Ihren letzten Film haben 75 600 312 Zuschauer gesehen: Kay Gonda. Aber sie ist mehr als eine erfolgreiche Schauspielern – sie ist eine Göttin: groß, sehr schlank, mit leichten und lautlosen Schritten – mehr Geist als Frau. Doch dieses Wesen, das nicht auf diese Welt zu gehören scheint, steckt in ernsthaften Schwierigkeiten: die Polizei ist ihr auf den Fersen, da ihr ein Mord zur Last gelegt wird. Aber Kay Gonda hat Bewunderer in großer Zahl und es sollte kein Problem sein, einen sicheren Unterschlupf zu finden. So macht sich die Schauspielerin mit sechs Briefen von Bewunderern auf den Weg, um Hilfe zu erbitten. Aber statt Hilfe erntet sie Verrat, bis sie auf Johnnie Dawes trifft, der tatsächlich handelt, um sein Ideal zu schützen. Er stirbt vollkommen glücklich durch eigene Hand, aber sein Tod wäre gar nicht notwendig gewesen… Ayn Rand schrieb “Ideal” im Jahr 1934, zu einem Zeitpunkt, wo sie Grund hatte, sich unglücklich zu fühlen, wie Leonard Peikoff in seinem Vorwort vermerkt. Ihr Roman We the Living war zwar abgeschlossen, aber von eine Reihe von Verlegern bereits abgelehnt worden und auch ihr Theaterstück Night of January 16th hatte noch keinen Produzenten gefunden. Ursprünglich war Ideal als Novelle verfasst worden, später aber zu einem Theaterstück umgeschrieben worden, das allerdings zu Lebzeiten von Ayn Rand nie den Weg auf die Bühne fand (erst im Jahr 1989 fand die Weltpremiere statt - mit der Schauspielerin Janne Peters als Kay Gonda). Über 80 Jahre nach der Erstellung der Novelle wird im Juli 2015 der Verlag Penguin Random House dieses Frühwerk von Ayn Rand auf den Markt bringen – versehen mit einer Einführung von Leonard Peikoff. Das Thema von Ideal ist die Rolle von Idealen im Leben von Menschen. In ihren philosophischen Tagebüchern aus dem Jahr 1934 bezeichnet Rand die Betrachtung von Idealen als völlig abstrakt und abgetrennt vom alltäglichen Leben als die “größte Plage der Menschheit”. Rand selbst stand im Jahr 1934 kurz nach der Fertigstellung von Ideal vor einer wichtigen Entscheidung, die darüber Auskunft geben sollte, ob sie ihren Idealen treu bleiben würde. Zwei Angebote lagen der Autorin für Night of January 16th vor: sie lehnte das deutlich lukrativere Angebot aber ab, weil es dem Produzenten das Recht auf Textänderungen einräumte. In Ideal gibt es auch eine erste Annäherung an den idealen Menschen, den Rand in ihren Werken darstellen wollte und der in der Figur des John Galt in Atlas Shrugged seine ultimative Verkörperung finden sollte. Ayn Rand lässt Kay Gonda sagen: "Als ich noch sehr jung war, sah ich einmal einen Mann. Er stand auf einem Felsen, hoch oben in den Bergen. Er stand still und angespannt da, wie eine Saite, die bebt nach einer Note voller Ekstase, die nie ein Mensch gehört hat. Ich habe nie herausgefunden, wer er war. Ich wusste nur, dass dies das Leben war, wie es sein sollte..." |
Sonntag, Juni 29, 2014
Ayn Rands “verlorener Roman”
Posted by Wolfgang at 29.6.14
Labels: Ideal (1934), Romane
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