Donnerstag, Oktober 16, 2008

Die schlechten Verteidiger des Kapitalismus

Hans-Werner Sinn ist der Prototyp eines schlechten Verteidigers des Kapitalismus wie er für Deutschland so typisch ist. Üblicherweise handelt es sich um Ökonomen, die die praktische Seite von marktwirtschaftlichen Systemen betonen, aber gleichzeitig eine moralische Verteidigung des Kapitalismus vermissen lassen oder sogar Argumente vorbringen, die den Kapitalismus in ein moralisches Zwielicht tauchen. In einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung bringt Sinn ein fundamentales Argument vor, dass selbst ökonomische Laien verstehen würden:

Die Weltgemeinschaft wird lernen müssen, dass Marktwirtschaft nicht Anarchie bedeutet - in der jeder tun und lassen kann, was er will. Man braucht strikte Spielregeln - auch für den Finanzsektor.


Dies ist Kollektivismus, weil im Kapitalismus tatsächlich jeder tun und lassen kann, was er will, solange er davon Abstand nimmt, die Rechte von anderen zu beeinträchtigen. Unternehmen und Banken schließt diese Aussage nicht aus. Sie können mit ihrem Geld und auf ihr Risiko tun und lassen, was sie wollen, solange sie davon Abstand nehmen, die Rechte von anderen zu beeinträchtigen. Im Fall von Banken bedeutet dies, dass sie ihre Kunden nicht betrügen dürfen. Sollte dies der Fall sein, dann müßte der Staat einschreiten und die Justiz diesen Fall untersuchen lassen und gegegebenfalls Anklage vor einem Gericht erheben. Dies hat nichts mit Anarchie zu tun, sondern ist einfach die Anerkennung der Rechte des Individuums. Im Kapitalismus hat man die Freiheit, mit einem Fallschirm aus einem Flugzeug zu springen, aber auch die Freiheit, dies ohne ein solches Gerät zu tun. Im zweiten Beispiel würde man den selbstmörderischen Charakter einer solchen Aktion allerdings sehr schnell bemerken. Sinn will "Spielregeln", durch den Staat versteht sich, die Individuen oder Institutionen vorschreiben sollen, was sie zu tun oder zu unterlassen haben. Welcher Marxist könnte dies nicht unterschreiben?

5 comments:

Anonym hat gesagt…

Wie ist die objektivistische Antwort auf die Krise, der Staat muss doch jetzt mit Rettungspaketen eingreifen, sonst würde jeder alles verlieren. Stellt man die Manager nur vor Gericht ist das Geld auch nicht wieder da.

Wolfgang hat gesagt…

Ob hier wirklich Straftaten begangen wurden, möchte ich einmal dahingestellt sein lassen. Was die Kontraposition der Objektivisten angeht: Nicht mehr Regulierung und mehr Geld ins System pumpen, sondern von einem regulierten System zu einem wirklich freien System übergehen. Auf der Website des ARI sind zahlreiche Artikel zur Krise verzeichnet (http://www.aynrand.org/site/PageServer?pagename=index). Interessant auch der Hinweis von Yaron Brook, der eine Rückkehr zum Goldstandard fordert.http://www.aynrand.org/site/News2?page=NewsArticle&id=21339 In einer ganz aktuellen Presserklärung heißt es: "The response to the crisis should be to restore freedom and to disentangle government from the economy." http://www.aynrand.org/site/News2?page=NewsArticle&id=21701

Anonym hat gesagt…

Sind Objektivisten auch für eine Abschaffung der Zentralbanken wie die FED und der Einkommenssteuer?

Wolfgang hat gesagt…

Ich denke, dass dies so ist - ja.

Anonym hat gesagt…

Einkommenssteuer ist illegal:
1.Die Einkommenssteuer ist verfassungswidrig, weil es eine direkte unaufgeteilte Steuer ist.
2.Wurde der Verfassungszusatz der die Steuer vorgeblich legalisierte, niemals von ausrecihend vielen Staaten ratifiziert.
3. Heute wird dem amerkanischen 35%des Einkommens durch diese Steuer abgenommen!

Da unser heutiges Geld keine Golddeckung hat, ist es ja eigentlich kein Geld. Es ist nur etwas das wie Geld verwendet wird und dadurch seinen Wert erhält. Ob eine Golddeckung die beste Möglichkeit ist für eine dauerhaft funktionierende Geldordnung ist aber auch etwas fragwürdig. Denn für eine funktionierende Wirtschaft ist eine wachsende Geldmenge von nöten. Deshalb sollte man sich etwas neues Einfallen lassen. Es ist immer so das wenn man den Goldstandard einführt, ihn doch irgendwann wieder abschaffen muss.