Freitag, Juni 22, 2007

Die Rechte des Menschen

Helga Meves benutzt für einen Artikel über den "Neoliberalismus" auf Telepolis auch ein längeres Zitat von Ayn Rand:

Neu ist im Neoliberalismus über die Schuldifferenzen
untereinander hinweg, dass sich der Mensch aus Gründen der Bewahrung seiner
Freiheit der marktbestimmten gesellschaftlichen Evolution anvertrauen muss. Die
nicht nur durch ihre radikalen und originellen Positionen schillernde und mit
ihren teils verfilmten Romanen in den Vereinigten Staaten sehr wirkungsmächtige
Ayn Rand (Kapitalismus und Freiheit [9]) spricht in ihrem Essay "Man's Right"
aus, was danach von den liberalen Bürger- und Menschenrechten [10] bleibt:

"Das ist die Konstellation bei einer der aktuell
entscheidendsten Fragen: politische Rechte stehen gegen ökonomische Rechte. Die
Frage ist Entweder-Oder. Das eine Recht zerstört das andere. Aber es gibt in
Wirklichkeit gar keine "ökonomischen" Rechte, "gemeinschaftlichen" Rechte und
"öffentlichkeitsrelevanten" Rechte. Der Ausdruck "individuelle" Rechte ist
überflüssig: es gibt keine andere Art von Rechten als individuelle und niemand
sonst kann diese Rechte besitzen. Diejenigen, die den Laissez-fair-Kapitalismus
verteidigen, sind die alleinigen Verteidiger der Menschenrechte."
Das Zitat von Rand stammt aus ihrem Buch The Virtue of Selfishness. Die Autorin versucht in ihren einleitenden Bemerkungen den Eindruck zu erwecken, als sei es Rand, und nicht ihre kollektivistischen Opponenten, die Rechte beschneiden will. Für Rand konnte es keine "ökonomischen Rechte" geben, weil diese darauf beruhen, andere in die Pflicht zu nehmen und somit die politischen Rechte konterkariert werden. Es kann kein Recht geben, andere zu versklaven: "Der Mensch, der produziert, während andere über sein Produkt verfügen können, ist ein Sklave", schreibt Rand in Man's Right. Das "Recht auf eine Wohnung" bedeutet für die Kollektivisten nicht, dass jeder Mensch das Recht hat, ein Haus zu bauen und sich ein solches zu kaufen -dieses Recht hat er in der Tat-, sondern eine andere Person, in der Regel vermittels "der Gesellschaft" oder "des Staates", die Pflicht hat, mich mit einer ansprechenden Behausung zu versorgen. Eine derartige Verpflichtung existiert nicht. Gegenüber seinen Nachbarn hat jeder Mensch nur eine negative Verpflichtung: sich der Verletzung ihrer Rechte zu enthalten. Oder wie es Paul Blair, der ehemalige Chefredakteur der objektivistischen Zeitschrift The Intellectual Activist einem kollektivistischen Kritiker entgegen schleuderte: "Sie behaupten, dass ich mich nicht um die Bedürftigen kümmere. Ob ich mich kümmere oder nicht, ist irrelevant. Ich habe das Recht, mich nicht zu kümmern. Sie haben nicht das Recht, mich zu zwingen, dass ich mich kümmere."