Donnerstag, September 01, 2005

Perigo: Den Objektivismus nicht umschreiben

Lindsay Perigo, der Gründer der Sense of Life Objectivists (SOLO) hat sich in einem Beitrag für das Portal solohq.com dagegen ausgesprochen, den Objektivismus umzuschreiben. Perigo räumt ein, dass es unehrlich wäre, wenn sich SOLO im Geschäft des Umschreibens des Objektivismus tummeln würde und gleichzeitig das Attribut "objektivistisch" weiterhin verwenden würde. Dies sei aber nicht der Fall. Perigo stimmt auch Leonard Peikoff zu, dass der Objektivismus ein "geschlossenes System" sei. Wie Peikoff aber in seinem Aufsatz Fact and Value geschrieben habe, seien "neue Implikation, Anwendungen und Integrationen" in Übereinstimmung mit den Prinzipien möglich. Das Problem sei allerdings, so Perigo, dass dies nicht die Politik des Ayn Rand Institute in der Praxis sei. Was Peikoff tatsächlich meine, sei: "Der ganze Plunder oder gar nichts". Objektivismus sei einfach alles, was Ayn Rand geschrieben habe - nichts mehr, nichts weniger. Allerdings muss Perigo auch zugeben, dass Anhänger des Ayn Rand Institue zumindest auf Nachfrage "widerwillig" zugeben würden, dass Rands Bemerkung, dass Homosexualität "widerwärtig" sei, nicht "Teil des Objektivismus" sei, ebensowenig wie ihre Bemerkungen über einen weiblichen Präsidenten der USA. Es gebe aber keine einzige neue "Implikation, Anwendung oder Integration" durch die Peikovianer. Eine neue Anwendung sei aber Chris Matthew Sciabarras Homosexuality and Objectivism. Wenn allerdings die Unterstützer des Ayn Rand Institute, wenn auch "widerwillig", bestimmte Positionen von Rand als nicht zum Objektivismus gehörig bezeichnen, ist allerdings schwer, ihnen vorzuwerfen, dass sie eigentlich nicht von einem "geschlossenen System" im Sinne der Worte von Peikoff ausgehen, sondern den "ganzen Plunder" verteidigen wollen. Es gibt keine Äußerung aus dem Ayn Rand Institute, die diese Meinung stützt. Sciabarras Untersuchungen über "Homosexualität und Objektivismus" könnten wirklich eine neue Anwendung im Rahmen dessen sein, was Rands Philosophie ausmacht. Das Problem ist aber, ob Sciabarra mit seinen sonstigen Thesen sich nicht außerhalb des Objektivismus stellt, also den Objektivismus umschreibt, was Perigo eben nicht will. David Kelley, den Perigo als "Titanen" bezeichnet, wurde vom Ayn Rand Institute ausgeschlossen, weil er "die fundamentalen Prinzipien des Objektivismus nicht anerkennt." Sehr oberflächlich schiebt Perigo zu diesem Punkt die Kritik beseite. Sciabarra sehe Rand als "Dialektikerin", "Dialektik"= Hegel und Marx, Ende des Diskussion. So einfach soll sich das Ayn Rand Institute die Auseinandersetzung mit Sciabarra gemacht haben. Leider nennt Perigo auch keine Quelle für diese Diskussion. Auf der Website des Ayn Rand Institute findet sich jedenfalls der Name von Chris Matthew Sciabarra überhaupt nicht. Lindsay Perigo sieht folgende fundamentale Prinzipien des Objektivismus als unverzichtbar an:

Die Realität der Realität-
Der Primat der Existenz-
Der axiomatische Status von Existenz, Identität und Bewußtsein-
Die Gesetze der Identität und Kausalität-
Die Zuverlässigkeit der Sinne-
Die Wirksamkeit der Vernunft, einschließlich Logik und Begriffsbildung-
Objektivität als Alternative zu Intrinsizismus, Subjektivismus, Rationalismus und Empirismus- Die Realität des freien Willens-
Die Freiheit als ein Imperativ der menschlichen Natur. Das Verbot der Einleitung von Gewalt- Individualismus und rationales Selbstinteresse als die geeignete Ethik für den Menschen(einschließlich der Zurückweisung der traditionellen Ethik der Selbstaufopferung)- Kapitalismus/verfassungsmäßig begrenzter Staat als das geeignete ökonomische-politischeSystem-
Kunst als eine Erfordernis der menschlichen Existenz und Romantischer Realismus als die geeignet Art der Kunst

Im Diskussionsforum bedankt sich Sciabarra dann brav bei Perigo, bezeichnet ihn als Freund, obwohl beide bei der Diskussion um den Irak-Krieg -den Perigo begrüßt hatte, Sciabarra aber abgelehnt hatte- gewaltig aneinander geraten waren.