Samstag, Juli 04, 2009

Perversion Wohlfahrtsstaat





DIE WELT zitiert in einem Artikel über die "Soziale Marktwirtschaft", die von Angela Merkel zum Exportartikel gemacht werden soll, den amerikanischen Ökonomen Adam Posen -heute, am 4. Juli, dem Nationalfeiertat im "Land der Freien"-, und dieser Wissenschaftler verrät durch die Wahl eines Begriffes viel von seiner spezifischen Ethik: "Wer glaubt, dass die Soziale Marktwirtschaft etwas spezifisch Deutsches ist, liegt falsch. Einzigartig ist vielmehr das Fehlen eines adäquaten Wohlfahrtsstaates in den USA; das ist eine einmalige Perversion." Wer bei dem Begriff "Perversion" an Sex mit Tieren denkt, liegt nicht so ganz falsch, wie uns das medizinische Wörterbuch "Pschyrembel" erklärt: "Perversion (lat. perversus verdreht, widersinnig, falsch): ursprünglich religiöser Begriff für Ketzerei; im 19. Jahrhundert auf "falsches" oder als schädlich angesehenes Sexualverhalten angewendet, heute noch in der Umgangssprache extrem abwertender Begriff, den die Sexualmedizin als wissenschaftlich nicht haltbar ablehnt, weil es ein natürlich vorkommendes, sozial erwünschtes "richtiges" Sexualverhalten nicht gibt; ..." Was der amerikanisches Ökonom so abwertend als "Perversion", d. h. als krank und gegen die menschliche Natur gerichtet, stellt sich für den, der einen "adäquaten" Wohlfahrtsstaat tatsächlich erleben muss, ein wenig anders dar, wie Gerd Habermann in seinem Buch "Der Wohlfahrtsstaat: Die Geschichte eines Irrwegs" darlegt: "Direkte Zwangsarbeit für andere - die Frondienste und naturalen Ablieferungen der feudalen Zeit - ist gegenwärtig (fast) unbekannt. Aber ist es etwas anderes als indirekte unentgoltene Zwangsarbeit, wenn der typische Erwerbstätige heute, wie die deutsche Steuerzahlerorganisation regelmäßig ermittelt, auf das Jahreseinkommen bezogen bis weit in den Monat Juni hinein für den anonymisierten 'Herrn', die Staatsmaschinerie, arbeiten muss und erst von da an den Ertrag der eigenen Arbeit für eigene Zwecke verwenden kann? War das Ausmaß an monetärer oder naturaler Belastung für den Vollbürger der Städte oder den freien Bauern früherer Jahrhunderte, war sie selbst im feudalen Zeitalter für die glebae adspcritpi größer? Man kann daran zweifeln." Einen Teil dessen, was dem Bürger vom Staat abgeknöpft wird, erhält er "im Gnadenwege", wie Ludwig Erhard ironisch bemerkte, zurück: "Dies ändert aber an der Natur der Sache nichts: Der Ertrag persönlicher Arbeit wird zunächst zu einem großen Teil enteignet." Und gerade das Fehlen dieser "indirekten unentgoltenen Zwangsarbeit" wird von Adam Posen als "Perversion" tituliert, und nicht ewa die Existenz derselben.