Dienstag, Juli 31, 2007

Ethik: Entscheiden Sie jetzt!

Der Spiegel berichtet über Martin Cohens Buch 99 moralische Zwickmühlen:

Im Alltag, bei der Arbeit, in der Liebe - ständig stehen wir vor moralischen Fragen. Das kann schon morgens beim Bäcker beginnen: Wenn die Verkäuferin zu viel Wechselgeld zurückgibt - soll man sie darauf aufmerksam machen oder die Münzen einfach einstecken? Oder wir betrügen unsere Freundin, sehen die Affäre jedoch nicht als ernst an. Sollen wir auf Nachfrage trotzdem ehrlich sein? Und natürlich die große “Titanic”-Frage: Müssen Menschen auf einem vollen Rettungsboot versuchen, weiter Ertrinkende aufzunehmen, auch wenn sie damit das Risiko eingehen, das gesamte Boot zum Kentern zu bringen?

Auch objektivistische Autoren beschäftigen sich natürlich mit den hier aufgeworfenen Fragen. Der Objektivismus als Philosophie des rationalen Selbstinteresses müßte natürlich begründen, und tut dies auch, warum etwa die Tugend der Ehrlichkeit im eigenen Interesse eines Menschen liegt. Tara Smith etwa schreibt in ihrem Aufsatz The Metaphysical Case for Honesty, dass Unehrlichkeit nicht im Interesse eines Menschen liegt, “weil es rationales Denken verhindert.” Das Problem des falsch zurückgebenen Wechselgelds würde ein Objektivist eindeutig so beantworten, dass das überzählige Geld zurückgeben werden sollte.

Samstag, Juli 28, 2007

Eine Außenpolitik des Eigeninteresses

"Der Hauptgrund für das Scheitern der neokonservativen Außenpolitik ist, dass sie eine durch und durch altruistische, selbstaufopfernde Außenpolitik ist, und die Selbstverteidigung Amerikas ist nicht kompatibel mit Selbstaufopferung", schreiben Yaron Brook und Alex Epstein in der Sommerausgabe 2007 der Zeitschrift The Objective Standard. Auch den Irakkrieg sehen die beiden Autoren als ein Beispiel für einen Krieg, der mit altruistischen Mitteln für altruistische Ziele geführt wurde. Brook und Epstein verweisen darauf, dass sie im Vorlauf des Krieges und in der Nachkriegsphase offiziell darauf hingewiesen haben, dass ein Krieg unter diesen Voraussetzungen zu einem "Desaster" führen würde. Die Formulierung, die die beiden Autoren verwenden, verweist darauf, dass offenbar innerhalb des Ayn Rand Institute kein Konsens hinsichtlich eines möglichen Irakkrieges gefunden werden konnte.
Am 29. Januar 2004 veröffentlichte ich folgende Meldung auf dem Blog Freie Radikale:

Bei einer Diskussionsveranstaltung der Ayn Rand Society an der University of California in Irvine hat Yaron Brook, Executive Director beim Ayn Rand Institute, geäußert, dass er dem Krieg gegen den Irak nicht zugestimmt hat, weil der Irak keine Bedrohung für die USA darstellte und man stattdessen terroristische Nationen wie den Iran und Saudi-Arabien ins Visier nehmen sollte. Dies ist eine sehr überraschende Aussage von Brook, denn bis dato war mir keine Äußerung aus dem Ayn Rand Institute bekannt, die sich ablehnend gegenüber dem Irak-Krieg geäußert hätte, auch wenn dort die Ansicht vertreten wurde und wird, dass es bessere Ziele als den Irak gegeben hätte, wie zum Beispiel den Iran. Brook befürwortete in der Diskussion eine Außenpolitik, die sich nach dem Eigeninteresse Amerikas richten sollte. Die Vereinigten Staaten sollten keine Truppen in andere Länder schicken aus Selbstaufopferung, sondern nur in Länder, die das Eigeninteresse Amerikas bedrohten: “Amerika sollte in seiner Außenpolitik sein Eigeninteresse verfolgen. (…) Und wenn unser Eigeninteresse erfordert, dass wir gegen andere Länder in den Krieg ziehen, und die Franzosen und die Deutschen lehnen dies ab, dann müssen wir unserem Eigeninteresse folgen und deren Besorgnisse verwerfen.”

Alex Epstein hatte im November 2002 allerdings einen Text verfaßt, der keinen Zweifel an einem militärischen Vorgehen gegen den Irak läßt:

Die Zukunft der nationalen Sicherheit Amerikas hängt davon ab, ob Präsident Bush sich dafür entscheidet, in den Irak einzumarschieren und das Regime von Saddam Hussein zu stürzen.

Donnerstag, Juli 26, 2007

Zufälle in der Geschichte

Der Blogger Noumenalself beschäftigt sich in zwei Beiträgen kritisch mit Robert Tracinskis Thesen zum Einfluss der Philosophie auf den Lauf der Geschichte. Im letzten Beitrag behauptet Noumenalself, dass unsere Zivilisation gegenwärtig fortbesteht aufgrund der Gunst von drei “Zufällen”: die verblassenden Lichter der Aufklärung, der Zusammenbruch des Marxismus und die fortgesetzte Inkompetenz der islamistischen Barbaren. In einem Kommentar vermerkt John Lewis, dass diese drei Entwicklungen keine Zufälle seien: “Die Aufklärung verblaßt wegen des Kollaps der Philosophie, der Marxismus starb, weil er seine expliziten Versprechungen nicht realisieren konnte, und die islamischen Barbaren sind inkompetent, weil sie einer irrationalen Philosophie folgen, und durch Altruismus am Leben gehalten werden.”

Sonntag, Juli 22, 2007

Nur der Mensch

"Die Menschheit? Das ist ein Abstraktum. Es hat von jeher nur Menschen gegeben und wird nur Menschen geben." (Johann Wolfgang von Goethe)

Ayn Rand bemerkt in ihren philosophischen Tagebüchern, dass sie diese Aussage gerne ändern würde, um einen Schritt weiter zu gehen: "Mensch, nur Mensch."

Samstag, Juli 21, 2007

Oliver Bierhoff liest Ayn Rand

Oliver Bierhoff war einer der populärsten deutschen Fussballspieler. Seit 2004 ist er Manager der deutschen Fussball-Nationalmannschaft. Sein Lieblingsbuch: “Wer ist John Galt?” von Ayn Rand.

Freitag, Juli 20, 2007

David Kelley über Kant

Diana Mertz Hsieh veröffentlicht auf ihrem Blog einige relevante Passagen aus Artikeln von Ayn Rand, David Kelley und Leonard Peikoff zum Thema “Kant”. Kelley entlastet Kant moralisch, da er den Begriff "böse" primär auf Handlungen und die sie ausführenden Menschen begrenzen möchte. Ayn Rand hatte die Bösartigkeit von Kant ausdrücklich betont, obwohl ihr sehr wohl bewußt war, dass dieser keine bösartigen Taten wie Stalin oder Hitler begangen hatte. Diana Mertz Hsieh macht deutlich, worauf es bei der Bewertung von Kant ankommt: “Der Urteil der Unehrlichkeit kann sich nicht stützten auf der Unfähigkeit des Lesers, die Ideen von Kant leicht zu verstehen, es muss sich stützen auf diese Ideen selbst.” Lindsay Perigo schreibt über das Verhältnis von Kant zu Hitler und Stalin, dass Kant die genannten Personen nicht unvermeidlich machte : “Er zwang Hitler und Stalin nicht, irgendetwas zu tun. Hitler und Stalin hatten, wie wir alle, einen freien Willen.” David Valliant weis darauf hin, dass der “Evader” nicht wissen muss, zu welchen Konsequenzen seinen Ideen führen, sondern dass das Kennzeichen der Evasion ist, dass jemand sich weigert, die Konsequenzen zu sehen, dort, wo er es hätte sehen können.

Donnerstag, Juli 19, 2007

Leonard Peikoff in West Point

Leonard Peikoff hielt im Jahr 2003 eine Rede vor Kadetten der US-Militärakademie in West Point über das Thema "Was ist ein gerechter Krieg?", 29 Jahre nachdem Ayn Rand dort referieren durfte. Peikoff bezeichnete dort den Krieg im Irak nicht nur als "falschen Krieg", sondern als einen Krieg, der mit den völlig falschen Mitteln geführt würde - ein Krieg, der nicht auf Selbstverteidigung basiere, sondern auf "Liebe". Peikoff betrachtet zwei Aspekte, nach denen Kriege moralisch bewertet werden müssen: der Grund für den Krieg und die Art, in die er geführt wird. In der erstgenannten Kategorie gibt es zwei Arten von Kriegen, die als unmoralisch oder ungerecht bezeichnet werden können: Aggressionskriege gegen unschuldige Nationen und Sozialfürsorge-Kriege. Die erstgenannten Kriege werden weitgehend als unmoralisch akzeptiert, wohingen die zweite Gruppe von Kriegen hochgradig kontrovers ist. Die einzige Art von Kriegen, die Peikoff als moralisch ansieht, sind Kriege zur Selbstverteidigung (was präventive Kriege nicht ausschließt, falls objektive Beweise existieren, die die Bedrohung nachweisen). Hinsichtlich der eingesetzten Mittel schlägt Peikoff zwei Kriterien zur Bewertung vor: die Zahl der Opfer auf der eigenen Seite (die so gering wie möglich sein sollte) und die massive Zerstörung des Feindes, die so groß sein sollte, dass sie den Willen des Feindes bricht und er in der Zukunft keine Bedrohung mehr darstellt. Wiederum wird das erste Kritierium allgemein anerkannt, während das zweite kontrovers ist. Peikoff betont in seiner Erläuterung dieses Punktes, dass nicht nur die bewaffneten Streitkräfte des Feindes und die politische Führung angegriffen werden sollten, sondern sie sollten überall dort eingesetzt werden, wo sie zu einer Demoralisierung des Feindstaates beitragen könnten und somit seinen Sturz beschleunigen könnten. Den 2. Weltkrieg betrachtet Peikoff als einen gerechten Krieg und als einen, der mit den richtigen Mitteln geführt wurde. Je mehr von den "unbegrenzten" Kriegen geführt würden, je weniger davon seien notwendig, weil Aggressor-Nationen amerikanischen Drohungen ernst nehmen würden.
Hier das Plakat der entsprechenden Diskussionsveranstaltung des Objektivistischen Klubs an der Carnegie Mellon University.

Siehe auch: Leonard Peikoff at West Point

Mittwoch, Juli 18, 2007

"Marktversagen" existiert nicht

Glenn Woiceshyn schreibt zum Thema "Marktversagen":

"Ein freier Markt garantiert nicht, dass ein Individuum seinem rationalen Eigeninteresse folgt -Irrtümer sind möglich-, sondern nur, dass er oder sie die Freiheit hat, dies zu tun. Von einem freien Markt kann nicht erwartet werden, dass er etwas tut, was metaphysisch unmöglich ist, wie zum Beispiel jedermann gleich reich zu machen, unabhängig von Fähigkeiten und Anstrengungen, oder aus Faulheit Gold machen. Wenn eine Person von einem Fahrrad erwartet, dass es fliegt, und es fliegt nicht, dann ist dies kein 'Fahrradversagen', sondern ein Geistesversagen."

Dienstag, Juli 17, 2007

"Stabilität" und "Frieden" in der Diktatur

Was Ayn Rand 1966 über die Friedensbewegung gesagt hat, gilt heute für einen Großteil der westlichen Welt: man akzeptiert Diktaturen, in denen eine Regierung Gewalt gegen ihre wehrlose Bevölkerung anwendet, aber man lehnt Gewalt zwischen bewaffneten Staaten ab. Siehe Iran, siehe Nord-Korea, siehe Kuba, …. Sie schrieb in The Roots of War (The Objectivist, Juni 1966):

“Aber dieselben Friedensbewegungen sind nicht gegen Diktaturen; die politischen Ansichten ihrer Mitglieder reichen durch alle Schattierungen des dirigistischen Spektrums: vom Wohlfahrtsdirigismus über Sozialismus zu Faschismus und Kommunismus. Das bedeutet, dass sie gegen die Anwendung von Gewalt einer Nation gegen eine andere sind, aber nicht dagegen, wenn eine Regierung Gewalt gegen ihre eigene Bürger anwendet; es bedeutet, dass sie gegen die Anwendung von Gewalt gegen einen bewaffneten Gegner sind, aber nicht gegen einen unbewaffneten Gegner.”

Montag, Juli 16, 2007

Luther und die Vernunft

Craig Biddle zitiert in seinem Aufsatz Religion vs. Free Speech (The Objective Standard) auch Martin Luther. Dieser ließ keinen Zweifel daran aufkommen, wie ein gläubiger Christ die Vernunft zu bewerten hat:


Luther nannte die Vernunft „des Teufels Braut” ... und „Gottes ärgste Feindin”; er sagte: „Auf Erden (ist) unter allen Gefähr­lichkeiten kein gefährlicher Ding denn eine hochreiche sinnige Vernunft”. Und: Vernunft „muß geblendet sein” und „der Glaube (muß) alle Vernunft, Sinne und Verstand mit Füßen treten.”

Quelle: Hannes Müller
Siehe auch: Christlicher Glaube und kritische Vernunft (Gerhard Streminger)

Samstag, Juli 14, 2007

Ist der Kommunismus nicht logisch, wissenschaftlich und atheistisch

Die kurze Antwort darauf: Der Kommunismus ist kein Ausdruck von Logik oder Wissenschaft, sondern das direkte Gegenteil davon. Trotz all seines antireligiösen Getues, ist der Kommunismus nur eine moderne Nachahmung von Religion: er stimmt bei allen wichtigen Schlüsselthemen mit ihrer Essenz überein und gibt dann dieser Essenz einen neuen Außenanstrich oder eine neue Abdeckung. Der Kommunismus verwirft die Logik des Aristoteles und die westliche Wissenschaft zugunsten eines 'dialektischen' Prozesses. Die Realität, behaupten sie, wäre ein Strom von Widersprüchen, die jenseits des 'bourgeoisen' Verstandes liege und die er nicht verstehen könne. Sie verwerfen Gott, aber an seine Stelle stellen sie einen säkularen Ersatz, die Gesellschaft oder den Staat, den sie nicht als Aggregat von Individuen behandeln, sondern als ein Organismus, der nicht warhnehmbar, allgewaltig und übernatürlich ist, als eine 'höhere unsichtbare Macht', die die Individuen transzendiert und überragt.

Leonard Peikoff: The Objectivist Forum, Juni 1986

Freitag, Juli 13, 2007

Kann ein Individualist patriotisch sein?

Ja, wenn das betreffene Land seine Loyalität auch verdient. Ein Individualist kann die Institutionen, die Geschichte und die Gesetze eines individualistischen Landes schätzen, und tut dies auch. Aber ein Individualist kann nicht patriotisch sein in Nazi-Deutschland, in Sowjetrussland oder in Khomeinis Iran. Dies ist der Unterschied zwischen einem rationalen Patriotismus und Chauvinismus. Die individualistische Haltung wird ausgedrückt durch eine bekannte Stichelei, die mit patriotischen New Yorker Taxifahrern in Verbindung gebracht wird: "Wenn es dir hier nicht gefällt, warum gehst du dann nicht nach Russland?" Dieser Satz mag nicht besonders elegant sein, aber wenn er sich an Kollektivisten wendet, ist er wirklich nicht zu beantworten.

Harry Binswanger, in: The Objectivist Forum, April 1987

Donnerstag, Juli 12, 2007

Der wirkliche Unterschied

Der Konservative Dennis Prager thematisiert auf frontpagemag.com das Verhältnis von Recht und Moral auf der religiösen Rechten und der säkularen Linken: “Für die Linke ist ‘legal’ das, was für die Rechte ‘moralisch’ ist. Die Religiösen glauben an ein gottgegebenes moralisches Recht, und die Linken glauben an das menschengemachte Recht als das moralische Gesetz.” Prager definiert allerdings an keiner Stelle, was die Essenz dieser religiösen Moral ist und ob die religiöse Rechte bereit ist, diese Moral auch mit der Macht des Staates durchzusetzen. Für Prager gibt es auch keine humane Alternative außerhalb des sozialen Subjektivismus der Linken und der Religion der Rechten. Diese Alternative existiert allerdings: es ist eine objektive, faktenorientierte Moral. Es ist eine Alternative, die die Scheinalternative Subjektivismus versus Religion nicht akzeptiert, wie es Craig Biddle in seinem Buch Loving Life schreibt: “Religion ist eine Doktrin, die nicht auf Fakten basiert, sondern auf Gefühlen. Somit ist die Religion, trotz gegenteiliger Behauptungen, eine Form von Subjektivismus.”

Dennis Prager (10. Juli 2007): Why Are Anti-Religious Books Bestsellers?

Mittwoch, Juli 11, 2007

Die Vernunft

“Die Vernunft geht immer den rechten Weg, Trieb und Phantasie aber bald den rechten, bald den falschen!” (Aristoteles)

Quelle: Hamburger Abendblatt

Mit Leidenschaft

Lindsay Perigo zitiert in seinem Artikel "Seven Lively Virtues" William Lloyd Garrisson:

Ich registriere zahlreiche Einwände gegen die Härte meiner Sprache; doch gibt es nicht Gründe für diese Härte? Ich bin so rau wie die Wahrheit, und so kompromisslos wie die Gerechtigkeit. In dieser Hinsicht werde ich weder moderat denken, sprechen noch schreiben. Nein! Nein! Erklären Sie einem Mann, dessen Haus brennt, moderat Alarm zu schlagen; bitten Sie ihn, seine Frau ein Stück weit aus den Händen des Vergewaltigers zu retten; erklären Sie einer Mutter ihr ins Feuer gefallene Baby stufenweise heraus zu holen; aber drängen Sie mich nicht zu Mäßigung in einem Fall wie diesem. Es ist mir ernst. Ich gebrauche keine Ausflüchte. Ich entschuldige mich nicht. Ich weiche keinen Millimeter zurück; ABER ICH WERDE GEHÖRT. Die Apathie der Menschen kann eine Statue von ihrem Untersatz springen lassen und die Auferstehung der Toten beschleunigen.
(Leitartikel 1. Januar 1831, The Liberator)

Religion kontra Freiheit

Peter Schwartz vom Ayn Rand Institute äußert in einem vom ARI veröffentlichten Aufsatz nicht explizit die Befürchtung, dass Amerika sich in Richtung einer Theokratie bewegt:

Im Amerika, anders als in der muslimischen Welt, bewahren sogar die Religiösen einen gewissen Respekt für die Vernunft.


Schwartz gibt zu, dass es auch “säkulare Formen der Unvernunft” geben kann -wie es zum Beispiel der Marxismus ist - aber verweist auf den grundsätzlichen Gegensatz zwischen Religion und Vernunft:

Säkularismus ist keine hinreichend Bedingung für Freiheit, aber eine notwendige.

Die Epistemologie des Altruismus

Eine interessante Audio CD von Peter Schwartz mit dem Titel The Epistemology of Altruism stellt das Ayn Rand Bookstore vor. In diesem Vortrag erläutert Peter Schwartz, wie der Altruismus im Kern ein Produkt von Mystizismus ist. Er untersucht, wie der Altruismus systematisch gegen das Gesetz der Identität verstößt, und wie er breite Akzeptanz nur dadurch gewinnen kann, dass er seine wahre Natur verzerrt.

Dienstag, Juli 10, 2007

Wie soll man mit übertriebenen Zweifeln umgehen?

Michael Hurd über Zweifel:
Zweifel sind manchmal logisch, sogar hilfreich. Unser gesamtes Strafrechtssystem beruht in der Tat auf dem Prinzip des vernünftigen Zweifels, einem Prinzip, dessen Absicht es ist, die Unschuldigen vor irrtümlichen Verurteilungen zu schützen. Im Gegensatz dazu steht die neurotisch zweifelnde Person, die an ihrer Fähigkeit zweifelt, mit einer Sache zurechtkommen, zu denken, die Wahrheit zu erkennen oder Schlussfolgerungen jeder Art zu ziehen. Dies ist ein sehr ernstes Problem und es ist oft der zentrale Grund für ernsthafte Probleme wie Depressionen, Panik, Angst und vielen anderen psychologischen Leiden, die heute so gut dokumentiert sind. Um dieses Problem zu korrigieren, muss diese Person ein nachhaltiges, intensives Programm der Selbstveränderung in Angriff nehmen. Der Prozess wird effektiver sein, wenn die Person so tief wie möglich zu ihren Basisprämissen vorstößt. Viele Menschen, die an sich selbst zweifeln, bezweifeln die Effizienz des menschlichen Geistes im Allgemeinen. Sie haben die vorherrschende kulturelle Vorstellung internalisiert, dass Menschen nicht nur fehlbar sind, sondern inhärent inkompetent und nicht würdig, zu leben.

Sonntag, Juli 08, 2007

Heine über Kant

Diana Hsieh Mertz erwähnt auf ihrem Blog den deutschen Dichter Heinrich Heine (der Hinweis kam anonym von einem Leser), der wenig Schmeichelhaftes über den Philosophen Immanuel Kant zu sagen hatte:

Die Lebensgeschichte des Immanuel Kant ist schwer zu beschreiben. Denn er hatte weder Leben noch Geschichte. Er lebte ein mechanisch geordnetes, fast abstraktes Hagestolzenleben, in einem stillen, abgelegenen Gässchen zu Königsberg, einer alten Stadt an der nordöstlichen Grenze Deutschlands. Ich glaube nicht, dass die große Uhr der dortigen Kathedrale leidenschaftsloser und regelmäßiger ihr äußeres Tagewerk vollbrachte als ihr Landsmann Immanuel Kant. Aufstehn, Kaffeetrinken, Schreiben, Kollegienlesen, Essen, Spazierengehn, alles hatte seine bestimmte Zeit, und die Nachbarn wussten ganz genau, dass die Glocke halb vier sei, wenn Immanuel Kant in seinem grauen Leibrock, das spanische Röhrchen in der Hand, aus seiner Haustüre trat, und nach der kleinen Lindenallee wandelte, die man seinetwegen noch jetzt den Philosophengang nennt. Achtmal spazierte er dort auf und ab, in jeder Jahreszeit, und wenn das Wetter trübe war oder die grauen Wolken einen Regen verkündigten, sah man seinen Diener, den alten Lampe, ängstlich besorgt hinter ihm drein wandeln, mit einem langen Regenschirm unter dem Arm, wie ein Bild der Vorsehung. Sonderbarer Kontrast zwischen dem äußeren Leben des Mannes und seinen zerstörenden, weltzermalmenden Gedanken! Wahrlich, hätten die Bürger von Königsberg die ganze Bedeutung dieses Gedankens geahnt, sie würden vor jenem Manne eine weit grauenhaftere Scheu empfunden haben als vor einem Scharfrichter, vor einem Scharfrichter, der nur Menschen hinrichtet - aber die guten Leute sahen in ihm nichts anderes als einen Professor der Philosophie, und wenn er zur bestimmten Stunde vorbeiwandelte, grüßten sie freundlich, und richteten etwa nach ihm ihre Taschenuhr.“ (aus: “Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland”, S. 152/153)

Diana Mertz Hsieh fügt an, dass die “guten Leute” von Königsberg eine Entschuldigung gehabt hätten: sie waren keine professionellen Philosophen und hatten die historischen Konsequenzen von Kants Ideen noch nicht gelesen - und hatten Ayn Rand noch nicht gesehen. “David Kelley hat keine derartigen Entschuldigungen”, äußert sie in Richtung des Gründers der Atlas Society.

Samstag, Juli 07, 2007

Peter Schwartz über von Mises

Auf NoodleFood schreibt Paul Hsieh über den Vortag “Contextual Knowledge” von Peter Schwartz und gibt hier auch eine Antwort von Peter Schwartz aus der “Q&A-Period” wider, die sich mit der Österreichischen Schule der Nationalökonomie beschäftigt. Das grundlegende Thema von Schwartz in seinem Vortrag ist das Problem, dass es Menschen gibt, die “richtige” Schlussfolgerungen aus falschen Gründen ziehen. Schwartz vertritt die Auffassung, dass diese Menschen tatsächlich falsche Ideen vertreten würde, trotz aller oberflächlichen Übereinstimmung mit Menschen, die die richtigen Ideen aufgrund richtiger Gründe haben (basierend auf einer richtigen Philosophie). Schwartz gibt in der Fragerunde zu, dass die Österreichische Schule eine Menge gute Dinge zu sagen hat zur Verteidigung des Kapitalismus, aber auf einer falschen philosophischen Grundlage steht, dem philosophischen Subjektivismus. Schwartz führt dann weiter aus, dass er nicht denkt, dass die “Österreicher” wirklich durch und durch Subjektivisten sind. Von Mises sei zwar nominell ein Befürworter des Subjektivismus, vertrete auf der anderen Seite aber die Gesetze der Logik und absolute Prinzipien, zumindest zeitweise: “Und ich denke, dass von Mises und andere richtig liegen mit ihren ökonomischen Ansichten, trotz ihrer subjektivistischen Orientierung, nicht wegen ihr.” Schwartz führt dann weiter aus, dass er von Hayek -anders als von Mises - nicht als Verteidiger des Kapitalismus ansieht, weil von Hayek seine Philosophie konsequenter anwenden würde: “Von Mises hat eine explizit subjektivistische Philosophie, aber implizit eine -bis zu einem gewissen Grad- rationale Philosophie.”

Freitag, Juli 06, 2007

Objektivismus und Abtreibung

Der mittlerweile leider verstorbene Stephen Speicher äußerte sich in einem objektivistischen Diskussionsforum über die Frage, ob eine Pro-Life-Position mit dem Objektivismus vereinbar wäre:

Was die Umfrage angeht: Zu behaupten, Objektivist zu sein ist nicht das gleiche wie tatsächlich ein Objektivist zu sein. Die Zurückweisung des Rechts auf Abtreibung ist eine Zurückweisung eines bedeutsamen Teils des Objektivismus. Wenn jemand so denkt, wäre es richtig zu sagen, dass man mit dem Objektivismus übereinstimmt mit der Ausnahme des Rechts auf Abtreibung, aber man sollte nicht den Titel Objektivist für sich behaupten. Außerdem ist es meiner Erfahrung nach so gewesen, dass wenn jemand behauptet, für den Objektivismus zu sein, außer …dann folgt gewöhnlich im Laufe der Zeit die Zurückweisung weiterer Aspekte des Objektivismus. Die Philosophie ist ein integriertes Ganzes, logisch verkünpft, und ein Herausbrechen eines kleines Teils der Basis führt gewöhnlich dazu, dass die gesamte Struktur zusammenbricht.

Donnerstag, Juli 05, 2007

Diskussion um Homosexualität

Im Diskussionsforum von The Autonomist gibt es eine Diskussion zum Thema “Homosexualität”, an der sich auch der Buchautor Jim Valliant mit einem Beitrag beteiligt hat. Valliant argumentiert, dass es eine “objektivistische Position” zur Homosexualität nicht gebe, außer dass sie legal sein sollte. Rand hatte sich dem Thema Homosexualität nie schriftlich geäußert. Es gibt zwar einige Äußerungen von Nathaniel Branden aus den sechziger und siebziger Jahren zu dem Thema, die nach Valliant allerdings nicht unbedingt Rands Ansichten widerspiegeln müssen. Reginald Firehammer, der Administrator der Diskussionsgruppe, wiederholt im Forum wieder seine bekannten Positionen zur Homosexualität: Menschen würden nicht geboren mit sexuellen Präferenzen, wie sie auch nicht geboren werden mit einer Vorliebe für Apfelkuchen oder Steak - wir würden nur geboren mit dem Wunsch, unseren Hunger zu stillen.

Mittwoch, Juli 04, 2007

Was Ayn Rand beeinflusste

Die erste fiktive Geschichte, die die junge Ayn Rand in ihren Kindertagen sehr stark beeinflusste war The Mysterious Valley von Maurice Champagne. Später sagte sie über diese Geschichte und diesen Helden:

The first thing that impressed me very much - and I am not emotionally indifferent to this day - was an adventure story in a French children's magazine called The Mysterious Valley…It had an enormous influence on me because it presented in complete form the sort of man I could admire. It was just an adventure - British officers in India - but written in a very heroic way. I mean heroic in my sense: not brutes, but men of ingenuity and intelligence. No work of literature has ever impressed me quite that much.

Dienstag, Juli 03, 2007

Ein Rückblick auf die amerikanischen Präsidentschaftswahlen

Im Jahr 2004 entstand eine interessante Debatte zwischen prominenten Objektivisten im Rahmen der amerikanischen Präsidentschaftswahlen. Harry Binswanger (anders als Leonard Peikoff) entschied sich seinerzeit für Bush, und ich möchte seine Argumente an dieser Stelle noch einmal wiedergeben:

Der Philosoph Harry Binswanger vom Objectivist Academic Center (OAC) des Ayn Rand Institute beschreibt die Bedeutung der amerikanischen Präsidentschaftswahlen mit den Worten “Unabhängigkeit versus Abhängigkeit”, wobei Präsident Bush für eine Politik stehe, die Amerikas Souveränität bewahre, Kerry hingegen für eine Politik der Aufgabe der Souveränität, um sich bei den Franzosen und den Despoten bei den Vereinten Nationen einzuschmeicheln. Eine Niederlage von Bush würde der Welt das Signal senden, dass Amerika den Willen verloren hat, den Terrorismus offensiv dadurch zu bekämpfen, dass den Staaten, die den Terrorismus fördern, ein Ende bereitet wird. Binswanger empfiehlt die Wahl von Bush trotz der beunruhigenden Negativa, die er repräsentiere: “Negativ an Bush ist natürlich vor allem seine Religiösität. Das Wachstum der Religion in Amerika ist alarmierend. Und es kann nur schlechter werden, ob Bush wiedergewählt wird oder nicht.” Aber die Kampagne von Bush kreise nicht um Religion, deshalb sei ein Wahlerfolg des amtierenden Präsidenten auch nicht als Mandat zu verstehen, die Barriere zwischen Staat und Religion einzureißen. Außerdem weist Binswanger richtigerweise darauf hin, dass es sich hier um die mögliche Wiederwahl von Bush handelt, d. h. wenn dieser eine amerikanische Theokratie befördern wollte, hätte dieses in den letzten vier Jahren bereits deutlich sichtbar sein müssen. Binswanger sieht zwar im Falle einer Wiederwahl von Bush durchaus eine weitere Erosion bei der Trennung von Staat und Kirche, aber er erwartet keine dramatische Entwicklung. Außerdem biete die Linke keine Alternative zur religiösen Rechten. Die Linke sei noch weiter in den Abgrund einer Fesselung des Geistes gerutscht mit ihre Propagierung der “politischen Korrektheit”, der “Hassverbrechen” und der staatlich kontrollierten Pseudo-Wissenschaft (”globale Erwärmung”). Binswanger liefert auch eine Erklärung für das Wachstum von Religion im Amerika. Der Grund liege im religiösen Monopol im Bereich der Moral: “Die Menschen brauchen moralische Anleitung, und wenn sie diese Anleitung nicht finden können in einer rationalen, säkularen Philosophie, suchen die meisten von ihnen sie dort, wo sie angeboten wird, in der Religion.” Die Religion werde langfristig immer gewinnen, wo die Menschen gezwungen werden, zwischen religiösen Antworten und keinen Antworten zu wählen, zwischen Mystizismus und Skeptizismus. Dies seien aber falsche Alternativen: “Die reale Alternative sowohl zum Mystizismus als auch zum Skeptizismus ist die objektivistische Philosophie von Ayn Rand. Der Objektivismus verteidigt Vernunft, Objektivität und eine Moralität des rationalen Eigeninteresses, mit dem menschlichen Leben als seinem Wertmaßstab.”

Montag, Juli 02, 2007

Die Moralität der Biotechnologie

Alex Epstein betont in einem Beitrag der Zeitschrift The Intellectual Activist (Juli 2003) den moralischen Wert der Biotechnologie:
"Biotechnologie ist keine Bedrohung für den Menschen, ganz im Gegenteil, es wäre ein Angriff auf die menschliche Natur, die menschliche Würde, die menschliche Zivilisation, diese neue Errungenschaft des menschlichen Geistes abzulehnen."

Sonntag, Juli 01, 2007

Der Niedergang des amerikanischen Konservatismus

In der Herbstausgabe 2006 der Zeitschrift The Objective Standard befindet sich der Aufsatz The Decline and Fall of American Conservatism von C. Bradley Thompson. Wer sich diesen Artikel zu Gemüte führt, kann unmöglich mehr der Auffassung anhängen, es gebe in irgendeiner Weise Parallelen zwischen dem Neokonservatismus und dem Objektivismus. Deutlich wird, dass der Neokonservatismus eine besonders etatistische Variante des Konservatismus ist, der sich als "neo" versteht, weil er es ablehnt, den amerikanischen Konservatismus an den Prinzipien des Laissez faire zu orientieren. Thompson zitiert den neokonservativen Kolumnisten David Brooks, der die Leave-us-alone-Philosophie der "small-government-conservatives" verspottet und das Ende der Ära des schlanken Staates verkündet. Dem amerikanischen Konservatismus wendet sich auch Edward L. Hughins zu: The Battle for the Soul of the Republican Party heißt sein Artikel in der Zeitschrift The New Indivdiualist. Er nennt die Neokonservativen die "Sozialingenieure der Rechten". Ihre Sichtweise des Staates sei fundamental "anti-individualistisch".