Montag, Februar 27, 2006

Ayn Rand und der Mystiker Friedrich Nietzsche

Ayn Rand schreibt in einer Einführung zu ihrem Roman The Fountainhead über den deutschen Philosophen Friedrich Nietzsche: "Philosophisch ist Nietzsche ein Mystiker und Irrationalist." Sie bekennt ihre "tiefe Ablehnung" gegenüber der Philosophie von Nietzsche, aber gleichwohl hatte sie über ihr Manuskript von The Fountainhead eine englische Übersetzung eines Zitats von Nietzsche gestellt, welches allerdings nicht in die gedruckte Version übernommen wurde. Dieses Zitat lautet (im deutschen Original):

Es sind nicht die Werke, es ist der Glaube, der hier entscheidet, der hier die Rangordnung feststellt, um eine alte religiöse Formel in einem neuen und tieferen Verstande wieder aufzunehmen: irgend eine Grundgewissheit, welche eine vornehme Seele über sich selbst hat, Etwas, das sich nicht suchen, nicht finden und vielleicht auch nicht verlieren lässt.- Die vornehme Seele hat Ehrfurcht vor sich. (Text hier)

Dieses Zitat beinhalte einen "psychologischen Determinismus", den sie nicht billige, schreibt Rand, aber es kommuniziere den inneren Zustand eines überschwänglichen Selbstwertgefühls und fasse die emotionalen Konsequenzen zusammen, für die The Fountainhead die rationale, philosophische Basis liefere.

Freitag, Februar 24, 2006

The Ideas of Ayn Rand

Neil deRosa bespricht auf theAtlasphere.com das Buch The Ideas of Ayn Rand von Ron Merrill. Dem Buch mangele es zwar an großer Tiefe, es sei aber ein kompetenter Überblick über Rands Ideen, wie sie sie in ihren Romanen und in ihrer Sachliterateratur zum Ausdruck gebracht habe. DeRosa fügt dann noch an, dass das Buch nicht "sklavisch orthodox" sei, womit er wohl zum Ausdruck bringen möchte, dass der Autor kein Objektivist ist, aber Rand und dem Objektivismus doch eine gewisse Sympathie entgegenbringt. In Merrills Buch, das 1991 erschienen ist, wird die -umstrittene- Idee ausgefüht, dass Rand nachhaltig von dem Philosophen und Schriftsteller Friedrich Nietzsche beeinflusst wurde. "Diese Theorie widerspricht der 'orthodoxen' Ansicht, dass sie nur kurz mit seinen Ideen geflirtet habe." Merrill sieht erst Rands Hauptwerk "Atlas Shrugged" als frei von nietzscheanischen Gedanken an. Nach Merrill habe es für Rand mehrere Jahre gedauert bis sie den Unterschied herausgearbeitet habe zwischen Nietzsches "Übermensch" und ihrem "Man of Ability": "Der 'Übermensch' konnte andere ungehindert zugunsten seines Selbst opfern, der randianische Held konnte dies nicht. Der fähige Mensch braucht andere auf eine fundamentale Weise überhaupt nicht, und die Vernunft ersetzte die Macht als den höchsten Wert. Dies war in der Tat eine revolutionäre Idee." In "The Fountainhead" repräsentieren Howard Roark und Gail Wynand diese beiden klassischen Archetypen. "Der Ausgangspunkt für ihre politische Reise", schreibt Merrill, "war ihr glühender Anti-Kommunismus, geboren aus persönlicher Erfahrung." Bedauerlicherweise waren die dominanten Ideologien unter den Intellektuellen zu der Zeit, als Ayn Rand nach Amerika kam, Sozialismus, Kommunismus und Faschismus. Vor diesem Hintergrund schrieb sie ihre Romane und schuf ihre revolutionäre pro-amerikanische, pro-kapitalistische, individualistische Philosophie. DeRosa weist richtigerweise daraufhin, dass Rand die politische Ideologie des Libertarismus ablehnte: "Ihre Opposition konzentrierte sich hauptsächlich auf die libertäre Tendenz in Richtung Anarcho-Kapitalismus und die Idee von konkurrierenden Regierungen, welche sie beide als irrational ansah." DeRosa sieht Rand als eine Vertreterin der klassisch-liberalen Tradition.

Donnerstag, Februar 16, 2006

Die Unbestechlichen

Auch im deutschen Fernsehen wurde die amerikanische Serie (1959 -1963) Die Unbestechlichen (später verfilmt mit Kevin Kostner in der Hauptrolle) um den FBI-Agenten Eliot Ness zu den Zeiten des Alkoholverbots in den USA schon einige Male ausgestrahlt. Ayn Rand schüttete in einem Artikel vom 8. Juli 1962 in der Los Angeles Times Lobeshymmnen über die Serie aus, die sie als "zutiefst moralische Sendereihe" bezeichnete. Den Kritikern der Serie warf sie vor, sie für ihre Tugenden zu verdammen, für den Triumph über die Kriminellen und ihren moralischen Absolutismus. Die Gangster werden in der Serie als "verängstigte Ratten" dargestellt, denen die Männer um Eliot Ness, dargestellt von Robert Stack, gegenüberstehen, der selbst bei ausgesprochen bleihaltiger Luft weder seine Contenance noch seinen Hut jemals verlieren würde: "Durch die nüchterne, ernste Verbissenheit in seinem Auftreten, das totale Selbstvertrauen sogar in Momenten einer vorübergehenden Niederlage, so total, dass sie es sich leisten kann, unbetont zu bleiben, die kontrollierte Intensität, das stille absolute Bekenntnis zu der moralischen Gerechtigkeit seiner Aufgabe, transportiert Stack die Integrität eines wahrhaft unbestechlichen Mannes - eines Mannes, den das Böse nicht in Versuchung führen kann, weil es ihm nichts anzubieten hat."

Samstag, Februar 11, 2006

Der Kapitalismus befreit den menschlichen Geist

Die Geschichte des Kapitalismus ist sicherlich mehr als eine Geschichte der Missverständnisse: sie ist eine Geschichte von bewußten Lügen und Verzerrungen. Durchgesetzt hat sich eine linke Mythologie, die nicht nur die akademische Diskussion beherrscht, sondern auch die Medien und die Wahrnehmung großer Teile der Bevölkerung. Dabei sollte es doch nach dem Elend, dem Terror und dem schließlichen Zusammenbruch der -meisten- sozialistischen Herrschaftssystem auf der einen Seite, und der grandiosen Vermehrung des Lebensstandards und dem steilen Anstieg der Lebenserwartung in den westlich-kapitalistischen Systemen auf der anderen Seite, ein leichtes sein, den humanen Charakter des Kapitalismus anzuerkennen. Das dies nicht so ist, sollte alle Anhänger eines Laissez-faire-Kapitalismus herausfordern, sich in die intellektuelle Debatte einzumischen und der Anerkennung der Fakten zum Durchbruch zu verhelfen. Der Philosoph Andrew Bernstein, der sich in der Tradition von Ayn Rands Philosophie des Objektivismus sieht, hat dies mit seinem Buch The Capitalist Manifesto in vorzüglicher Weise getan.
Der Kapitalismus, daran läßt Bernstein keinen Zweifel, ist das System, das auf der Anerkennung der Individualrechte basiert, mit einer Regierung, deren einziger Zweck es ist, diese Rechte zu verteidigen. Diese Individualrechte bestehen aus dem Recht, seinem eigenen Urteil entsprechend handeln zu können, unter Beachtung der Rechte anderer Personen, die nicht verletzt werden dürfen. Die Quelle dieser Rechte sind nicht übernatürliche Phantasien oder soziale Konventionen, sondern ihr Ursprung liegt im Gesetz der Identität, wie Ayn Rand es so eloquent in ihrem Roman Atlas Shrugged formulierte: "A gleich A - und Mensch ist Mensch. Rechte sind Existenzbedingungen, gefordert durch die Natur des Menschen zum Zwecke seines eigenen Überlebens." Als potenzielle Rechtsverletzer kommen Privatpersonen in Frage, die als Kriminelle gegen das Eigentum, das Leben und die Gesundheit von rechtstreuen Bürgern vorgehen, aber vor allem die eigene Regierung, die das Gewaltmonopol innerhalb eines bestimmten geographischen Raumes innehat: "Eine diktatorische Regierung ist eine weitaus schlimmere Bedrohung für die Menschen als ein gewöhnlicher Krimineller." Aus der Verpflichtung der Regierung, die Individualrechte zu schützen, ergibt sich zum Beispiel auch die Notwendigkeit, die militärische Verteidigung eines Landes ausschließlich mit Freiwilligen zu organisieren, ohne die Anwendung einer Wehrpflicht. Auch darf es nicht Aufgabe der Regierung sein, erwachsene Personen von Handlungen abzuhalten, die irrational oder selbstzerstörerisch sein können, die aber keine Anwendung von Gewalt gegen andere Personen implizieren. Nur durch die direkte Anwendung physischer Gewalt oder indirekt in der Form von Betrug können Menschen davon abgehalten werden, ihrem eigenen Urteil im Streben nach ihrem persönlichen Glück zu folgen. Der Kapitalismus erfordert deshalb als ein moralisches Prinzip ein umfassendes Verbot der Initierung von Gewalt. Ein solches System der konsequenten Verteidigung der Individualrechte, stellt Bernstein fest, hat es in der Geschichte bisher nicht gegeben. Es waren die Nordstaaten des USA am Ende des 19. Jahrhunderts, die diesem Ideal bisher am nähsten gekommen sind (Bernstein erwähnt nicht explizit, weshalb die Südstaaten diesem Ideal nicht annähernd entsprechen konnten, wie es etwa Ayn Rand 1977 im Ford Hall Forum tat: "Der Süden war nie ein Beispiel für Kapitalismus; er war eine landwirtschaftliche, feudale Gesellschaft.").
Es ist zentral für ein richtiges Verständnis des Kapitalismus" schreibt Bernstein, "dass seine philosophische Essenz unterschieden wird von den mangelhaften historischen Versuchen, sie zu implementieren." Ein damit zusammenhängendes Missverständnis besteht aus dem Versuch, aus dem Verhalten von individuellen Kapitalisten die Natur des Kapitalismus abzuleiten. Ebenso falsch wäre es, aus den mörderischen Aktivitäten von Diktatoren wie Hitler oder Stalin auf die Natur von Staaten zu schließen (Hitler und Stalin repräsentieren die Natur des Etatismus). Weder die Geschichte des Kapitalismus noch die Handlungen der Kapitalisten vermögen die fundamentale Natur des Systems zu verändern: kein Konsensus unter den Unternehmern könnte zum Beispiel etwas an der Natur von Zöllen ändern. Bernstein prägt für diese Versuche der Vermischung von historischen Fakten mit der Essenz des Kapitalismus den Begriff "empiristischer Fehler". Der Kapitalismus ist aber nicht nur ein moralisches System, sondern aus seiner Moralität erwächst auch seine praktische Überlegenheit gegenüber allen anderen Gesellschaftssystemen: "Der Kapitalismus schützt das unveräußerliche Recht des Individuums auf sein Leben, und ist deshalb das einzig moralische System. Weil er die Rechte und den Geist von allen Individuen respektiert, kann er einen gewaltigen Reichtum schaffen, und ist deshalb das einzig praktische System."

Mittwoch, Februar 08, 2006

Erinnerung an Kay Nolte Smith (1932 - 1993)


Michelle Fram Cohen erinnert in einem Beitrag für TheAtlassphere.com an die Schrifstellerin Kay Nolte Smith, die zum Zirkel um Ayn Rand gehörte und auch für die Zeitschrift The Objectivist schrieb: " (...) Kay Nolte Smith war die produktivste, erfolgreichste und originellste Romanautorin aus dem inneren Zirkel von Ayn Rand." Tatsächlich war Smith überaus produktiv, wenn man bedenkt, dass ihr erster Roman "The Watcher" 1981 erschien und und sie bis zu ihrem Tod 1993 immerhin acht Bücher produzierte, einschließlich einer Übersetzung. Der besagte Roman "The Watcher" wurde 1981 mit dem Edgar Allan Poe Award in der Kategorie "Best First Novel" ausgezeichnet. Zahlreiche ihrer Werke wurden auch ins Deutsche übersetzt. Über Booklooker.com sind die Romane "Verdammte Seelen", "Die Schöne und der Zwerg", "Feuerprobe" und "Sterbelied für Sopran" zu beziehen. Greg Swann schreibt in seinem Aufsatz "The Art and Science of Kay Nolte Smith, Novelist", dass sie die einzige objektivistische Romanautorin wäre, die sich mit Rand vergleichen ließe bezüglich ihrer ästhetischen Bedeutung.

Samstag, Februar 04, 2006

Bushs Rede über die Freiheit

Der objektivistische Philosoph Harry Binswanger hat sich erfreut gezeigt über eine außenpolitische Rede, die Präsident Bush am 8. März 2005 vor der National Defense University in Washington gehalten hat (Original, deutsche Übersetzung). Dies sei keine Rede, wie sie ein Objektivist halte würde, schreibt Binswanger, sie enthalte einige falsche Begriffe, aber erstaunlich wenige, fügt Binswanger an. Es sei eine säkulare Stellungnahme, sie enthalte kaum Religion und für die Erwähnung des Begriffs "individuelle Rechte" durch Bush empfinde er sogar Dankbarkeit": "Ich höre nie 'individuelle Rechte' von Konservativen, und selten von Libertären (man beachte, dass ihr zweimaliger Präsidentschaftskandidat Harry Browne ein Buch geschrieben hat, wo er ein ganzes Kapitel dafür verwendet, die Idee der Rechte zu attackieren.) Terminologie ist bedeutsam. Der Begriff 'individuelle Rechte', wenn seine Verwendung und Akzeptanz zunimmt, orientiert die Menschen auf ein individualistisches Bezugssystem und rettet das gesellschaftlich-politische Denken vor der kollektivistischen Praxis des Denkens in Kategorien der Gemeinschaft, der Rasse oder Familie." Besonders stellt Binswanger heraus, dass Bush festgestellt habe, dass Amerika auf den Individualrechten gegründet wurde: "Es erfordert Mut dazu, mit Stolz festzustellen, dass Amerika auf dem Prinzip der individuellen Rechte gegründet wurde." Bei dem von Binswanger erwähnten Buch von Harry Browne handelt es sich vermutlich um dessen How I Found Freedom in an Unfree World. Dort gibt es in der Tat ein Kapitel mit der Überschrift "The Rights Trap". Der Libertäre Browne behauptet dort, dass eine "Rechte-Falle" gebe, die -aus seiner Sicht fälschlicherweise- davon ausgehe , dass Rechte Menschen frei machten. Ehrlicherweise gibt Browne zu, dass er zwar für die Schriften von Murray Rothbard und Ayn Rand Dankbarkeit empfinde, aber es "bedeutsame philosophische Unterschiede" zu den genannten gebe.

Freitag, Februar 03, 2006

Die Rechte von Kindern

Russel Madden beschäftigt sich auf der Website von Rebirth of Reason mit Problem der Rechte von Kindern. In dieser Frage werden unterschiedlichste Meinungen geäußert. Das Kind sei "das Eigentum" seiner Eltern, Kinder hätten keinerlei Rechte oder Kinder hätten alle Rechte. Ayn Rand hatte in ihren Romanen keine Kinder zu Wort kommen lassen, da sie davon ausging, dass die Fähigkeit zur Ausübung von individuellen Rechten eine Eigenschaft von Erwachsenen sei.

Madden geht bei der Diskussion dieser Frage zunächst davon aus, dass die Frage der individuellen Rechte keine Frage des alles-oder-nichts sei: "Kontext - der volle Kontext - irgendeiner spezifischen Frage und/oder seine Anwendung auf spezifische Umstände ist entscheidend zur Erreichung eines Verständnisses, die mit der Wirklichkeit korrespondiert."
Der Kontext erfordert in dieser spezifischen Frage die Klärung der Funktion von Rechten.
Von Rechten zu sprechen macht nur Sinn im Kontext einer Gesellschaft. Auf einer einsamen Insel braucht sich niemand Gedanken über seine Rechte zu machen, da kein Staat oder keine anderen Personen existieren, die ihm seine Rechte streitig machen könnten. Rechte haben demnach die Funktion, andere daran zu hindern, sich gewaltsam in die Versuche eines Menschen einzumischen, die sein eigenes Leben betreffenden Entscheidungen zu verwirklichen. Um solche Entscheidungen zu treffen, benötigt der Mensch einen freien Willen, ein Bewußtsein, das ihm die Kapazität gibt, Entscheidungen unter verschiedenen Alternativen zu treffen. Diese rationale Kapazität des Menschen ist abhängig von der Entwicklung seines Gehirns. Madden geht davon aus, dass diese Kapazität eines Menschen sich ungefähr um das 18. Lebensjahr herausgebildet hat, plus oder minus einiger Jahre. Vorstellbar wäre eine Individualisierung der Zuteilung der vollen Rechtsfähigkeit, die dann vergeben werden kann, wenn sich der Jugendliche einem Test unterzieht und die volle finanzielle Unabhängigkeit gegeben ist. Wer immer aber die vollen Rechte eines Erwachsenen hat, kann keine Unterstützung mehr von seinen Eltern einfordern, sondern sie nur noch erbitten. Bevor jemand die vollen Rechte erworben hat, haben die Eltern allerdings die positive Verpflichtung, für die grundlegenden Bedürfnisse zu sorgen:

"So lang wie ein Kind physisch und mental unfähig zur Unabhängigkeit ist, sind seine Eltern verpflichtet, ihm die Unterstüzung zu bieten, die für sein Überleben und seine Entwicklung erforderlich ist. Aber zusammen mit dieser Verantwortung erwächst die Autorität (moralisch und legal) und das Recht, grundlegende Entscheidungen für das Kind zu treffen. Verantwortung ohne Autorität ist Sklaverei."

Donnerstag, Februar 02, 2006

Post-DIM-Aktivismus

Noumenalself gehörte im Jahr 2004 offenbar zu den Teilnehmern des DIM-Kursus (der für 310 $ beim Ayn Rand Bookstore bezogen werden kann, das Buch "The DIM Hypothesis" ist derzeit noch nicht erschienen) von Leonard Peikoff: "In diesem Kursus argumentiert Dr. Peikoff, dass die primäre Gefahr, die unserer Kultur heute droht, nicht von der Linken oder den islamistischen Terroristen ausgeht, sondern von der altmodischen Religion. Diese Schlussfolgerung basiert auf seiner DIM-Hypothese (Disintegration-Integration-Misintegration) und ihrer Anwendung auf die Geschichte. Heute, da die Linke den Marxismus im speziellen und 'Ideologie' im allgemeinen aufgegeben hat, treibt sie im 'D'". Das bedeutet Anti-Prinzipien, Anti-Absoluta, Anti-Integration. Dr. Peikoff's Argument ist, dass die Anti-Integrations-Sichtweise grundsätzlich kulturell machtlos ist, weil sie den Menschen keine wirkliche Anleitung für ihr Leben liefern kann. Die Linke ist nur fähig, die Menschen dadurch zu motivieren, dass sie auf Prinzipien wie den Altruismus zurückgreift, die sie gewöhnlich von der Religion entnommen hat. Die Religon bietet Anleitung, weil sie an die Integration glaubt, wenn auch Misintegration ist, Integration abgeschnitten von der Realität. Und tatsächlich befindet sich die Religion im Aufschwung in Amerika, besonders die fundamentalistische, evangelikale Richtung." Noumalself hält Peikoffs These grundsätzlich für richtig, wenn man auch, wie er schreibt, bestimmte Aspekte und Applikationen dieser Sichtweise diskutieren könnte.
Noumenalself schreibt in einem anschließenden Diskussionsbeitrag, dass er skeptisch hinsichtlich Dr. Peikoffs These war, dass eine religiöse Theokratie drohe. Bis zur letzten Lektion von Peikoffs Kursus hielt er D (Disintegration) und nicht M (Misintegration) für die Zukunft Amerikas. Dr. Peikoff zitiert in dem Kurs eine Studie, die sagt, dass 70 % der Studenten betet, Religion mit Freunden diskutiert oder spirituelle Stärke aus dem Glauben an Gott zieht. Noumenalself hat dann ein wenig recherchiert, um die Entwicklung des religiösen Glaubens in den letzten dreißig bis vierzig Jahren zu untersuchen. Umfragen von Gallup, die nach der Bedeutung der Religion für das eigene Leben fragen, lassen allerdings keinen klaren Trend zu mehr Religiösität erkennen, eher das Gegenteil. 2004 hielten 84 % der Befragten Religion für sehr oder ziemlich wichtig für ihr eigenes Leben. 1999 waren es 88 % gewesen, 1993 91 %, 1965 92 %. Es gibt allerdings auch andere Statistiken, die eine Art von expliziter religiöser Philosophie belegen könnten. So ist die Zahl der evangelikalen Christen weltweit seit 1970 um 126 % gestiegen. Nach einer Umfrage des Pew Research Center vom Dezember 1997, zweifelten 71 % der Amerikaner "nie" an der Existenz Gottes, 11 % mehr als vor 10 Jahren.
Noumenalself sieht zwar einen allgemeinen Rückgang von Gläubigen, gleichzeitig auch einen Trend innerhalb der Religiösen hin zu den Fundamentalisten und Evangelikalen. Dies würde bedeuten, schreibt er, dass die Mitte sich auflöst, aber gleichzeitig die Ränder stärker werden. Dies läßt ihn sich fragen, ob nicht die Gefahr eines Bürgerkriegs größer ist als die Gefahr einer theokratischen Diktatur. Dass Linke auch religiös seien, hält er für richtig. Aber dies sei gerade ein Beweis für den Einfluss der Religion, wenn der religiöse Glauben tatsächlich ihre Politik beeinflussen würde: "Und wenn die Linken plötzlich an die Religion appellieren, wo sie es vorher nicht taten, dann nur, weil die Rechten es ihnen vormachten."

Mittwoch, Februar 01, 2006

Eine außenpolitische Bibel für Amerika

Dr. Harry Binswanger vom Ayn Rand Institute zeigt sich angetan von Peter Schwartz neuem Buch The Foreign Policy of Self-Interest: A Moral Ideal for America. Es könne als "außenpolitische Bibel für Amerika und jedes andere freie Land" dienen und es wäre auch eine wunderbare Sache, wenn viele amerikanische Soldaten dieses Buch lesen könnten, schreibt Binswanger. Der Autor sieht durch dieses Buch deutlich den Kontrast aufgezeigt, zwischen dem, was gewesen ist in den letzten 60 Jahren, und dem, was sein sollte, d. h. richtig und praktisch ist: "Objektivisten sind ziemlich vertraut mit der Idee des nationalen Selbstinteresses als dem Polarstern der Außenpolitik, aber was ich besonders bewunderswert an diesem Werk fand, ist, dass es einige Schritte weiter geht und folgende Fragen beantwortet: Was genau macht das nationale Selbstinteresse aus? Wie sollte es definiert werden? Was sind die abgeleiteten Prinzipien (analog zu den Tugenden, die in der Ethik abgeleitet werden vom Wertmaßstab)? Wie unterscheidet sich Sorge um das nationale Interesse von 'Realpolitik'?". Binswanger lobt den souveränen, geschickten und präzisen Stil des Buches. Die Abstraktionen würden konkretisiert durch konkrete Beispiele aus aktuellen Ereignissen

Nationalsozialismus, Faschismus und New Deal: entfernte Verwandtschaft

Der Kulturhistoriker Wolfgang Schivelbusch hat einen Blick auf die Geschichte der USA in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts geworfen und hat eine "entfernte Verwandtschaft" zwischen Nationalsozialismus, Faschismus und Amerikas Politik des "New Deal" entdeckt. "Doch wie entfernt die Verwandtschaft auch war, es handelte sich um eine solche", schreibt Eckard Fuhr in DIE WELT. Europa und Amerika waren sich in dieser Zeitspanne kulturell so nah wie zuvor, auf der Basis der Ablehnung des verbindenden liberalen Erbes. Eckard Fuhr schreibt über den Amtsantritt von Franklin D. Roosevelt im Jahr 1933: "Die heldische Verachtung für die 'Händler' findet sich nicht nur in der faschistisch-nationalsozialistischen Ideologie, sondern als Motiv auch in der Antrittsrede Roosevelts 1933, der sich im März dieses Jahres vom Kongress präsidiale Vollmachten geben ließ, die in der amerikanischen Geschichte für Friedenszeiten beispiellos sind." Der große Wendepunkt in der amerikanischen Geschichte war allerdings nicht der New Deal, sondern die Progressive Ära der ersten beiden Jahrzehnte des Jahrhunderts, die "die Geburt des realen Kollektivismus" in der amerikanischen Regierung präsentierte, wie Leonard Peikoff es formuliert und die verbunden ist mit solchen Namen wie Theodore Roosevelt, Herbert Croly und Woodrow Wilson. "Alle nachfolgenden etatistischen Bewegungen in diesem Land, einschließlich des New Deal und der Neuen Linken, gingen von ihr aus und bauten auf sie auf", schreibt Peikoff. Der "idealistische" Präsident Wilson war es, der ein zögerndes Amerika in das Schlachtfest des 1. Weltkrieges führte, aus "uneigennützigen" Gründen, wie er feststellte, nicht aus dem Interesse Amerikas geboren. Herbert Croly war Gründer und Herausgeber der Zeitschrift The New Republic, und ein Berater von Theodore Roosevelt, Amerikas erstem überzeugten antikapitalistischem Präsidenten. Croly war der Sohn eines amerikanischen Anhängers von Auguste Comte, der das Wort "Altruismus" geprägt hatte, und selbst Schüler von Josiah Royce, Amerikas führendem Hegelianer zu seiner Zeit, der seine Schüler lehrte, dass der Individualismus "eine Sünde gegen den Heiligen Geist" sei. Wie nah auch schließlich Amerika einem Faschismus kommen sollte, anders als Deutschland oder Italien hat es diese Grenze doch letztendlich nicht überschritten, dank eines immer noch stark verankertem Individualismus in der Bevölkerung.

Kapitalismus oder Barbarei

Im Jahr 2003 veröffentlichte die Zeitschrift MERKUR das Sonderheft "Kapitalismus oder Barbarei?", das u. a. auch den Aufsatz "Ayn Rand und ihre Feier des Kapitalismus" von Eberhard Sens enthält. Über Rands Philosophie des Objektivismus erfährt man in diesem Aufsatz relativ wenig -vermutlich könnte Sens dies auch gar nicht leisten-, aber über das Leben und die Leidenschaft der Ayn Rand erfährt man doch einiges, und dies aus einer recht wohlwollenden Perspektive.
Über Rands Philosophie schreibt Sens in Anspielung auf ihre Erfahrungen im stalinistischen Russland:

"Rands Denksystem heißt 'Objektivismus', sie führt ihn auf Aristoteles zurück. Der Objektivismus hat klare Voraussetzungen und 'basic principles': objektive Realität, Vernunft, Eigeninteresse, Kapitalismus. Und anschließend das Kleingedruckte mit den Ausführungsbestimmungen. Im Hintergrund stehen sicherlich die frühe Erfahrung, mitansehen zu müssen, wie plötzlich alles relativ und schwankend wird und umstürzt - Brecht: 'Das Sichere ist nicht sicher, so wie es ist, bleibt es nicht' -, und die erstaunlichen sowjetischen Leistungen im Uminterpretieren, Umdrehen und Umlügen der Realität. Stalin, der Sprachwissenschaftler. Da sollte es auf dem Papier wieder sicher werden, A muß A sein und bleiben."