Sonntag, März 12, 2006

Die Logik des Appeasement

Von Kompromissen zwischen Gut und Böse profitiert immer nur das Böse. "Kompromisse" über moralische Prinzipien sind keine echten, legitimen Kompromisse. Ein Kompromiss ist dann möglich, wenn beide Seiten eine gemeinsame Grundlage haben, auf der sie einen Kompromiss schließen können. Wenn ein Kunde und ein Anbieter über den Preis einer Ware verhandeln, dann akzeptieren beide damit das grundlegende Prinzip, dass die Ware bezahlt werden muss. Hier ist ein Kompromiss möglich und legitim. Ein Kompromiss ist jedoch nicht möglich zwischen einem Eigentümer und einem Einbrecher. In einem solchen Fall ist nur ein Entweder-Oder möglich; jedes Zugeständnis bedeutet die vollständige Kapitulation der jeweiligen Seite. Denn wenn der Eigentümer dem Einbrecher einen Teil seines Eigentums zugesteht, so hebt er damit das Prinzip des Eigentums auf; er spricht dem Einbrecher also das Recht zu, sein Eigentum zu nehmen. Und wo will er dann noch eine Grenze ziehen, um sich vor immer neuen Forderungen des Einbrechers an sein Eigentum zu schützen? Es ist nicht mehr möglich.

Und ebenso steht es in der Frage von politischen Rechten; besonders aktuell mit dem Recht auf freie Meinungsäußerung. Gibt man sein Recht einmal auf, übt man einmal Selbstzensur aus, dann gibt es keine Möglichkeit mehr, eine Grenze zu ziehen. Wer in der Frage des Rechts auf freie Meinungsäußerung Zugeständnisse macht, der gibt es ganz preis--und führt damit seine langfristige Erosion herbei.

Derart ist die Logik eines jeden Appeasement. Und entsprechend sehen wir uns auch einer neuen Forderung gegebenüber, denn in Frankreich fordern einige Muslime nun, Voltaire zu zensieren. (Quelle: Post Gazette) Es handelt sich dabei ironischerweise um sein Drama über religiösen Fanatismus, in dem er Mohammed als Tyrannen darstellt.

Glücklicherweise wurde diesmal nicht beschwichtigt oder nachgegeben, denn es scheint inzwischen doch einigen Menschen zu dämmern, dass es hier um das philosophische Fundament des Westens und seiner Freiheit geht.




Quelle: Kapitalismus-Magazin