Freitag, September 21, 2007

Ist der Objektivismus ein Kult?

Zu dem immer wieder fälschlicherweise erhobenen Vorwurf, dass der Objektivismus ein "Kult" oder eine "Sekte" sei, empfehle ich zur Lektüre vier Aufsätze von Jim Peron, die Peron ursprünglich für die The Laissez-Faire City Times geschrieben hatte, nun aber nur noch auf der Website des Objectivism Reference Center zur Verfügung stehen. Peron schreibt: "Das Hauptmerkmal eines Kults besteht daraus, dass es sich um eine Gruppe handelt, die versucht, Menschen in einen Beitritt hineinzumanipulieren." Ist ein Beitritt erfolgt, müssen die Mitglieder die Interessen der Gruppe über ihr eigenes Selbstinteresse stellen. Nichts dergleichen kennt der Objektivismus. Zu Ayn Rands Lebzeiten gab es überhaupt keine Organisation, der man beitreten konnte. Es gab das Nathaniel Branden Institute (NBI), das aber keine Mitgliederwerbung betrieben hat, sondern Vorträge angeboten hat. Peron schreibt: "Der Objektivismus war, und ist, strukturlos. Und ohne Struktur kann es keinen Kult geben. Wenn die Struktur nicht existiert, dann gibt es keinen Kult."

1 comments:

Anonym hat gesagt…

Die Kritik trifft nicht die Essenz dessen, was einen Kult ausmacht. Diese ist:

Die Entpersonifizierung in destruktiven Kulten
(Die „Automatisierung“ von Menschen)


I. KULT-Elemente
(traditionell fernöstlicher oder postmoderner Antiintellektualismus)

1. Eventuell vorangehend bösartige Destabilisierung

• Verunsicherung durch gewollten Unsinn oder Widersprüchlichkeiten (z.B. Koans)
• Verunsicherung durch Erwägung von Solipsismus oder radikalem Konstruktivismus
• Gegenkonditionierung von bestehenden Werten/Frustrierung bestehender Bedürfnisse

2. Obskurantistische Epistemologie (Aggression gegen Eindeutigkeit)

• Generelle Aufforderung nicht zu Denken, sondern sich zur Ablenkung auf einfache Wahrnehmungen zu konzentrieren („im Hier und Jetzt sein“, automatische Körpervorgänge/Sinneseindrücke beobachten)
• Entmutigte Differenzierung: z.B. durch die Rede von der „Ganzheitlichkeit“ verstanden nicht als System von interagierenden Systemen, sondern als genereller Analyseverzicht („Alles ist eins“)
• Entmutigte oder inkonsistente Widerspruchsfreiheit: Anti-aristotelische (z.B. sog. mehrwertige) „Logik“
• Entmutigte oder unsaubere Identifikation des Wesentlichen/Anti-Essentialismus (z.B. „Definitionen“ ohne Genus und Differentia)
• Fehlende oder entmutigte Induktion: Verharren auf der Einzelfallebene in Denken und Kommunikation („Antibegrifflichkeit“ nach Rand)
• Fehlende oder entmutigte Deduktion: Erkannte Prinzipien werden nicht auf Einzelfälle angewendet

3. Obskurantische Ontologie

• Absurdität oder Mystizismus (Metaphysik/Dualismus) werden als Teil oder grundlegende Natur der Existenz dargestellt

4. Pejorative Psychologisierung von objektiver Erkenntnis und ihrer Kommunikation

• „Intellektualisierung“, Radikalismus, „Ideologentum“ (gemeint im marxistischen Sinne) o.Ä. wird grundsätzlich als charakterlicher Makel definiert

5. Erschütterung des Urteilsvermögens

• Generelle oder selektive Entmutigung von Kritik
• Ermutigung von Skeptizismus oder Skepsis gegenüber wissenschaftlichen Verfahren und experimentell Erwiesenem
• Befürwortung von Gläubigkeit/Offenheit gegenüber Behauptungen, die auf einer obskurantischen Epistemologie oder Ontologie beruhen


II. DESTRUKTIVITÄTS-Elemente
(Selbstaufopferung/Hingabe zu Gunsten der Gruppe)

4. Ideologische Ausbeutungsakzeptanz

• Vermittlung einer naiven „Theory of Mind“ (unter drohendem Vorwurf des Zynismus bei Hinterfragung)
• Kritik an den meisten Spielarten des Egoismus (insbesondere der des ethischen Materialismus) als Wegbereiter für die Akzeptanz künftig anstehender Forderungen nach der Herausgabe von Ressourcen

5. Unterwerfungsgebot

• Prohobitive Kosten für (intellekuelle) Integrität
• Installation eines überwiegend übergeordneten Instanzen nutzenden Ehrbegriffs
• Belohnung von (im Endeffekt epistemologischem) Pragmatismus („Vernünftigkeit“)

6. Tendenzen in der Expressivitätsregulation

• Entweder Forderung nach „Ausgeglichenheit“, d.h. Befürwortung von Stoizismus oder „Sanftheit“/Demut insbesondere gegenüber Höhergestellten
• Oder Forderung nach emotionalistischer Expressivität („Spontaneität“ und „Authentizität“) zum Zwecke der Rationalitätsaufgabe, insbesondere gegenüber faktisch oder potentiell Unterstellten

FAZIT:

Der Objektivismus ist nur insoweit ein Kult, in dem in einem Konflikt zwischen orthodoxem Text und Logik die "Heiligkeit" des Textes vorgezogen wird.

Die geschäftliche Struktur zur Anwerbung von Kunden hat mit der Charakterisierung als Kult nicht das Geringste zu tun.