Samstag, Oktober 18, 2008

Friedrich Merz zeigt Mut

Friedrich Merz zeigt Mut, denn mutig ist es schon, wenn ein etablierter Politiker sein neues Buch „Mehr Kapitalismus wagen“ nennt. Schließlich dürften nur etwa geschätzte 1 % Prozent aller Deutschen diesen Leitsatz spontan unterschreiben, was ihn für alle nach Regierungsämtern strebende Politiker nicht gerade besonders attraktiv macht. Allerdings muss man davon ausgehen, dass Merz diesen Mut nicht aufgebracht hätte, wenn er nicht am –vorläufigen- Ende seiner politischen Karriere stehen würde. Merz ist derzeit noch Abgeordneter in der Bundestagsfraktion der CDU/CSU, wird aber für ein neues Mandat im Jahr 2009 nicht mehr kandidieren. Als er noch Vorsitzender der Fraktion war, nannte er sein im Jahr 2002 erschienenes Buch noch reichlich nichtssagend „Mut zur Zukunft“. Nun möchte er also „mehr Kapitalismus wagen“. Ob sich sein Wagemut auch jenseits des Buchtitels im Text niedergeschlagen hat, lässt sich natürlich erst nach entsprechender Lektüre feststellen, aber wenn man ein wenig in „Mut zur Zukunft“ liest, dann ergeben sich doch reichlich Ansatzpunkte für jemanden, der wirklich der ungeschminkten Realität ins Auge blicken möchte. Dass Religion, „in welcher Richtung auch immer“, zur „conditio humana“ gehört, dass „wirklicher“ und „nicht nur vermeintlicher“ Glaube –ist Glaube nicht immer nur vermeintlich?- den Menschen und seine Würde schützt, dass das Ansteigen der Kohlendioxid-Konzentration eine „globale Instabilität“ befürchten lässt –und nicht der Kampf dagegen-, dass die „befruchtete Eizelle“ ein „Schutzrecht“ besitzt – man sieht, wie viel Raum Merz für eine Überprüfung seiner Prämissen hat. Aber es besteht durchaus Hoffnung, denn schließlich liest man auch solche Sätze wie: „Theokratien sind anachronistisch, ja antizivilisatorisch.“