Die objektivistische Ethik läßt sich auf die Kurzformel "Kein Opfer!" bringen und mit dem Begriff "rationaler Egoismus" beschreiben. Der objektivistischen Ethik steht der Kodex des Opfers gegenüber. Dieser ist allerdings mit dem Altruismus nicht identisch. Andrew Bernstein beschreibt in seinem lesenwerten Aufsatz Villainy: An Analysis of the Nature of Evil insgesamt drei Varianten des Opferkodex. Zu diesem gehört auch der "zynische Egoismus", den Bernstein nicht dem Egoismus zurechnen möchte. Zynischer Egoismus wird von ihm als direkte Konsequenz des Altruismus angesehen, denn irgendjemand muss ja da sein, um die altruistischen Opfer einzusammeln. Die 2. Variante ist das Opfer für Gott, dem wir alle Gehorsam schulden würden und dessen Befehle wir pflichtbewußt ausführen müssen, gleichgültig wie diese im Einzelfall aussehen mögen. Die 3. Variante der Opferethik schließlich ist der Altruismus, der davon ausgeht, dass der Mensch sich für andere aufopfern muss. Die modernen Altruisten wie Marx und seine Anhänger verwerfen die Religion und hüllen sich in ein "wissenschaftliches" Kleid. Für diese Altruisten ist nicht Gott die Quelle der Pflicht des Menschen, sondern die Gesellschaft. Bernstein schreibt, dass dies schlimmere Konsequenzen habe als die Inquisition und die Scheiterhaufen: Konzentrationslager, Gaskammern und Weltkriege. Ayn Rand faßt diese drei Gruppen zusammen und bezeichnet sie als "Kannibalenmoral". Alle drei Versionen beruhen auf dem was Rand den "Primat des Bewußtseins" in der Metaphysik nannte. Der Primat des Bewußtseins behauptet, dass das Bewußtsein in irgendeiner Weise die Realität kontrolliert. In seiner übernatürlichen Variante behauptet er, dass Gott der Schöpfer und der Herr der Welt ist. In seiner gesellschaftlichen Form wird der Gesellschaft insgesamt die Funktion eines Schöpfers und Herrn der Welt zugeordnet. Die Ethik des Opfers folgt als logischer Schritt auf diese Metaphysik. |
Mittwoch, August 31, 2005
Wider die Kannibalenmoral
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Dienstag, August 30, 2005
Die Feinde von Christoph Kolumbus und die multikulturalistische Attacke auf die Westliche Zivilisation
Thomas Bowdens neues Buch The Enemies of Christopher Columbus ist eine Verteidigung von Christoph Kolumbus - und der Westlichen Zivilisation im Allgemeinen - gegen den Angriff der Multikulturalisten. Das Buch ist in der Form von Frage-und-Antwort konzipiert. In den Fragen geht es um Kolumbus und die Entdeckung und Besiedlung von Amerika. Es wendet sich Fragen zu, die ein ehrlicher Leser stellen könnte, der indoktriniert wurde mit den Unwahrheiten und den anti-westlichen Verleumdungen, die so weit verbreitet in unseren Schulen sind. Bowdens Ansatz ist es, historische Ereignisse aus der Perspektive der Westlichen Zivilisation zu behandeln. Diese steht für Vernunft, Wissenschaft, Individualismus und Fortschritt, und ist allen anderen bekannten Kulturen, die die Welt bisher gesehen hat, objektiv überlegen. Die entscheidende Frage ist, ob die Besiedlung Amerikas durch die Träger der Westlichen Zivilisation gut oder böse war. Hier ein kurzer Auszug aus dem Buch: |
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Montag, August 29, 2005
Bowden verteidigt Christoph Kolumbus
Im einem Interview mit der Zeitschrift Insight verteidigt Thomas Bowden die Thesen seines Buches The Enemies of Christopher Columbus. |
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Stolyarov über Hoppe
Für mich wenig überraschend hat G. Stolyarov das Buch Demokratie. Der Gott, der keiner ist von Hans-Hermann Hoppe in einem Beitrag für sein Internet-Magazin The Rational Argumentator recht positiv bewertet. Zusammenfassend kommt der Autor zu dem Ergebnis, dass "Objektivisten, Konservative und Liberale aller Schattierungen" viel von diesem Buch lernen könnten. Ausdrücklich weist der Autor allerdings den Anarchismus Hoppes zurück, wobei man sicherlich die Frage aufwerfen könnte, ob Hoppes Anarchismus nicht weitaus schlimmer ist als die von ihm so heftig kritisierten demokratischen Systeme. Auffällig ist natürlich, dass G. Stolyarov Hoppes Buch viel positiver sieht als viele deutsche Anarcho-Kapitalisten. So schreibt etwa der Anarcho-Kapitalist Stefan Blankertz in der Zeitschrift eigentümlich frei: "Hoppes Fehler besteht in dem, was ich 'totalitäre Inhaltlichkeit' nenne: Man will ein bestimmtes gesellschaftlich-kollektives Ergebnis und tut alles, um dieses Ergebnis herbeizuführen, setzt zur Not auch Gewalt ein. Das ist der Weg der Kommunisten und Faschisten ebenso wie der Demokraten. Die libertäre Gesellschaft ist nicht durch das Ergebnis definiert, sondern durch den Prozess, der zu einem Ergebnis führt: Es ist der Prozess der auf Eigentum basierenden Freiwilligkeit." Während man Hoppe sicherlich positiv anrechnen muss, dass er überhaupt über Werte redet, so muss ein Objektivist doch fragen, ob Hoppes "konservative Werte" überhaupt rational begründet werden können und ob er nicht doch latent autoritäre Vorstellungen hat in Sinne eines "Konservative Werte über alles." Auch stellt sich für mich die Frage, ob eine freie Gesellschaft tatsächlich "automatisch" Hoppes konservativen Wertvorstellungen entspricht, denn schließlich dürfte es doch so sein, dass die USA im 19. Jahrhundert zwar kapitalistischer waren als heute, aber eben auch rassistischer. Auch die puritanische Sexualmoral des 19. Jahrhundert ist für Objektivisten keine Alternative zur hedonistischen Beliebigkeit, die sich im Zuge der Kulturrevolution der sechziger Jahre überall in den westlichen Nationen verbreitet hat. Übrigens fällt auf, dass G. Stolyarov offenbar eine private Rechtschreibreform der englischen Sprache durchgeführt hat: Er schreibt "triumf" statt "triumph". |
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Donnerstag, August 25, 2005
Wo Atlas und Jesus sich treffen
Im Internet kann man die Seite eines seltsamen Atlas Institute Europe besichtigen. Die Seite, die ohnehin schon merkwürdig unstrukturiert ist, bietet dem Interessierten dennoch einige interessante Einsichten in gewisse Ver(w)irrungen, welche die sog. "Neo-Objektivisten" beizeiten befallen. Unter der Kategorie "CrossPhilo" findet sich - als ein Beispiel für einige weitere Erstaunlichkeiten, die sich auf der Seite so finden lassen - der Artikel Die Zukunft des Objektivismus des Institutsgründers Andreas W. Tauber. Ich zitiere drei - für einen angeblichen Objektivisten - besonders bemerkenswerte Stellen: |
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Samstag, August 20, 2005
Werner Habermehls fundamentale Unkenntnis
Deutschland muss wohl einen akuten Mangel an Ayn-Rand-Experten aufweisen, wenn ein Magazin für ein Interview zum 100. Geburtstag der Philosophin und Schriftstellerin auf einen Komiker wie Werner Habermehl zurückgreifen muss, seines Zeichens Herausgeber der deutschen Übersetzungen der Romane von Ayn Rand. Habermehl erläutert in dem Interview mit der Zeitschrift eigentümlich frei Rands Einstellung zu dem Philosophen Immanuel Kant folgendermaßen: "Ayn Rand hatte etwas gegen den zwergwüchsigen Krüppel aus Königsberg. Und er war ja auch ein komischer Kauz. Schreiben konnte er auch nicht. Aber seine Philosophie unterscheidet sich doch höchstens durch die Wortwahl von der Ayn Rands." Herr Habermehl, für diese Äußerungen wäre Ihnen Frau Rand wohl an die Gurgel gesprungen. Ayn Rand verabscheute den Philosophen aus Königsberg: "Kant ist der böseste Mensch in der Geschichte der Menschheit." Rand erläuterte ausführlich quer durch alle Zweige der Philosophie, was ihre Philosophie von der Kants unterschied, und kommt schließlich zu dem Ergebnis, dass ihr Objektivismus das "exakte Gegenteil" zu der Philosophie Kants bildet. Werner Habermehls Äußerungen sind somit reine Produkte seiner Phantasie. |
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Der Objektivismus als atheistische Philosophie
Der Objektivismus ist ohne Zweifel eine atheistische Philosophie, der die Existenz aller übernatürlichen Reiche (Himmel, Hölle, Fegefeuer), Ereignisse (Wunder, Reinkarnationen, Auferstehungen) oder Wesen (Geister, Einhörner, unsichtbar pinkfarbene Elefanten) verwirft. Was ist das Übernatürliche?: Das Übernatürliche ist das, was die Natur transzendiert. Es kann also so etwas wie einen "christlichen Objektivisten" nicht geben, d. h. niemand kann sich Objektivist nennen und gleichzeitig an die oben genannten Phänomene glauben. In diesem Sinne ist der Atheismus des Objektivismus "nicht verhandelbar". Wer sich als religiös definiert und Teile des Objektivismus für richtig hält, kann dies tun, solange er nicht behauptet, er wäre Objektivist. Ein Mystiker kann also an jedes übernatürliche Phänomen glauben, an das er glaubt, glauben zu müssen: kein Objektivist wird ihm das Recht absprechen, dies zu tun, aber kein Objektivist wird sich auf "Verhandlungen" darüber einlassen können, dies in den Objektivismus einzubeziehen. |
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Donnerstag, August 18, 2005
Die "verlorenen" Teile von Ayn Rands Playboy-Interview
Ayn Rands Interview mit der Zeitschrift Playboy (hier) aus dem März 1964 stellt immer noch eine der besten Zusammenfassungen der Philosophie des Objektivismus bis zum heutigen Tag dar. Der Playboy erschien seinerzeit in einer Auflage von 2,5 Millionen Exemplaren und konnte damit Rands Thesen einem breiten Publikum zugänglich machen. Einer von denen, der durch dieses Interview Ayn Rand entdeckte, war der damals 16jährige Don Hauptmann: "Wie so viele Objektivisten sagen, mein Leben wurde verändert." Fast vierzig Jahre später war es dieser Don Hauptmann, der bei Christie's die Dokumente um dieses Interview anläßlich der Feiern zum 50jährigen Bestehen der Zeitschrift ersteigern konnte. Er berichtet über diese Hinterlassenschaften in der neuesten Ausgabe des objektivistischen Zeitschrift Navigator. Auf den Originalabschriften des Interviews finden sich zahlreiche handgeschriebene Anmerkungen von Rand, der insgesamt mindestens drei Versionen des Interviews vorgelegt wurden. Rand änderte nicht nur ihre Antworten, sondern zum Teil auch die Fragen ihres Gesprächspartners Alvin Toffler. So gefiel ihr die mehrfach von Toffler verwendete Ausdrucksweise "Do you feel ...?" nicht, da ihr bekanntermaßen eine emotionale Terminologie zur Beschreibung kognitiver Aktivitäten mißfiel. Rand konnte sich allen Änderungwünschen gegenüber der Redaktion durchsetzen und war ausgesprochen zufrieden mit dem schließlich veröffentlichtem Endresultat. Don Hauptmann veröffentlicht in seinem Aufsatz erstmalig Teile der nicht veröffentlichten Passagen des Interview. Er weist aber darauf hin, dass die gestrichenen Passagen keine Geheimnisse über Rand enthüllen, es gebe keine Bekenntnisse zu Kant oder Kandinsky. Rands Antworten würden aber Ansichten zu Themen zeigen, die sie sonst nirgendwo angesprochen hat. Zu Beginn des Interviews spricht der Interviewer das Thema einer Antipathie gegenüber Ideologien an sich an, weil sie Intoleranz und Fanatismus ermutigen könnten. Rand kontert mit dem alles entscheidenden Hinweis auf die Art der Philosophie, auf die es ankomme: "Es ist Irrationalität, die zu Fanatismus führt und Inkonsistenz, die zu Destruktion führt. Der Mensch kann der Tatsache nicht entgehen, dass er eine Philosophie braucht. Die einzige Frage ist: Welche Art von Philosophie? Wenn ein Mensch konsistent an Produktion glaubt und ein anderer Mensch glaubt konsistent an Raub, dann wird die Natur dieser Konsistenz und werden ihre Konsequenzen nicht die gleichen sein. Die Gräueltaten, die Sie erwähnten, werden von Philosophie verursacht - von der falschen Art von Philosophie. Sie werden verursacht durch den Einfluss von dem, was ich die platonistische Denkschule nenne." Toffler provoziert Rand dann mit der Frage, warum eine Mutter ihr Kind lieben solle, das doch noch viel zu jung sei, um diese Liebe verdient zu haben und Rand habe doch in Atlas Shrugged behauptet, dass niemand Unverdientes fordern oder gewähren sollte. Die nachfolgende Antwort wird von Rand allerdings gestrichen, weil sie bemerkt haben könnte, dass ihre Antwort nicht vollständig gewesen ist: "Sie meinen dies nicht wirklich als ernsthafte Frage? Zunächst einmal: Wenn eine Mutter ein verantwortliches, rationales Wesen ist, hat sie kein Kind aus Versehen, sondern durch ihre Entscheidung. Ein Kind hat einen Wert für sie, einfach deshalb, weil es ein menschliches Wesen ist, dass -wenigstens physisch- durch sie geschaffen wurde. Die Eltern des Kindes schulden ihm Unterstützung bis zur Volljährigkeit mit 21, also bis zu dem Zeitpunkt, wo es sich selbst helfen kann. Dies ist eine gewählte Verpflichtung, die rationale Eltern akzeptieren, wenn sie die Entscheidung treffen, ein Kind zu haben. Sie müssen die Konsequenzen ihrer eigenen Entscheidung akzeptieren. Aber müssen sie das Kind lieben? Nein, nicht notwendigerweise. Dies hängt von der Bewertung seines Charakters ab im Verlauf des Erwachsenwerdens. Es muss ihre Liebe verdienen - wie sie seine verdienen müssen." In der Diskussion über Sex und Hedonismus fragt Toffler nach der Immoralität von Spielen oder Trinken, worauf Rand so antwortet: "Zunächst einmal gehören Spielen und Trinken nicht in die gleiche Kategorie wie Sex. Trinken an sich ist nicht unmoralisch, es sei denn eine Person ist ein Säufer. Sich nur einen Drink zu genehmigen, ist kaum eine moralische Frage. Es wird nur dann unmoralisch, wenn ein Mensch sich bis zu dem Punkt trinkt, wo er seinen Verstand erstickt und hemmt. Was das Spielen angeht, ich würde nicht sagen, dass eine Person die gelegentlich spielt, unmoralisch ist. Aber wenn das Spielen mehr wird als ein zwangloses Spiel, dann ist es unmoralisch aufgrund der motivierenden Prämisse für das Spielen. Die Leidenschaft für das Spielen ergibt sich aus der Überzeugung eines Menschen, dass er keine Kontrolle über sein Leben hat, dass er kontrolliert wird vom Schicksal, und deshalb möchte er sich vergewissern, dass das Schicksal oder das Glück auf seiner Seite sind." Rand streicht auch den ursprünglichen Hinweis, dass sie antikommunistisch sei und ersetzt ihn durch die Bemerkung, dass sie ihre Position niemals in negativen Begriffen beschreibe. Auch eine der Bildunterschriften gefällt ihr nicht und sie wählt folgendes Zitat aus ihrem Interview: "Der Kollektivismus als intellektuelle Kraft und moralische Idee ist tot. Aber Freiheit und Individualismus, und ihr politischer Ausdruck, Kapitalismus, sind noch nicht entdeckt worden." Auch vierzig Jahre nach dem diese Worte gesprochen wurden, noch unverändert aktuell. |
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Montag, August 08, 2005
Der Staat ist nicht inhärent böse
Anarcho-Kapitalisten sind das Spiegelbild von Pazifisten, die entdecken, dass mit Messern und Schusswaffen schreckliche Dinge getan werden. Sie entwickeln daraus die Überzeugung, dass wir in einer wunderbaren Welt leben würden, wenn nur diese Werkzeuge des Grauens von dieser Welt verbannt werden könnten. Sie übersehen, dass Messer und Schusswaffen nicht nur für schreckliche Dinge eingesetzt werden können, sondern auch dafür, schreckliche Dinge zu verhindern, sie ignorieren somit, dass nicht die Waffen an sich böse sind, sondern die Menschen böse sind, die sie für böse Zwecke einsetzen. Ebenso ist die Institution Staat nur ein Werkzeug zur Erreichung bestimmter Zwecke. Diese Zwecke können moralisch oder unmoralisch sein. Ein Staat, der Mörder nach einem rechtsstaatlichen Verfahren ins Gefängnis wirft, handelt moralisch. Ein Staat, der Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe oder Religion in ein Arbeitslager wirft, handelt unmoralisch. Es sind die Menschen, die über den Staat verfügen, die aus ihm ein Werkzeug des Lebens oder ein Werkzeug des Todes machen. Die Struktur eines begrenzenten Staates führt nicht inhärent in die Katastrophe, ebensowenig wie irgendetwas Inhärentes in Waffen in die Katastrophe führt. Ebensowenig ist das Argument tragfähig, dass der Staat sich unmoralisch mit Steuern finanziert. Er tut es zweifellos, aber dies macht die legitimen Funktionen des Staates nicht unmoralisch. Kein vernünftiger Mensch würde ernsthaft verlangen, dass alle verurteilten Verbrecher freigelassen werden, weil der Staat ihre Unterbringung mit Steuergeldern sicherstellt. Auch die Kriegführung eines Staates beurteilt sich ausschließlich danach, ob er der Verteidigung der Freiheit dient oder nicht. Die Finanzierung der legitimen Staatsfunktionen durch andere Mittel als Steuern ist nur im Rahmen eines vollständig freien Regimes möglich. Dies ist eine langfristige Aufgabe, die aber nicht dazu führen kann, dass wir heute notwendigen Staatsfunktionen eine ausreichende Finanzierung verweigern. |
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Sonntag, August 07, 2005
Tierquälerei
Diana Mertz Hsieh schreibt derzeit an einer Abhandlung über (genauer gesagt: gegen) "Tierrechte" und und als eine der schwierigsten Fragen bei diesem Thema sieht sie die Frage eines rechtlichen Schutzes durch Gesetze gegen Tierquälerei an. Und das Ergebnis ihres Denkprozesses steht durchaus noch nicht zur Gänze fest, wie sie selbst einräumt. Für Tiere, die zu kommerziellen Zwecken gehalten werden, sieht sie marktwirtschaftliche Mechanismen als ausreichenden Schutz an. Bei Tieren, die aus nicht-kommerziellen Gründen gehalten werden, sei Vernachlässigung dieser Tiere auch kein großes Problem, da die Besitzer der Tiere bereit wären, diese abzugeben, wenn sie von potentiellen Interessenten angesprochen würden. Eine ganz andere Geschichte seien jedoch sadistische Tierquäler, die die Tiere behalten wollen, um sie weiterhin zu quälen: "Vielleicht die einzige zutreffende Begründung für Gesetze gegen Tierquälerei ist, dass solch ein sadistisches Verhalten gegenüber Tieren enthüllt, dass solch eine Person psychisch und moralisch schwer gestört ist, bis zu dem Punkt, wo derjenige eine reale Gefahr für das menschliche Leben darstellt." Die gleiche Motivationslage, fügt sie an, die einen Mensch dazu bringe, einen Hund sinnlos für eine Gehorsamsverweigerung zu schlagen, treibe ihn dazu, schwächere Menschen, besonders Frauen und Kinder, zu verprügeln. Diese Enthüllung einer fundamentalen Gefährlichkeit eines Menschen könnte dazu führen, dass eine weitere Überprüfung dieser Person und "vielleicht sogar eine zwangsweise psychologische Behandlung" gerechtfertigt sei, schreibt die Autorin in ihrer vorläufigen Einschätzung dieses Problems. Dieses Argument sei die einzige potentielle Begründung für Gesetze gegen Tierquälerei, fügt sie an. |
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Freitag, August 05, 2005
Nathaniel Branden gegen den Objektivismus
Die Zeitschrift Free Radical hat in ihrer Ausgabe Oktober/November 2004 ein längeres Interview mit Nathaniel Branden (Part 1, Part 2, Part 3, Part 4). Branden empfiehlt in dem Interview die Bücher Anti-Americanism von Jean Francois Revel und Liberalism and Terrorism von Paul Berman. Politisch hat er sich auch von Ayn Rand entfernt, denn Branden unterstützt die Auffassung, dass es der "primäre" Zweck der Staates sein sollte, die Individualrechte zu verteidigen, nicht der "ausschließliche". Er möchte die Tür offen lassen für Notfallsituationen, wo Probleme auftreten können, auf die Markt nicht schnell genug reagieren könne. Der Unterschied zu Rands Position sei aber gering. Diana Mertz Hsieh hat auf ihrem Blog Noodle Food einige längere, lesenswerte Bemerkungen zu diesem Interview gemacht. |
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Mittwoch, August 03, 2005
Wozu Philosophie?
In The Romantic Manifesto macht Rand die Bedeutung einer richtigen Philosophie für das Leben auf der Erde deutlich: "Um zu leben, muss der Mensch handeln. Um zu handeln, muss er Entscheidungen treffen. Um Entscheidungen zu treffen, muss er einen Wertekodex definieren. Um einen Wertekodex zu definieren, muss er wissen, was er ist und wo er ist, d. h. er muss seine eigene Natur kennen (einschließlich der Mittel der Erkenntnis) und die Natur des Universums, in dem er handelt - d. h. er braucht Metaphysik, Epistemologie, Ethik, was bedeutet: Philosophie." Rand sah es als ihre "große Aufgabe" an, die Bedeutung der Vernunft im Denken des Westens wieder zu etablieren. Sie nannte ihre neue, radikale Philosophie "Objektivismus", abgeleitet von ihrer Theorie der Objektivität: "Objektivität ist sowohl ein metaphysischer wie auch ein epistemologischer Begriff. Er gehört zu der Beziehung des Bewusstseins zur Existenz. Metaphysisch ist er die Anerkennung der Tatsache, dass die Realität unabhängig von dem Bewusstsein des Wahrnehmenden existiert. Epistemologisch ist er die Anerkennung der Tatsache, dass das Bewusstsein des Wahrnehmenden (des Menschen) Wissen von der Realität durch bestimmte Mittel (Vernunft) in Übereinstimmung mit bestimmten Regeln (Logik) erwerben muss." Der Objektivismus, erklärte sie in der Los Angeles Times 1962, befürworte Realität, Vernunft, Selbstinteresse und Kapitalismus. Integraler Bestandteil ihrer Philosophie ist auch eine Theorie der Ästhetik, der sie den Namen "romantischer Realismus" gab. Kunst sei eine Konkretisierung "metaphysischer Abstraktionen", schrieb sie. In ihre ästhetische Theorie spiegelt sich auch in ihrer Einschätzung von Atlas Shrugged wider, den sie als ihren "idealen Roman" bezeichnete, weil er "komplett abgetrennt ist von jeder journalistischen Realität." Diese Qualität wies The Fountainhead nicht auf: "Rands ultimatives Ziel als Autorin fiktiver Literatur war es, eine Welt vollständig zu erfinden, unter Aufgabe jeder Anspielung auf tatsächliche Personen oder Ereignisse, und somit war 'The Fountainhead' nicht ihr 'idealer Roman'." |
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Spekulative Gedanken zu Robbins Power-Prinzip
In manchen Kreisen sind die Bücher von Anthony Robbins ("Das Power-Prinzip" , "Unlimited Power") sehr beliebt. Ich bin noch nicht weit mit dem Lesen gekommen, aber eines ist mir schon aufgefallen: dass die Grundprinzipien, auf denen Robbins Ideen beruhen, wie auch generell die Grundansätze der NLP, fehlerhaft sind, weil sie auf einer kantianischen Epistemologie beruhen. Man liest z.B. Sätze wie: "Keiner kann wissen, wie die Realität wirklich ist." Robbins spricht vom "sich belügen", und meint, dass man sich nur auf die positiven Aspekte konzentrieren soll. Er spricht von "Glaubenssystemen", die man so anpassen soll, dass die Zielerreichung eben am besten funktioniert. Ob das Glaubenssystem mit der Realität übereinstimmt, spielt keine Rolle. Befürwortet wird purer prinzipienloser Pragmatismus. Zusätzlich fällt die Moral völlig unter den Tisch. Es wird weder danach gefragt, ob das Ziel ein rationales Ziel ist, noch danach, ob die Mittel und der Weg dorthin richtig sind. |
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Kontra Anarchismus
Im Jahr 1994 hat Robert Bidinotto eine längere Abhandlung unter dem Titel The Contradiction in Anarchism verfaßt, an der sich an der sich immer wieder Anarcho-Kapitalisten reiben, so auch Prof. Roderick Long in seiner Erwiderung Anarchism as Constitutionalism: A Reply to Bidinotto. Bidinotto sieht den Hang zum Anarchismus in gewissen intellektuellen Kreisen mit Erstaunen: "Es erstaunt mich immer wieder, dass eine kleine Zahl von gebildeten Typen Opfer der theoretischen Verlockungen des Anarchismus werden kann. Diese Tendenz ist unbekannt bei den meisten gewöhnlichen Leuten, die weder die Zeit noch die Neigung haben, in theoretischen Perversionen zu schwelgen." |
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Labels: Anarchismus
Dienstag, August 02, 2005
Zum Status von Zivilisten im Krieg
Don Watkins macht auf seinem Blog einige interessante Bemerkungen zum Status von Zivilisten in Kriegen: "Aber ich sehe Zivilisten in einem Feindstaat nicht als Unschuldige an. Ebenso sind sie auch nicht schuldig. Diese Begriffe sind hier nicht anwendbar. Schuld und Unschuld beziehen sich auf den legalen Status einer Person unter der Herrschaft des Rechts, die eines spezifischen Verbrechens beschuldigt wird. Darüber sprechen wir hier nicht. Wir sprechen über den Status von Zivilisten innerhalb eines Feindstaates in Zeiten des Krieges. In diesem Kontext sind die Bürger eines Feindstaates, die die diesen nicht aktiv bekämpfen, um ihn von innen heraus zu stürzen, entweder eine passive oder aktive Stütze des Regimes und somit eine objektive Bedrohung für die unschuldige Nation. In einem Krieg liegt die Verantwortung für jeden vergossenen Tropfen Blut bei dem Aggressor - ihn trifft die moralische Schuld. Das bedrohte Land hat nur eine einzige Verpflichtung - sowenig Tote auf seiner Seite zu verursachen wie möglich, und den Willen und die Fähigkeit zum Kampf bei der feindlichen Nation zu zerstören. Irgendetwas anderes zu fordern, bedeutet Selbstaufopferung der unschuldigen Nation zu fordern. Dies bedeutet faktisch: Ja, im Krieg ist alles erlaubt - anything goes. Es herrscht das Gesetz des Dschungels. Es gibt keine anderen Weg, einen Krieg zu führen, und es gibt keinen anderen Weg, einen Krieg zu gewinnen. Das menschliche Leben ist nicht intrinsisch gut. NICHTS ist intrinsisch gut. Dies ist der primäre Fehler an der Wurzel des modernen Konservativismus (was Sinn macht, da Religion selbst eine Form von Intrinsizismus ist." |
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Labels: Krieg
Montag, August 01, 2005
Lebwohl TOC!
Die langjährige Unterstützerin des The Objectivist Center (TOC), Diana Mertz Hsieh, hat am 20. Februar 2004 in einer offenen Stellungnahme ihre Trennung von der Organisation mitgeteilt. Sie hatte in einem Brief an David Kelley, dem geschäftsführenden Direktor des TOC, bereits einige Tage vorher das Ende ihrer Unterstützung des TOC angekündigt. Sie nennt als Grund für diese Entscheidung, dass sie "bedeutsame praktische und philosophische Einwände" gegen die grundlegende Herangehensweise des Centers gegenüber dem Objektivismus habe. Hauptgrund ihrer Enttäuschung über das TOC sei dessen Verständnis des Objektivismus als eines "offenen Systems". Sie habe kürzlich noch einmal, nach zehn Jahren, David Kelleys "Truth and Toleration", das Gründungsdokument des TOC gelesen, und sei selbst überrascht gewesen, dass sie beinahe bei jedem Thema (moralisches Urteil, Sanktion, Toleranz, Objektivismus als offenes System) bedeutsame Meinungsunterschiede zu Kelley festgestellt habe. Gemäß Kelley ist der Objektivismus ein offenes System, dass nur begrenzt sei durch Prinzipien, die Kelley als fundamental für das System ansieht. Das Rest kann debattiert, geändert, reorganisert, verfeinert und vollständig zurückgewiesen werden innerhalb der Grenzen des Objektivismus, solange jemand "seine Sichtweise verteidigt unter Bezugnahme auf die Grundprinzipien." Diana Mertz Hsieh sieht die anhaltenden Probleme des TOC nicht begründet in schlechtem Management, fehlenden Spenden oder dürftigem akademischen Potential, sondern sieht sie als "natürliche, praktische Konsequenz" der TOC-Sicht des Objektivismus als eines offenen Systems. Der führende Philosoph der konkurierenden objektivistischen Organisation "Ayn Rand Institute", Leonard Peikoff, bestreitet, dass der Objektivismus -oder irgendeine andere Philosophie - ein offenes System sei. "Jede Philosophie", sagt er, "ist unveränderlich. Neue Implikationen, Anwendungen und Integrationen können immer entdeckt werden, aber die Essenz des Systems - seine fundamentalen Prinzipien und ihren Konsequenzen im jedem Zweig- ist ein für alle Mal niedergelegt worden durch den Autoren der Philosophie." Im Fall des Objektivismus ist der Autor natürlich Ayn Rand und die Philosophie ist definiert in ihren Werken. Peikoff erkennt die Möglichkeit einer weiteren Entwicklung der Philosophie an, solange dies "logisch vereinbar" mit dem sei, was sie geschrieben habe. Atlas Shrugged und die weiteren Schriften von Rand seien für die Objektivisten das, was die Verfassung für das Rechtssystem der Vereinigten Staaten sei. Ein Richter müsse die gesamte Verfassung akzeptieren und sicherstellen, dass seine Entscheidungen vereinbar mit jedem darin enthaltenen Satz seien. |
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Labels: Atlas Society
Medizinische Versorgung ist kein Recht
In einer Rede, die der Philosoph Dr. Leonard Peikoff am 11. Dezember 1993 hielt, wendet er sich der Frage zu, ob die sozialisierten Gesundheitssysteme wie auf Kuba und in Kanada, die zweifellos "unpraktisch" waren, dann aber jedenfalls moralisch und wohlmeinend wären. Peikoff verneint dies kategorisch, weil ein System, das individuelle Rechte verletze, moralisch falsch und böse sei. Ein Recht auf eine medizinische Versorgung gebe es nicht: "Nach unseren Gründervätern werden wir nicht geboren mit dem Recht auf einen Besuch in Disneyland oder auf eine Mahlzeit bei McDonald's oder auf eine Nierendialyse." Das amerikanische System kenne nur das Recht, zu handeln. Sollte es einige Bürger geben, die sich eine medizinische Versorgung nicht leisten könnten, müßten diese auf private, freiwillige Wohltätigkeit zurückgreifen. Sollte die Bevölkerung eines ganzen Landes sich wirklich einen solchen Dienst nicht leisten können, könnte keine Regierung daran etwas ändern. |
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Tara Smith über die Tugend der Ehrlichkeit
Im Internet steht jetzt der Aufsatz The Metaphysical Case for Honesty der Philosophin Tara Smith zur Verfügung, der im Jahr 2003 in der Zeitschrift The Journal of Value Inquriy veröffentlicht wurde (insgesamt 16 Seiten als PDF-Datei - Issue 4,2003). |
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Labels: Ehrlichkeit