Nachdem Ayn Rand ihr Hauptwerk "Atlas Shrugged" abgeschlossen hatte, widmete sie sich der Sachliteratur, und in einem geringeren Umfang auch einer Vortragstätigkeit, um ihre Philosophie bekannter zu machen. Häufig wurden nach diesen Vorträgen auch Fragen von Zuhörern zugelassen. Robert Mayhew hat durch sein gerade erschienenes Buch "Ayn Rand Answers: The Best of Her Q & A" Ayn Rands Antworten auf diese Fragen erstmalig auch in gedruckter Form dem interessierten Leser zugänglich gemacht. Sein Buch umfaßt ein breites Spektrum an Fragen und Antworten aus den Bereichen Politik und Ökonomie, Ethik, Metaphysik und Epistemologie, sowie Ästhetik und Kunst. Allerdings weist der Autor ausdrücklich daraufhin, dass Rands Antworten von ihm redigiert wurden und somit nicht als Teil des Objektivismus angesehen werden können. Hier vier ausgewählte Fragen und Ayn Rands Antworten:
Was denken Sie, wird passieren, wenn Sie gestorben sind? (1969)
Ich nehme an, dass man mich beerdigen wird. Ich glaube nicht an Mystizismus oder ein Leben nach dem Tod. Das bedeutet nicht, dass ich glaube, dass der menschliche Geist notwendigerweise materialistisch ist; aber er ist auch nicht mystisch. Wir wissen, dass wir einen Geist und einen Körper haben, und dass der eine nicht ohne den anderen existieren kann. Deshalb, wenn ich sterbe, wird dies das Ende für mich sein. Ich denke aber nicht, dass dies das Ende meiner Philosophie sein wird.
Gibt es einen Platz in Ihrer Philosophie für Gott? (1969)
Nein. Meine Philosophie schließt nur das mit ein, was man wahrnehmen, identifizieren und demonstrieren kann - durch die Mittel der Vernunft. Sie erlaubt nicht die Erfindung von 'Fakten', oder die Akzeptanz von irgendetwas aufgrund eines Glaubens - d. h. ohne rationale Demonstration. Aber es gibt keine Beweise für irgendeine Art von Gott, einem Leben nach dem Tod oder eine mystischen Dimension.
Wie ist Ihre Meinung von der Idee konkurrierender Regierungen? (1970)
Die ist ein unverantwortlicher Haufen Unsinn. Dies ist die einzige Antwort, die die Frage verdient.
Welche Meinung haben Sie von Henry Kissinger? (1976)
Ich denke, Herr Kissinger ist einer der schändlichsten und katastrophalsten Außenminister, die wir je hatten - hauptsächlich aufgrund seiner philosophischen Ansichten. Er ist ein Bewunderer und Anhänger von Metternich, der das schlimmste repräsentiert, was die europäische Sichtweise der Außenpolitik und der Macht zu bieten hat.
Haben Sie Milton Friedmans Film "Free to Choose" im öffentlichen Fernsehen gesehen? 1980)
Ich habe fünf Minuten davon gesehen. Das war genug für mich, weil ich Friedmans Ideen kenne. Er ist nicht für den Kapitalismus; er ist ein elender Eklektiker. Er ist ein Feind des Objektivismus, und sein Einwand ist, dass ich die Moral in die Ökonomie einbringe, die seiner Meinung nach amoralisch sein sollte. Ich mag nicht immer, was das öffentliche Fernsehen bringt, aber ich denke, dass sie bessere Sendungen haben als "Free to Choose" - den Zirkus, zum Beispiel.
Was halten Sie von der Österreichischen Schule der Nationalökonomie? (1977)
Ich denke, dass dies eine Schule ist, die eine Menge an Wahrheit und an richtigen Argumente über den Kapitalismus zu bieten hat - besonders von Mises-, aber ich stimme sicherlich nicht mit jedem Detail überein, und besonders nicht mit ihren angeblichen philosophischen Prämissen. Sie hat in der Tat gar keine. Sie versucht -von Mises vor allem- die Philosophie durch die Ökonomie zu ersetzen. Dies funktioniert nicht.
Könnten Sie einen Kommentar abgeben zu Robert Nozicks "Anarchy, State and Utopia"? 1977)
Ich mag diesen Autor nicht, weil ich keine schlechten Eklektiker mag - nicht in der Architektur, und sicherlich nicht in der Politik und Philosophie -, besonders wenn ich zu den Stücken gehöre, die verarbeitet wurden. |