Dienstag, November 02, 2004

Manfred F. Schieder: Wohin des Weges, Unternehmer?

"Die Unternehmer sind das Symbol einer freien Gesellschaft. Wenn sie aussterben, wird die Zivilisation selbst sterben."

"Capitalism: The Unknown Ideal", von Ayn Rand.

Die Unternehmer - jene produktiven Einzelgänger welche für ihre Produkte zahlende Abnehmer zu finden hoffen - sind die neue Rassenminderheit, die als Opferlamm in der "modernen" Hexenverfolgung dient, welche Politiker wie auch Intellektuelle gegen sie und somit gegen die Zukunft der Menschen im Allgemeinen, entfacht haben.
Sie werden einerseits beneidet und andererseits verabscheut und schuldig für alle Schwierigkeiten welche die Menschheit bedrängen, befunden. Man erklärt sie zum Sündenbock wo immer Regierungen oder eine politische, ideologische oder intellektuelle Gruppe jemanden braucht auf dem die unausweichlichen, katastrophalen Folgen ihrer eigenen irrationalen Handlungen abgewälzt werden können. Die Grünen empfinden sie als letztes Bollwerk gegen die heißersehnte, schnelle Rückkehr in das Wildendasein, und sie selbst tragen ein starkes Schuldgefühl, dass von der Annahme ausgeht, dass sie gegen die auf der Welt geltende "Moral" agieren. Dieses letzte vernimmt man in ihren öffentlichen Erklärungen, die gleichzeitig aus beschämende mea culpa und Verpflichtung zur "Rückkehr in die Natur" bestehen. Das Glück der Menschheit bestehe ja im Versinken in Dreck, Pest und Hunger und nicht in einem menschenwürdigen Dasein.
Eine Klarstellung ist hier notwendig. Wenn ich von Unternehmer spreche, dann meine ich selbstverständlich nicht jene Bürokraten, welche die Leitung von staatlichen oder gemischte "Unternehmen" beinhalten, und somit die Nutznießer von Privilegien, Hilfsgelder und Protektionismus sind mit denen sie ihre eigene Geschäftsunfähigkeit gegenüber dem unternehmerischen Risiko abschirmen.
Hier spreche ich von jenen wenigen freien Unternehmer, frei, soweit es der Sumpf an Verpflichtungen und Steuern, in dem die Menschheit weltweit erstickt überhaupt noch erlaubt. Diese zur Zeit aussterbende Art - welche von allen sozialistisch gefärbten Intellektuellen auch als "Räuberbarone" verschrien wird - besteht, wie es Ludwig von Mises in seinem Buch "Human Action" definierte, "aus jene Individuen, welche es darauf abgesehen haben, einen Verdienst zu erreichen, indem sie die Produktion jenen Marktänderungen anpassen, die nur sie im Voraus abschätzen können. Damit sei gesagt, dass der Titel Unternehmer nur denen zusteht, welche eine größere Initiative, eine erhöhte Abenteuerlust und eine stärkere Vision als die Mehrzahl besitzen; jene wagemutigen Individuen also, die, stets in der Vorhut, den Fortschritt selbst generieren."
Diese Menschen erzeugen die Zukunft. Man bemerke, dass "der Große Schritt vorwärts", der Augenblick als der menschliche Fortschritt begann, im direkten Zusammenhang mit der industriellen Revolution des 18. Jahrhunderts steht.
Was geschah damals so Einzigartiges? Vielleicht Entdeckungen und Erfindungen von außergewöhnlicher Bedeutung? Keinesfalls. Bis dahin hatte die Menschheit über die Jahrhunderte schon viele Entdeckungen und Erfindungen gesammelt. Diejenigen, die den hervorspringenden Punkt, der das Ganze in Bewegung setzte, nicht sehen wollen, verheimlichen es, indem sie auf Watts Dampfmaschine als den Start der Zukunft zeigen.
Aber die Grundsätze von Watts Maschine kannte man schon zu Zeiten der alten Griechen, und doch war nichts geschehen. Der Ursprung vieler wissenschaftlicher Errungenschaften kann dort zurückgeführt werden. Aber damals wurden diese Kenntnisse - und noch zur Zeiten der Renaissance geschah es so - als Kinderspiele abgetan, nichts weiter als einfallsreiche physische und chemische Verbindungen.
Bis zur zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts herrschte die mystische Auffassung, dass jede menschliche Bemühung zwecklos und nichtig war, schon im Voraus von einer göttlichen Macht zur Sinnlosigkeit abgestempelt und als ketzerische Aktivität verfolgt. Diese "irdische" Existenz war doch nichts weiter als eine Vorbereitung des "wirklichen" Lebens, welches sich in einer anderen, unbeschreibbaren "Wirklichkeit" abspielen würde. Die Theologen bestimmten dies als einen unbestreitbaren, dogmatisch gesetzten Teil ihrer Doktrin. Die Philosophen - von den Vorsokratikern bis zur Gegenwart - verweltlichten diese Anschauung als Handlanger des Mystizismus. So z.B. Platon und seine bidimensionale Welt von Formen und Traumwelt, Kant und seine noumenischen und phänomenologischen Objekte usw.
Diese Auferlegung des Glaubens an eine menschliche Existenz welche nicht verbessert werden kann, beinhaltet notgedrungen ein tiefgehendes Gefühl, dass alles, was man auch tut oder tun könnte, nutzlos ist. Die Klöster sind das klare Beispiel dieses Stillseins.
Es kam aber der unausweichliche Augenblick, an dem das Hirn einiger Menschen gegen diese Auffassung rebellierte. Praktische Menschen übernahmen ohne zu fragen, als an sich natürliches Beschäftigungsgebiet des Menschen, die Gestaltung der Zukunft in die Hand. Die wissenschaftlichen Kenntnisse wurden in die Tat umgesetzt. Männer wie James Brindley, Josiah Wedgwood, John Wilkinson, Matthew Boulton und hunderte andere machten sich an die Arbeit, "Geld zu machen" indem sie das Leben der Armen - eine in grauenerregender Armut und Dunkelheit dahinvegetierende Existenz - veränderten. "Es ist fast witzig, daran zu denken, dass Wollunterwäsche und Seife eine derartige Änderung im Leben der Armen erzeugen konnte," schrieb der großartige Jakob Bronowski in seinem Buch "Der Aufstieg des Menschen", "aber es sind diese einfachen Sachen - Kohle im Herd, Glas in den Fenstern, eine Auswahl von Speisen -, welche diese wunderbaren Verbesserung des Lebenstandards und der Gesundheit hervorriefen. Entsprechend unserer heutigen Normen waren die Industriestädte wahre Lumpenviertel, aber für diejenigen, welche aus den schmutzigen Löcher kamen, in denen sie ihr Leben fristeten, war eine Wohnung eine wahre Befreiung von Hunger, Schmutz und Krankheit; es ergab eine neue, breitgeschichtete Auswahl von Möglichkeiten."
Davon sprach man nicht. Die Intellektuellen und ihre geistlichen Vormunde vertuschten es. Sie konnten die Bestätigung der Falschheit ihrer Dogmen und ihres Glaubens nicht ertragen, denn nun war ihre Vorherrschaft selbst in Bedrängnis gestellt.
Die Männer aber, welche ihr Geld darauf setzten, dass sowohl Reiche wie auch Arme die neuen Produkte, welche sie auf den Markt brachten, kaufen würden, waren die Unternehmer. Die Unternehmer, Wohltäter der Gesellschaft von kolossaler Größe, entwickelten ein Großnetz von Märkten, welches alle gesellschaftlichen Ebenen, wie arm diese auch sein mochten, erreichte. Mittels Maschinen erhöhte sich die Produktivität der menschlichen Arbeit und deren ökonomische Belohnung. "Durch die Organisation der menschlichen Anstrengung in produktive Arbeit," schrieb die geniale Philosophin Ayn Rand (1905-1982), "wurden Beschäftigungen in unzählige Berufe erschaffen. Der Unternehmer ist der Große Befreier, welcher in der kurzen Zeitspanne von eineinhalb Jahrhunderte die Menschen von ihren leiblichen Notwendigkeiten befreite; von Hungersnöten, Pest, der frustrierenden Hoffnungslosigkeit und dem Entsetzen löste, in denen sich die Mehrheit aller Menschen in den vorkapitalistischen Jahrhunderten befand und in denen sich auch heute noch die Mehrheit jener befinden, welche in nichtkapitalistischen Ländern leben."
Karl Marx und Friedrich Engels selbst bekannten sich zu den ungeheuerlichen Vorhaben, die Menschen in die Vorsteinzeit der Ignoranz, der Pest und der intellektuellen und physischen Unterjochung der Steinzeit zurückzuversetzen als sie im "Kommunistischen Manifest" anerkannten, dass "der Kapitalismus durch die rasche Verbesserung aller Produktionsinstrumente, durch die unendlich erleichterten Kommunikationen alle, auch die barbarischten Nationen, in die Zivilisation reißt. Die wohlfeilen Preise ihrer Waren sind die schwere Artillerie, mit der sie alle chinesischen Mauern in den Grund schießen, mit der sie den hartnäckigsten Fremdenhass der Barbaren zur Kapitulation zwingen. Sie zwingt alle Nationen sich die Produktionsweise des Kapitalismus anzueignen, wenn sie nicht zugrunde gehen wollen; sie zwingt sie, die so genannte Zivilisation bei sich selbst einzuführen, d.h. kapitalistisch zu werden... Der Kapitalismus hat enorme Städte geschaffen, er hat die Zahl der städtischen Bevölkerung gegenüber der ländlichen in hohem Grade vermehrt und so einen bedeutenden Teil der Bevölkerung dem Idiotismus des Landlebens entzogen."
Waren diese Unternehmer voll und ganz von kapitalistischen Moralgrundsätzen geprägt? Sicherlich nicht. Die meisten von Ihnen, wenn nicht sogar alle, waren fromme Männer, welche ohne weiteres die christlich-jüdische Moral der Kirchen als Wegweiser ihres Tun anerkannten, genauso wie all ihre Mitbürger. Sie kamen gar nicht auf den Gedanken, dass sie ihre Leistungen nur vollbringen konnten, weil sie sich in der Praxis gegen diese religiösen Anordnungen auflehnten. Adam Smith schrieb neben dem Buch "Der Reichtum der Nationen", in dem er die damalige kapitalistische Struktur und Verhaltensform analysierte, noch ein weiteres, früheres, über die religiöse Moral, die er fälschlicherweise, wie die Philosophin Ayn Rand bezeugen würde, als Grundsatz für die kapitalistische Lebensform hielt.
Diese damaligen Unternehmer hatten kaum einen Sinn für "Soziales" übrig - und es wird im kapitalistischen System jemals etwas geben das sich "sozial" deuten ließe noch dies überhaupt notwendig sei - und versuchten, das Meiste aus ihren Arbeitern herauszuholen, was wiederum völlig richtig ist, da niemand bereit sein soll, weniger Wert für das, was er bezahlt hat, zu bekommen. Aber das, was sie taten, erzeugte eine, wenn auch kleine, so doch merkliche Verbesserung des "Lebensstandards", wobei dieser - und dies sei speziell hervorgehoben - völlig unnatürlich, also menschlich war, da es in der Natur gar keinen gehobenen Lebensstandard gibt. Die Natur kennt nichts anderes als das bare Überleben als Pflanze oder Tier.
Wenn man auf die "unmenschlichen" Arbeitsbedingungen von damals hinweist, wie man dies heute immer wieder gerne tut, da es politisch rührselig klingt, setzt man völlig falsche Vergleiche. Nicht gegenüber den Menschen des 20. Jahrhunderts in den Industriestaaten war die Lebensverbesserung, welche Ende des 18. Jahrhunderts einsetzte, eine solche, sondern im Vergleich zu den vorhergehenden Jahrhunderten.
Niemand verlässt einen befriedigenden Lebensstil für einen schlechteren. Auch die Leute von damals taten es nicht. Sie verließen die erschütternden Zustände des Bauerndaseins für die bessere Lebenserwartung der Industriestädte. Sicher waren diese lausig und dreckig, aber sie waren es weniger als am Bauernhof der damaligen Zeit. Sicherlich mussten die Kinder 14 Stunden pro Tag arbeiten, aber dies waren schon vier Stunden weniger als am Bauernhof und zusätzlich bekamen sie auch noch Milch und Brot, was sich der damalige Bauer nicht leisten konnte, weil er sonst zugrunde gegangen wäre. Die Milch und das Korn musste er dem Lehnsherrn geben oder verkaufen, um überhaupt überleben zu können, und er selbst lebte von gemahlener Hirse und Wasser. So bedeutete die frühkapitalistische Lebensform eine Verbesserung welche Herren wie Marx, Engels, Dickens, usw. nicht sehen wollten, weil sie sowieso von der Unterstützung der Industriellen - wie es Marx über Engels Hilfe und dieser als Nutznießer eines Systems, dessen Zerstörung er sich vorgenommen hatte, taten - oder durch weinerliche Romane, die von den Armen gekauft wurden, da sich Selbstbemitleidung immer gut verkauft und skrupellosen Literaten ein behagliches Leben erlaubt.
Aber den Intellektuellen und ihren Brotgebern war jede Verbesserung des Lebensstandards ein Dorn im Auge. Der Kommunismus in all seinen Formen bot sich als ideales Werkzeug zur Verteidigung ihrer Privilegien und der durch Machtausübung erreichten Stellungen (nicht denn durch Intelligenz und Produktivität) an. Einerseits stellte er sich als Verteidiger der Bevölkerung vor, andererseits setzte er als nicht erklärtes Ziel die Aufrechterhaltung der seit Jahrtausenden bestehenden Gesellschaftsform von Bürokraten und Unterjochten. Die vom Kapitalismus gestartete Lebensverbesserung und die damit verbundenen Gefahren einer Änderung der Gesellschaftsform sollten damit unterbunden werden.
Die Denker im Allgemeinen entzogen sich der Verantwortung der Bevölkerung gegenüber die sich entwickelnde Auflösung des Bestehenden und seiner Ersetzung durch eine sich in ständiger Verbesserung befindenden neuen Lebensform zu erklären. Insgeheim waren beide Seiten auch damit einverstanden. Stillstand verspricht die "Sicherheit" des Bestehenden, dies ist aber ein trügerisches Bild, denn das Universum selbst befindet sich im ständigen Wandel, und die Zeit einer aufgezwungenen Stagnation war schon längst abgelaufen. Die Intellektuellen aber zogen es vor, im Glauben, dass sie damit ihre eigene Lebensgerechtfertigung verlieren würden, das "Wunder" der Lebensverbesserung zu verschweigen. Ihre Gedanken steckten in der Furche einer bestehenden Routine, und so konnten sie auch nicht ihren Pflichten gewachsen sein. Anstatt die Zusammenhänge zu erkennen, welche es ermöglichten, dass die Industrielle Revolution und dem ihr eigenen sozialen System des Kapitalismus ("Ein soziales System, welches auf der Anerkennung der Rechte des Einzelnen, inklusive der Besitzerrechte, gründet, in dem aller Besitztum privater Besitz ist. - Ayn Rand) eine derart großartige Struktur formen konnte. Noch heutzutage befindet sich die Mehrzahl der Intellektuellen in diesen Morast geistigen Stillstandes. Noch immer begehren sie die Unterstützung der Mächtigen, noch immer schrecken sie vor ihnen zusammen. Noch immer tragen sie die Ketten des mittelalterlichen Dogmatismus.
Erst im 20. Jahrhundert würde die Renaissance des Intellektes geschehen. Ayn Rand war die Denkerin, welche, von den Fakten der Realität ausgehend, die Fundamente, die die Existenz der Unternehmer und ihre Gerechtfertigung erst erlauben, folgern würde. Die Unternehmer kennen von Ayn Rands Werke nichts oder kaum etwas. Im europäischen Raum wird sie totgeschwiegen. Ihre intellektuelle Leistung ist nur den in den U.S.A. gebildeten "Neuen Intellektuellen" bekannt. Diese Leistung hat einen Namen: die Philosophie des Objektivismus. Da sie auf den Verstand gründet, ist sie der Anfang und das Ende der Philosophie überhaupt.
Während die Menschen unter der Prämisse des Altruismus leben (das ist der Zwang für den Nächsten als Gerechtfertigung der eigenen Existenz zu leben), ist nichts Weiteres als Stagnierung und Resignation möglich. Der Altruismus ist die Anerkennung der Aufopferung für den Nächsten, die "Moral" der Kannibalen, welche sich gegenseitig verzehren. Der Altruismus ist mit dem Kapitalismus unvereinbar da dieser "die ständige Anstrengung bedeutet, das eigene Leben zu verbessern indem seine Bedürfnisse und Sehnsüchte befriedigt werden. Die Praxis der Entsagung, die Anbetung der Selbstpeinigung und der Selbstaufopferung, das Überleben durch Almosen ist die Definition jedes Urwaldstammes, jeder kollektivistischen "Gesellschaftsordnung" selbst, Gesellschaften also, in denen der Einzelne den Launen von Prinzen und Häuptlingen unterliegt" (Ayn Rand).
"Es ist hier", schrieb Ayn Rand, "wo sich der unüberwindliche Abgrund zwischen Unternehmer und Altruismus und das daraus entstehende Schuldgefühl entwickelt hat. Denn die Unternehmer opfern sich nicht für ihren Nächsten - würden sie dies tun stünden sie unmittelbar vor dem Bankrott - sondern verdienen, bereichern sich und erreichen Belohnungen, wie es ein rationales, moralisches System vorschreibt. Gerade deshalb aber hassen die Altruisten-Kollektivisten den Geschäftsmann. Sie tun es nicht, weil sie vermeintlich die "Armen" bemitleiden. Sie hassen den Unternehmer weil er erfolgreich ist, und sie benutzen den Neid als Mittel, um ihn zu erniedrigen und als schuldig zu verschreien. Ihre tiefste Sehnsucht, eine Sehnsucht, deren sie zu feige sind, sie sich selbst einzugestehen, ist es den sich mit Fleiß und Produktivität erhaltenden Teil der Bevölkerung im Sumpf des Stillstandes knien zu sehen. Nur so könnten sie sich ihres eigenen Schuldgefühles des Nichtstuns entledigen."
So aber finden sich die Unternehmer von Schuldgefühlen bedrängt. Sie stehen im krassen Widerspruch zu den alten "moralischen" Werten mit denen sie erzogen wurden und der Realität, welche ihnen vorschreibt wie sie sich als Unternehmer zu verhalten haben. Die Geschäftsmänner vertreten weder das Willkürliche, das Kapriziöse noch das Irrationale, sondern die totale Einschaltung jener Fähigkeit, welche ausschließlich dem menschlichen Hirn gehört: der Verstand. Sie vertreten die praktische Verwirklichung des Menschen in seiner höchsten Tugend: ein rationales Wesen.
Die Unternehmer und deren intellektuelle Stütze, die Neuen Intellektuellen welche die Existenz des Kapitalismus als einzig mögliche menschliche Gesellschaftsform mittels Ayn Rands Philosophie begründen und gerechtfertigten, können die Selbstzerstörung der Menschheit verhindern, wenn noch genügend Zeit für eine völlige Änderung der von den Menschen anerkannten philosophisch-moralischen Grundlagen vorhanden ist. Hier gewährt keine "Mitte-des-Weges" Lösung irgendwelche Hilfe, denn solche sind ein unstabiles, radioaktives Element. Die Gegenüberstellung wird sich zwischen dem Kommunismus, der noch immer intellektuell allgegenwärtig ist, und dem Objektivismus abspielen, also zwischen einem Sklavenlager, in dem die Peitschen der Bestien herrschen, und einer rationellen Gesellschaft für rationelle Menschen. Hier stehen sich die auf den Verstand gründende Moral, eine Moral des Individuums, der Egoismus also, und der Altruismus gegenüber.
"Die gewünschte kapitalistische Welt kann errichtet werden, sie ist wahrhaftig und möglich", sagte Ayn Rand in einem "Playboy"-Interview gegenüber Alvin Toffler. "Doch sie zu gewinnen", schrieb sie in ihrem Meisterwerk "Wer ist John Galt?" (Gewis Verlag), "erfordert totale Hingabe und einen totalen Bruch mit der Welt eurer Vergangenheit, mit der Doktrin, dass der Mensch ein Opfertier ist, das zum Nutzen der anderen lebt. Kämpft für den Wert eurer Persönlichkeit. Kämpft für die Tugend eures Stolzes. Kämpft für das, was der Mensch ist: für seinen souveränen denkenden Verstand. Kämpft mit der klaren Sicherheit und der absoluten Aufrichtigkeit eures Wesens, dass eure Moral die Moral des Lebens ist, und dass euer Kampf der Kampf um die Verwirklichung aller Werte, aller Größe, aller Güte und aller Freude ist, die auf dieser Erde möglich sind."
Und von hier ausgehend wird es den Unternehmern sehr einfach sein zu wissen, entsprechend welcher Moral sie zu agieren haben, welche Ideen sie unterstützen sollten, welche als unnötigen Ballast abwerfen, um somit selbst die Richtlinien der neuen Gesellschaft mitzubestimmen und sich hiermit für das Wohin ihres Weges zu entscheiden!
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Copyright (c) 2004, Manfred F. Schieder. Dieser Artikel erschien ursprünglich in spanischer Sprache in der Ausgabe vom November 1984 der Zeitschrift "A Fondo" in Buenos Aires, Argentinien.Die Urheberrechte dieses Artikels liegen bei Manfred F. Schieder, dem Autor, welcher auch das Recht zu eventuellen Änderungen, Aktualisierungen und Zusätze behält. Er ist Privatbesitz, darf aber vom Leser elektronisch, als Hardcopy oder in irgendwelcher anderen Art zur größtmöglichen Verbreitung weitergeleitet werden, solange der Name des Autors erwähnt und der Inhalt in keiner Weise abgeändert oder verfälscht wird.

Montag, November 01, 2004

Objektivismus in Tschechien und der Slowakei

Im Objectivism Online Forum stellt sich Vavrinec aus der Tschechischen Republik vor und verweist auf die offizielle tschechische Übersetzung von Leonard Peikoffs Standardwerk Objectivism - The Philosphy of Ayn Rand durch Jiri Kinkor. Tschechisch ist somit neben Englisch die einzige Sprache in der dieses wichtige Werke über Ayn Rands Philosophie zur Verfügung steht. Natürlich muss man es als sehr bedauerlich bezeichnen, dass es keine offizielle deutsche Übersetzung gibt, aber ich kann nur empfehlen, sich das englische Original anzuschaffen und nach und nach durchzuarbeiten. Trotz der tschechischen Übersetzung ist der Objektivismus den "normalen Leuten" in der Tschechischen Republik natürlich unbekannt. Manche Leute, schreibt Vavrinec, sehen die Objektivismus allerdings als interessante Kuriosität an, wo sie hin und wieder Argumente ausleihen können. Der jetzige Präsident Vaclav Klaus bezeichnete einmal in einer Diskussion den Objektivismus als "großartiges deduktives System". Auch andere "rechte" Politiker kennen den Objektivismus und nutzen ihn als ein Werkzeug unter vielen zur Verteidigung des Kapitalismus. Tatsächlich benutzen sie auch den Begriff "Kapitalismus", was bei uns in Deutschland selbst bei der FDP unüblich ist. Dort wird nur von "Marktwirtschaft" oder gar "sozialer Marktwirtschaft" gesprochen. Vavrinec schreibt dann noch, dass in Tschechien zumindest eine kleine, aber entschlossene Gruppe, meistens junger Menschen, existiert, die ernsthaft den Objektivismus studiert. Und dann noch sein aktueller Nachsatz: "Es ist schade, dass wir in die EU eingetreten sind - ein Garten Eden für Bürokraten."
Wie mir Jiri Kinkor mitteilte, wurde kürzlich in der Tschechischen Republik von einigen tschechischen Objektivisten das Galtuv Institut gegründet, um die Anstrengungen zur Verbreitung des Objektivismus in Tschechien zu institutionalisieren. Die Idee, auf europäischer Ebene Objektivisten zu vernetzen, hält Kinkor zwar für gut, sieht sich aber aus zeitlichen Gründen nicht in der Lage, persönlich einen Beitrag dazu zu leisten.

In der benachbarten Slowakei können interessierte Leser seit dem letzten Herbst Ayn Rands Erfolgsroman Atlas Shrugged nun auch unter dem Titel Atlas Pokrèil Plecami (Atlas zuckt mit den Schultern) auf Slowakisch lesen. In der slowakischen Ausgabe mutiert die Autorin allerdings zu Ayn Randová, was für den slowakischen Leser natürlich ein untrügliches Zeichen dafür ist, dass es sich um eine weibliche Autorin handelt. Der Übersetzer Alfred Nicholson schreibt in seinem Vorwort: "Dies ist mein Geschenk an die Slowakei". Im Gegensatz zur deutschen Ausgabe findet sich in der slowakischen sogar eine Übersetzung von Leonard Peikoffs Vorwort zum 35. Jahrestag der Erscheinung von Atlas Shrugged.