Donnerstag, Dezember 16, 2010

Der vergessene Philosoph aus China

Wer kennt schon Yang Zhu? Dieser chinesische Philosoph soll im 4. Jahrhundert vor unserer Zeit gelebt haben soll, Originalquellen Yangs existieren nicht mehr. Er sei im Westen sehr wenig bekannt und in China seit jeher ziemlich verrufen gewesen, schreibt BROnline über diesen Denker aus grauer Vorzeit, der doch in vielem modern und fortschrittlich wirkt:

Seine Lehren, die im weitesten Sinn dem Taoismus nahestehen, uns aber leider nur aus zweiter Hand überliefert sind, wurden vor allem von den Konfuzianern regelrecht verteufelt. Gegen deren staatstragende Doktrin, gegen ihre puritanische Moral, gegen ihren Beamten-Ehrgeiz und ihre Vorliebe für penibel strenge Rituale setzte nämlich Yang Zhu seine auf den ersten Blick ausgesprochen hedonistisch anmutende Philosophie von der "Pflege des Lebens".

Statt nach Ruhm, Ehre, Besitz oder Macht zu streben, sollten die Menschen vielmehr unbekümmert ihren Sinnen und Wünschen folgen und die - ohnehin wenigen - Augenblicke des irdischen Glücks genießen. Wenn man Heraklit zuweilen als den "chinesischsten" unter den antiken Weisen Griechenlands bezeichnet, so könnte man umgekehrt in Yang Zhu einen beinahe "hellenischen" Denker erblicken: Er lehrte einen leidenschaftlichen, für China völlig untypischen, am ehesten aber an Epikur erinnernden Individualismus, den die Nachfolger des Konfuzius als geradezu staatsgefährdenden "Egoismus" verdammten.


Yang Zhu könnte man als hemmungslosen Hedonisten abtun ("Lass deine Ohren hören, was sie begehren! Lass deine Augen sehen, was sie begehren! Lass deine Nase rie-chen, was sie begehrt! Lass deinen Mund reden, was er begehrt! Lass deinen Leib genießen, was er begehrt!“), aber ein rationaler Egoismus schimmert durchaus durch (Wikipedia):

Weisheit bestehe darin, zunächst einmal festzustellen, welche Wünsche der eigenen Natur abträglich und welche ihr zuträglich seien.