Freitag, Oktober 27, 2006

Die Krieger gegen den Westen und ihre Ideen

In ihrem Buch Okzidentalismus. Der Westen in den Augen seiner Feinde entdecken die Autoren Ian Buruma und Avishai Margalit an der deutschen Kultur- und Nationalgeschichte, dass sich dort das Phänomen des "Kriegs gegen den Westen" besonders gut zeigen läßt: "Mehr als jede andere europäische Nation war Deutschland Schlachtfeld und Ursprung dieser Idee." Und welche Personen diese Ideen nach Meinung von Buruma und Margalit in die Welt setzten, gibt Horst Domdey in DIE WELT vom 16.04.2005 wider: "Sie verweisen auf Herder, Fichte und die deutsche Romantik, auf Werner Sombart, Ernst Jünger und Moeller van den Bruck und auf arabische Übersetzer, die antiwestlich inspirierte Gemeinschaftsideologien in der islamischen Welt bekannt gemacht haben." Und welche Spuren Philosophen wie Johann Gottlieb Fichte (1762 - 1814) in den Köpfen der Deutschen hinterlassen haben, macht ein Auszug aus dem Tagebuch der Elfriede Jahn vom 15. April 1945 deutlich (DIE WELT vom 15. 4. 2005), die in den überall sichtbaren weißen Fahnen ein Zeichen der Erniedrigung sah und die an die folgende Worte von Fichte erinnerte: "Nichtswürdig ist die Nation, die nicht alles setzt an ihre Ehre." Die erwähnte Linie der philosophischen Romantik darf allerdings nicht verwechselt werden mit dem Romantizismus auf dem Feld der Literatur. Der Philosoph Leonard Peikoff nennt den philosophischen Romantizismus "die Fichte-Schelling-Schopenhauer-Linie des Mystizismus." Die literarerische Romantik folgte ganz anderen Prämissen.

Donnerstag, Oktober 26, 2006

Illusion Volksstaat

Der Historiker Götz Aly soll ein "bahnbrechendes" Buch geschrieben haben. So meint es jedenfalls Christian von Ditfurth in der Tageszeitung DIE WELT. Der Titel des Buches ist "Hitlers Volksstaat" und dieser Begriff bezieht sich Hitlers Diktatur, was allerdings nicht apologetisch gemeint ist, sondern im Hinblick auf die Nutznießer dieses "Volksstaates" durchaus einen moralischen Vorwurf impliziert. Alys zentrale These ist, dass die nationalsozialistische Diktatur eine Gefälligkeitsdiktatur gewesen sei, von deren Raubzügen vor allem die "kleine Leute" profitierten: "Wer von den vielen Vorteilen für Millionen einfacher Deutscher nicht reden will, der sollte vom Nationalsozialismus und vom Holocaust schweigen." Die erste Hälfte der These von Aly -die Diktatur war ein Volksstaat- erinnert an populäre Mythen, wie sie nicht nur die NS-Zeit umgeben, sondern alle Diktaturen. Im heutigen Russland gibt es noch jede Menge Leute, die glauben, Stalin sei ein großer Mann gewesen, da damals das Brot nur ein paar Kopeken gekostet habe. Diese Apologeten abstrahieren natürlich von den Verbrechen oder versuchen sie durch die Behauptung zu rechtfertigen, dass "Ordnung" geschaffen werden mußte, aber sie sind der festen Überzeugung, dass diese Diktaturen für die Masse der Bevölkerung materiell nutzbringend waren. Aly bestätigt diese Behauptung: Die Diktatur nutzte den "kleinen Leuten", aber er fügt an, dass diese Nutznießer von kolossalen Verbrechen waren. Nun sind die von Aly beschriebenen Raubzüge der Nationalsozialisten sicherlich als historische Fakten anzusehen, aber es stellt sich natürlich die Frage, ob die Essenz des Nationalsozialismus tatsächlich daraus bestand, Menschen reich werden zu lassen und ob die breite Masse der Anhänger dies tatsächlich erwartete und ob sie davon wirklich ihre Unterstützung abhängig machten. Kann der Autor wirklich vermitteln, dass Hitler seine Wahlkämpfe unter der expliziten oder zumindest impliziten Parole führte "Ich bringe Wohlstand für alle, nur meine Methoden werden etwas unkonventionell sein."? Äußerungen von Hitler lassen allerdings den Schluss zu, dass dieser keinesweg primär beabsichtigte, Wohlstand für das Volk zu generieren. Immer wieder polemisierte Hitler gegen den "Götzen Mammon" oder den "Gott Geld". In seiner Schrift Mein Kampf wendet sich Hitler ausdrücklich gegen die bürgerlich-liberale Vorstellung, "die vom Staat vor allem die günstige Gestaltung des wirtschaftlichen Lebens des einzelnen erwartet, die mithin von praktischen Gesichtspunkten aus und nach allgemeinen wirtschaftlichen Rentabilitätsanschauungen urteilt." Hitler sah sogar die "wirtschaftliche Blüte" eines Landes eher als Zeichen von Dekadenz an, die "nur in den allerseltensten Fällen" mit der "inneren Stärke eines Staates" zusammenfällt. Woraus der "Vorrang der Politik", woraus Hitlers "Idealismus" bestehen sollte, soll Hitler im Frühjahr 1930 in Anlehnung an Passagen aus Mein Kampf gegenüber Otto Wagener geäußert haben: "Im kommenden Sozialismus (...) geht es um die Gesamtheit, um die Gemeinschaft, das Volk. Und der einzelne und sein Leben spielen nur eine untergeordnete Rolle. Er kann geopfert werden, er selbst ist bereit, sich zu opfern, wenn die Allgemeinheit es erfordert, wenn es das Gemeinwohl es verlangt." Hitlers Sozialismus war somit nicht nur auf den Bereich der Ökonomie beschränkt, sondern sollte das gesamte Leben umfassen und die Prinzipien des Kollektivismus und Etatismus verwirklichen. Gemäß dieser Definition, schreibt Leonard Peikoff in seinem Buch Ominous Parallels, taten die Nazis, was sie predigten: "Niemand kann behaupten, dass sie nicht genügend Individuen opferten." Im Gegensatz zu Götz Aly, der die Auffassung vertritt, dass 95 % der Bevölkerung von den Nazis profitierten, sieht Peikoff im Nazismus ein umfassendes Ausbeutungssystem, das die gesamte Bevölkerung umfaßte: "Während der Hitler-Jahre -zur Finanzierung des Parteiprogrammes, einschließlich der Kriegsabenteuer- wurde jede soziale Gruppe mitleidlos ausgebeutet und ausgelaugt." Nicht dass sie von der Politik der Nazis angeblich profitierten, kann der Masse der Deutschen vorgeworfen werden, sondern dass in ihre Ausbeutung einwilligten.

Mittwoch, Oktober 25, 2006

Das Geschenk der Vernunft

Wenn die Vernunft ein Geschenk des Himmels ist und wenn man vom Glauben das gleiche sagen kann, so hat uns der Himmel zwei unvereinbare, einander widersprechende Geschenke gemacht. Denis Diderot

Dienstag, Oktober 24, 2006

Welt am Draht - die Philosophie von "The Matrix"

Einst forderte Ayn Rand, dass jeder Philosoph ein fiktives Werk schreiben solle, um die konkrete Bedeutung seiner Philosophie darzustellen. Die Brüder Larry und Andy Wachowski haben ihren Rat befolgt und mit ihrer Matrix-Trilogie ihre philosophische Botschaft unters Volk gebracht: "Wir waren entschlossen, so viele Ideen wie möglich in den Film zu bringen, wie wir konnten." Die drei Matrix-Filme waren nicht nur ein erheblicher kommerzieller Erfolg , sondern haben auch die Aufmerksamkeit von etablierten Intellektuellen auf sich gezogen. 2002 erschien das Buch The Matrix and Philosophy, in dem sich Professoren der Philosophie zum Thema äußern. Christian Beenfeldt beschreibt in dem Aufsatz The Primacy of Consciousness 'Reloaded' - The Philosophy Behind The Matrix zum philosophischen Hintergrund von The Matrix: "Die zentrale Prämisse von The Matrix, dass der Mensch einer metaphysischen Täuschung ausgesetzt sein könnte, ist nicht neu im westlichen Denken. Sie wurde im 17. Jahrhundert in das Herz der westlichen Philosophie injiziert durch Rene Descartes." Descartes wurde der moderne Vater der "Vielleicht"-Schule der der Epistemologie: "Die Schule , deren zentraler Inhalt ist, dass jede Art von Fantasieszenerio möglich ist, einzig deshalb, weil es vorstellbar ist." Die Matrix-Macher präsentieren uns in ihren Film die Ideen, dass die Menschen des Jahres 1999 von einer Computer-Simulation, eben der Matrix, kontrolliert werden, ohne sich dessen bewußt zu sein. Eine ähnliche Idee hat 1974 der deutsche Filmemacher Rainer Werner Fassbinder (1946 - 1982) in seinem TV-Film Welt am Draht verarbeitet. Die in die Köpfen der Menschen projizierte Welt ist visuell erheblich attraktiver als die schmuddelige und vulgäre reale Welt. In der Unrealität werden auch die meisten wichtigen Konflikte gelöst. "Diese Elemente", schreibt Christian Beefeldt, "betonen das Thema, dass die Realität unbedeutend ist." Die Matrix-Triologie propagiert eine Kombination von Skeptizismus und Mystizismus, die beide den Primat der Realität verwerfen und das Bewusstsein als primär ansehen. Der religiöse Mystizismus von The Matrix wird in einer Besprechung der Zeitschrift Christianity Today anerkannt, die den Films für einen der besten des Jahres 1999 hält. Der Film zeichnet deutliche Parallelen zwischen Jesus und Neo, dem Retter der Menschheit, der wundersam von den Toten aufersteht und Wunder sowohl in der Matrix wie auch in der realen Welt vollbringen kann. The Matrix betont die Wahrheit von Ayn Rands Beobachtung: "Den Menschen ist beigebracht worden, dass das Wissen entweder unmöglich ist (Skeptizismus) oder dass es ohne Anstrengungen verfügbar ist (Mystizismus). Diese beide Positionen erscheinen als Antagonisten, sind aber tatsächlich zwei Seiten des gleichen Themas, zwei Seiten der gleichen falschen Münze: Dem Versuch, der Verantwortlichkeit der rationalen Kognition und dem Absolutismus der Realität zu entkommen - dem Versuch, den Primat des Bewusstseins über die Existenz zu behaupten."

Montag, Oktober 23, 2006

Mao: die unbekannte Geschichte

Edwin A. Locke schreibt im CapitalismMagazine.com über seine Lektüre von Jung Changs und Jon Hallidays Buch Mao. Das Leben eines Mannes, die Geschichte eines Volkes. Locke hält Mao für das größte Monster in der Weltgeschichte, weil er die Vorstellung und die Akte des Folterns, Tötens und Zerstörens genießen konnte, weil sie nicht nur Mittel zum Machtgewinn und -erhalt waren, sondern eigenen Wert für ihn hatten. Menschen, die er für "Feinde" hielt, einfach zu erschießen, erschien ihm zu zahm, deshalb mußten sie zu Tode geprügelt werden, wovon er Filmaufnahmen machen ließ, die er mit Genuß anschaute. Das Buch enthält auch Hinweise auf das skandalöse Verhalten westlicher Politiker wie Nixon oder Kissinger, die Mao praktisch die Füße küssten.

Sonntag, Oktober 22, 2006

Die ideologischen Voraussetzungen des Nazismus

Der ehemalige israelische Ministerpräsident David Ben Gurion hat ausweislich des WELT-Journalisten Ernst Cramer nie eine Antwort auf die Frage erhalten, wie das Schrecklich gerade in Deutschland geschehen konnte. "Es gibt auch keine", fügt Cramer an. Aber Ben Gurion und jeder andere auch hätte auf diese berechtigte Frage durchaus eine Antwort erhalten können, eine, die wirklich die Ursachen des Nazismus benennt und das Niveau gängiger Pseudo-Erklärungen überschreitet. Es gibt diese Antwort bei einigen liberalen Historikern wie Karl D. Bracher und George Mosse, und vor allem gibt es diese Antwort auch bei einem Philosophen, bei Leonard Peikoff, Ayn Rands Schüler und Erben. Die Bedeutung einer zutreffenden Erklärung für das Wesen und die Ursachen totalitärer Bewegungen zeigt sich an der aktuellen Konfrontation zwischen dem Westen und dem Islamismus, wo alte Fehler wiederholt werden und fehlerhafte Strategien auf Basis dieser Fehleinschätzung formuliert und umgesetzt werden. Der Fehler, der benannt und überwunden werden muss, liegt in der Unterschätzung von Ideen als der Triebkraft der Geschichte. Der Historiker Jeffrey Herf erinnert in einem Artikel in der WELT am Sonntag vom 15. Oktober 2006 daran, dass sich sowohl die kommunistischen Parteien wie auch die konservativen Eliten in Deutschland, ebenso auch die maßgeblichen Außenpolitiker in England und Frankreich, als unfähig gezeigt hatten, "Hitlers Ideologie als Schlüssel zum Verständnis seiner Politik zu erkennen." Wie sehr Hitler nicht beim Wort genommen wurde, läßt sich unter anderem an der grandiosen Fehleinschätzung eines Franz Neumann ablesen, Autor eines marxistischen Klassikers über den Nationalsozialismus, der noch während des 2. Weltkrieges für den US-Geheimdienst OSS arbeitend zu dem Schlussfolgerung gelangte, dass die Nazis die Juden nicht ermorden würden, da die Nazis sie als Sündenböcke bräuchten, um von den Misständen des Monopolkapitalismus abzulenken. Hitlers Ideologie war einer rationalen Überprüfung durchaus zugänglich, da sie keineswegs in irgendwelchen Geheimdokumenten schlummerte, sondern offen für jedermann zugänglich war. "Die Essenz des politischen Systems, welches Hitler in Deutschland etablieren wollte, war klar", schreibt Peikoff (Peikoff, S. 15). Peikoff erwähnt die Verkaufszahlen von Hitlers Mein Kampf, von dem zwischen 1925 und 1932 "mehr als 200 000 Exemplare" verkauft worden sein sollen. Fast ein Vierteljahrhundert nach dem Erscheinen von Peikoffs Buch demontierte jüngst der österreichische Historiker Othmar Plöckinger den Mythos, Hitlers Buch sein ein ungelesener Bestseller gewesen. Er untersuchte die Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte von "Mein Kampf" und kommt zu dem Ergebnis, dass es eine der "hartnäckigsten Verallgemeinerungen und Fehleinschätzungen zur Geschichte des Nationalsozialismus" sei, wenn davon ausgegangen würde, dass die Deutschen Hitlers Wälzer nicht gekannt hätten. Plöckinger nennt eine Verkaufszahl von 241 000 Exemplaren bis zum Januar 1933 und von 1 Millonen Exemplaren für das Jahr 1933 allein, lange bevor das Regime Freiexemplare an frische Verheiratete oder Frontsoldaten kostenlos ausgab. Aber Hitler befand sich nur am Ende der ideologischen Nahrungskette. Er und seine Nazi-Bewegung waren nur die politischen Profiteure einer intellektuellen Bewegung, die im 19. Jahrhundert ganz Europa durchdrang, aber in Deutschland sein Zentrum und den größten Einfluss ausübte. Diese antiaufklärerische Bewegung trägt den Namen Romantizismus. (Peikoff, S. 49) Die beiden Figuren, die die Bewegung schufen und sie zu einer intellektuell respektablen Stimme im Westen machten, waren die deutschen Philosophen Kant und Hegel. "Kant ist der Vater der romantischen Bewegung", stellt Peikoff fest, wobei der Begriff "Vater" im Sinne eines "die Tür öffnen" zu verstehen ist. Hegel durchschritt schließlich die Tür, ohne allerdings zu versäumen, auf seinem Weg leidenschaftliche Lippenbekenntnisse für die Vernunft abzugeben. Hegel folgten weitere Philosophen, die die Tür durchschritten und allesamt wenig unternahmen, ihre Ansichten zu kaschieren. Peikoff nennt Fichte, Friedrich Schlegel, Schelling, Schleiermacher, Schopenhauer und Nietzsche. An einer anderen Stelle beschäftigt sich Peikoff ausführlicher mit Nietzsche und räumt ein, dass Nietzsche ein "Anti-Etatist, Anti-Rassist und in vielerlei Hinsicht ein Verteidiger des Individuums" sei, aber nichtsdestotrotz sei er ein "glühender Romantizist" gewesen, aus dessen zusammenhanglosen, aphoristischen Schriften die Nazis mit Genuss zitieren konnten.

Donnerstag, Oktober 19, 2006

Wer die Welt zum Laufen bringt

In ihrem Buch Capitalism: The Unknown Ideal schrieb die Philosophin Ayn Rand 1966: "Jede Bewegung, die ein Land zu verklaven versucht, jede Diktatur oder potenzielle Diktatur, braucht eine Minderheit als Sündenbock, die für die Probleme der Nation zur Verantwortung gezogen werden kann und die als Rechtfertigung für die eigenen Forderungen nach diktatorischen Vollmachten dient. In Sowjet-Russland war die dies die Bourgeoisie, in Nazi-Deutschland die jüdischen Menschen, in Amerika sind es die Geschäftsleute." Außerdem sei die juristische Behandlung von Kriminellen weitaus besser als die der Geschäftsleute, denn jene seien immerhin einem objektiven Recht unterworfen, während die Geschäftsleute den Launen und der Willkür von Politikern und Etatisten unterworfen seien. An diese Worte erinnert ein Leserbrief in der Financial Times Deutschland vom 17.03. Dort schreibt Henning G. aus Landsberg: "Es ist an der Zeit, dass endlich einmal anerkannt wird, wie wir Geschäftsleute ständig - in Film, Buch und populären Medien - als raffgierige Halb-Kriminelle dargestellt werden. Nicht Politiker oder Nichtregierungsorganisationen halten die Welt am Laufen, sondern die profane Gewinnsucht der Kapitalisten. Es wäre mehr als angebracht, wenn dies von den Menschen anerkannt würde. Und die Tatsache, dass dem nicht so ist, ja dass man sogar beschimpft und verhöhnt wird, trägt sicher dazu bei, dass unsere Wirtschaft den Bach runter geht."

Donnerstag, Oktober 12, 2006

Wenn


Wenn du den Kopf bewahrst, da rings die Massen
längst kopflos sind und dich als Anlaß sehn,
dir treu sein kannst, wenn alle dich verlassen,
und dennoch ihren Wankelmut verstehn;
kannst warten du und langes Warten tragen,
läßt dich mit Lügnern nie auf Lügen ein,
kannst du dem Hasser deinen Hass versagen
und doch dem Unrecht unversöhnlich sein &ndash

Wenn du kannst träumen, doch kein Träumer werden,
nachdenken und gleichwohl kein Grübler sein;
wenn dich Triumph und Sturz nicht mehr gefährden,
weil beide du als Schwindler kennst, als Schein;
kannst du die Wahrheit sehn, die du gesprochen,
verdreht zum Köder für den Pöbelhauf,
siehst du als Greis dein Lebenswerk zerbrochen
und baust mit letzter Kraft es wieder auf –

Wenn du auf EINES Loses Wurf kannst wagen
die Summe dessen, was du je gewannst,
es ganz verlieren und nicht darum klagen,
nur wortlos ganz von vorn beginnen kannst;
wenn du, ob Herz und Sehne längst erkaltet,
sie doch zu deinem Dienst zu zwingen weißt
und durchhältst, auch wenn nichts mehr in dir waltet
als nur dein Wille, der "durchhalten!" heißt –

Kannst du zum Volke ohne Plumpheit sprechen,
und im Verkehr mit Großen bleibst du schlicht;
läßt du dich nicht von Freund noch Feind bestechen,
schätzt du den Menschen, überschätzt ihn nicht;
füllst jede unerbittliche Minute
mit sechzig sinnvollen Sekunden an:
Dein ist die Erde dann mit allem Gute,
und was noch mehr, mein Sohn: Du bist ein Mann!

Rudyard Kipling (nach einer Übersetzung von Lothar Sauer)

Dies war das Lieblingsgedicht von Ayn Rand. Es wurde bei ihrer Beerdigung rezitiert.

Montag, Oktober 09, 2006

Freiheit und Prosperität - Die Ursachen und Konsequenzen der Weltwirtschaftskrise

Der Ökonom Richard M. Salsman hat in einem Artikel für die objektivistische Zeitschrift The Intellectual Activist (2004) die Ökonomen aufgefordert, die Weltwirtschaftskrise unverfroren "simplizistisch" zu betrachten - im besten Sinne des Wortes: "Sie müsssen die Tatsache klar identizfieren, dass die Weltwirtschaftskrise durch Etatismus verursacht wurde. Aber da genau die gegenteilige Sichtweise - oder überhaupt keine konsistente Sichtweise - den Fachbereich durchdringt, werden wir fortgesetzt unter den Bösartigkeiten und Erniedrigungen des Etatismus leiden." Salsman setzt sich auch mit dem "Mythos" auseinander, dass der 2. Weltkrieg der Schlüssel zu einer wirtschaftlichen Erholung war, da die Arbeitslosenrate in den USA schließlich von durchschnittlich 17,2 % im Jahr 1939 auf 1,5 % in den Jahren 1944/1945 zurückgegangen war, was dies angeblich beweisen soll: "Etatisten umgehen typischerweise die Tatsache, dass die Regierung keinen Reichtum schafft, und dies auch nicht kann: sie kann ihn nur leihen, stehlen oder zerstören. Diese letzten drei Methoden wurden zunehmend in den dreißiger Jahren eingesetzt - und besonders während des 2. Weltkrieges. Aufgrund ihrer Natur sind alle Kriege, auch die gerechten und richtigen, Akte der Destruktion, nicht der Produktion. 'Kriegsprosperität' ist ein Oxymoron. Nicht nur war die Kriegspolitik Washingtons nicht in der Lage, die Ökonomie zu 'stimulieren': sie unterwarf unschuldige Arbeiter einer Dienstpflicht, holte sie millionenfach aus der Privatwirtschaft heraus und schaffte es, dass eine Million von ihnen verstümmelt oder getötet wurde; diese Politik unterstützte auch Stalins Tyrannei und reduzierte den Lebensstandard der Amerikaner weit mehr als dies die etatistische Politik in den dreißiger Jahren getan hatte. Washingtons ungeheuerlichster Angriff auf das Leben, die Freiheit, das Eigentum und den Lebensstandard der Amerikaner war die Anwendung der Wehrpflicht (1940 - 1945). Sie ist tatsächlich Sklavenarbeit, und wie der oben zitierte MIT-Professor bemerkte, hatte Hitler bereits gezeigt, wie man durch die Anwendung dieser Methode die Arbeitslosigkeit in Deutschland 'reduziert'. Von 1940 bis 1945 zwang Washington 16 Millionen Menschen in das Militär, die meisten im vitalen Alter zwischen 18 und 30. Während des Krieges wurden 406 000 Militärangehörige getötet und 671 000 wurden verwundet. Erinnern wir uns, wir der oben zitierte Historiker bewunderte, dass 'das amerikanische Arbeitslosenproblem schließlich verschwand.' Ja - nachdem Washington die Arbeitslosen praktisch entführte und sie nach Übersee verschiffte, um zu zerstören und zerstört zu werden. Kein Wunder, dass die amerikanische Arbeitslosenrate absank während des Krieges."