Mittwoch, Juni 14, 2006

Die "göttliche" Ann Coulter

Ann Coulters neues Buch Godless: The Church of Liberalism wirkt von außen wie ein Buch über Diäten oder die neuesten Fitnesstrends. Tatsächlich geht es allerdings um die amerikanische "liberals", denen sie richtigerweise vorwirft, selbst Anhänger einer Religion zu sein. Coulter macht einige gute Punkte gegen die linken "liberals", allerdings ist selbst in einem christlich-konservativen Denken verhaftet, womit ihr die Voraussetzungen fehlen, wirklich eine Alternative zur Linken zu entwickeln, die kompatibel mit Wissenschaft und Vernunft ist. Bezeichnend ihre Einschätzung von Darwin in einem Interview mit Jamie Glazov vom FrontPage Magazine. Coulters Vorgängerwerk Treason hatte im Jahr 2003 der objektivistische Philosoph Harry Binswanger in einem Artikel für das CapitalismMagazine.com besprochen. Für Binswanger hat das Buch Wert, weist aber auch große Gefahren auf. Objektivisten seien aber genügend immunisiert, um das Buch ohne Reue lesen zu können. Die schlechten Seiten des Buches bezeichnet Binswanger mit Begriffen wie "mystisch" oder "religiös". Ein gróßer Teil des Buches ist der Verteidigung des Anti-Kommunisten Joe McCarthy gewidmet: "Sowjetische Spione in der Regierung waren kein Hirngespinst einer rechten Einbildung. McCarthy kämpfte nicht gegen Windmühlen. Er kämpft gegen eine authentische kommunistische Verschwörung, die von der Demokratischen Partei mit einem Lachen abgetan worden war," schreibt Coulter. Ayn Rand hatte McCarthy als zu wenig antikommunistisch bezeichnet, da er die Top-Roten ausgespart habe.

Im allgemeinen fällt, so Binswanger, die Bewertung von Männer der Rechten wie McCarthy, Reagan und anderer zu positiv aus:
"Als eine typische Konservative schreibt sie Reagan den Sieg im Kalten Krieg zu. Die Wahrheit ist, dass Reagan ein wenig besser, oder ein bißchen weniger schlimm, war als die vorhergehenden Präsidenten. Der wirkliche Grund für Russlands Zusammenbruch war der Tod der marxistischen Ideologie, die, um einen marxistischen Ausdruck zu gebrauchen, den Samen ihrer eigenen Zerstörung in sich trug. Der Marxismus basierte auf der Behauptung, dass der Sozialismus materielle Überfluss bringen werde, und dass er nicht nur den Kapitalismus abhängen würde in materieller Hinsicht, sondern dass er auch sehen würde, wie der Kapitalismus in einen ökonomischen Abgrund stürzt, der zur Revolution führe. Nach siebzig Jahren eines 'noch nicht, aber in ein paar Jahren' konnte dieser wesentliche Inhalt des Marxismus nicht länger gehalten werden. An diesem Punkt war die Alternative, zu versuchen, die Macht mit nackter Gewalt zu bewahren -wie die Chinesen es auf dem Tiananmen-Platz taten-, oder einen Kompromiss zu suchen, wie es die zerschlissene, müde Sowjet-Bürokratie tat.
Ich stimme ihrer Behauptung zu, dass Reagans Appell an die Moralität in seiner 'Reich des Bösen'-Rede ein machtvoller Faktor war. Aber ein ideologisch selbstbewußtes Regime, wie es Russland in seinen frühen Jahrzehnten gewesen war, hätte dies mit einem Lachen abtun können. Aber mein Punkt ist, dass sie die Bedeutung einer moralischen Vision sieht. Unglücklicherweise knüpft sie diese explizit an den Glauben zu Gott."

Freitag, Juni 09, 2006

Thinker To Thinker


Montag, Juni 05, 2006

Die Internationale

In Ayn Rands erstem Roman We the Living (Vom Leben unbesiegt), der in der jungen Sowjetunion kurz nach der Machtergreifung der Kommunisten spielt, kommt der Musik eine große Rolle zu. Rand setzt die Musik ein, um die Emotion einer Szene oder die Emotion der Ereignisse im Leben der Charaktere zu unterstreichen. Häufiger als jedes andere Musikstück wird "Die Internationale" erwähnt, ein Lied, das die Kommunisten nach dem erfolgreichen Umsturz zur offiziellen Hymne der Revolution erklärten, bis Stalin 1941 den Internationalismus auch auf der symbolischen Ebene zu Grabe trug. Ursprünglich kam "Die Internationale" aus Frankreich, wo sie 1871 geschrieben wurde, um die kommunistische Pariser Kommune zu feiern. Die Musik ist von Pierre Degeyter und der Text von Eugene Potlier, einem Mitglied der 1. Internationale. Anläßlich einer Versammlung von Studenten zur Wahl des Studentenrates am Technologischen Institut, wo die kommunistischen Studenten dieses Lied anstimmen, gibt Rand eine längere Beschreibung der Melodie der Internationalen (zitiert nach der deutschen Ausgabe, S. 77):

Zum ersten Mal in Petrograd hörte Kira die Internationale. Sie achtete nicht auf den Text. Der Text sprach von den Verdammten, den Hungrigen, den Sklaven, jenen, die nichts gewesen waren und alles sein würden. Aber in dem wunderbaren Pokal der Musik waren die Worte kein berauschender Wein, kein Entsetzen erregendes Blut, sondern nur graues Spülwasser.
Die Melodie jedoch war wie das Hallen Tausender entschlossen marschierender Füsse, wie Trommeln, die von festen Händen geschlagen wurden, war wie der Marsch der Soldaten, die in der Dämmerung der Schlacht und dem Sieg entgegenziehen. Es war eine Hymne mit der Wucht eines Marsches, ein Marsch mit der Majestät einer Hymne. Es war der Gesang der Soldaten, die geweihte Banner und von Priestern gesegnete Schwerter tragen. Es war ein Lied von der Heiligkeit der Kraft.
Alle hatten sich erhoben, als die Internationale gespielt wurde.
Kira lauschte lächelnd der Musik.
"Das ist das erste Schöne, das ich an der Revolution bemerkt habe", sagte sie zu ihrer Nachbarin.
"Seien sie vorsichtig", flüsterte das junge Mädchen und blickte dabei nervös um sich. "Es könnte Sie jemand hören."
"Wenn all dies vorüber ist", sagte Kira, "wenn die Spuren ihrer Republik von der Geschichte ausgelöscht sind - was für ein herrlicher Trauermarsch wird das dann sein."

Freitag, Juni 02, 2006

Karl Poppers Angriff auf die Wissenschaft

Wer etwas über Karl Popper aus objektivistischer Sicht erfahren möchte, muss beim Ayn Rand Bookstore für sieben CDs zum Thema (Bo Dragsdahl: Karl Popper's Assault on Science) immerhin 76,95 $ bezahlen.
Karl Popper war ein unbedeutender Philosoph, aber ein bedeutender Verbreiter des kantianischen Skeptizismus innerhalb unserer Kultur. In der Pose eines Vertreters der wissenschaftlichen Methode propagierte er eine Philososphie, die im Wesentlichen daraus bestand, dass Induktion ein Mythos ist, dass wissenschaftliche Theorien im Grunde willkürliche Konstrukte sind und dass die Abwesenheit einer Falsifizierung -statt positiver Beweise - der Standard für die Akzeptierung von wissenschaftlichen Schlussfolgerungen ist. Diese Ideen haben einen Ansturm auf die Wissenschaft in der heutigen akdademischen Welt inspiriert, mit Philosophen, die behaupten, dass wissenschaftliche Fakten Produkte einer Interaktion unter Wissenschaftlern ist und dass die wissenschaftliche Erkenntnis ein westliches Vorurteil repräsentiert. In diesem Kursus behandelt Bo Dragsdahl Poppers wesentliche Ideen und und identifiziert ihre Wurzeln bei Kant.

Lesenswert auch der Aufsatz Prüfen Sie Popper von Hardy Bouillon im CNE-Magazin. Bouillon schreibt über Poppers Kapitalismuskritik: "Popper teilte Marxens Missbilligung der sozialen Zustände - nicht aber dessen Vorschlag zu deren Behebung. Popper teilt auch die Auffassung, dass die individuellen Freiheit - die er in Anlehnung an Hegel formale Freiheit nennt-, nicht ausreiche, um ein menschenwürdiges System zu ermöglichen."