Dienstag, Oktober 09, 2007

Der triumphialistische Alan Greenspan

Dieter Wermuth hat sich durch Alan Greenspans Buch Mein Leben für die Wirtschaft (engl.: The Age of Turbulence) "durchgearbeitet", und kommt zu einem gemischten Urteil (Man beachte seinen emotionalen Widerwillen gegenüber Greenspans Äußerungen hinsichtlich der praktischen Überlegenheit einer kapitalistischen Wirtschaft. Interessant wäre zu erfahren, ob Greenspan auch die moralische Überlegenheit des Kapitalismus herausstellt):

Die Lektüre ist überwiegend spannend und der Ausdruck “durch arbeiten” von daher eigentlich falsch. Sie ist auch keineswegs so trocken wie man das bei jemandem erwarten würde, dessen Spitzname einmal, wie er selbst berichtet, “undertaker” war, also Bestattungsunternehmer, weil er schon als ganz junger Mann immer in dunklen Anzügen auftrat, und der den Ruf hatte, immer dann nervös zu werden, wenn er sich zu klar ausdrückte. (...)
Auf den Geist geht mir allerdings Greenspans Triumphalismus, sein ständig wiederholtes Glaubensbekenntnis, dass kein Wirtschaftssystem bessere Resultate zustande bringt als eine möglichst freie, mit klaren Eigentumsrechten und einem belastbaren Rechtssystem kombinierte Marktwirtschaft. Er mag ja recht haben, aber er braucht das einem bitte nicht immer wieder neu aufs Brot zu schmieren. (...)
Ein vollkommen hoffnungsloser Fall ist Russland (Korruption, Dutch Disease, kein anständiges Rechtssystem, zu viele Rohstoffe). Glücklicherweise kommt Japan bei Greenspans Stammtischweisheiten nicht viel besser weg: “[Japan] legt Wert auf Konformität: Es ist eine sehr zivilisierte Gesellschaft, die eine starke Abneigung gegen kreative Zerstörung hat.” Man sieht, Schumpeter ist einer der Helden Greenspans; die anderen sind Adam Smith, John Locke und Ayn Rand (noch nie gehört?).