Samstag, November 22, 2008

Die Entwicklung der Vernunftkultur in Europa

Heute bespricht Olaf B. Rader in Die literarische Welt das Buch „Das Mittelalter“ von Johannes Fried:


Fried arbeitet heraus, dass nicht Könige und Kaiser Europa groß gemacht
haben, sondern der aus zentralen Texten erwachsene kategorische Denkstil, der zu
einem durchgängigen Gebrauch der Vernunft geführt habe. Europa, kein Ergebnis
von Schlachtengenies, sondern geboren aus dem Geist, aus der Art des Denkens und
der einzigartigen Strategien zur Problemlösung.


Dass diese „Entfaltung einer Vernunftkultur“ mit dem Ende des Mittelalters nicht zu einem Abschluss gekommen war, erfährt der Leser im Wissensschaftsteil, wo das Buch „Das große Buch der Evolution“ von Ernst Peter Fischer vorgestellt wird:

Darwin brauchte 20 Jahre dazu, seine Idee von der natürlichen Auslese
niederzuschreiben. Zu sehr war vor 150 Jahren noch der Gedanke vom allmächtigen
Schöpfer in den Köpfen verankert. „Es ist, als ob man einen Mord gesteht“, so
beschrieb Darwin sein Gefühl, dass ihn bei der Formulierung der
Evolutionstheorie beschlich. Heute muss niemand, der die Evolutionstheorie
akzeptiert, sich vor Anfeindungen fürchten.


Damit dies so bleibt, muss die Vernunftkultur verteidigt und sogar erweitert werden. Und dann kann es auch eine offene Debatte um solche Phänomene wie die „globale Erwärmung“ geben, wo einschüchternde Vokabeln wie „Klimaleugner“ verschwunden sind.