Sonntag, November 13, 2005

Nach Gummersbach

Im vergangenen Jahr fand zwischen dem 30.4 und 2.5 ein Seminar der Theodor-Heuss-Akademie zum Thema "Ayn Rand" statt. Ich war einer der Teilnehmer dieses Seminars und verfaßte kurz nach dem Ende des Seminars einen kurzen Text über die Eindrücke dieser Tage von Gummersbach:

Gerade bin ich vom Seminar der Friedrich-Naumann-Stiftung zu Ayn Rand zurückgekehrt und mir schwirrt noch der Kopf von den Eindrücken dieser zweieinhalb Tage. Zunächst einmal möchte ich auch an dieser Stelle noch einmal meinen Dank an die Verantwortlichen der Stiftung aussprechen, dass es überhaupt zu einer solchen Veranstaltung gekommen ist. Vermutlich die erste deutschsprachige Veranstaltung dieser Art. Dies war natürlich kein Seminar von Objektivisten für Objektivisten. Das Publikum war heterogen, irgendwie liberal sicherlich, aber das Wissen über den Objektivismus und die Sympathie gegenüber dem Objektivismus differierten doch erheblich unter den Teilnehmern. Zum Abschluß des Seminar brachte ein Teilnehmer noch einmal seine anti-objektivistische Weltsicht auf den Punkt. Irgendeinen Lerneffekt schien dieses Seminar bei ihm nicht hinterlassen zu haben. Mir wurde bei seinen Worten allerdings deutlich, dass ich nach seiner Philosophie nicht leben möchte. Dies wäre so, als wollte ich mir selbst den Boden unter den Füßen wegreißen. Was er dort äußerte, war ein Frontalangriff auf die Vernunft. Wie sagte doch Aristoteles so schön: "Die Vernunft geht immer den rechten Weg, Trieb und Phantasie bald den rechten, bald den falschen." Ich wollte diesen Teilnehmer fragen: "Was wissen Sie überhaupt. Wessen sind Sie sicher. Sind Sie überhaupt sicher, dass Sie leben?" Keine polemische Frage, denn Alan Greenspan war der Ansicht, dass man nicht wissen könne, ob man überhaupt lebe, als er zu dem Zirkel von Objektivisten um Rand stieß. Er ließ sich dann allerdings davon überzeugen, dass man dies durchaus wissen könne. Natürlich fehlte auch nicht der Hinweis, dass die Masse der Philosophen die objektivistische Sichtweise nicht teilen, was für Objektivisten allerdings unerheblich ist, denn philosophische Fragen werden nicht durch Mehrheitsentscheidungen gelöst. Die Pausengespräche drehten sich intensiv um die Frage, wie das Jahr 2005 -der 100. Geburtstag von Rand- zur Propagierung ihrer Ideen genutzt werden könnten. Die Verkaufszahlen ihrer Bücher im deutschsprachigen Raum sind bislang nicht berauschend und das nächste Jahr bietet mit dem runden Geburtstag von Rand ein ideales Vehikel, um Presse und Buchhandel zu mobiliseren. Nur dazu müßten die Romane im nächsten Jahr überhaupt verfügbar sein. Auch wurden bestimmte Projekte angekündigt, etwas die Herausgabe eines Sammelbandes zur objektivistischen Philosophie oder die Gründung eines Objectivist Center Europe. Aber die Konkretisierung dieser Projekte steht noch aus und somit kann auch noch kein abschließendes Urteil abgegeben werden. Ein Objectivist Center unter Einschluss von Anarcho-Kapitalisten wäre für mich ein Grund, eine solche Organisation zu meiden. Selbst das relative tolerante Objectivist Center (TOC) besteht auf der Unvereinbarkeit von Anarchismus und Objektivismus. Mein Lebensziel besteht auch nicht primär in der Gründung oder Beteiligung an irgendeiner objektivistischen Organisation. Ich möchte aus dem Objektivismus für mein persönliches Leben so viel wie möglich herausziehen und wenn ich Schüler oder Studenten sehe, die den Objektivismus bereits für sich entdeckt haben oder dabei sind, dies zu tun, tut es mir nur Leid, dass ich so spät Rand und den Objektivismus entdeckt habe. Aber besser spät als nie.