüchern verschaffen. Nachzulesen is dies in einem Artikel, den Peikoffs Tochter Kira über ihn geschrieben hat: Leonard Peikoff - A Profile by Kira Peikoff.

Freitag, August 25, 2006

Die Venus von Milo

Als Ayn Rand nach ihrem Lieblingsbildhauer gefragt wurde, nannte sie den unbekannten Künstler, der die Venus von Milo geschaffen hat, dem neben der Laokoongruppe bekanntesten Beispiel der hellenistischen Kunst der griechischen Antike.

Quelle: Ayn Rand Answers

Donnerstag, August 17, 2006

Was ist Kapitalismus?

Objektivistischer Sachliteratur in deutscher Sprache ist äußerst spärlich vorhanden, aber es gibt sie immerhin. Ayn Rands Aufsatz "What is Capitalism?" (erschienen in: Ayn Rand: Capitalism: The Unknown Ideal) gibt es in einer deutschen Übersetzung in dem Sammelband "Kapitalismus - Nutzen und Moral" herausgegeben von Gerd-Klaus Kaltenbrunner. Das Buch aus dem Jahr 1982 ist antiquarisch erhältlich.
In der Einleitung zu dem Aufsatz von Rand schreibt der Herausgeber Kaltenbrunner (der offenbar nicht begriffen hat, dass Rand jedes altruistisches Handeln als unmoralisch ansah, da es aus einem Akt der Aufopferung besteht):

"Niemand hat in unserer Zeit den Sozialismus, den Wohlfahrtsstaat und darüber hinaus die Moral des Altruismus, soweit sie das Gute auf Kosten anderer bewirken will, so schonungslos angeprangert wie diese leidenschaftliche Verfechterin eines als Verwirklichung des Ideals höchstmöglicher Freiheit verstandenen Kapitalismus.
Der folgende Beitrag, der zum ersten Mal in deutscher Sprache erscheint, ist eine Provokation. Er wird bei Liberalen, Christen und Sozialisten auf Widerspruch stoßen. Vielleicht werden aber auch einige Leser den Scharfsinn, die Kühnheit und Brillanz der Aussage bewundern. Obwohl es seit bald siebzig Jahren einen 'real existierenden Sozialismus' in großen Teilen der Welt gibt, werden immer noch sozialistische Utopien entworfen. Sollte man nicht auch zur Abwechslung das intellektuelle Experiment wagen, dem unvollkommenen, inkonsequenten und oft wenig selbstbewußten Kapitalismus die eigene Utopie aufzeigen?
Der Leser möge selbst entscheiden - sein Widerspruch wird nicht nur erwartet, sondern sogar erwünscht. Wie immer seine Entscheidung ausfallen möge: gleichgültig läßt Ayn Rand niemanden, und ihre Thesen verdienen, endlich auch im deutschen Sprachraum diskutiert zu werden."


In ihrem Aufsatz betont Rand die moralische Bedeutung des Kapitalismus, da es das einzige Gesellschaftssystems ist, das der Natur des Menschen angemessen ist:

Der Kapitalismus ist ein soziales System, das auf der Anerkennung von Individualrechten unter Einschluss der Eigentumsrechte beruht und in dem alles Eigentum in privater Hand liegt. (...)
Die moralische Rechtfertigung des Kapitalismus liegt nicht in der altruistischen Behauptung, er sei der beste Weg zur Erzielung des "Allgemeinwohls". Es stimmt zwar, dass er es ist, sofern man diesem Schlagwort überhaupt eine Bedeutung beimisst, doch es handelt sich dabei um einen sekundären Effekt. Die moralische Rechtfertigung des Kapitalismus liegt in der Tatsache, dass er das einzige mit der rationalen Natur des Menschen zu vereinbarende System ist, dass er ein Überleben des Menschen als Mensch garantiert und dass sein Lenkungsprinzip die Gerechtigkeit ist.


Montag, August 14, 2006

Die Transformation eines Jihadisten

Unter den verdächtigen Attentätern in Großbritannien, die vorhatten, mehrere Flugzeuge mit Flüssigsprengstoff in die Luft zu sprengen, befinden sich auch Personen, die erst vor kurzem zum Islam konvertiert sind. Häufig läßt sich bei solchen Menschen ein, oberflächlich betrachtet, radikaler Wandel vom enthemmten Subjektivisten mit einer Neigung zu Drogen und Alkohol zum sittsam, höflich auftretenden Gläubigen feststellen. Der "amerikanische Taliban" John Walker Lindh entsprach diesem Muster. DIE WELT berichtet über einen anderen von diesen "Geläuterten" -Don Stewart-Whyte-, der gerade in London verhaftet worden ist: "Stewart-Whyte verrät das klassische Profil des zu zum Islam 'Erweckten', der sich von einem Leben mit Drogen und Alkohol zur reinen Lehre bekehrt, sich einen Bart wachsen lässt, sich kulturell passend in weiße Gewänder kleidet und wie ein 'anständiger Junge', so ein Nachbar, zu leben beginnt." "Wie ist eine derartige Transformation möglich?", fragt sich der Philosoph Christian Beenfeldt. Diese Transformation ist sehr wohl möglich, schreibt Beenfeldt, weil es sich nur scheinbar um eine paradoxe Konversion handelt: "Der Wechsel war nur von einer Form des Emotionalismus zu einer anderen." Notwendig sei für unsere Kultur, dass sie alle Formen des Emotionalismus verwirft zugunsten der rationalen Alternative: Objektivität.

Sonntag, August 06, 2006

Die objektivistische Ethik beginnt mit Fakten, nicht mit Gefühlen

Die objektivistische Ethik ist zweifellos eine diesseitige Ethik, eine Ethik, die das Glück des Menschen in dieser Welt -der einzigen, die es gibt-, als erstrebenswert ansieht und Menschen nicht auf das Jenseits vertröstet, wo nach dem Tod ein gottgefälliges Leben mit einem Füllhorn an Belohnungen vergolten wird oder für den Sünder entsprechende Qualen bereit stehen. Die objektivistische Ethik ist allerdings keine hedonistische Ethik, die nur eine scheinbare Alternative für Menschen aufwirft, die sich ihr Leben anders gestalten wollen als es religiöse Dogmen vorschreiben. So wie der Objektivismus eine altruistische Ethik verwirft, die den Menschen auffordert, seine Wünsche zugunsten der Wünsche von anderen aufzuopfern, so verwirft der Objektivismus auch die hedonistische Ethik, die ihn auffordert, seinen Wünschen nachzugeben. Der ethische Hedonismus sieht die Freude als den Maßstab für ein moralisches Handeln an, das Kriterium, das bestimmen soll, was gut oder böse, tugendhaft oder bösartig ist. In einer gegebenen Situation ist somit das Verhalten richtig, das in der Lage ist, das größte Maß an Freude und/oder das geringste Maß an Schmerz zu erzeugen. Die unterschiedlichen hedonistischen Schulen vertreten unterschiedliche Auffassungen darüber, ob man eine kurzfristige Freude oder eine langfristige Freude anstreben soll, ob man seiner eigenen egoistischen Freude frönen soll oder die größte Freude für die größte Anzahl von Menschen anstreben soll, aber sie alle stimmen darin überein, dass die Freude der ethischen Standard sein soll. (Peikoff, Why does Objectivism reject ethical Hedonism, in: The Objectivist Newsletter, Februar 1962, S. 7) Ándere Schulen der Ethik fordern, einen Kompromiss zwischen einer altruistischen und einer hedonistischen Ethik zu suchen, zwischen den eigenen Wünschen und den Erwartungen anderer, aber all diese ethischen Konzepte teilen die Auffassung -implizit oder explizit-, dass Wünsche Gefühle das Gegebene sind, die "irreducible primaries", aufgrund dessen dann Ratschläge erteilt werden können, wie der Mensch mit diesen Wünschen umzugehen hat. (Branden, An exerpt, in: The Objectivist Newsletter, Januar 1962, S. 3) Die objektivistische Moralität sieht das Gefühl der Freude, wie jede andere Gefühlsregung auch, nur als eine Konsequenz, als einen Effekt an, der ausgelöst wird durch vorher stattgefundene Werturteile. Die Menschen aufzufordern, das zu tun, was ihnen Freude macht, würde demnach daraus bestehen, ihre bereits bestehenden Werturteile ohne nähere Überprüfung zu akzeptieren. Der Hedonismus wird somit zu einer inhaltslosen Ethik, die nicht definieren kann, was Werte und Tugenden sind und sich damit begnügt, die willkürlichen Werte, die ein Mensch erworben hat, zu sanktionieren. Die den Gefühlen der Freude zugrunde liegenden Werturteile müssen nicht einer systematischen Überprüfung werden, die zu einer Klärung kommt, ob diese Werturteile rational oder irrational sind. In der Praxis kann den Erfordernissen des Hedonismus nur entsprochen werden, wenn den bereits geformten Gefühlen Folge geleistet wird, wenn sie als das Gegebene angesehen werden. Der Objektivismus sieht solch eine Strategie als selbstmörderisch an: "Wenn der Mensch überleben will, dann braucht er die Anleitung einer objektiven und rationalen Moral, einen Wertekodex, der sich gründet und abgeleitet ist von der Natur des Menschen als eines spezifischen Typus eines lebenden Organismus, und der Natur des Universums, in dem er lebt." (Peikoff, Why does ..., in: TON, S. 7) Die objektivistische Ethik beginnt mit Fakten, nicht mit Gefühlen.

Dienstag, Juli 18, 2006

Was Selbstverteidigung im Krieg bedeutet

Lindsay Perigo, Herausgeber der Zeitschrift The Free Radical, hat sich in der Kommentarsektion von Solopassion.com deutlich (I agree 1000 per cent) zu dem Artikel "Just War Theory" vs. American Self-Defense von Alex Epstein und Yaron Brook (Präsident und geschäftsführender Direktor des Ayn Rand Institute) bekannt (veröffentlicht in der 1. Ausgabe der Zeitschrift The Objective Standard). Perigo weist darauf hin, dass die Position von Epstein/Brook nicht daraus bestehe, grundlose Attacken auf Zivilisten während eines Krieges zu unterstützen: "Sie sagen, dass es legitim -sogar zwingend notwendig- ist, so etwas zu tun, wenn es militärisch notwendig ist." Dies habe nichts zu tun mit "kollektiver" Unschuld oder Schuld, sondern sei einfach die Anerkennung der Tatsache, dass dies ein Krieg sei, der von der anderen Seite begonnen wurde, und unsere Seite sei berechtigt, alles zu tun, damit der Sieg erreicht werden kann, in der kürzestmöglichen Zeit und mit der geringsten Zahl an Opfern ... auf unserer Seite.

Die Autoren Epstein und Brook argumentieren in ihrem Aufsatz, dass die Theorie des gerechten Krieges, wie sie etwa von dem Philosophen Michael Walzer vertreten wird, weder praktisch noch moralisch ist, sondern ein Rezept für den Selbstmord von unschuldigen Nationen. Die Theorie des gerechten Krieges betone zwar dem Namen nach ein Recht auf Selbstverteidigung, leuge es aber der Substanz nach. So sei etwa die Aufforderung der Theoretiker des gerechten Krieges, dass Krieg nur der "letzte Ausweg" sei, eine Konterkarierung der Notwendigkeit, dass Bedrohungen so schnell wie möglich beseitigt werden müssen. Die Autoren erinnern an die dreißiger Jahre des vorigen Jahrhunderts, wo die Westmächte eine frühzeitige Attacke auf Hitler vermieden: "Sie praktizierten Krieg als 'letzen Ausweg', und wir kennen das Resultat. (...) Selbstverteidigung als 'letzter Ausweg' ist keine Selbstverteidigung." Zusammenfassend stellen Yaron Brook und Alex Epstein fest, dass die Theorie des gerechten Krieges die Anwendung der Moral des Altruismus auf den Krieg ist.
Im Fall einer Agression, argumentieren Brook und Epstein, hätten die USA das Recht, alles zu tun, was notwendig sei, um die Bedrohung zu beenden. Aufgrund der Bedeutung der Zivilbevölkerung bei der Initiierung von Gewalt sei sie ein "moralisch legitimes Ziel" bei der Vergeltung der Opfernation:

"Das heißt, wenn es möglich ist, unschuldige Inidviduen - zum Beispiel Dissidenten, Freiheitskämpfer und Kinder - ohne militärischen Kosten zu isolieren, dann sollten sie nicht getötet werden; es ist ungerecht und gegen das rationale Eigeninteresse gerichtet, sinnlos die Unschuldigen zu töten; es ist gut, wenn es mehr rationale, proamerikanische Menschen auf der Welt gibt. Rationale, selbstsüchtige Soldaten wünschen nicht die geistlose Zerstörung irgendeiner Person, geschweige von Unschuldigen; sie sind nur bereit zu töten, weil sie die Freiheit wünschen und sie sich bewusst sind, dass dies erfordert, die Gewalt nur gegen jene einzusetzen, die sie initiieren. Insoweit die Unschuldigen jedoch nicht insoliert werden können bei der Erreichung unserer militärischer Ziele, wäre die Schonung dieser Menschen gleichbedeutend mit der Aufopferung unserer eigenen Leute. Und obwohl der Verlust dieser Menschenleben ein Unglück wäre, sollten wir diese Menschen ohne Zögern töten."

Montag, Juli 17, 2006

Begriffe und Erkenntnis

Im Freiheitsforum gab es im Jahr 2004 eine Diskussion unter der Überschrift "Freier Wille". Ich schätze dieses Forum zwar nicht besonders, aber da sich auch Sascha an der Diskussion beteiligt hat, gibt es in diesem Fall durch einen Erkenntnisgewinn. Man lese also besonders die Stellungnahmen von MyandMyself:

Ein Begriff ist kein Wunschdenken; der Stuhl existiert nicht, weil ich mir in meinem Kopf den Begriff Stuhl ausgedacht habe und mir wünsche, dass er existiert. Der Stuhl ist da, und deshalb kann ich mir einen Begriff von ihm bilden. Begriffe spiegeln, sofern korrekt geformt, natürlich die Realität wieder, sie sind Instrument des Erkenntnisgewinns.

Die Begriffsbildung verläuft, verkürzt beschrieben, laut Rand auf folgende Weise ab:

Wie beobachten die existierenden Dinge, ihre Ähnlichkeiten und Unterschiede. Wir finden eine Gruppe von Gegenständen, die im Gegensatz zu anderen Gegenständen ausserhalb dieser Gruppe alle Ähnlichkeiten aufweisen. Wir isolieren diese Gruppe von Gegenständen mittels ihrer Unterschiede von allen anderen Gegenständen, um sie dann anschließend zu einem Begriff zusammenzufassen, indem wir ihre Meßgrößen (z.B. Länge, Höhe) weglassen. Dazu kommt dann noch die Definition, die die nicht die Aufgabe hat, den Gegenstand vollkommen mit allen seinen Charakteristika zu beschreiben, sondern lediglich das Charakteristika zu nennen, dass diesen Gegenstand am effektivsten von allen anderen Gegenständen unterscheidet.

Für das Beispiel 'Tisch' sähe das so aus: Der Tisch könne z.B. definiert sein als eine Fläche mit i.d.R. vier Abstützungen, die dazu bestimmt ist, kleinere Objekte auf ihr abzustellen. Die Meßgrößen sind in dieser Definition weggelassen, denn es gibt ja unterschiedliche Arten von Tischen, mit unterschiedlichen Längen der Tischplatten und einer unterschiedlichen Höhe der Tischbeine. Es spielt keine Rolle, ob der Tisch einen halben Meter oder zwei Meter hoch ist, solange die obige Definition zutrifft, kann jeder ihn als Tisch erkennen.

Auf diese Art grob gesagt bilden sich aus unseren empirischen Beobachtung Primärlevelbegriffe, die wir wiederum zu sekundär-, tertiär- usw.-Begriffen zusammenfassen können. Das, und vor allem dieser letzte Abschnitt, ist natürlich sehr vereinfacht.

Für eine breitere Auffächerung und viele andere interessante Aspekte des Begriffsbildungsprozesses empfehle ich Ayn Rand's "Introduction to Objectivist Epistemology".

Mittwoch, Juni 14, 2006

Die "göttliche" Ann Coulter

Ann Coulters neues Buch Godless: The Church of Liberalism wirkt von außen wie ein Buch über Diäten oder die neuesten Fitnesstrends. Tatsächlich geht es allerdings um die amerikanische "liberals", denen sie richtigerweise vorwirft, selbst Anhänger einer Religion zu sein. Coulter macht einige gute Punkte gegen die linken "liberals", allerdings ist selbst in einem christlich-konservativen Denken verhaftet, womit ihr die Voraussetzungen fehlen, wirklich eine Alternative zur Linken zu entwickeln, die kompatibel mit Wissenschaft und Vernunft ist. Bezeichnend ihre Einschätzung von Darwin in einem Interview mit Jamie Glazov vom FrontPage Magazine. Coulters Vorgängerwerk Treason hatte im Jahr 2003 der objektivistische Philosoph Harry Binswanger in einem Artikel für das CapitalismMagazine.com besprochen. Für Binswanger hat das Buch Wert, weist aber auch große Gefahren auf. Objektivisten seien aber genügend immunisiert, um das Buch ohne Reue lesen zu können. Die schlechten Seiten des Buches bezeichnet Binswanger mit Begriffen wie "mystisch" oder "religiös". Ein gróßer Teil des Buches ist der Verteidigung des Anti-Kommunisten Joe McCarthy gewidmet: "Sowjetische Spione in der Regierung waren kein Hirngespinst einer rechten Einbildung. McCarthy kämpfte nicht gegen Windmühlen. Er kämpft gegen eine authentische kommunistische Verschwörung, die von der Demokratischen Partei mit einem Lachen abgetan worden war," schreibt Coulter. Ayn Rand hatte McCarthy als zu wenig antikommunistisch bezeichnet, da er die Top-Roten ausgespart habe.

Im allgemeinen fällt, so Binswanger, die Bewertung von Männer der Rechten wie McCarthy, Reagan und anderer zu positiv aus:
"Als eine typische Konservative schreibt sie Reagan den Sieg im Kalten Krieg zu. Die Wahrheit ist, dass Reagan ein wenig besser, oder ein bißchen weniger schlimm, war als die vorhergehenden Präsidenten. Der wirkliche Grund für Russlands Zusammenbruch war der Tod der marxistischen Ideologie, die, um einen marxistischen Ausdruck zu gebrauchen, den Samen ihrer eigenen Zerstörung in sich trug. Der Marxismus basierte auf der Behauptung, dass der Sozialismus materielle Überfluss bringen werde, und dass er nicht nur den Kapitalismus abhängen würde in materieller Hinsicht, sondern dass er auch sehen würde, wie der Kapitalismus in einen ökonomischen Abgrund stürzt, der zur Revolution führe. Nach siebzig Jahren eines 'noch nicht, aber in ein paar Jahren' konnte dieser wesentliche Inhalt des Marxismus nicht länger gehalten werden. An diesem Punkt war die Alternative, zu versuchen, die Macht mit nackter Gewalt zu bewahren -wie die Chinesen es auf dem Tiananmen-Platz taten-, oder einen Kompromiss zu suchen, wie es die zerschlissene, müde Sowjet-Bürokratie tat.
Ich stimme ihrer Behauptung zu, dass Reagans Appell an die Moralität in seiner 'Reich des Bösen'-Rede ein machtvoller Faktor war. Aber ein ideologisch selbstbewußtes Regime, wie es Russland in seinen frühen Jahrzehnten gewesen war, hätte dies mit einem Lachen abtun können. Aber mein Punkt ist, dass sie die Bedeutung einer moralischen Vision sieht. Unglücklicherweise knüpft sie diese explizit an den Glauben zu Gott."

Freitag, Juni 09, 2006

Thinker To Thinker


Montag, Juni 05, 2006

Die Internationale

In Ayn Rands erstem Roman We the Living (Vom Leben unbesiegt), der in der jungen Sowjetunion kurz nach der Machtergreifung der Kommunisten spielt, kommt der Musik eine große Rolle zu. Rand setzt die Musik ein, um die Emotion einer Szene oder die Emotion der Ereignisse im Leben der Charaktere zu unterstreichen. Häufiger als jedes andere Musikstück wird "Die Internationale" erwähnt, ein Lied, das die Kommunisten nach dem erfolgreichen Umsturz zur offiziellen Hymne der Revolution erklärten, bis Stalin 1941 den Internationalismus auch auf der symbolischen Ebene zu Grabe trug. Ursprünglich kam "Die Internationale" aus Frankreich, wo sie 1871 geschrieben wurde, um die kommunistische Pariser Kommune zu feiern. Die Musik ist von Pierre Degeyter und der Text von Eugene Potlier, einem Mitglied der 1. Internationale. Anläßlich einer Versammlung von Studenten zur Wahl des Studentenrates am Technologischen Institut, wo die kommunistischen Studenten dieses Lied anstimmen, gibt Rand eine längere Beschreibung der Melodie der Internationalen (zitiert nach der deutschen Ausgabe, S. 77):

Zum ersten Mal in Petrograd hörte Kira die Internationale. Sie achtete nicht auf den Text. Der Text sprach von den Verdammten, den Hungrigen, den Sklaven, jenen, die nichts gewesen waren und alles sein würden. Aber in dem wunderbaren Pokal der Musik waren die Worte kein berauschender Wein, kein Entsetzen erregendes Blut, sondern nur graues Spülwasser.
Die Melodie jedoch war wie das Hallen Tausender entschlossen marschierender Füsse, wie Trommeln, die von festen Händen geschlagen wurden, war wie der Marsch der Soldaten, die in der Dämmerung der Schlacht und dem Sieg entgegenziehen. Es war eine Hymne mit der Wucht eines Marsches, ein Marsch mit der Majestät einer Hymne. Es war der Gesang der Soldaten, die geweihte Banner und von Priestern gesegnete Schwerter tragen. Es war ein Lied von der Heiligkeit der Kraft.
Alle hatten sich erhoben, als die Internationale gespielt wurde.
Kira lauschte lächelnd der Musik.
"Das ist das erste Schöne, das ich an der Revolution bemerkt habe", sagte sie zu ihrer Nachbarin.
"Seien sie vorsichtig", flüsterte das junge Mädchen und blickte dabei nervös um sich. "Es könnte Sie jemand hören."
"Wenn all dies vorüber ist", sagte Kira, "wenn die Spuren ihrer Republik von der Geschichte ausgelöscht sind - was für ein herrlicher Trauermarsch wird das dann sein."

Freitag, Juni 02, 2006

Karl Poppers Angriff auf die Wissenschaft

Wer etwas über Karl Popper aus objektivistischer Sicht erfahren möchte, muss beim Ayn Rand Bookstore für sieben CDs zum Thema (Bo Dragsdahl: Karl Popper's Assault on Science) immerhin 76,95 $ bezahlen.
Karl Popper war ein unbedeutender Philosoph, aber ein bedeutender Verbreiter des kantianischen Skeptizismus innerhalb unserer Kultur. In der Pose eines Vertreters der wissenschaftlichen Methode propagierte er eine Philososphie, die im Wesentlichen daraus bestand, dass Induktion ein Mythos ist, dass wissenschaftliche Theorien im Grunde willkürliche Konstrukte sind und dass die Abwesenheit einer Falsifizierung -statt positiver Beweise - der Standard für die Akzeptierung von wissenschaftlichen Schlussfolgerungen ist. Diese Ideen haben einen Ansturm auf die Wissenschaft in der heutigen akdademischen Welt inspiriert, mit Philosophen, die behaupten, dass wissenschaftliche Fakten Produkte einer Interaktion unter Wissenschaftlern ist und dass die wissenschaftliche Erkenntnis ein westliches Vorurteil repräsentiert. In diesem Kursus behandelt Bo Dragsdahl Poppers wesentliche Ideen und und identifiziert ihre Wurzeln bei Kant.

Lesenswert auch der Aufsatz Prüfen Sie Popper von Hardy Bouillon im CNE-Magazin. Bouillon schreibt über Poppers Kapitalismuskritik: "Popper teilte Marxens Missbilligung der sozialen Zustände - nicht aber dessen Vorschlag zu deren Behebung. Popper teilt auch die Auffassung, dass die individuellen Freiheit - die er in Anlehnung an Hegel formale Freiheit nennt-, nicht ausreiche, um ein menschenwürdiges System zu ermöglichen."

Donnerstag, Mai 25, 2006

Egoismus erklärt

Egoismus ist die Art von Moralität, wo Ihre Ziele "das Gute" sind. Das Gegenteil von Egoismus ist Altruismus, wo das Opfer "das Gute" ist. Der Egoismus an sich spezifiziert noch nicht, welche Art von Zielen die Moralität erstreben sollte, nur dass Sie der Nutznießer sein sollten. Zwei Varianten von Egoismus lassen sich unterscheiden: der Hedonismus, wo das sofortige Vergnügen das Ziel ist, und der rationale Egoismus, wo die Förderung Ihres ganzes Lebens das Ziel ist.
Nietzsches Philosophie war auch eine Art Egoismus. Er sagte, dass der Starke den Schwachen unterwerfen sollte. Dies ist kein rationaler Egoismus, denn -wie Ayn Rand darlegte- es gibt keinen Interessenkonflikt zwischen rationalen Menschen. Deshalb ist es nicht wirklich im Interesse des Starken, den Schwachen zu unterwerfen.

Quelle: Importance of Philosophy

Dienstag, Mai 23, 2006

Die zehn besten Filme für Objektivisten

Robert James Bidinotto machte im Jahr 2003 in der Zeitschrift Navigator (später The New Individualist) den Versuch, die zehn, aus objektivistischer Sicht, besten Filme auszuwählen. Aus der Fülle der in Frage kommenden Filme nimmt Bidinotto allerdings SF-, Kriegs-, und Fantasyfilme, ebenso wie Action-Thriller und Sportfilme aus, denn diese Filme zeigen Helden in einem extremen oder künstlichen Kontext. Für den Rest gelten folgende Maßstäbe: "Um es dann auf meine Top-Ten-Liste zu schaffen, muss ein technisch gekonnter Film einen heroische Sichtweise des menschlichen Potentials unmissverständlich befördern und eine oder mehrere der charakteristischen objektivistischen Prämissen zeigen: Rationalität, Produktivität, intellektuelle Unabhängigkeit, Eigeninteresse und Stolz. Ich gab außerdem Bonuspunkte für pro-kapitalistische Filme, weil die in Hollywood sogar noch seltener auftauchen als verständliche Äußerungen bei Ozzy Osbourne."

Folgende Filme setzte Bidinotto dann auf seine Liste (im Klammern die jeweiligen englischen Originaltitel):

1. Eine Frau für zwei Millionen (Cash McCall - 1960)
Mir fällt kein anderer Film ein, in dem Eigeninteresse, "money-making" und das
kapitalistische System so anziehend und unapologetisch präsentiert werden. Und man findet keine bessere Verkörperung des randianischen heroischen Geschäftsmannes als den jungen James Garner in der Titelrolle. Es gibt dort eine verblüffende moralische Reinheit und Unschuld an Cash McCall, und für zwei Stunden können Sie erfahren, wie man in einer objektivistischen Welt leben würde.


2. Ein Mann für jede Jahreszeit (A Man for All Seasons - 1966)
Dieser Film ist die unvergessliche Geschichte eines brillianten, unabhängigen Mannes mit Prinzipien, der nicht von der Stelle weicht, trotz eines enormen sozialen und politischen Drucks.

3. Apollo 13 (Apollo 13 - 1995)
Der eigentliche Held des Films, der jede Szene erhellt, ist die Rationalität. Es ist eine Tugend, die jedes Besatzungsmitglied der Apollo 13 und jedes Mitglied des NASA-Teams zeigt, das verzweifelt versucht, die Männer im Weltraum zu retten. Die Produktion ist makellos, das Drehbuch und das Tempo sind fesselnd, und das Ende ist ein heroischer Triumph des menschlichen Ideenreichtums über das Unglück.

4. October Sky - Eine wahre Geschichte (October Sky - 1999)
Jedes Kind sollte diesen Film gesehen haben. October Sky ist eine wahre Geschichte über den jungen Homer Hickam, einen intelligenten und empfindsamen Jungen, der in Armut und Hoffnungslosigkeit in einer Kohlestadt in West-Virginia lebt, und über sein heroisches Streben, Raketenwissenschaftler zu werden, gegen alle Widerstände.

5. Ninotschka (Ninotchka - 1939)
Ninotschka ist eine entzückende romantische Komödie mit Greta Garbo, die eine verbissene Sowjetagentin spielt, die drei russische Handelsbeauftragte überprüfen soll, die in Paris vom guten Leben verführt wurden.

6. Licht im Dunkel (The Miracle Worker - 1962)
Dies war einer der Lieblingsfilme von Rand, und es ist leicht zu sehen warum. Rand lobte ihn als epistemologischen Film, der den menschlichen Prozess der Aufstiegs über das tierische Niveau durch die Bildung von Begriffen und das eigenständige Denken dramatisiert.

7. Wer den Wind sät (Inherit the Wind - 1960)
Spencer Tracy spielt einen berühmten Strafverteidiger, der einen Lehrer vor Gericht vertritt, der Darwins Theorie der Evolution in einer kleinen Stadt gelehrt hatte, die vom religiösen Fundamentalismus beherrscht wird. Tracy argumentiert deutlich und eloquent für Vernunft und Wissenschaft, gegen die Mächte des blinden Glaubens und Aberglaubens. Es ist eine anschauliche Dramatisierung des Zusammenpralls von grundlegenden Prämissen, außer dass in Tracys Charakter Agnostizismus und Skeptizismus seine ansonsten leidenschaftliche Verteidigung der Vernunft unterhöhlen, besonders am Schluss.

8. Der Flug des Phönix (The Flight of the Phoenix - 1965)
Weniger explizit philosophisch, aber eine mitreißende Konkretisierung der Macht der Rationalität.

9. Menschenraub (Ransom! - 1956)
Ein beinahe unerträglich spannendes Drama über einen erfolgreichen Geschäftsmann, dessen unnachgiebige Unabhängigkeit brutal auf die Probe gestellt wird.

10. 12 Uhr mittags (High Noon - 1952)
High Noon ist der klassische Gary-Cooper-Western über einen Sheriff, der zurückkehrt, um vier bösartigen Killern entgegenzutreten, während seine Braut, seine besten Freunde und die Bürger der Stadt in Furcht erstarren und ihn im Stich lassen.