Montag, August 30, 2010

Sarrazins Irrweg

Thilo Sarrazins Buch "Deutschland schafft sich ab" löst gerade einen riesigen Medienwirbel in Deutschland aus (teilweise auch im Ausland. Haaretz zitiert Sarrazin: "All Jews share a particular gene that makes them different from other peoples.") Ein Wirbel, in dem es schwerfällt, Beiträge zu finden, die diesem Buch wirklich gerecht werden. Frank Schirrmacher scheint dies gelungen zu sein:

Er hat recht in vielem. Aber seine Antwort ist so radikal, dass sie vor muslimischen Milieus nicht haltmachen wird. Sie betrifft alle, das sollten seine Anhänger wissen. Es ist ein Symptom, dass eine demographisch verwundete Gesellschaft ihren Ausweg in der Biologie sucht. Es ist ein fataler Irrweg. Sarrazins Intelligenzmodell kennt keine spontanen Ausbrüche an Begabung und Talent. Er kann nicht erklären, wieso viele große geistige Leistungen der letzten Jahrhunderte aus bildungsferneren Schichten stammten. Dabei wäre dies der Impuls, mit dem man auch die muslimischen Milieus aufwecken könnte. Bildung und das Vermögen, sich des eigenen Verstandes zu bedienen, hat Menschen aus dem gesellschaftlichen Nichts zu den großen Bewegen gemacht, ganz gleich, wer ihre Eltern waren.


Zur Diskussion um den Schirrmacher-Artikel hier

Noch ein Artikel von Schirrmacher: Biologismus macht die Gesellschaft dümmer

Alan Posener in DIE WELT

3 comments:

Anonym hat gesagt…

Ich möchte in diesem Zusqammenhang gesagt wissen, dass das Judentum eine _Religion_ ist. Zu sagen, alle Juden besäßen ein bestimmtes Gen, was sie von anderen Völkern untrscheidet, ist nun wirklich äußerst materialistisch (um nicht zu sagen: dumm).

Was den Rest seiner Aussagen betrifft, ist es ganz interessant, dass der SPD-Bundesvorstand momentan angeblich tausende E-Mails erhält, von denen eine überwätigende Mehrheit Zustimmung zu Sarrazin ausdrückt.
Liebe Grüße,
G.

Wolfgang hat gesagt…

Die Sache mit dem "Juden-Gen" ist eindeutig falsch. So etwas gibt es nicht. Es gibt auch kein "Deutschen-Gen" oder "Türken-Gen". Zum Thema siehe auch Hannes Stein in der Jüdischen Allgemeinen
http://www.juedische-allgemeine.de/blogs/nyc:

Gibt es ein jüdisches Gen? Nein, andernfalls könnte man ja durch einen simplen Bluttest herausbekommen, ob jemand Jude ist. Eine Gemeinschaft, die durch nichts weiter als den Glauben zusammengehalten wird, sind Juden aber auch nicht. Die meisten Juden teilen mehr genetisches Material miteinander als mit ihrer nichtjüdischen Umgebung; und das genetische Material deutet auf einen gemeinsamen Vorfahren hin, der im Nahen Osten zu Hause war. Alles andere wäre aber auch höchst merkwürdig bei einem Volk, das seit Jahrtausenden die Gewohnheit pflegt, vor allem untereinander zu heiraten.

Sascha hat gesagt…

Ich fand auch Gabriels Beitrag in der Zeit sehr gelungen:

http://www.zeit.de/2010/38/SPD-Sigmar-Gabriel?page=1