Donnerstag, Februar 02, 2006

Post-DIM-Aktivismus

Noumenalself gehörte im Jahr 2004 offenbar zu den Teilnehmern des DIM-Kursus (der für 310 $ beim Ayn Rand Bookstore bezogen werden kann, das Buch "The DIM Hypothesis" ist derzeit noch nicht erschienen) von Leonard Peikoff: "In diesem Kursus argumentiert Dr. Peikoff, dass die primäre Gefahr, die unserer Kultur heute droht, nicht von der Linken oder den islamistischen Terroristen ausgeht, sondern von der altmodischen Religion. Diese Schlussfolgerung basiert auf seiner DIM-Hypothese (Disintegration-Integration-Misintegration) und ihrer Anwendung auf die Geschichte. Heute, da die Linke den Marxismus im speziellen und 'Ideologie' im allgemeinen aufgegeben hat, treibt sie im 'D'". Das bedeutet Anti-Prinzipien, Anti-Absoluta, Anti-Integration. Dr. Peikoff's Argument ist, dass die Anti-Integrations-Sichtweise grundsätzlich kulturell machtlos ist, weil sie den Menschen keine wirkliche Anleitung für ihr Leben liefern kann. Die Linke ist nur fähig, die Menschen dadurch zu motivieren, dass sie auf Prinzipien wie den Altruismus zurückgreift, die sie gewöhnlich von der Religion entnommen hat. Die Religon bietet Anleitung, weil sie an die Integration glaubt, wenn auch Misintegration ist, Integration abgeschnitten von der Realität. Und tatsächlich befindet sich die Religion im Aufschwung in Amerika, besonders die fundamentalistische, evangelikale Richtung." Noumalself hält Peikoffs These grundsätzlich für richtig, wenn man auch, wie er schreibt, bestimmte Aspekte und Applikationen dieser Sichtweise diskutieren könnte.
Noumenalself schreibt in einem anschließenden Diskussionsbeitrag, dass er skeptisch hinsichtlich Dr. Peikoffs These war, dass eine religiöse Theokratie drohe. Bis zur letzten Lektion von Peikoffs Kursus hielt er D (Disintegration) und nicht M (Misintegration) für die Zukunft Amerikas. Dr. Peikoff zitiert in dem Kurs eine Studie, die sagt, dass 70 % der Studenten betet, Religion mit Freunden diskutiert oder spirituelle Stärke aus dem Glauben an Gott zieht. Noumenalself hat dann ein wenig recherchiert, um die Entwicklung des religiösen Glaubens in den letzten dreißig bis vierzig Jahren zu untersuchen. Umfragen von Gallup, die nach der Bedeutung der Religion für das eigene Leben fragen, lassen allerdings keinen klaren Trend zu mehr Religiösität erkennen, eher das Gegenteil. 2004 hielten 84 % der Befragten Religion für sehr oder ziemlich wichtig für ihr eigenes Leben. 1999 waren es 88 % gewesen, 1993 91 %, 1965 92 %. Es gibt allerdings auch andere Statistiken, die eine Art von expliziter religiöser Philosophie belegen könnten. So ist die Zahl der evangelikalen Christen weltweit seit 1970 um 126 % gestiegen. Nach einer Umfrage des Pew Research Center vom Dezember 1997, zweifelten 71 % der Amerikaner "nie" an der Existenz Gottes, 11 % mehr als vor 10 Jahren.
Noumenalself sieht zwar einen allgemeinen Rückgang von Gläubigen, gleichzeitig auch einen Trend innerhalb der Religiösen hin zu den Fundamentalisten und Evangelikalen. Dies würde bedeuten, schreibt er, dass die Mitte sich auflöst, aber gleichzeitig die Ränder stärker werden. Dies läßt ihn sich fragen, ob nicht die Gefahr eines Bürgerkriegs größer ist als die Gefahr einer theokratischen Diktatur. Dass Linke auch religiös seien, hält er für richtig. Aber dies sei gerade ein Beweis für den Einfluss der Religion, wenn der religiöse Glauben tatsächlich ihre Politik beeinflussen würde: "Und wenn die Linken plötzlich an die Religion appellieren, wo sie es vorher nicht taten, dann nur, weil die Rechten es ihnen vormachten."